Jessica Weiß: Deutschlands bekannteste Modebloggerin über ihren Plan zum Geldverdienen
14Schon mit 20 Jahren machte Jessica Weiß das Bloggen zum Beruf. Hier erklärt sie ihr Erfolgsmodell.
Wenn man sich heute darüber unterhält, wie man sein Blog zu Geld machen kann, fällt ganz oft der Name Jessica Weiß. Denn die heute 27-Jährige ist nicht nur mit dem Blog LesMads.de eine der Mitbegründerinnen des „Modeblogger-Booms“ in Deutschland, sondern schaffte es schon mit Anfang 20, dass der Burda-Verlag sie und ihr Blog übernahm.
Dennoch hat sie ihr Baby bei Burda verlassen und nach einem Ausflug als Online-Chefredakteurin bei „Interview“ im vergangenen Jahr erneut ihr eigenes Ding gestartet: Journelles.de läuft bereits ganz toll. Für mich ist sie also das geborene „Role Model“ für ein erfolgreiches, journalistisches Start-up im Netz. Und deshalb natürlich die ideale Interview-Partnerin für LousyPennies.
„Ich habe jede freie Minute genutzt, um einen Businessplan zu schreiben“
Jessica, wie bist Du zur Modebloggerin geworden?
Vor mehr als sechs Jahren gab es im Prinzip in Deutschland keine Modeblogs, vielleicht ein bisschen was auf MySpace. Und da haben meine Freundin Julia und ich überlegt, dass man da doch was machen muss – quasi aus Langeweile, weil wir neben unserem Job und Studium noch was anderes machen wollten. Dann haben wir einen Account bei Blogspot eingerichtet und begonnen sehr modeorientiert zu schreiben.
…und dann kam auch schon der Burda Verlag.
Ja, schon nach nur drei Monaten kam plötzlich der Burda Verlag auf uns zu und fragte, ob wir das nicht bei ihnen machen wollten. Die haben uns die technische Plattform hingestellt und ansonsten einfach machen lassen.
Hört sich an, wie der Traum, plötzlich entdeckt zu werden.
Ich war 20 und es war eine Wahnsinnsehre, von Burda angesprochen zu werden. Uns hat zwar noch die Webadresse gehört, aber ich war festangestellt und mein Studium konnte ich auch noch zu Ende bringen.
Trotzdem bist du vor rund zwei Jahren ausgestiegen. Warum?
Es war vier Jahre richtig toll. Wir hatten alle Freiheiten und mussten auch nicht im spießigen München sitzen. Wir hatten unglaublich viel erreicht, den Lead Award bekommen – und hatten Lust, das noch größer zu machen. Aber von Burda war keine Bereitschaft da. Die fanden, dass das doch gut genug läuft. Dann kam das Angebot von „Interview“ und ich wusste, dass es der richtige Zeitpunkt für etwas Neues ist.
Hat Dich Burda eigentlich zu billig eingekauft?
Im Nachhinein sagen viele, ich hätte mich unter Wert verkauft. Im Nachhinein sagen viele, ich hätte mich unter Wert verkauft. Aber beide Seiten konnten ja nicht absehen, wie erfolgreich die Webseite werden würde. Das ist auch sehr personenabhängig, wie ich jetzt bei Journelles sehe. Weil die Leute mich kennen und wertschätzen, kommen sie jetzt auch bei meinem neuen Angebot vorbei.Ich bin ja überhaupt nicht die Zielgruppe, aber wenn ich mit Freundinnen spreche, die LesMads schon länger verfolgen, heißt es meistens „Das ist auch nicht mehr was es war, seitdem Jessica weg ist“.
Das höre ich ganz oft, und das ist ein großes Kompliment: Wenn man jahreslang alles selber gemacht und sehr viel von seiner Persönlichkeit reingesteckt hat, dann merken die Leser einfach, wenn sich die Dinge verändern.
Nun war LesMads ja ganz der Anfang. Heute gibt es eine richtige Modeblogger-Szene und professionelle Vermarktungsnetzwerke. Wie siehst Du das?
Der Markt ist extrem explodiert, denn ein Blog eröffnen kann jeder.Der Markt ist extrem explodiert, denn ein Blog eröffnen kann jeder, so dass „Modeblogger“ heute schon fast zu einem Schimpfwort geworden ist. Ein Großteil der Leute ist aber schon wieder auf der Strecke geblieben. Das Niveau bei den Inhalten zu halten ist unglaublich schwierig. Wenn es dann ums Geld verdienen, also die Vermarktung des Blogs geht, trennt sich ganz schnell die Spreu vom Weizen.Was hast Du bei Journelles.de anders gemacht, als die „Hobbyblogger“?
