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„Richtiger“ Journalismus verdient Preise – aber kein Geld

8
  • von Stephan Goldmann
  • in Polemisch
  • — 8 Jan, 2013
Aleksey Danilovich Kivshenko [Public domain], <a href="http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ASperansky_orden.jpg">via Wikimedia Commons</a>

Aleksey Danilovich Kivshenko [Public domain], via Wikimedia Commons

Ein Plädoyer für das Ende des romantisch verklärten Journalismus. Das verstaubte Ideal hindert Euch lediglich am Erfolg im Web.

In den Kommentaren zu „Jetzt mal Tacheles“ steht über die Seite Tippscout.de zu lesen: „Wenn selbst solch eine Seite […] es schafft, sollten es richtige journalistische Angebote auch schaffen können.“

„Richtige“ journalistische Angebote???

Was bitteschön ist denn „richtiger“ Journalismus?

Unabhängig davon, dass Tippscout-Macher Martin Goldmann mein Bruder ist und ich ihn für einen sehr guten Journalisten halte, der seit Jahren im Geschäft ist:

Es gibt keinen „richtigen“ und „falschen“ journalistischen Angebote. Es gibt nur unterschiedliche Ausprägungen von Journalismus – und muss sich auch den Bedingungen des jeweiligen Mediums anpassen, wenn er (wirtschaftlich) erfolgreich sein möchte.

Ich bin nun seit 15 Jahren bei Computermagazinen tätig gewesen, zuletzt im Hause CHIP. Und obwohl sich die gesamte Welt der Medien in dieser Zeit dramatisch gewandelt hat, scheint das an einigen Kollegen spurlos vorübergegangen zu sein.

Zwar haben diese Romantiker längst das Internet als neues Medium akzeptiert. Doch ihre Sichtweise auf den Journalismus als solchen ist immer noch gleich geblieben. Sie scheinen einem diffusem Ideal der Printwelt nachzuhängen, das sie damals wie heute arrogant auf bestimmte Beitragsarten herabblicken lässt (in diesem Fall auf den Tipp, ein Ei perfekt zu kochen).

Sie träumen den romantischen Traum vom „richtigen“ Journalismus ohne ihn dabei je klar zu definieren.

Worum dreht sich dieser Traum? Um eine geniale Schreibe? Um eine ausgewählte Stilform? Muss es gesellschaftspolitisch sein? Investigativ? Enthüllend? Sollen es Features, Reportagen oder Essays sein, möglichst geadelt durch den Ritterschlag eines namhaften Blattes wie dem Spiegel oder der SZ?

Bitte, sagt mir doch: Was definiert den „richtigen“ Journalismus? (Oder den Qualitätsjournalismus, wie er derzeit auch gerne von Verlegern propagiert wird.)

Richtig ist, was gelesen wird.

Realität ist: Essays, Features und Reportagen verdienen nichts.

Nada. Niente, Nothing.

Das ist nicht einmal neu! Es ist ja nicht so, dass erst das Internet diese Stilformen zurück drängte.

Die meisten Verlage haben sich schon seit Jahrzehnten auf ein Portfolio an Veröffentlichungen verlassen, das zum großen Teil auf Service-Journalismus fußt. Der Großteil der Kollegen schreibt für Computer-, Auto- und Mode-Zeitschriften, testet Produkte, zitiert Klatsch und Tratsch, zeigt, wie man Möbel und Blumen arrangiert, oder erzählt, wie man Kinder erzieht.

Das Imperium von Hubert Burda, einem der Gralshüter des deutschen Journalismus, basiert historisch gesehen zum großen Teil auf Klatschzeitschriften und Strickmuster-Vorlagen. Und daran ist nichts „unrichtig“.

Es ist normal.

Es ist unser aller tägliche Realität.

Wie sieht es im Web aus? Die zwei erfolgreichsten Medien-Angebote im deutschsprachigen Internet, die von Verlagen besetzt sind, heißen Computerbild und CHIP online (Siehe Agof Reichweiten Ranking 2012 – 10). Purer Service-Journalismus. Sie liegen noch vor klassischen Nachrichtenportalen wie Bild, Spiegel und Focus.

Dass Gute-Frage.net sogar Platz drei einnimmt, sollte ein Fingerzeig sein – hier ist Journalismus in klassischer Form schon gänzlich überflüssig. Man kann es verdammen, verteufeln oder davor die Augen verschließen … es ändert sich dadurch nicht.

