Ein buch für alle, die es lesen wollen.
LousyPennies-Testbuch: Das Buch übers Geldverdienen mit Journalismus im Netz
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This electronic book was generated by Anthologize
Besonderer Dank an unsere Familie und den SelfPublishing-Papst
Unter @LousyPennies twittere ich auch ab sofort regelmäßig zu diesem Thema.
Auf Facebook findet man mich unter www.facebook.com/LousyPennies.
Manchmal braucht man etwas Leidensdruck, um ein neues Projekt zu beginnen. Tatsächlich trage ich mich schon lange mit dem Gedanken, zusätzlich zu meiner journalistischen Tätigkeit ein Blog aufzusetzen. Schließlich bewege ich mich schon seit 1994 im Netz, gehörte unter anderem 1998 zur Gründungsredaktion von Tomorrow, dem einstmals erfolgreichsten Internet-Magazin. Ich schreibe bisher allerdings mehr über das Netz als in ihm. Und mir fehlte das richtige Thema, denn wenn man bloggt, dann sollte man es auch durchhalten.
Dann sind ein paar Dinge passiert, die mich regelrecht erschüttert haben.
Zuerst kam die Nachricht, dass die Frankfurter Rundschau in die Insolvenz geht. Dann das Aus für die Financial Times Deutschland, für die ich selbst vor über einem Jahrzehnt als freier Mitarbeiter geschrieben habe. 250 Journalisten verlieren allein bei der FTD ihren Job. Auch beim Prinz müssen Dutzende Journalisten gehen.
Ich verfolgte den Aufschrei, der durch die Medienwelt ging. Tolle Analysen von schlauen Leuten. Die meisten kamen zu dem Schluss, die FTD sei deshalb untergegangen, weil sie keine Digital-Strategie gehabt habe. Doch wer die FTD kannte und zum Beispiel Tillmann Prüfers tollen Facebook-Post dazu gelesen hatte, wusste, dass das nur die halbe Wahrheit ist.
Natürlich hatte die FTD eine Digital-Strategie. Doch die kostete einfach zu viel Geld.
Dann las ich das Interview von Gruner-und-Jahr-Managerin Julia Jäkel im Hamburger Abendblatt. Zwei kurze Sätze elektrisierten mich.
Als Jäkel nach der digitalen Strategie, einer reinen Online-Ausgabe der FTD, gefragt wurde, sagte sie folgendes:
So etwas rechnet sich vielleicht mit einem auf Englisch erscheinenden Blatt wie der britischen “Financial Times”, die eine große internationale Community hat. Bei einem deutschen Medium ist das zumindest heute noch nicht darstellbar.
Bei einem deutschen Medium ist das zumindest heute noch nicht darstellbar!
Nicht darstellbar.
Übersetzt heißt das: Ein Großverlag wie Gruner und Jahr ist heute nicht in der Lage, die hohen Kosten, die eine (deutschsprachige) Redaktion verursacht, wieder hereinzuholen. Weder durch Anzeigen noch durch eine Paywall, also eine Bezahlschranke, bei der der Leser entweder für das Gesamtprodukt oder einzelne Artikel zahlt. Die Lousy Pennies reichen nicht, um 250 Journalisten zu bezahlen, die in der Milliarden zählenden Internet-Welt in der Exoten-Sprache Deutsch schreiben. Deutschland ist zu klein. Die Kosten zu hoch.
Also setzt man Hunderte, hochqualifizierte Top-Schreiber frei.
Das hat mich wirklich erschüttert. Ich fragte mich: Wo werden die Kollegen von FR, FTD und Prinz wohl einen Job finden? Wo werden wir Journalisten in Zukunft arbeiten?
Dann traf ich zwei Freunde und Kollegen.
Stephan Goldmann und Richard Gutjahr. Mit Stephan Goldmann habe ich bei der CHIP gearbeitet, mit Richard Gutjahr vor rund 20 Jahren die Schulbank der Deutschen Journalistenschule gedrückt.
Beide sind waschechte Journalisten mit jahrzehntelanger Erfahrung. Beide setzen auf das Internet. Stephan Goldmann hat gerade seinen Job als Chefredakteur bei den CHIP Sonderheften – freiwillig und ohne Druck – gekündigt und konzentriert sich nun auf seine Webseiten (Blogs?) Triathlon-Tipps.de und MyHighlands.de. Richard Gutjahr ist nicht nur BR-Journalist (“Rundschau Nacht”), sondern einer der bekanntesten Blogger Deutschlands – und einer der größten Fans des neuen, digitalen Journalismus. Er inspirierte mich auch zum Titel dieses Blogs.
Ich habe beide gefragt, ob sie von ihren Blogs leben können. Die Antworten sehr kurz zusammengefasst: Nicht allein durch die Bloggerei, aber durch einen Medien-Mix aus klassischen und neuen Medien können sie es. Hinzu kommen Aufträge, die sie über ihre Blogs als Eigenwerbungsplattform erhalten.
