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Journalisten-Diskussion: Das Märchen von den Verlagen als Gralshüter des Journalismus

7
  • von Karsten Lohmeyer
  • in Polemisch
  • — 20 Feb, 2013
König Artus' Tafelrunde versammelt sich um den Heiligen Gral, 14. Jhdt. [Public domain], via Wikimedia Commons

König Artus‘ Tafelrunde versammelt sich um den Heiligen Gral, 14. Jhdt. [Public domain], via Wikimedia Commons

Jetzt ist sie wieder da, die Diskussion: Ist ein Journalist noch ein Journalist, wenn er damit beginnt, persönlich Anzeigen zu verkaufen und mit Sponsoren zu verhandeln? Auf Facebook und Google+ ist sie aufgebrandet, nachdem ich das Interview mit Florian Treiß veröffentlicht habe. Der Macher von mobilbranche.de sagt: Journalisten müssen unternehmerisch denken, mehr zum Verleger der eigenen Inhalte werden. Florian ist der festen Überzeugung, Werbung und Redaktion trennen zu können, obwohl er Anzeigenverkäufer und Chefredakteur in einer Person ist.

Viele Journalistenkollegen sehen das nicht so, zitieren unter anderem den Pressekodex, der Folgendes vorschreibt:

Ziffer 7  –  Trennung von Werbung und Redaktion
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.

Ich finde das sehr ehrbar und richtig.

Andererseits glaube ich auch, dass es für einen Unternehmer-Journalisten im Netz zumindest in der Gründungsphase oft gar nicht möglich ist, Anzeigen und Redaktion personell zu trennen. Dafür sind die Pennies zu lausig.

„Was sollen wir Lokalblogger denn zu Beginn machen, wenn wir (noch) keine Anzeigenverkäufer einstellen können?“, fragt etwa Julian Heck auf unserer Facebook-Seite.

Meine persönliche Meinung: Uns ausgebildete Journalisten unterscheidet von vielen „Wald-und-Wiesen-Bloggern“ und Google-Fängern unter anderem, dass wir den Pressekodex kennen und als Instanz anerkennen. Zumindest sollte das so sein – denn da wären wir wieder beim Stichwort Transparenz, Qualität und journalistische Werte.

Aber schauen wir uns doch mal an, wie es aktuell in der Verlagslandschaft aussieht. Dazu habe ich vor einiger Zeit bereits einen Beitrag geschrieben, der etwas untergegangen ist, sich aber mit dem Thema beschäftigt, ob denn die meisten Verlage heute überhaupt noch so unabhängig sind, wie es der Pressekodex fordert. Hier kommt er mit einigen aktuellen Anpassungen versehen neu:

Wie unabhängig sind die Verlage noch?

Wenn man die Diskussion um Journalismus im Netz verfolgt, dann wird man ganz schnell mit einem Totschlagargument konfrontiert: Nur die deutschen (Groß)Verleger garantieren die journalistische Unabhängigkeit. Das hört sich toll an. Es stimmt nur leider viel zu selten.

Die Wahrheit ist: Längst haben Anzeigenkunden und PR-Agenturen mehr Macht über die gedruckt und Online veröffentlichte Meinung in Deutschland, als manche Verleger und Journalisten zugeben möchten. Das weiß jeder Journalist und jeder, der ein Watchblog wie das Bildblog regelmäßig liest.

Gemeinsame Meetings von Redaktion, Anzeigenleitung und Anzeigenkunden sind in deutschen Redaktionen inzwischen an der Tagesordnung, mancher Chefredakteur ist mehr mit der Landschaftspflege bei den lieben Kunden beschäftigt, als mit der Tagesproduktion.

Journalisten schaffen redaktionelle Umfelder

Eine der wichtigsten Aufgaben von Journalisten ist es heute, eine „redaktionelles Umfeld“ für die hartumkämpften Anzeigen zu schaffen, die den Fortbestand des jeweiligen Mediums/Arbeitgebers garantieren.

Da ist jeder Journalist gefordert, sich wenigstens noch ein kleines bisschen Unabhängigkeit und journalistische Distanz zu bewahren. Großen Respekt für jeden, der dies durchhält!

