Links der Woche: Crowdfunding, Flattr, Zukunft, Werbung und Spiegel

Webseite von de Correspondent

A Dutch crowdfunded news site has raised $1.3 million and hopes for a digital-native journalism

Viel wird ja hierzulande über die Möglichkeit von Crowdfunding gesprochen – in den Niederlanden hat ein neues, journalistisches Projekt mal eben rund 1 Million Euro eingenommen. Für eine Webseite, die noch gar nicht existiert.  15.000 Menschen hatten jeweils 60 Euro für ein Jahresabo der neuen News-Seite De Correspondent gespendet und so das gesteckte Ziel erreicht. bald schon soll die neue Seite starten, die darauf setzt, dass einzelne bekannte Journalisten als Guides durch die Welt der Nachrichten führen. Während ich diesen Text schreibe haben schon 18.000 Menschen gespendet und das Crowdfunding-Ziel zu 120 % erfüllt.  So etwas macht natürlich Mut. Und man muss sich die Frage stellen, ob so etwas auch in Deutschland möglich wäre.

 

Social Flattr: Weniger Einnahmen, mehr Wertschätzung

Über die Neuausrichtung des Micro-Spenden-Dienstes Flattr haben wir an dieser Stelle ja bereits geschrieben. Nun lässt sich z.B. mit Twitter-Favorisierungen Geld verteilen. Der Journalist und Blogger Tobias Gillen hat sich das neue System angesehen – und kommt zu einem aus LousyPennies-Sicht eigentlich ernüchterndem Ergebnis: Zwar ermöglicht die Ausweitung von Flattr auf die sozialen Medien eine deutlich größere Reichweite und Wertschätzung, aber eben auch weniger Einnahmen. Denn das Prinzip von Flattr sieht ja so aus, dass ein bestimmter, festgelegter Betrag pro Monat auf die Zahl der persönlichen Flattr-Klicks verteilt wird.  LousyPennies hat übrigens im März 5,40 Euro mit Flattr eingenommen.

(P.S. In der ersten Version meines Tipps stand, dass Flattr bereits mit Facebook funktioniert – tut es nicht. Und man kann, anders als zuvor geschrieben, auch feste Beträge angeben.)

 

Digital and the future of journalism

Beiträge über die digitale Zukunft des Journalismus gibt es ja zur Zeit viele. Diesen hier aus The Media Online habe ich gefunden, weil ich auf Twitter Kai Diekmann folge. Offensichtlich findet ihn Sillicon-Valley-Trüffelschwein Diekmann ebenso interessant wie ich. Auch wenn er eigentlich keine wirklich neuen Erkenntnisse liefert, fasst der Autor doch recht gut zusammen, vor welchen Herausforderungen wie (Print-)Journalisten aktuell stehen: „We need to step up innovation. We need bolder, brighter ideas. We need to redesign our newsrooms, making sure everyone is ready for the new journalism that our readers are eager to pay for.“

 

Wie aufdringlich darf oder muss Werbung sein?

Es blinkt und flackert im Netz, überall schreien bunte Anzeigen „Klick mich!“ Und tatsächlich ist es gerade diese Art der aufdringlichen Werbung, die die höchsten Klickraten erzielt. Doch ist das auch seriös? Was bewirkt das für die Glaubwürdigkeit eines Journalisten, wenn es auf seiner Webseite flackert und flickert? Da solche Fragen entscheidend für das Geldverdienen mit journalistischen Inhalten im Netz sind, freuen wir uns, das Blogger Peer Wandiger dieser Frage nachgeht. Ich finde diese Aussage besonders schön: „Man sollte sich aber sowohl als Unternehmer, wie auch als Website-Betreiber nie allein vom Geld leiten lassen. Stattdessen sollte man sich immer die Frage stellen, wie es kurz- und langfristig auf die Zielgruppe wirkt und dabei ehrlich zu sich selbst sein.“

 

Der Medienwandel als interne Revolution 

Beim Spiegel haben sie mal eben beide Chefredakteure gefeuert – offensichtlich weil sie sich nicht auf eine gemeinsame Online-Offline- Strategie einigen konnten. Perlentaucher-Mitgründer Thierry Chervel fasst sehr schön zusammen, was auch ich denke: „Das Problem des Spiegels ist keines der Chefredaktion. Es kann im Grunde nur dann in Angriff genommen werden, wenn die Printleute aus der Mitarbeiter-KG die Online-Leute (und auch TV) integrieren.“

 

Linktipps: Tweets zitieren, Flattr, Plöchinger, Crowdsourcing, Web-Texte

Das ultimative Handbuch für Nachrichtenportale: So verlinkt man aus sozialen Netzwerken richtig

 

In der Woche nach dem ebenso sensationellen wie peinlichen Einknicken der SPD beim Leistungsschutzrecht („Wir wollen es zwar nicht, aber wir sagen mal nichts dagegen, und wenn #ProblemPeer dann Kalif anstelle der Kalifin ist, ändern wir es ab.“), hat dieser Beitrag von Tobias Gillen für mich eine ganz besondere Aktualität. Denn er beschäftigt sich damit, wie man Beiträge aus sozialen Netzen richtig verlinkt. Anlass war dieser Tweet von Tobias:

Der wurde danach von vielen „offiziellen Vertretern“ der deutschen Verlage genutzt, kopiert und verwurstet – allerdings ohne korrekt auf den Urheber des Tweets hinzuweisen.