Und das hat mir Mut gemacht. Ich glaube tatsächlich, dass es für einen Verlag unendlich schwer ist, mit den Lousy Pennies, die er im Internet heute verdient, hochqualifizierte, festangestellte Redakteure zu bezahlen, ihnen die Technik, den Arbeitsplatz und 30 Tage Urlaub im Jahr zu stellen.
Aber ich glaube auch, dass das Internet einem guten Journalisten genug Möglichkeiten gibt, sich selbst zumindest als eine Marke oder Experte zu positionieren, seinen persönlichen Medienmix zu erweitern – und er damit plötzlich genug (zusätzliche) Lousy Pennies verdienen kann, um ein gutes Leben zu führen (ohne sich journalistisch verbiegen zu müssen, übrigens).
Ein Zeichen dafür war für mich, dass heute große Unternehmen bereits viele Internet-Journalisten (ich nenne sie mal ganz bewusst nicht Blogger) ebenso ernst nehmen, wie etablierte Kollegen aus dem Print-Bereich, siehe auch meinen Beitrag zur Einladung von Bloggern zur TUI-Pressekonferenz in Dubai.
Ich glaube übrigens auch, dass es den Verlagen irgendwann wieder gelingen wird, mehr als nur ein paar Lousy Pennies im Internet zu verdienen (oder einfach nur genug davon). Bis dahin werden aber noch viele klassische Medien das Zeitliche segnen und viele Journalisten gezwungen sein, ihre Berufswahl zu überdenken oder neue Strategien zu finden, um mit ihrem Traumjob Geld zu verdienen.
Genug Stoff also für dieses Blog.
Wenn ich hier übers Geldverdienen als Journalist im Netz schreibe, dann ist das so ein bisschen, wie damals vor dem ersten Sex. In der Theorie beherrsche ich das Kamasutra rauf und runter, hab im Kopf schon jede Variante durchgespielt – und halte mich schon jetzt für einen großen Stecher. Praktisch hab ich noch nicht einmal das erste Base erreicht.
Tatsächlich geht es wohl vielen meiner Kollegen so: Wir pubertieren und fantasieren bei jeder Gelegenheit über die unendlichen Möglichkeiten, im Netz (ohne Verlage) mit Journalismus Geld zu verdienen. Aber das ist alles Onanie. Und voller Versagensangst. Denn wer hat’s schon wirklich getan?
Martin Goldmann hat’s getan.
Martin Goldmann
Er ist der große Bruder, der weiß, wie’s geht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Martin ist nämlich der große Bruder von Stephan Goldmann, den ich bereits hier erwähnt habe.
Als ich meinen zweiten Post veröffentlicht habe, hat er mich über Facebook angechattet. Das hat er geschrieben:
Mein Kompagnon Markus und ich machen seit 1999 den Tippscout und seit 2004 verdienen wir Kohle damit. Seit etwa 2008 reicht’s für zwei Familien.
Wow, das war jetzt – um im Bild zu bleiben – als hätte mir damals der große Bruder plötzlich den Playboy unter der Matratze vorgekramt (das Internet gab es noch nicht) und mir versprochen, zu erklären, wie das denn nun läuft mit Mann und Frau.
Also musste ich mit Martin reden. Wir Journalisten nennen so etwas ein Interview.
Hier ist es:
Martin, was genau heißt eigentlich, der Verdienst von Tippscout “reicht für zwei Familien”?
Viele Pennies
Ich möchte hier keine konkreten Zahlen nennen. Aber wir nagen nicht am Hungertuch, es können ein paar Tausend Euro pro Monat sein. Mein Kompagnon Markus und ich können wirklich gut davon leben. Ganz ehrlich: Das Ding hat mir 2008 den Arsch gerettet. Ich hatte bis dahin rund 30 Seiten im Monat mit Praxistipps für Medien wie Computerbild und andere Computerzeitschriften geschrieben. Doch dann wurden die Aufträge weniger, die Seitenpreise gingen zurück, Zeitschriften wurden eingestellt. Was die Financial Times Deutschland und andere Tageszeitungen heute erleben, hat die Computerpresse in Teilen bereits hinter sich. Da war es wirklich gut, dass wir bereits 1999 mit Tippscout angefangen haben und 2008 soweit waren, gutes Geld zu verdienen.
Das Geld kommt woher?
Hauptsächlich von Google Adsense. Hinzu kommen Banner- und Display-Anzeigen. Das kann teilweise mehrere Hundert Euro pro Tag bringen.
…aber nur mit entsprechend vielen Seitenbesuchern.
Ja, wir haben bis zu 1,5 Millionen Besuchen pro Monat auf unserer Seite.
Woher kommen die?
Zu 95 Prozent von Google. Tatsächlich war der entscheidende Punkt für uns, als wir im Jahr 2004 erkannt haben, dass man mit Adsense tatsächlich Geld verdienen kann.