Kollege Stefan Reinke sprach mir kürzlich aus dem Herzen, als er sagte:

„Verlagsmanager und Journalisten, die es wagen, mal fünf Jahre in die Zukunft zu denken, werden sehr schnell auf den Trichter kommen, dass es Journalisten in unserem klassischen Sinne eigentlich gar nicht mehr braucht.“

Dito!

Seid relevant, nicht verbohrt

Reichweite, eine Grundlage der Monetarisierung, generiert man nicht über Stilformen oder dem verzweifelten Festhalten an alten Idealen. Reichweite generiert man über Relevanz für den Leser. Tipps, Tests und News – das ist der Löwenanteil des heutigen Journalismus.

In den meisten Fällen erzielt man damit über Jahre gesehen auch eine wesentlich höhere Reichweite als beispielsweise mit einer langen Geschichte über das Elend in den indischen Slums. Das kann man jetzt entsetzlich finden. Es ändert aber nichts daran, dass täglich morgens um halb neun dem Deutschen Michel das perfekte Frühstücksei gerade wichtiger ist, als eine mitreißend verfasste Reportage.

Fazit: Definiert Euch nicht über alte Ideale

Wenn Ihr einen Preis und Reputation in Branchenkreisen gewinnen wollt, dann schreibt eine Hammer-Reportage, so wie Ihr sie vor 30 Jahren für Print geschrieben hättet.

Das ist moralisch wichtig und aller Ehren wert.

Wenn Ihr aber Geld im Internet verdienen wollt, dann stellt Eure Idee vom Journalismus auf den Prüfstand. Ist sie noch zeitgemäß?

Lasst Euch nicht von verstaubten Idealen aufhalten ein relevantes, geldbringendes Angebot an den Start zu bringen. Lernt von den Erfolgen anderer, und verachtet sie nicht.

Der „richtige“ Journalismus ist der, der Geld verdient. Durch ihn könnt Ihr Euch den moralischen Journalismus vielleicht bald wieder leisten.

— Stephan Goldmann

Stephan Goldmann war Ressortleiter beim CHIP Magazin, Redaktionsleiter des Webmagazins ZEHN.DE, Chefredakteur der “CHIP Specials”. Schon seit 2003 gibt er das Sportmagazin Triathlon-Tipps.de und seit 2011 das Reisemagazin MyHighlands.de heraus. 2012 hat er den großen Schritt gewagt und ist selbstständig geworden. Er will sich nun ganz auf seine beiden Webpräsenzen konzentrieren, sie ausbauen, zum Erfolg führen.

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Kommentare

  1. Volker Stollorz sagt:
    8. Januar 2013 um 16:51 Uhr

    Es ist in der Tat nicht einfach zu definieren, was Journalismus ist. Aber nicht alles, was Service bietet für Leser, die dafür bezahlen, ist Journalismus, siehe Unterhaltung, Werbung, infotainment usw.
    Hier meine Definition, die nicht ich erfunden habe. Journalism is truth seeking Storytelling (unlike fiction) primarly serving citizens ( no issue, no public) without a legal foundation (like Science or Law). Wenn die Menschen diesen Journalismus nicht mehr haben wollen, verschwindet er einfach. Und mit ihm eine öffentiche Instanz, sich in der Welt zu orientieren.
    . Es lohnt Walter Lippmann zu lesen, Public opinion etwa. Ist von 1921 und sagt mehr über das Problem als vieles, was heute zu lesen ist.

    Antworten
  2. Hannes Rügheimer sagt:
    8. Januar 2013 um 17:22 Uhr

    Hallo Ihr Beiden – volle Zustimmung zu Stephan! Als jemand, der seit vielen Jahren ganz gut davon lebt, kann ich bestätigen: Journalistische Arbeit zum Gelderwerb basiert in der Regel auf Mischkalkulationen. Es gibt Jobs, die Spaß machen, solche, die inhaltlich wichtig sind, und solche, die vor allem Geld bringen. Im Idealfall kommen mehrere dieser Faktoren zusammen. Blöd wird’s nur, wenn gar keiner davon erfüllt ist. Und kritisch, wenn der Faktor Honorar vor lauter Spaß und Mission hintenüber kippt.