Ich würde das nicht verallgemeinern. Denn tatsächlich gibt es noch genügend Redaktionen in Deutschland, die ich für weitgehend unkorrumpierbar halte. Die jüngst verschiedene FTD gehörte dazu. Auch wenn der investigative und kritische Anspruch in der Blogger- und Online-Journalisten-Szene weit verbreitet sein mag und es viele einige tolle Ansätze und Erfolgsbeispiele gibt, schätze ich es doch sehr, wenn Verlage ihren Journalisten den Rückhalt und die (rechtliche/finanzielle) Sicherheit geben, die man manchmal für eine unbequeme Story braucht. Ich habe das selbst erleben dürfen. Die Gründung von Investigativ-Ressorts für Print und Online ist grandios.

Sind selbständige (Netz-)Journalisten besonders korrumpierbar?

Aber zurück zum Totschlagargument: Bin ich als selbständiger Journalist ohne Verlag, der mein Gehalt bezahlt, im Netz nicht besonders korrumpierbar? Muss ich nicht kreative Wege finden, um Einnahmen zu generieren, die mich meine Miete bezahlen lassen?

Vielleicht.

Zumindest wenn ich in klassischen Verlagskategorien denke. Denn die Lousy Pennies, die ich mit Google Adsense und automatisch ausgegebenen Display-Anzeigen verdiene, reichen selten aus. Für einen Verlag.

Das zwingt viele Verlage mit unkorrumpierbar-journalistischem Anspruch dazu, ihre Onlineangebote querzusubventionieren und über Paywalls oder andere Erlösmodelle nachzudenken.

Wähle ich aber als Journalist für mein eigenes Angebot im Netz zum Beispiel Google Adsense oder einen beliebigen anderen Werbeanbieter, der seine Anzeigen automatisch gesteuert ausgibt, erhalte ich mir nicht nur meine journalistische Unabhängigkeit sondern auch meine ökonomische. Vorausgesetzt, ich schaffe es, dass ausreichend Leser meine Seite besuchen… Vielleicht kombiniere ich das noch mit einem Bezahlmodell wie Flattr oder Crowdfunding oder finde einen Sponsor, der sich nicht in die redaktionellen Inhalte einmischt.

Google korrumpiert nicht – ich korrumpiere mich selbst

Ich sehe Google als Datenkrake sehr kritisch und glaube schon lange nicht mehr an das zuckersüße Google-Leitbild „Dont be evil“. Aber weder die Suchmaschine Google noch der Anzeigenlieferant Google korrumpieren mich aktiv. Google ist es egal, was ich schreibe und welche Tendenz ich dabei zeige. Das gilt für die Suche, die bekanntlich bis zu 95 Prozent der Besucher (Traffic) bringt, wie für die Anzeigen, die passend zum Inhalt meiner Seite ausgegeben werden. Google wird zu meinem Verlag.

Wenn jemand nach den in meinem Artikel verwendeten Keywords sucht, wird Google meine Seite (hoffentlich auf der ersten Ergebnisseite) anzeigen. Ich korrumpiere mich damit quasi selbst, indem ich mich dafür entscheide, nur über etwas zu schreiben, was garantiert gesucht wird – und statt rein journalistisch nur noch suchmaschinenoptimiert schreibe. In der SEO-Szene kursieren da immer bestimmte „Buzz Words“, die gerade besonders beliebt sind. Am besten gefiel mir persönlich vor einiger Zeit das Wort „Nabelschnurblut“.

Ob ich nun über Nabelschnurblut schreibe oder ich mich aus wirtschaftlicher Not oder reinem Gewinnstreben heraus zusätzlich von einem Kunden/Sponsor für gefällige Beiträge bezahlen lasse, ist allein meine Gewissens-Entscheidung. Und mein Risiko. Denn auch das ist das Netz: Unglaublich transparent und effektiv im Aufdecken von kleinen und größeren Schummeleien. Das musste ein Herr zu Guttenberg schmerzhaft feststellen und jetzt auch Frau Schavan. Ein Journalist, der seine Leser bewusst und nachgewiesenermaßen versucht hat zu manipulieren, wird es daher in Zukunft schwer haben.

Unabhängigkeit ist schwer, wenn man seine Miete zahlen muss

Doch absolute Unabhängigkeit ist schwer. So wird man mit einer schnellen Recherche im Netz (und auf dieser Seite) feststellen, dass auch ich schon lange nicht mehr komplett unabhängig bin. Wie sollte ich das auch sein, als Teilhaber einer Agentur, die mit viel Herzblut sowohl Publikumszeitschriften als auch Unternehmensmedien produziert? Damit zahle ich meine Miete, das macht auch richtig Spaß. Alle Kunden stellen wir aber auf unserer Webseite transparent dar.