Da habt Ihr mit Sicherheit ganz schön viel Aufwand in SEO gesteckt, also die Optimierung Eurer Inhalte für die Google-Suche.
Nein, denn unserer Erfahrung nach würdigt Google journalistisch saubere und hochwertige Inhalte. Wenn der Content gut ist und so nicht schon tausendfach im Netz zu finden ist, muss man sich gar nicht so viele Gedanken machen.
Also jetzt mal ehrlich. Ich habe mir Tippscout.de angesehen. Das sieht mir auf den ersten Blick nicht aus, wie ein seriöses, journalistisches Angebot. Eher wie eine jener Content-Farmen, deren einziger Sinn und Zweck es ist, arglose Internet-Nutzer per Suchergebnis anzulocken.
Ich weiß, da gehen bei manchen Journalisten-Kollegen sofort alle Schranken hoch. Aber Tippscout ist ein durch und durch journalistisches Angebot. Wir kommen ja aus der Tipps- & Tricks-Szene und haben jahrelang für Print-Produkte nichts anderes gemacht. Alle unsere Texte sind sauber recherchiert und sauber geschrieben. Bei uns entwickeln keine Algorithmen die Themen, sondern wir entscheiden aufgrund von unserem journalistischem Bauchgefühl. Jeder Artikel von Fremdautoren wird redigiert und auf seine Qualität geprüft, wir machen gute Überschriften – und wir lesen jeden Text gegen. Das ist Nutzwert pur. Die Leute finden bei uns einfach was sie suchen. Und das ist oft recht einfach. Unser aktuell meistgefragter Tipp ist tatsächlich der, der erklärt, wie man ein Ei kocht. Das ist Verbraucherjournalismus.
Thema Schranken hoch. Erlebst Du das oft bei klassischen Journalisten?
Ja, zum Beispiel bei Seminaren, die ich gebe. Da sitzen dann gestandene Journalisten, die unglaubliche Hemmungen haben, sich auf das Internet einzulassen – und Angst, dass was schief gehen könnte. Sie sind Strukturen gewohnt, in denen es immer jemanden gibt, der ihnen sagt, was gut und schlecht ist. Plötzlich sind sie die letzte Instanz vor der Veröffentlichung. Und dann die Angst vor dem Shitstorm, der angeblich hinter jeder Ecke lauert. Diesen unmittelbaren Kontakt mit ihren Lesern sind sie einfach nicht gewohnt.
Was sollen diese Journalisten also tun?
Einfach loslegen, am besten neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit. Sie müssen einen Schritt raus aus der Sicherheit wagen, die ihnen ihr Verlag und ihre Redaktion gibt. Sie müssen Mut haben, sich ausprobieren. Und dann werden sie merken, dass im ersten halben Jahr gar nichts passiert. Aber gib ihnen ein Jahr und dann geht es richtig los. Vielleicht verdienen sie dann 200 bis 300 Euro im Monat nebenbei.
…wenn sie darüber schreiben, wie man rohe Eier richtig kocht?
Wenn sie darüber schreiben, was die Menschen interessiert und im Internet suchen. Das ist tatsächlich in vielen Fällen reiner Nutzwert. Aber das sollte jeder gute Journalist beherrschen: die großen Lesegeschichten mit hartem Nutzwert zu verbinden. So funktioniert auch jede Print-Zeitschrift. Sie wird nicht nur aufgrund der Edelfedern und der investigativen Geschichten gekauft.
Wie stellst Du Dir das vor?
Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass ein auf Energiethemen spezialisierter Journalist auf seiner Seite ganz praktische Tipps zum Energiesparen gibt und gleichzeitig ein tolles Hintergrundstück zur Energiewende bringt. Eventuell sogar auf zwei verschiedenen Seiten. Oder nimm einen Tippscout und setz ein politisches Blog daneben. Das eine sorgt für den Lebensunterhalt, das andere für die Reputation. Übrigens ist man da völlig frei in der Themenwahl, denn Google nimmt keinen Einfluss auf den Inhalt der Artikel.
Danke für das Stichwort Google. Da muss man dieser Tage fast übers geplante Leistungsschutzrecht schreiben. Was hältst Du denn davon?
Kann man da einfach entsetztes Schweigen schreiben?
Nein.
Dann sage ich so viel dazu: Das ist der Versuch von Verlagen, ihre Position zu sichern. Denn Journalisten wie ich brauchen sie nicht mehr. Mein Verlag ist Google. Google verschafft mir die Anzeigen. Google verschafft mir die Leser. Google überweist mir jeden Monat mein Geld aufs Konto. Und alles mit dem entscheidenden Vorteil, dass Google meinen Content NICHT für sich haben will. Wenn Du heutige Mitarbeiter-Verträge von Verlagen kennst, weißt Du, dass Du ihnen die komplette Verwertung Deiner Texte überträgst. Mein Fazit: Das Internet braucht Redaktionen. Aber keine Verlage mit einer Anzeigenabteilung, einem Vertrieb und einer Personalabteilung.
