Online gegen Print: Make love, not war!

By Department of Defense [Public domain], via Wikimedia Commons
By Department of Defense [Public domain], via Wikimedia Commons

Hat Online im Kampf gegen Print gesiegt? Ich hoffe nicht. Denn dann gäbe es nur Verlierer.

Es ist schon ein paar Tage her, da durfte ich auf der DJV-Tagung Besser Online einen sehr klugen und in weiten Teilen sehr inspirierenden Vortrag von Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner hören. Eine Aussage des Online-Urgesteins lässt mich seitdem nicht wieder los:
„Wir Online-Journalisten haben gewonnen. Und die Sieger müssen freundlich zu den Verlierern sein.“ (sinngemäß)
Puh. Wenn so Siege aussehen, möchte ich lieber keine Kriege führen. Denn – um im Bild zu bleiben – die künftige Situation des Journalismus stellt sich für mich eher dar, wie in einem Mad-Max-Film. Die Zivilisation ist zerstört. Ein paar kleine Gemeinschaften (nennen wir sie mal Medienhäuser) bilden noch kleine Inseln in einer riesigen Wüste, die von vielen Einzelkämpfern (nennen wir sie mal Blogger und freie Web-Journalisten) durchstreift wird – immer auf der Suche nach einem Happen zu Essen oder einem Kanister Benzin für die selbst zusammengeschraubten Fahrzeuge (nennen wir sie mal Blogs). [pullquote align=“right“]Wir bewegen uns also gerade auf eine postapokalyptische Welt zu, die der Einschlag der Atombombe „Internet“ geschaffen hat. Wir bewegen uns also gerade auf eine postapokalyptische Welt zu, die der Einschlag der Atombombe „Internet“ geschaffen hat. Noch sind die Druckwellen der gigantischen Explosion nicht überall in letzter Konsequenz zu spüren, noch klammern sich viele an die traditionelle Art und Weise, wie Medien bisher hergestellt wurden. Doch früher oder später werden neue Lesegewohnheiten auch die letzte Print-Bastion schleifen. Oder etwa nicht? Ein schreckliches Bild, das ja so oder ähnlich auch von vielen Kollegen gezeichnet wird. Ich aber weigere mich, es zu akzeptieren und vor allem, es als unvermeidlich zu akzeptieren. Denn ebenso fasziniert und begeistert wie ich die neue Online-Welt umarme, bin ich doch auch von ganzem Herzen Print-Journalist und glaube an eine – wie auch immer geartete – Zukunft von Print im Einklang mit Online. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch in den nächsten Jahren viele erfolgreiche Printmagazine erleben werden, auch wenn die eine oder andere Tageszeitung dabei draufgehen wird. Vielleicht auch deshalb, weil ich selbst als bekennender Technik-Nerd niemals freiwillig ein iPad-Magazin dem Print-Produkt vorziehen würde. Jochen Wegner hat aber bei der „Besser Online“ noch einen anderen, schlauen Satz gesagt, der mich mit seinem „Sieger-Satz“ wieder versöhnte:
„Mein Journalismus umarmt alle Mediengattungen.“
Hier liegt, meiner Meinung nach, der Schlüssel zum künftigen Erfolg des Journalismus. Es darf eben nicht (weiter) Krieg zwischen Online und Print geführt werden. Stattdessen sollten alle Mediengattungen Hand in Hand arbeiten.
Auch wenn die Zukunft eindeutig digital ist, ist sie noch lange nicht da.
Auch wenn die Zukunft eindeutig digital ist, ist sie noch lange nicht da. Noch brauchen viele Online-Redaktionen die Einnahmen aus dem Print-Geschäft, sind es die Print-Redaktionen, die freundlich zu ihren Online-Ablegern sind – das ist bei Zeit-Online nicht anders als bei vielen Regionalblättern. Gleichzeitig sollten Print-Redaktionen einsehen, dass sie mit ihren zunehmend wegbrechenden Print-Einnahmen die jungen Pflänzchen in den Online-Redaktionen stützen. Die haben nämlich bis heute noch viel zu selten einen Weg gefunden, Geld zu verdienen – ob Paywalls angesichts von Kostenlos-Angeboten wie der Huffington Post erfolgreich sein werden, darf bezweifelt werden. Ich sage also: Make love, not war! Und greife auch hier wieder eine Idee von Jochen Wegner (Oder war es Steve Jobs?) auf: Jetzt ist nicht die Zeit für hochtrabende Thesen rund um die Zukunft des Journalismus, die schon in drei Monaten nichts mehr wert sind. Jetzt ist die Zeit, herumzuspielen, auszuprobieren, ein paar Bälle in die Luft zu werfen – und um zu, sehen, was bei alledem herauskommt. Denn ich glaube nicht, dass Paywalls den Journalismus retten werden, sondern allein gute und innovative Ideen.   P.S. Gerade erst sind wieder zwei neue Print-Magazine vorgestellt worden, die sich um ein einziges Thema drehen – nämlich „Online“: Das neue Internet Magazin, entwickelt von Thomas Knüwer. Und das CHIP-Sonderheft Geld verdienen mit dem Internet, das (Achtung, Eigenwerbung!) LousyPennies-Co-Blogger Stephan Goldmann und ich produziert haben.

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