Wissenschaftsjournalistin Johanna Bayer hat mit ihrem Food-Watchblog „Quark und so“ neue Maßstäbe gesetzt. Mit spitzer Feder kämpft sie gegen Ernährungs-Irrtümer in den Medien
Johanna verbindet in ihrem Blog journalistisches Gespür und Fachwissen im Ernährungsbereich. Die exzellente Schreiberin bloggt unter „Quark und so“ über all das, was die Medien in Sachen Ernährung so anrichten.
Mich freut es besonders, dass Stephan Goldmann und ich mit unserem Bloggerseminar Pate stehen durften bei der Geburt dieses neuen Food-Watchblogs, dessen erster Beitrag bereits für Wirbel sorgte: Johanna deckte auf, dass ein angebliches Faktencheck-Video in der Sendung „Hart aber fair“ in Wirklichkeit ein PR-Video war. Das Ergebnis: Die Redaktion zog das Video zurück und entschuldigte sich.
Hier nun unser Interview mit Johanna.
„Bloggen und die sozialen Medien sind eine großartige Spielwiese„
Hallo Johanna, stell Dich doch bitte kurz mal vor.Johanna Bayer
Ich bin freie Wissenschaftsjournalistin für Fernsehen, Print und Online; außerdem Buchautorin und Öffentlichkeitsarbeiterin für Wissenschaftsinstitutionen. Schwerpunkte sind Medizin und Gesundheit, Hirnforschung, Muskeln und Bewegung und immer wieder Ernährung. Essen und Esskultur gehören auch privat zu meinen wichtigsten Hobbys. Ach was – sind das Wichtigste überhaupt.
Als wir Dich kennenlernten, warst Du eine Facebook-Verweigerin. Heute blogst Du und bist unsere „Social Media Queen“. Wie kam es dazu?
Nach jahrelanger Verweigerung beschlich mich auch die Furcht, etwas zu verpassen.
Es war irgendwie unumgänglich – alle haben dauernd vom Bloggen und von den sozialen Medien geredet. Nach jahrelanger Verweigerung empfand ich das als Druck, mich beschlich ehrlich gesagt auch die Furcht, etwas zu verpassen. Das war unter Journalisten zunehmend so, weil zum Beispiel Projektvorbereitungen oder Diskussionsforen plötzlich in geschlossene Facebook-Gruppen verlegt wurden, so dass ich meine Anti-Haltung nicht mehr bewahren konnte – ich musste da rein.
Das war im Mitte 2014. Ich habe dann beschlossen, dass ich in dem Zirkus, wenn ich ihn schon mitmache, wenigstens meine eigene Nummer gebe. Sehr ermutigt, um nicht zu sagen, gelöchert, hat mich eine Kollegin, die auch vom Fernsehen kommt und vor ein paar Jahren in Richtung Online-Medien gegangen ist. Sie fand, ich müsse unbedingt bloggen, das sei das Richtige für mich.
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Unsere Blog Babys gehen in Serie!
In lockerer Reihenfolge stellen wir hier unsere „Blog Babys“ vor. Blogger/innen und ihre Blogs, die wir in unseren Seminaren mit auf den Weg gebracht haben. Bereits erschienen: Carolyn Friesl mit Ciclista.net
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Mir war das gar nicht so klar, auch nicht, dass mir das Spaß machen würde. Als ich mich dann mit dem Blog-Konzept beschäftigt habe, war schnell klar, dass mir zu Essen, Ernährung und Esskultur einfach immer etwas einfällt und das leicht von der Hand geht, weil ich mich sowieso immer mit diesen Themen beschäftigte.
Es ist sehr wichtig, dass man einen großen Fundus hat, aus dem man schöpfen kann. Außerdem wurde mir klar, dass das Bloggen und die sozialen Medien eine großartige Spielwiese für mich als Texterin und Journalistin sind. In den Erklär-Formaten, für die ich in den letzten Jahren gearbeitet habe, haben bestimmte Dinge keinen Platz, die ich jetzt ausprobieren kann: Debattenbeiträge, Kommentare, Glossen, lustige kleine Geschichten; ganz andere Genres, nämlich meinungsbetonte und feuilletonistische Sachen. Das wollte ich einfach ausprobieren – neue Farben und Facetten.