Aber Du machst Dich abhängig von Google.
Ja. Die negativen Seiten davon haben wir gespürt, als wir bereits zweimal für mehrere Monate aus dem Index geflogen sind. Aber die Vorteile überwiegen. Wenn Du einmal einen Text geschrieben hast, bringt der Dein ganzes Leben Zinsen. Immer wenn er und die mit ihm verteilten Anzeigen gelesen oder angeklickt werden, erhältst Du Geld – und nicht ein Verlag.
Dein Tipp für die Zukunft für alle Online-Journalisten und die, die es werden wollen?
Werdet auch multimedial. Auf Youtube kann man ebenfalls Lousy Pennies verdienen. Sicher bald noch mehr als heute.
Was plant Ihr für die Zukunft?
Künftig wollen wir deutlicher zeigen, dass zwei Menschen hinter der Seite stecken. Ich denke, so können wir auch dem Eindruck entgegen treten, der Tippscout würde nur seelenlos Tipps publizieren. Mit unseren neu eingeführten Kolumnen haben wir schon den ersten Schritt in diese Richtung unternommen. Aber sich im Netz zu präsentieren fällt vielen schwer, uns auch.
Zum Schluss noch eine Frage, die mich fast ebenso interessiert, wie Dein Verdienst: Wie viel Zeit müsst Ihr denn in etwa aufwenden, um mit Eurer Internet-Seite Eure beiden Familien zu ernähren?
So zwischen 5 und 40 Stunden die Woche. Im Moment so zwei Mannstunden pro Tag. Das Schöne daran: Eine Webseite ist Dir nicht böse, wenn Du mal zwei Wochen nichts einstellst, die Besucher kommen trotzdem und damit auch der Verdienst.
Lieber Martin herzlichen Dank für den Playboy
tollen Input!
Auf Matthias Matting bin ich nicht etwa auf Amazon.de gestoßen, sondern auf Facebook – wo sein Beitrag Zwei Jahre als Self Publisher – meine Bilanz fleißig geteilt wurde. Seit 2011 hat der Focus-Redakteur 38 eBooks auf diversen Plattformen veröffentlich, Fachbücher wie “Kindle – das inoffizielle Handbuch” und Fiktion wie “Meltworld Shanghai”. Er ist damit der Prototyp des SelfPublishers – ein Autor, der seine Bücher selbst veröffentlicht. Und das meist auf elektronischem Weg.
Seit Anfang des Jahres bloggt Matthias Matting nun unter www.selfpublisherbibel.de über die Wege und Möglichkeiten, eigene eBooks zu veröffentlichen – und damit Geld zu verdienen.
Hier das Interview mit ihm:
In Deinem Blogbeitrag zum zweijährigen Jubiläum Deiner SelfPublishing-Karriere schreibst Du, dass das SelfPublishing Dein Leben verändert hat. Wie meinst Du das?
“Das Risiko liegt zwar auch bei mir, aber das Potenzial ist größer.”SelfPublishing hat mir zum einen ganz neue Publikationsmöglichkeiten eröffnet. Wenn mich ein Thema interessiert, muss ich mich nicht erst monatelang damit befassen, einen Verlag zu suchen. Das habe ich schon hinter mir: erst die umständlichen Verhandlungen, dann eine lange Schreibphase, dann noch einmal langes Warten auf die Veröffentlichung – und ein Honorar, das sich nicht rechnet, bezieht man es auf die geleistete Arbeitszeit.
Nun recherchiere ich, schreibe und veröffentliche. Das Risiko liegt zwar auch bei mir, aber das Potenzial ist größer. Rein praktisch hat das für mich den Vorteil, dass ich zum Teil von zuhause arbeiten kann – und das liegt zwei Stunden Fahrt von meinem Arbeitgeber entfernt.
Du bist doch Redakteur beim Focus – was sagt denn Dein Arbeitgeber zu Deinem Nebenjob?
Ich habe seit vergangenem Jahr meine Arbeitszeit reduziert, damit ich mehr Zeit zum Schreiben habe. Mein Chef hat das zwar bedauert, hatte aber auch viel Verständnis dafür, dass ich eine neue Chance auch nutzen wollte.
Ist das überhaupt noch ein Nebenjob? Als Bestseller-Autor mit 38 eBooks verdienst Du doch sicher nicht schlecht?
“Acht deutsche Autoren haben auf Amazon mehr als 100.000 Euro eingenommen. Ich bin auch dabei.”Amazon hat letztens eine KDP-Erfolgsmeldung veröffentlicht, wonach bisher acht deutsche Autoren mehr als 100.000 Euro eingenommen haben. Nun kann man sich ungefähr ausrechnen, wer da dazugehört. Ich bin auch dabei. Das ist natürlich vor Steuern etc.
Ich könnte von den eBooks leben – aber andererseits ist mein Job beim Focus so spannend, dass ich den nicht aufgeben möchte. Wer darf sonst schon alle neuen Gadgets mit als erster testen…
Kannst Du uns verraten, was Du an einem eBook verdienst?