Ja, Tweets  sind frei verfügbar, Ja der Twitterer freut sich, wenn seine Worte weiter verbreitet werden. Aber sie sind auch sein geistiges Eigentum und unterliegen dem Urheberrecht –  wie uns übrigens Medienrechtsanwalt Prof. Dr. Gero Himmelsbach schon am Dienstag auf LousyPennies erklären wird.

Aber Recht hin oder her: Ich halte es nur für fair, wenn die (festangestellten) Kollegen in den Redaktionen kreative Twitterer wie Tobias richtig zitieren und zumindest korrekt auf den Urheber verweisen. Denn wenn es schon keine LousyPennies gibt, dann wenigstens die Ehre. Nach dem Beitrag von Tobias  können sie nun nicht mehr behaupten, nicht gewusst zu haben, was sie tun… (Ob die SPD es gewusst hat?)

Flattr

Flattr richtet sich neu aus

Ach ja, die vielen Ideen, wie man seine LousyPennies im Netz verdienen kann – Flattr ist eine davon. Viele haben den Mikrospendendienst schon für gescheitert erklärt, da er nur in Nischen genutzt wurde und kaum auf größeren Seiten. Doch die Schweden geben nicht auf und haben Flattr neu ausgerichtet. Sie haben den Dienst sozialer gemacht, wie dieser Beitrag von netzwertig.com erklärt. Ab sofort ist es möglich, Flattr-Konten mit sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram zu verbinden. Ich habe das gleich mal ausprobiert – und das bedeutet, dass ich ab sofort Microspenden verteile, wenn ich einen Tweet favorisiere oder mir ein Beitrag auf Facebook gefällt. Ich bin gespannt, ob es Flattr zum Durchbruch verhilft. Es hängt wie immer davon ab, dass sich noch viele weitere Millionen entschließen, mitzumachen.

 

Wie innovativ Journalismus sein muss

Habt Ihr viel Zeit? Dann lest unbedingt den Beitrag von Stefan Plöchinger, Chefredakteur von SZ.de, über den digitalen Medienwandel. Ihr habt keine Zeit? Dann lest ihn trotzdem! Plöchinger hat den Text als Kapitel für das demnächst erscheinende Buch “Journalismus in der digitalen Moderne” verfasst – und entsprechend lang ist er. Aber er lohnt sich. Denn Plöchinger fasst sehr gut zusammen, worum es gerade geht. In kurzen Worten: Der schwierige Weg zu einem neuen Journalismus, bei dem wir Journalisten uns mit unseren eingefahrenen Strukturen oft nur selbst im Wege stehen. Dabei sagt er viele schlaue und wichtige Dinge, wie zum Beispiel: „Es liegen viele Herausforderungen vor uns, und eine der schwierigeren ist, in der digitalen Welt publizistische Werte gegen jene durchzusetzen, die mit Journalismus nicht Rechtes mehr anzufangen wissen.“

 

Wenn aus dem Leser der Geldgeber wird

Über Crowdfunding haben wir bei LousyPennies bereits geschrieben. Noch erfolgreicher als Taiwanreporter Klaus Bardenhagen bei Krautreporter war SZ-Mann Dirk von Gehlen, der für sein Buchprojekt „Eine neue Version ist verfügbar“ mehr als 10.000 Euro bei der Crowd einsammeln konnte. Christian Jakubetz hat nun ein Interview mit ihm geführt, das jeder lesen (und im Video ansehen) sollte, der sich für neue Finanzierungsformen des Journalismus interessiert. Gehlen sagt dabei eine Sache, die sich mit dem deckt, was ich so denke: Aktuell scheint Crowdsourcing eher etwas für einzelne Projekte zu sein, also etwa ein Buch oder eine TV-Dokumentation.

 

A sample assignment for teaching web writing in digital journalism classes

Vor kurzem habe ich auf der Suche nach interessanten Inhalten für ein Web-Projekt den verfügbaren „Content“ (Ein schreckliches Wort für journalistische, mit Herzblut geschriebene Texte!) eines befreundeten Verlages durchgelesen. Mein Fazit: Tolle Texte für Print. Fürs Web kaum zu gebrauchen. Deshalb spricht mir dieser Beitrag des  Journalismus-Dozenten Mu Lin von der Georgian Court University so aus dem Herzen. Er beschreibt darin, wie er seinen Studenten eine einfache Aufgabe stellte: Macht aus den im Text verfügbaren (Blog-)Texten echte Web-Texte. Er beschreibt Schritt für Schritt, was dazu nötig ist – und liefert mir damit die Blaupause, wie man aus vorhandenen Print-Texten (und suboptimalen Online-Texten) das Beste herausholt.

Unsere Lesetipps der Woche: Phlora.de, newsaktuell, NDR, Towknight und HBO

Phlora.de

Immer wieder freue ich mich, wie viele tolle Beiträge ich jede Woche rund um die berühmten Lousy Pennies finde. Deshalb sind sie hier nun wieder – unsere Links der Woche rund ums Geldverdienen mit Journalismus im Netz. Phlora.de Mitte der vergangenen Woche ist er online gegangen, der sympathische Versuch von unseren Kollegen Monika Brunstering und Dr. … Weiterlesen …