    Antworten
  3. Bianca Marklstorfer sagt:
    8. Januar 2013 um 18:39 Uhr

    Lasst doch mal diesen furchtbaren moralischen Zeigefinger weg. Gerade eben weil wir richtigen Journalismus machen, liefern wir Service für unsere Leser, es ist unsere Aufgabe, Informationen transparent und lesbar zu machen. Und ja, auch wir wollen bezahlt werden, und gerade deshalb gibt es die „bezahlten“ Plätze, denn ohne Anzeigen keine Redaktion, das ist die harte Realität.
    Kritisch wird es nur, wenn der investigative Journalismus mal nicht mehr möglich wird, weil nur noch alles bezahlt wird.
    Doch ganz ehrlich, ich liebe meinen Beruf deshalb, weil er so nah an den Menschen dran ist – trotzdem denke ich nicht, dass nur was die Masse will, auch geschrieben werden sollte. Einen gewissen Informationsauftrag haben wir ja schließlich auch noch zu erfüllen.
    Für die Zukunft wünsche ich mir allerdings (als Redakteurin bei einem regionalen Verlagshaus) weniger Angst vor cross-medialem Arbeiten und Verleger, die offener für Web-Inhalte werden.

    Antworten
  4. Doreen Brumme sagt:
    8. Januar 2013 um 22:18 Uhr

    Ich verstehe mich als Journalist. Ich bin Dienstleister, Vermittler, Unterhaltet und Erzähler. Wortbildmaler und Erklärer. Apropos Erklären. Das ist eine klassische DL. Die der Leser gerne nutzt, wenn sie gut erzählt wird. Ich bin Übersetzer und noch viel mehr. Weil es mir Spass macht. Und weil ich mit Worten kann. Denn ich liebe Buchstaben und respektiere Sie. Ich bin Schreiber und das ist mein Handwerk.

    Antworten
  5. Michael J. M. Lang sagt:
    9. Januar 2013 um 00:47 Uhr

    Vorab: Ich arbeite seit rund 30 Jahren als Journalist, davon ca. 20 in Service-Printmedien (nach Goldmanns Definition) wie z.B. Computerzeitschriften und ca. 10 in Online-Medien. Dabei habe ich sowohl mit Service-Journalismus als auch mit „richtigem“ Journalismus Geld verdient. Auch das in beiden Welten.

    Zur Debatte: Die Bezeichnung „richtiger Journalismus“ ist im Rahmen dieser Debatte eine Sprachschlamperei, denn „richtig“ oder „falsch“ ist semantisch nur sinnvoll einzusetzen unter Nennung der Bezugsgröße. Diese könnte, z.B. Gewinnerzielung (ein durchaus legitimes Ziel), gesellschaftliche Relevanz oder auch die Kontrolle der staatlichen Gewalten sein. Immer dann, wenn eine solche konkrete Bezugsgröße mitgeliefert wird, verlieren die Adjektive „richtig“ oder „falsch“ ihren schalen Beigeschmack, weil sie als Funktionsaussagen erkennbar werden, die lediglich bewerten, ob der betrachtete Journalismus dem Ziel gerecht wird oder nicht. Eine solche Aussage ist dann nicht nur nachvollziehbar, sondern für eine weitere Diskussion auch nützlich.

    Die von Goldmann auf das Geldverdienen verkürzte Sicht des Journalismus ist allerdings ebenso wenig zielführend und zudem historisch falsch. Der Journalismus ist nicht mit dem Ziel des Geldverdienens entstanden, sondern mit dem Ziel, politische Veränderungen zu befördern. Unabhängig davon ist auch die rechtliche Sonderstellung des Journalismus im Nachkriegsdeutschland der Definition als informell die staatliche Macht kontrollierende Instanz zu verdanken.

    Umgekehrt ist nicht alles, was geschrieben oder mit Kameras gefilmt wird, Journalismus. Mehr noch: Je unschärfer und indifferenter der Begriff verwendet wird, umso sinnleerer und nutzloser wird er.

    Es gibt auch keine Gott-/Kaiser-/Kanzlerin gegebene Definition des Begriffs. Wie jeder Sprachbegriff wird der Inhalt von der Gesamtheit derer bestimmt, die diesen Begriff täglich zur Kommunikation gebrauchen und im Zuge des Gebrauchs mit Inhalt füllen bzw. je nach Entwicklung auch korrigieren, denn Begriffe machen nur dann Sinn, wenn sie der Informationsübermittlung auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses dienen. Schon das allein raubt übrigens jeder individuellen und theoretischen Deutung abseits dieses gemeinsamen Konsenses ihren Sinn.