Vielleicht ist heute journalistische Unabhängigkeit nur noch zu erreichen, wenn wir eine Art neues Mäzenatentum oder zu einem stiftungsfinanzierten Journalismus finden – ich weiß es nicht…

Noch ein Frage zum Schluss:

Was glaubt Ihr, wie viele unserer freien (Print-)Kollegen sich mit dem Verfassen von Pressemitteilungen und ähnlichen PR-Aufträgen ein (anonymes) Zubrot verdienen müssen, weil sie von den Lousy Pennies, die heute von Verlagen für (print-)journalistische Beiträge gezahlt werden, nicht mehr leben können? Oder auch aus anderen Gründen?

 

Schlagworte: AnzeigenverkaufEthikPressekodexTrennung von Redaktion und Anzeigenwerbung

— Karsten Lohmeyer

Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren für deutsche Medien und habe die 32. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule besucht. Ich war Redakteur, Ressortleiter, Textchef und Mitglied von Chefredaktionen. Heute bin ich Chief Content Officer bei The Digitale, dem Content-Marketing-Dienstleister der Deutschen Telekom. Mehr über mich hier.

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Kommentare

  1. Franz sagt:
    20. Februar 2013 um 14:40 Uhr

    Der Pressekodex fordert absolut zu Recht „Tren­nung zwi­schen redak­tio­nellem Text und Ver­öf­fent­li­chungen zu werb­li­chen Zwe­cken“ – Ich sehe da keinen Widerspruch zum Unternehmer-Journalisten: Es geht ja nicht um die personelle Trennung, sondern um die inhaltliche Abgrenzung. Sollte der Kodex das implizit trotzdem meinen, sollte und könnte man ihn ohne Verluste dahingehend ändern.

    Ich würde sogar behaupten: Dem Unternehmer-Journalisten, der seine Aufgabe als Journalist ernst nimmt, fällt die Trennung leichter, wenn er Redakteur und Anzeigenverkäufer in einer Person ist. Er muss sich nämlich nicht mit dem Druck eines von Provisionen lebenden Anzeigenverkäufers zur Wehr setzen (Zitat Anzeigenverkäufer: „Denk‘ doch auch mal an meine Situation – ich habe auch drei Kinder zu Hause, die ich ernähren muss.“), sondern muss die Sache nur mit sich selbst und seinem eigenen Gewissen ausmachen.

    Inwieweit er das aus finanzieller Sicht realistischerweise umsetzen kann, steht auf einem anderen Blatt. Aber auch hier unterscheidet er sich in Nichts vom angestellten Redakteur, der latent um seinen Job fürchten muss, wenn er sich allzu widerborstig gibt und „so gar nicht unternehmerisch mitdenken will“. (Vorsicht, Ironie – aber so mancher Verlags-Geschäftsführer sage einem so etwas ganz ernst gemeint ins Gesicht …)

    Entscheidend ist für mich – und da trennt sich der Journalist vom Nicht-Journalist: Will ich die Trennung von Redaktion und Anzeigen und gehört das zu meinem beruflichen und ethischen Selbstverständnis?

    Die Kernfrage, die sich mir stellt ist deshalb: Wie kommunizierte ich als Unternehmer-Journalist nachvollziehbar und glaubwürdig an meine Leser, dass ich mich tatsächlich unabhängig verhalte? Auf diese Frage habe ich leider noch keine wirklich befriedigende Antwort gefunden.

    Antworten
  2. Ulf J. Froitzheim sagt:
    20. Februar 2013 um 19:03 Uhr

    Die Generalisierung „die Verlage“ oder „die Verleger“ hat ohnehin noch nie gestimmt. Und auch innerhalb von Verlagen kommt es meist auf die Persönlichkeiten an der Spitze an – seien es Verleger oder Chefredakteure oder beides in Personalunion.