“Ein Midlist-Titel bringt etwa 600 Euro im Monat.”Das ist sehr unterschiedlich. Ein Midlist-Titel, und das ist bei jedem eBook das Ziel, also so zwischen Platz 500 und 1500 im Amazon-Ranking, verkauft um die 10 Exemplare am Tag. Macht bei den typischen 2,99 Euro für den Autor etwa 2 Euro, also 600 Euro im Monat. An Kosten fallen Cover (bei mir i.d.R. 400 Euro) und Lektorat an (abhängig vom Umfang, 4-6 Euro pro 1500 Zeichen).
Die Kosten muss ich vorfinanzieren, sie sollten aber in zwei, drei Monaten wieder drin sein. Ich habe aber auch schon draufgezahlt oder erheblich mehr verdient – das ist schwer vorherzusagen. Garantien gibt es nicht.
Zwei Jahre, 38 Bücher – wie schaffst Du einen solchen Mega-Output?
“2,99 Euro sehen die Leser für 100 Seiten als fair an.”Zu den 38 eBooks gehören auch Wörterbücher, die habe ich übersetzen lassen, also nicht selbst geschrieben. Dann haben Sach- und Fachbücher im eBook-Bereich meist einen geringeren Umfang. 2,99 Euro sehen die Leser für 100 Seiten als fair an.
Und schließlich bin ich auch ein fleißiger Schreiber. Ich setze mir selbst eine Deadline und schreibe dann stur jeden Tag die zur Einhaltung nötigen Zeichen, oft bis zwei Uhr morgens. Da hilft natürlich, dass die Arbeit in der Redaktion erst um 10 beginnt.
Woher kommen Deine Ideen?
Ich habe leider zu viele. Schwer zu sagen, warum und woher. Momentan habe ich fünf Projekte im Kopf, die eigentlich alle noch dieses Jahr fertig werden sollen.
Wie und wo veröffentlichst Du Deine Bücher? Und was sind die erfolgreichsten Wege?
Nach meinen Erfahrungen hat Amazon in Deutschland etwa 70% Marktanteil. So verhalten sich jedenfalls meine Verkaufszahlen. Ich übernehme das Einstellen bei den Anbietern am liebsten selbst. Das funktioniert bei Amazon, Apple, Kobo, Google, Beam. Als Distributoren für nicht direkt erreichbare Plattformen wie Thalia oder Weltbild nutze ich Xinxii.de und Feiyr.com, weil ich da nicht exklusiv gebunden bin.
Anfänger berücksichtigen oft nicht, wie wichtig die Form ist. Ein eBook, das nicht professionell wirkt, verkauft sich nicht. Ein gutes Cover und ein Lektorat sind Pflicht. Das Cover ist das erste (und oft einzige), was der potenzielle Käufer sieht. Die Leser haben inzwischen gelernt, nach dem Äußeren zu sieben.
Muss ich nicht ein echter Techie sein, um ein eBook zu veröffentlichen?
Nein, Programme wie Jutoh nehmen mir die Technik ab. Wer Word bedienen kann, kommt auch damit zurecht.
Gibt es Deine Bücher auch gedruckt?
“Bei Buch-Bloggern haben eBooks noch relativ geringe Chancen, SelfPublishing hat etwas Anrüchiges.”Teilweise. Ich lasse meine Bücher in zwei Fällen drucken: wenn sich das eBook gut verkauft (auf zehn eBook-Käufe kommt meist ein Taschenbuch-Kauf) oder wenn ich Rezensionen von Buch-Bloggern möchte. Die meisten Buch-Blogger gehören erstaunlicherweise zur konservativsten Leser-Klientel, die ich kenne. eBooks haben da noch relativ geringe Chancen, SelfPublishing hat etwas Anrüchiges.
Als SelfPublisher hat man allerdings so gut wie keine Chance, in Buchläden zu erscheinen. Wäre ich Thalia- oder Hugendubel-Chef, würde ich ja ein SelfPublisher-Programm gründen und den Top 20 ein Regal in all meinen Läden anbieten. Das würde viele Self Publisher locken… Und Amazon zeigt ja, dass man als Firma mit denen gutes Geld verdienen kann.
Du bloggst ja auch – warum?
Weil ich sehr gern meine Erfahrungen weitergebe. Die Selfpublisherbibel.de resultiert aus dem (fehlgeschlagenen) Versuch, ein Buch für SelfPublisher via Crowdfunding zu finanzieren. Im Web ist sie nun erfolgreich. Geld verdiene ich damit allerdings nicht, so viel zum Thema Eures Blogs.
Was würdest Du jedem Journalisten heute raten, der darüber nachdenkt, ein eigenes Buch per SelfPublishing zu veröffentlichen?
Anfangen! Heute noch. Die meisten Journalisten haben doch Lieblingsthemen auf Lager, für die sie nicht erst monatelang recherchieren müssen. Das ist ein guter Start.