    Und in Deutschland wird der Begriff Journalismus von dessen Nutzern, den Lesern oder Zuschauern einerseits und den Branchenangehörigen andererseits, noch immer mehrheitlich im Positiven als gesellschaftlich wichtige Berufsgruppe gesehen, die Missstände aufdeckt, Politiker und Wirtschaftsgrößen in ihre Schranken weist und damit die Demokratie festigt. Gleichrangig aber negativ gesehen wird Journalismus allerdings auch mit Sensationsmache, dem Zerstören von Menschen, Karrieren und Ehen sowie einer Manipulation der öffentlichen Meinung verbunden.
    Positiv wie negativ betrachtet steht für die Mehrheit also der Verdienst/Gewinn als Definition des Journalismus entweder überhaupt nicht (Konsumenten) oder eher nachrangig (Branche als Ganzes) zur Debatte. Selbst die Mehrheit der Journalisten (das zeigen eine Reihe von Branchenumfragen) betrachtet die ideelle Funktion zumindest als gleichrangig.

    Abschließend sei mir übrigens die ironische Frage erlaubt: Wenn ohnehin alles Journalismus ist und letztlich nur die Monetarisierung zählt – warum wollen sich dann so viele der Kritiker als Journalisten anerkannt sehen? Das ändert schließlich nichts am Verdienst. Könnte es sein, dass auch oder gerade sie ganz gerne vom Nimbus dieses angeblich „überholten“ Berufsbildes ein Stückchen abhaben würden?

    Antworten
  6. Karsten Lohmeyer sagt:
    9. Januar 2013 um 11:23 Uhr

    Hallo zusammen,

    ich freue mich gerade sehr über die angeregte Diskussion. Möchte aber nochmal kurz darauf hinweisen, was das eigentliche Anliegen des Beitrags von Stephan ist – nämlich das Ganze tatsächlich mal ideologiefrei zu sehen und eben auch als Beruf zum Geldverdienen. Tatsächlich wollen wir ja hier auf Lousypennies ausdrücklich der Frage nachgehen, wie wir als Journalisten (egal welcher Couleur), in Zukunft unseren Lebensunterhalt bestreiten können.

    Wir alle lieben den aufklärerischen, investigativen Journalismus, der seine Aufgabe als „4. Gewalt“ wirklich erfüllt. Und ich hoffe, dass uns diese Form noch lange erhalten bleibt und dass es auch neuen (Internet-)Angeboten gelingt, ihn weiter zu kultivieren. Wir wären wirklich ärmer dran, wenn es diesen Journalismus bald nicht mehr geben würde.

    Aber es gibt eben auch viele andere Formen, die man deshalb nicht verdammen sollte. Anlass war ja ein Kommentar auf dieser Seite über Tipscout.de, der meinte „richtiger Journalismus“ sei das nicht. Stephan fühlte sich und viele andere, hart arbeitende Service- und Nutzwert-Journalisten angegriffen und hat diese Polemik verfasst. Spitz, hart. Aber sicher was zum nachdenken und diskutieren.

    Hier noch einmal der Kern seiner Aussage:

    Es gibt keinen “richtigen” und “falschen” journalistischen Angebote. Es gibt nur unterschiedliche Ausprägungen von Journalismus.

    Ich bin ganz fest der Meinung, dass jeder, der seinen Lebensunterhalt mit journalistischem Handwerk verdient (und nicht nur Wikipedia abschreibt) und damit einen „Dienst am Leser“ verrichtet, sich natürlich auch als Journalist bezeichnen darf. Ich habe ebenso großen Respekt vor diesen Kollegen wie vor all jenen, die große investigative Arbeit verrichten oder großartige Essays und Leitartikel schreiben.

    In diesem Sinne: Herzlichen Dank schonmal für die vielen tollen Beiträge. Ich freue mich über jeden einzelnen.

    Und übrigens auch gerne mal über weitere Gastbeiträge, die ihre eigene Sicht der Dinge zeigen – und vor allem auch viel Praxis-Schwarzbrot und Beispiele, aus denen wir alle lernen können. Ich bin schon sehr gespannt darauf, was wir von Stephans Erfahrungen bei Triathlon-Tipps lernen können.