Ich habe schon während ich für Interview gearbeitet habe jede freie Minute genutzt, um ein Fachkonzept und einen Businessplan zu schreiben. Das Fachkonzept brauchte ich, um meinem Programmierer und Webdesigner zu erklären, was ich mir vorstelle, den Businessplan für den Gründungszuschuss der Bundesanstalt für Arbeit. Da sitzen schließlich ein paar Beamte, denen man erklären muss, wie man mit einer Internetseite Geld verdient – und auch, warum man keinen anderen Job annehmen kann.
Was stand in Deinem Businessplan?
Zuallererst meine persönliche Philosophie und warum ich das Standing habe, um ein solches Projekt erfolgreich hochzuziehen. Ich habe auch eine Traffic-Analyse gemacht und anhand von Vergleichszahlen aus LesMads-Zeiten die möglichen Besucherzahlen und anhand von Tausenderkontaktpreisen die Werbeeinnahmen berechnet.
Außerdem habe ich gezeigt, dass sich die Ausgaben bis auf Kosten für eine Kamera und den Computer in Grenzen halten. Das hat die Arbeitsagentur dann überzeugt, ich habe den Zuschuss bekommen.
Wäre es angesichts Deiner Bekanntheit und Deiner Erfolge nicht einfacher für Dich gewesen, Dich an einen Verlag zu wenden?
Nein, denn in meiner Zeit bei Burda habe ich gelernt, dass man in einem großen Verlag so viele Stufen gehen muss, bis etwas abgesegnet wird, dass viele gute Ideen dadurch verloren gehen. LesMads und Journelles wurden mit Herzblut gegründet, wenn zu viel Verlags-Business dahintersteht, wird es unauthentisch.
Ich möchte ich selbst bleiben und auch mal was absagen können.Ich möchte ich selbst bleiben, ständig Neues ausprobieren – und auch mal was absagen können, wo vielleicht ein großer Verlag sagt, dass man das für einen Anzeigenkunden machen müsse. So bin ich mein eigener Chef und kann selbst entscheiden, was ich tue.War es nicht schwer, Dein Baby bei Burda zurückzulassen?
Nein, ich bereue nichts. Wenn ich mich einmal für etwas entscheide, muss es auch durchgezogen werden. Ich hänge ohnehin nicht an materiellen Dingen. Außerdem konnte ich ja ein ähnliches Modell auf die Beine stellen.
Wie sieht Dein Arbeitsalltag heute aus?
Wenn ich Zeit habe, dann sitze ich in meiner Wohnung am Prenzlauer Berg in Berlin ab halb neun im Schlafanzug vor dem Rechner. Ansonsten bin ich sehr viel unterwegs, mache viele Fotoshootings und Interviews, drehe viel für meine TV-Sendung „It’s Fashion“ auf EinsPlus.
Was machst Du, wenn Du am Rechner sitzt?
Ich mache Journelles.de komplett alleine, habe aber noch vier „Contributors“, die einmal pro Woche einen redaktionellen Beitrag schreiben. Das bringt Abwechslung ins Blog, aber nicht weniger Arbeit, da ich die Texte und Themen auch redigieren muss. Der echte Arbeitsaufwand liegt aber auf der technischen Seite. Die ganze Vermarktung, Gewinnspiele, Advertorials organisieren und bis zu 150 E-Mails am Tag abarbeiten – das alles kostet Zeit und Kraft.
Wie wäre es mit einer Praktikantin?
Ich bekomme jeden Tag Anfragen. Aber das würde nur gehen, wenn ich ein eignes Büro hätte. Im Moment arbeite ich noch von zuhause aus. Nach einem Jahr verdiene ich mit Journelles so gut, dass ich es vermutlich sogar machen könnte. Aber Praktikanten bedeuten auch immer Verantwortung.
Danke für das Stichwort „verdienen“. Was machen denn die Umsätze?
Ich habe sehr gute Zahlen, die natürlich schwanken. Allein über die Bannerwerbung über Glam Media kommen im Monat zwischen 900 und 2.000 Euro rein.
Und über welche Wege kommt sonst noch Geld in Deine Kasse?
Ich vermarkte Bannerplätze im Content-Bereich selbst und gehe Partnerschaften ein, wie zum Beispiel mit dem Onlineshop MyTheresa, für den ich meine Lieblingsteile aussuche. Die größten Chancen sehe ich im Affiliate-Bereich, denn das sehe ich als echten Leserservice: Was ich trage, können meine Leser dann sofort kaufen – und ich erhalte ein Provision. Es ist aber ganz wichtig wie man das macht und wie man es kommuniziert.
Ich teste ganz viele Affiliate-Programme und habe mit Zanox und Rewardstyle gute Erfahrungen gemacht. Darüber kommen jeden Monat auch nochmal mindestens 500 Euro.