Meine letzte Frage: Wie wird man zum Bestseller-Autor? Ist das Glück oder Strategie?
“Für Inhalt und Strategie kann ich sorgen, das Glück kommt von allein.”Für einen Bestseller braucht man ein gutes Buch, ein bisschen Strategie, vor allem aber eine Menge Glück.
Für Inhalt und Strategie kann ich sorgen (dazu gibts auch auf selfpublisherbibel.de nützliche Informationen), das Glück kommt von allein, manchmal, oder eben nicht. Ich hatte es immerhin zweimal… Aber nicht nur Bestseller verdienen Geld, die Midlist wird von vielen unterschätzt.
Lieber Matthias, herzlichen Dank für dieses Gespräch, das mich dazu inspiriert hat, möglichst bald auch mit einem eigenen eBook an den Start zu gehen!
Stefan Sichermann
Wer jeden Monat Millionen von Besuchen auf seiner Webseite hat, der muss ja etwas richtig machen. Im Fall von Stefan Sichermann richtig gute Satire. Mit seiner Webseite “Der Postillon” ist er heute auch finanziell erfolgreich – und das macht ihn zum idealen Interviewpartner für Lousy Pennies.
Kurz nach seiner Nominierung für den Grimme Online Award habe ich ihn telefonisch erreicht und über sein Erfolgsmodell ausgequetscht. Und auch wenn nicht jeder Satire kann und satirisch schreiben möchte, finde ich doch, dass Journalisten vieles von Stefan Sichermann und “Der Postillon” lernen können.
Hallo Stefan, erstmal herzlichen Glückwunsch zu den Nominierungen für den Webvideopreis und den Grimme Online Award. Beim Grimme Online Award bist Du ja im Bereich Information neben allerlei Journalisten nominiert…
Ja, das hat mich neben der Nominierung selbst am meisten gefreut. Es hätte ja auch Kultur und Unterhaltung sein können. Aber die Nominierungskommission hat auch nicht ganz unrecht. Denn viele meiner Leser erzählen, dass sie einen Gutteil ihrer täglichen Informationen aus dem Postillon beziehen. Erst durch meine Artikel werden sie auf ein Thema aufmerksam und fangen dann an, zu recherchieren.
Das heißt, Du betrachtest Dich als Journalist?
“Um eine gute Satire schreiben zu können, muss ich arbeiten, wie ein Journalist.”Ich bin kein klassischer Journalist, aber um eine gute Satire schreiben zu können, muss ich arbeiten, wie ein Journalist. Ich recherchiere viel und nutze die Arbeit von Journalisten für meine Beiträge.
Dann lass uns gleich mal über die Lousy Pennies sprechen. In einem Interview hast Du vor einiger Zeit erzählt, dass Du knapp 2000 Euro im Monat machst…
Noch vor zwei Jahren habe ich kaum Geld verdient, vielleicht 100 bis 200 Euro im Monat. Da war ich froh, dass ich den Gründungszuschuss von der Arbeitsagentur hatte und noch 440 Euro im Monat durch meine Arbeit beim Bildblog verdient habe. Als der Gründungszuschuss dann weniger wurde, habe ich glücklicherweise angefangen, genug zu verdienen. Mittlerweile kann ich ausgezeichnet davon leben, möchte aber keine exakten Zahlen verraten.
Wie generierst Du die Einnahmen?
Ich verdiene mein Geld zu 90 Prozent durch Banner-Werbung. Google Adsene ist ein wichtiger Faktor, den ich mit verschieden Werbe-Netzwerken zu meinem persönlichen Werbemenü zusammen gemischt habe. Ich habe aber weder Popups noch anderen Quatsch, nutze keine Affiliate-Links und setze keine Backlinks.
Was ist Dir dabei wichtig?
Ich achte sehr darauf, dass ich keine Blinkebanner auf “Der Postillon” habe und gebe Restplätze dann lieber kostenlos an Organisationen wie Amnesty International oder Ärzte ohne Grenzen. Und ich hoffe sehr, dass das dazu führt, dass viele Leute beim Postillon eine Ausnahme beim Adblocker machen.
Wie sieht es mit weiteren Einnahmen aus. Zum Beispiel mit Flattr?
“Jeder der dem Postillon was Gutes tun will, muss nur seinen Adblocker ausmachen.”Das sind tatsächlich Lousy Pennies. Es sind meistens so 200 bis 300 Euro nebenher. Ich freue mich aber sehr darüber, weil es nochmal etwas ganz anderes ist. Es zeigt, dass es nicht wenige gibt, die das Bedürfnis haben, mir durch ihre Spende zu zeigen, dass sie meine Arbeit wertschätzen. Aber ganz ehrlich: Jeder der dem Postillon was Gutes tun will, muss nur seinen Adblocker ausmachen.
Hast Du schonmal daran gedacht, einen professionellen Vermarkter zu engagieren?