    Mein Vorbild in dieser Hinsicht war immer mein erster Oberchef und späterer Auftraggeber Dieter Eckbauer (längst im Unruhestand, er ist 74). Er hat als Chefredakteur die Computerwoche in den Achtzigern mit kritischer Berichterstattung vor allem gegenüber dem damals mächtigsten Anzeigenkunden IBM zur Pflichtlektüre gemacht. Selbst IBM musste widerwillig inserieren, um die Zielgruppe zu erreichen. Das wirtschaftliche Rückgrat waren allerdings die Stellenanzeigen, und hinter unseren frechen journalistischen Seiten durften auch Experten aus der Industrie sich in „Gastbeiträgen“ auslassen (dreistes PR-Gesülze haben wir ihnen rausgestrichen). Diese Konstellation erleichterte es dem Verlagschef, einen Chefredakteur mit Rückgrat gewähren zu lassen. Auch die c’t im Heise-Verlag verdankt ihren Ruf der Unkorrumpierbarkeit der Redaktion, also Kollegen wie Persson, Kuri und Schnurer. Echte Nerds sind viel zu stolz auf ihre Kompetenz, um sich kaufen zu lassen. :-)

    Natürlich habe auch ich heute nicht mehr die Wahl, ausschließlich für Chefinnen und Chefs zu arbeiten, die fernab aller wirtschaftlichen Sachzwänge die reine Lehre des Journalismus vertreten. Es ist heute ein Erfolg, wenn man einen Arbeitgeber hat… oder eine Kundenliste, auf der niemand steht…, der nicht von einem erwartet, dass man sich verbiegt oder die Leser verscheißert. Aber deshalb muss man den allgemeinen Trend ja nicht gut finden.

    Die gute Nachricht ist, dass sich im Corporate Publishing die Erkenntnis durchsetzt, dass es dem Unternehmen nützt, wenn es nicht irgendwelche Mietmäuler schreiben lässt, sondern Journalisten, die dafür stehen, dass sie sich nicht für alles hergeben. Vieles, was da von Firmen und Verbänden herausgegeben wird, ist ehrlicher als so manches, was in gewissen Wirtschaftsblättern steht. Es sind gar nicht einmal immer die Inserenten, die gehätschelt werden. Unethischen Journalismus und Schönschreiberei verdanken wir mitunter auch einer zu großen Affinität von Redaktionshierarchen zu politischen Größen.

    Antworten
  3. Karsten Lohmeyer sagt:
    20. Februar 2013 um 19:33 Uhr

    …vielleicht gibt uns ja das Internet die Möglichkeit, wieder frei und meinungsstark zu schreiben… (wenn nur nicht die Lousy Pennies wären)

    Antworten
  4. Franz sagt:
    22. Februar 2013 um 08:15 Uhr

    Einen Aspekt haben wir in der Diskussion bislang übersehen: Bei investigativem Journalismus mit kritischer Berichterstattung, Aufdecken von Skandalen bei Unternehmen sind Einzelkämpfer im Internet deutlich im Nachteil gegenüber großen Verlagen. Der Grund: Sie sind sehr schnell und einfach mundtot zu machen, nämlich auf juristisch/finanzieller Ebene. Großkonzerne können sich langwierige, aufwändige Prozesse leisten und ein einzelner Unternehmer-Journalist hat dem nichts entgegenzusetzen, um seine Berichterstattung zu verteidigen – selbst wenn sie absolut korrekt ist und sich als vollkommen richtig herausstellt.

    Jetzt kann man sagen: Dafür sorgt schon die Internet-Community, dass es einem Unternehmen nicht gelingt, ein Thema auf diese Weise unter den Tisch zu kehren. Das mag stimmen – das Thema der Story lässt sich nicht unterdrücken und die Empörung über den Versuch, einen Journalisten mundtot zu machen wäre groß. Doch für den einzelnen Online-Journalisten bedeutet es trotzdem, dass er zwar dieses eine Thema aufgedeckt hat, danach aber finanziell fertig ist.

    Man könnte auch sagen: Dafür gibt’s Rechtsschutzversicherung, Vermögensschadensversicherung etc. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das natürlich, aber allein der Zeitaufwand, der mit solchen Prozessen zusammenhängt, bindet bei einem Einzelkämpfer so viel Arbeitszeit und Nerven, das sein Job danach wirklich schwierig wird. Und wenn er bei seiner Linie bleibt, dann hat er ja bald nicht nur ein solches Verfahren laufen, sondern immer mehr – weil angegriffene Unternehmen um diese Schwäche eines Einzelkämpfers wissen …

    Ein großer Verlag kann das dagegen mit seiner Rechtsabteilung locker aussitzen, die angestellten Journalisten in Ruhe weiterarbeiten.