Worüber bloggst Du?
Ernährungsthemen in den Medien unter www.quarkundso.de Ich habe mir speziell diesen Medien-Schwerpunkt gesucht, man könnte vielleicht sagen, dass „Quarkundso“ in Richtung Watch-Blog geht. Hintergrund ist, dass ich jahrelang Ernährungsthemen für Wissenschaftsmagazine gemacht habe und weiß, wie Redaktionen arbeiten und recherchieren, speziell im Fernsehen.
[pullquote align=“right“]Ernährung ist in vielen Redaktionen ein Lifestyle- oder Anfänger-Thema, das wird der Sache nicht immer gerecht. Mir geht es also um die Berichterstattung über Essen und Ernährung: Wie gut ist die, wie fundiert, was wird breitgetreten, was verschwiegen. Ernährung geht ja immer, das ist in jedem Heft und jeder Sendung mehrmals im Jahr ein Muss, daher gibt es auch viel Material für mich. Ernährung ist in vielen Redaktionen aber ein Lifestyle- oder Anfänger-Thema, das wird der Sache nicht immer gerecht.
Was dabei rauskommt, begleite und kommentiere ich – und natürlich wird da etwas von mir sichtbar. Essen ist ein extrem großes Thema in meinem Leben. Allerdings schreibe ich nicht über Ereignisse oder allgemein über Themen, sondern nehme immer Artikel oder Berichte zum Anlass, also Medienerzeugnisse. Ich habe keinen politischen Blog und auch keinen Fach-Blog über Ernährung.
Daher gibt es keinen Service, keine Tipps, keine Ernährungsberatung. Und was es bei mir auch nicht gibt, sind stylische Food-Fotos, Rezepte, Adressen oder Restaurantkritiken.
Was ist Dein „Mission Statement“?
Quark und so: Was die Medien anrichten – der Blog über Ernährungsthemen.
Was hat das Bloggen bisher mit Dir gemacht?
Der Blog hat sich schon vor dem Start selbst überholt, das war ein irrer Effekt.
Als ich den ersten Beitrag für den Blog konzipiert habe und noch ehe ich einen Artikel veröffentlicht hatte, haben sich im Sommer 2014 durch die Vorbereitung auf die ersten Themen neue Kooperationen und sogar Aufträge ergeben. Das kam allein dadurch, dass ich vor den ersten Beiträgen Leute angerufen und mit ihnen über meine Themen gesprochen habe. Der Blog hat sich dadurch schon vor dem Start selbst überholt, das war ein irrer Effekt.
Mein erster Beitrag, der dann Ende November 2014 erschien, hat überraschend stark eingeschlagen, ging über den Mediendienst Turi2 und hat unter anderem erwirkt, dass sich die Redaktion von Frank Plasbergs „Hart aber fair“ für die Verwendung von nicht-gekennzeichnetem PR-Material entschuldigt hat. Das verdanke ich natürlich den Leuten, die das in ihren Netzwerken verbreitet haben, dazu gehören neben Dir einige Fernseh-Kollegen. Das war ganz toll.
[pullquote align=“right“]Ingesamt bin ich mir viel klarer über meine Ziele geworden bin, und auch meiner selbst viel sicherer. Seitdem habe ich versucht, mindestens alle 14 Tage etwas Neues online zu stellen. Das ist nicht leicht – Bloggen macht viel Arbeit. Neulich hatte ich auch einen Stimmungseinbruch, weil ich dachte, dass mir nichts mehr einfällt und alles gesagt ist… Aber ingesamt bin ich mir viel klarer über meine Ziele geworden bin, und auch meiner selbst viel sicherer. Dazu kommen ein ganz neues Netzwerk und neue Austauschmöglichkeiten. Das bringt mir sehr viel.
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