Das wäre eine Möglichkeit. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass alle in der Bloglandschaft so furchtbar vermarktet sind. Ich verstehe nicht, wie es zum Beispiel Netzpolitik nicht hinkriegt, obwohl sie sich über Zeit Online vermarkten. Viele aus der Blogger-Szene wollen ja auch keine Anzeigen.
Und Du schon?
“Ich muss überhaupt keine Angst haben, meine Unabhängigkeit zu verlieren.” Ja, denn ich habe die Möglichkeit entweder permanent meine Leser anzubetteln oder ich lasse mich von Anzeigenkunden für eine sehr klare Leistung bezahlen, nämlich Reichweite. Dadurch dass ich keine großen Einzelkunden habe, muss ich dabei überhaupt keine Angst haben, meine Unabhängigkeit zu verlieren. Selbst die, die ich durch den Kakao gezogen habe, schalten durch die automatisierte Lösung Werbung bei mir, ohne es zu wissen. Das macht auch ziemlich frei.
Im April 2013 hattest Du 5.378.304 Seitenaufrufe. Wie wird man als Einzelperson so erfolgreich?
Mit mir selbst unerklärlicher Hartnäckigkeit. Ich habe ja nicht erfolgreich angefangen, sondern ganz furchtbar schlecht. Ich war ein fauler Mensch, aber habe konsequent weiter gemacht und bin irgendwann besser geworden. Ich arbeite seit fast fünf Jahren sehr konstant und die Leser schätzen diese Kontinuität. Ich bin auch im Vergleich zu früher gut geworden.
Woher kommen Deine Besucher?
“Die sozialen Netzwerke sind ein großer Freund der Satire.”Hauptsächlich über Facebook, denn die sozialen Netzwerke sind ein großer Freund der Satire. Es kommt auch viel über Google. Meistens aber wird direkt nach dem Postillon gegoogelt. Ich glaube auch nicht, dass die Nutzer die zum Beispiel nach MILF suchen und zum mir kommen dann lange bleiben. Google Plus macht nur einen winzigen Bruchteil aus, Twitter auch. Aber der Traffic, der über Facebook kommt, ist schon fast bizarr. Meiner Erfahrung nach eignen sich Satireartikel unfassbar gut, um auf Facebook geteilt zu werden. Geteilt wird alles, was lustig ist oder die Leute wütend macht.
So wie Dein bekannter Artikel Linie übertreten: Rekordsprung aus 39 Kilometern Höhe für ungültig erklärt über den Stunt von Felix Baumgartner…
Das war wie eine Lawine. Ein paar Leser haben nicht verstanden, worum es geht und sich aufgeregt, andere sich köstlich amüsiert und es geteilt. Und immer wenn ich dachte, da geht nicht noch mehr, kamen wieder neue Besucher. Das waren unfassbare Zahlen. Insgesamt hatte ich durch den Baumgartner-Artikel an einem Tag so viele Besucher wie sonst in einem Monat – und übrigens auch an einem Tag die Einnahmen eines ganzen Monats.
Wann kommst Du dann überhaupt noch zum Schreiben?
Das ganze Drumherum ist gar nicht so viel Arbeit. Die Vermarktung ist ja weitestgehend automatisiert und kostet mich vielleicht eine halbe Stunde am Tag. Aber natürlich ist Der Postillon ein Vollzeit-Job, da muss man sich keine Illusionen machen. Meine Kernarbeitszeit liegt zwischen 9 und 15 Uhr und ein bisschen mache ich auch am Wochenende.
Also Stress pur?
“Mein Büro ist im Kinderzimmer meiner Tochter.”Nein, überhaupt nicht. Der Postillon gibt mir die größtmögliche persönliche Freiheit. Dank der Einnahmen aus meiner Seite muss ich mir geldtechnisch keinen Stress machen – und habe auch kaum Ausgaben. Ich zahle 10 Dollar im Jahr für die Domain, hinzu kommen die Internetkosten und mein Computer. Und mein Büro ist zuhause im Kinderzimmer meiner Tochter.
Im Kinderzimmer?
Ja, meine Tochter ist gerade ein Jahr alt und braucht noch nicht so viel Platz. Die eine Hälfte ist Kinderzimmer, die andere die Postillon-Redaktion.
Denkst Du darüber nach, weitere Redakteure für den Postillon anzuheuern?
Ja. Durch die verbesserten Einnahmen kann ich jetzt aber auch öfters Texte von freien Mitarbeitern veröffentlichen und angemessen honorieren.
Findet man denn so einfach freie Mitarbeiter, die Satire schreiben können?
Nein, das ist extrem schwer. Aber ich habe inzwischen einen jungen Kollegen gefunden, der in die richtige Richtung geht. Ihn will ich fördern.
Wie kommst Du eigentlich auf deine Themen?