Wie klappt die Eigen-Vermarktung von Anzeigenplatz?
Sehr gut. Bis jetzt musste ich noch nie eine eigene Akquise machen, alle Anzeigenkunden sind auf mich zugekommen. Das liegt mit Sicherheit daran, dass ich ein sehr gutes Standing bei den Firmen habe und auch nur hochwertige Kunden nehme.
Welche Kunden sind das?
Ich gehe da ganz nach meinem Bauchgefühl. Das Wichtigste ist, dass die Marke zu mir und Journelles.de passt.
Und was ist wichtig, wenn es dann ums Geld geht?
Man darf sich auf keinen Fall unter Wert verkaufen.Man darf sich auf keinen Fall unter Wert verkaufen und sich bewusst sein, welchen Mehrwert man einer Marke bieten kann! Dazu gehört auch, dass man sich ordentlich präsentiert. Ich habe zum Beispiel Geld in die Hand genommen und mir ein richtig schönes Media Kit gemacht.Die Werbeinnahmen sind ja sehr von der Zahl der Besucher Deiner Seite abhängig, dem so genannten Traffic. Wie sieht es denn da aus?
Ich habe rund 10.000 Leser am Tag, also 300.000 im Monat. Damit bin ich sehr zufrieden. Bei LesMads waren es rund 25.000 am Tag, aber schon an den ersten beiden Tagen waren rund 12.000 Besucher bei Journelles.de. Da ist noch Luft nach oben!
Kommen die Besucher auch so zahlreich, weil Du ja auf anderen Kanälen wie Deiner TV-Show „It’s Fashion“ präsent bist?
Mir fehlt der Google-Traffic, den ich bei LesMads über Jahre aufgebaut habe.Nein, bei den Öffentlich-Rechtlichen darf ich ja nicht für meine Webseite werben, auch wenn ich die Sendungsinhalte natürlich auf meiner Seite spiegele. Also müssen die Zuschauer schon nach mir googeln – und dann landen sie häufig noch bei LesMads. Mir fehlt also der ganze Google-Traffic, den ich bei LesMads über Jahre aufgebaut habe.Woher kommen die Besucher hauptsächlich?
Der Hauptlieferant ist Facebook, das ist wahnsinnig wichtig. An Platz 2 steht dann Google und an dritter Stelle die Nutzer, die die Webseite direkt ansurfen.
Was ist Dein Fazit nach einem Jahr mit Journelles.de?
Ich hatte große Angst vor der Selbstständigkeit und habe auch deshalb so hart an meinem Businessplan gearbeitet. Aber ich wollte mein eigener Chef sein und bin heute froh, den Schritt gemacht zu haben. Die Leute haben mich nicht vergessen und auch die finanzielle Unsicherheit ist vorbei. Es war definitiv die richtige Entscheidung.
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An Jessica Weiß kann man sich wirklich ein Beispiel nehmen. Tolles Vorbild und schön, dass sie den Weg gegangen ist, den sie wollte.
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sehr interessante blog.
Klasse Interview! :)
Spießiges München!
Deinen Blog lese ich bestimmt nie wieder!
[…] gibt neben klassischen Bannern und Affiliate-Netzwerken (An dieser Stelle möchte ich euch dieses Interview mit Jessica Weiss von Journelles empfehlen) noch einige weitere Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Sogenannte […]
Guter Artikel aber was hat das mit Journalismus zu tun, das ist doch klassische PR und das Hauptstandbein ist das Fernsehen – oder habe ich was übersehen?
Wie definierst Du Journalismus genau?
Sehr interessantes Interview. Vielen Dank für die, zum Teil, persönlichen Einblicke. Es ist erstaunlich wie unterschiedlich die Business aufgebaut sind und trotzdem alle Versuchen Geld im Internet zu verdienen. Aber auch der persönliche Aspekt und das hinter dem Business immer ein Mensch mit Ängsten, Gefühlen und Gedanken steht ist m.M. sehr wichtig zu erfahren.
Viele Grüße
Stefan
[…] bei Lousy Pennis gibt Jessica Weiß von Journelles auch ein Interview zu Les Mads und Journelles und ihrem […]
Besten Dank für die Vorstellung von Jessica – unterhaltsames Interview! Grüße, Nic
Ich verfolge Jessi und ihr Bloggerdasein schon sehr lange und es ist echt der Hammer, was sie alles geschafft hat. Respekt vor so viel Power und so viel Mut. Seit sie nicht mehr bei lesmads war habe ich den Blog nicht mehr gelesen und war super froh, als sie ihren neuen Blog begann. Ich bin auf jeden Fall ein großer Fan :) Liebe Grüße Neele von http://justafewthings.de/