    Antworten
  7. Bin ich noch Journalist? ← Lousy Pennies sagt:
    12. Januar 2013 um 19:16 Uhr

    […] letzte mal, als ich die Kommentare zu Stephan Goldmanns LousyPenny-Beitrag über “richtigen Journalismus” verfolgt […]

    Antworten
  8. Wolfgang Bausch sagt:
    16. Januar 2013 um 00:55 Uhr

    Ein paar ungeordnete Gedanken zu dieser Diskussion…

    Es gibt keinen “richtigen” und “falschen” journalistischen Angebote. Es gibt nur unterschiedliche Ausprägungen von Journalismus,“ schrieb hier Karsten Lohmeyer – Also viele Journalismen…
    Aber wichtig ist doch in diesem Metier nicht „was“ ich mache, sondern „wie“ ich es mache. Da sind die Begriffe „richtig“ und „falsch“ dann schon wieder angebracht. Ich denke hier ganz altmodisch an die Vielzahl der Sport-, Reise- und Motor-„Journalisten“, denen jegliche Distanz zum Objekt ihrer Berichterstattung fehlt, die keinerlei journalistisches Ethos haben, bei der Frage was darf ich und was darf ich nicht annehmen an Vergünstigungen, Einladungen oder Überlassungen. Der Beruf des Journalisten war niemals frei von jenen Kollegen, die keine Grenzen kannten und kennen.

    Diese „Reporter ohne Grenzen“ gab es auch in der „guten alten Zeit“ – vor dem Internet… Aber – und diese Frage treibt mich um – ist das Internet nicht das Medium, in der die Grenze so fließend geworden ist, dass ich als Nutzer (und nicht mehr bin ich) kaum noch eine schnelle Entscheidung treffen kann, ob diese Seite nun „gut“ oder „schlecht“ ist (also im journalistischen Sinne unabhängig)?

    Und Michael J.M. Langs ironische Frage, warum sich so viele um die Anerkennung als „richtiger“ Journalist bemühen, ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr weise. Assoziation und Wirklichkeit sind wohl bei keinem anderen Beruf so weit auseinander wie bei diesem. Es gab schon immer die Kollegen, die mit ihrem „Bauchladen“ durch die Medien-Lande gezogen sind und ihren Themen-Mix an die Redaktionen gebracht haben, die gleichzeitig seriösen Journalismus betrieben haben und nebenbei für die freie Wirtschaft Werbung produziert haben – sei es der Lokalredakteur, der nebenbei Veranstaltungstipps für das städtische Theaterblatt geschrieben hat oder der Filmemacher, der sowohl Kunden beim öff.-rechtl. Rundfunk und in der Industrie hatte.

    Keiner hat sich dafür geschämt, so lange er mit seinem Namen dafür geradestand und beide Bereiche sauber trennte (auch wenn er letzteres – also die „nicht-journalistschen“ Aufträge eher verschämt zugab). Eigentlich geht es nur um die Frage (Achtung, Plagiat!): „Wer bin ich, und wenn ja: wie viele?“. Und: krieg ich die Trennung seriös hin.

    Ein letzter Gedanke…
    „Ich komme gerade von einem konspirativen Treffen mit Informanten zu meiner nächsten investigativen Story.“ Beginne ich so ein Gespräch auf irgendeiner Party, darf ich mir sicher sein: Ich gewinne als „Mittelpunkt-Schmarotzer“. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich Menschen zugehört, denen ein Problem auf der Seele liegt (oder unter den Nägeln brennt), was bis zur Veröffentlichung niemand was angeht.

    Dann sitze ich in der Ecke und höre den Kollegen zu (die vielleicht da sind), welche spannende Menschen sie getroffen haben, was für unglaubliche Stories sie erlebt haben und von welchen Skandalen sie erzählen KÖNNTEN. Und die rumoren dann und ich warte meist vergeblich darauf, dass sie es auch veröffentlichen. Meist vergeblich, weil irgendein Detail dann doch nicht so ist, oder „der Informant“ blöderweise „einen Rückzieher“ gemacht hat. Diese „wenn ich nur könnte“-Großkotze machen den Nimbus des Journalismus aus und verderben gleichzeitig das Ansehen des Berufsstandes.

    Antworten
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