    Fragt sich für mich also, ob beispielsweise Journalistenverbände hier Strukturen schaffen können, die freien Journalisten/Unternehmer-Journalisten ein ähnliches Auffangetz bieten könnten …

    Antworten
    • Ulf J. Froitzheim sagt:
      22. Februar 2013 um 17:47 Uhr

      Lieber Franz,
      das ist eine gute Frage. Es gibt zwar in den DJV-Landesverbänden Rechtsschutzordnungen, aber speziell die kleineren Verbände stoßen bei größeren Fällen leicht an ihre Grenzen. Die großen – wie Bayern – haben durchaus schon im einen oder anderen Fall helfen können. Aber bis in welche Instanz man unterstützt wird, ist immer Vorstandsentscheidung – man hat kein garantiertes Recht darauf.

      Der Ansatzpunkt ist vielleicht weniger, ein Auffangnetz zu spannen, sondern vielmehr den Sturz in juristische Gletscherspalten zu verhindern. Ich denke, dass die Verbände in die Rolle von Rechtsabteilungen der Freien hineinwachsen müssen, die vor der Veröffentlichung prüfen, wo die Anwälte der Angegriffenen den Hebel ansetzen könnten. Diese juristische Absicherung vor der Publikation ist in den großen Verlagen ja üblich, und das wäre eine Aufgabe, mit der auch die DJV-Landesverbände wieder mal punkten könnten bei den Freien.

      Man könnte es ja so regeln, dass Rechtsschutz für investigative Stories nur dann uneingeschränkt gewährt wird, wenn die Verbandsjuristen den Text vorher für wasserdicht erklärt haben. Gegebenenfalls müsste das Mitglied dafür eine kleine Bearbeitungspauschale bezahlen (die im zweistelligen Rahmen bleiben müsste).

      Antworten
      • Franz sagt:
        22. Februar 2013 um 18:00 Uhr

        Lieber Ulf,

        diesen Ansatz finde ich sehr spannend – aber wäre das von der Man/Woman-Power überhaupt leistbar? Dennletztlich würde das ja v.a. bei bedeutenderen Geschichten auch nur funktionieren, wenn sich die Bearbeitungszeit dafür sehr in Grenzen hielte = großes Ärger-Potenziell.

        Zweiter Aspekt dazu: Das würde vermutlich auch nur für größere/gravierendere Geschichten funktionieren. Wenn ich mir das Alltagsgeschäft eines selbständigen Online-Journalisten anschaue, sind die Fallstricke bis auf vielleicht ein paar gelegentliche, größere Stories, aber eher subtil. Konstruieren wir den nicht unwahrscheinlichen Fall, dass man sich mit einer kritischen, aber korrekten Berichterstattung bei einem Unternehmen nach und nach zu einem unbequemen Störenfried hocharbeitet. Dann könnte schon eine relativ kleine Nachlässigkeit in einer als unbedeutend eingeschätzten (und daher nicht vorab geprüften) Geschichte dazu führen, dass das Unternehmen die Gelegenheit beim Schopf packt, um den großen Klage-Hammer niedersausen zu lassen, um „endlich dieses latente Ärgernis“ loszuwerden.

        Keine einfach zu lösende Herausforderung und bitte verstehe meinen ersten Kommentar auch nicht so, dass ich das vom DJV erwarten würde. Ein Berufsverband ist nur die einzige Instanz, die mir in der Konstellation in den Sinn gekommen ist, die vielleicht überhaupt eine Lösung für das Dilemma sein könnte.

        Antworten
        • Ulf J. Froitzheim sagt:
          22. Februar 2013 um 18:26 Uhr

          Ich würde mir ja wünschen, dass sich die Online-Freien in einem Maß auf kritische Themen stürzen, dass es überhaupt zu einem Womanpowerproblem in den DJV-Justiziariaten kommen könnte. Bisher gab es nur wenige bedeutendere Fälle.
          Wenn sich jemand mit nicht gar so außergewöhnlich investigativen Stories bei Firmen oder Promis unbeliebt macht, reicht doch der normale Rechtsschutz völlig aus. Wichtig ist jetzt vor allem, dass sich die Mitglieder und die Funktionäre mal zusammensetzen und darüber reden, wie der Verband sich auf dem Gebiet der Rechtsberatung weiterentwickeln muss, damit sich Freie ermutigt fühlen, kritische Themen anzupacken (statt sich in die Rolle von Contenttextern drängen zu lassen).

          Antworten
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