“Am schwierigsten ist die Idee, das Ausgestalten ist dann gelernte Routine.”Durch Überlegen. Ich konsumiere unglaublich viele Nachrichten und lese alle anderen Satireseiten. Ich möchte die Mechaniken verinnerlichen, wie man Satire aufbauen kann. Es gibt so viele Wege – vom Sarkasmus, über die Absurdität bis hin zur Übertreibung. Ich habe auch einen kleinen Vorrat an Not-Texten und halbfertig geschriebenen Artikeln, die ich einsetze, wenn es keine aktuellen Themen gibt oder mir nichts einfällt. Im Idealfall habe ich zwischen 11:30 und 12:30 Uhr entschieden, was geschrieben werden muss und kann es gegen 14 Uhr rauszuhauen. Am schwierigsten ist tatsächlich die Idee, das Ausgestalten ist dann gelernte Routine.
Wie viele Artikel veröffentlichst Du pro Tag?
Werktäglich erscheint ein Hauptartikel, dann dreimal wöchentlich ein Newsticker aus Vorschlägen von Lesern. Der Newsticker ist völlig ungeplant eine echte Crowdgeschichte geworden. Ich suche nur noch die besten Leser-Vorschläge aus. Am Wochenende gibt es dann die Linksammlung und die Sonntagsfrage. Und manchmal veröffentliche ich noch einen Archivartikel.
Auf Lousy Pennies haben wir unseren Lesern empfohlen, zur Marke zu werden. Viele erfolgreiche Blogger haben inzwischen einen echten Promi-Status. Wie siehst Du das?
“Ich möchte als Person nicht prominent sein.” Ich habe überhaupt keine Lust, ein Promi zu sein. Ich gehe auch nicht auf jede Veranstaltung und habe wenig Lust, irgendwo zu sprechen. Ich versuche mich da raus zu halten und möchte als Person nicht prominent sein. Ich mache gerne meine Arbeit hinter dem Rechner und bin heilfroh, dass ich in keiner Weise prominent bin.
Außerdem empfehlen wir immer, mit einer klaren Strategie zu starten…
Ich hatte keinen großen Masterplan, als ich angefangen habe. Aber habe mich natürlich an großen Sachen orientiert. Ich habe mit einer Arbeit begonnen, die ich gar nicht konnte. Ich habe dann so lange gearbeitet, bis ich es konnte. In dieser Zeit habe ich viele Konkurrenten erlebt, die an mir vorbei gezogen sind. Aber die meisten haben irgendwann keine Lust mehr und hören schnell wieder auf. Ich haben einfach konsequent und durchgängig weiter gemacht und mir eine Art Community aufgebaut.
Hast Du heute ein konkretes Ziel?
Ich hoffe, dass Der Postillon noch mehr auf die Spur kommt, etwa mit Postillon-Nachrichten im Fernsehen. Es gibt ja schon die Postillon 24 Nachrichten auf Youtube. Es wäre wirklich cool, wenn der Postillon zu einer Satire-Institution mit einer Art Redaktion wird – mit mir als Chefredakteur.
Was wäre, wenn ein großer Verlag kommt und sagt, er möchte den Postillon kaufen?
Nee, da hätten die schlechte Karten. Es gab eine Phase, wo es schön gewesen wäre, für die Titanic zu arbeiten. Aber heute hätte das keinen Vorteil mehr, ich würde nur Unabhängigkeit verlieren. Es ist eine sehr luxuriöse Position, das jetzt sagen zu können.
Andere haben diesen Schritt aber gemacht…
Ja, zum Beispiel die Huffington Post. Ich finde es lächerlich, was da passiert ist. Die HuffPo war linksliberal und hat davon gelebt, dass sehr viele Blogger frei und kostenlos für sie geschrieben haben. Jetzt schlüpft sie in Deutschland unter die Fittiche von Burda. Ich finde, das passt nicht zusammen und kann mir nicht vorstellen, dass es funktioniert. Ich bin aber gespannt.
Was würdest Du Kollegen aus den Medien empfehlen?
“Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass man Online Geld verdienen kann.”Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass man Online Geld verdienen kann. Ich glaube, die Zeiten sind vorbei, in denen man als Journalist einfach geschrieben und sich an einen Verlag angelehnt hat. Ich kann schwer nachvollziehen, dass sich Journalisten bis heute nicht ums Geld kümmern. Ich sage jetzt nicht, dass man im Internet gefällig und nur für die Anzeigenkunden schreiben muss, aber man sollte sich damit beschäftigen, wie das journalistische Arbeiten und das Geldverdienen zusammenhängen.
Was wäre der erste Schritt?
Ich wundere mich, dass heute nicht jeder Journalist seine eigene Webseite hat und damit anfängt, sich eine Followerschaft aufzubauen. Stattdessen liefern sie sich weiter den Verlagen aus. Ich finde, dass man sich zumindest parallel was aufbauen sollte.
Viele haben dabei Angst vor gerichtlichem Ärger. Ich könnte mir vorstellen, dass Du als Satiremacher schon die eine oder andere Klage am Hals hattest.
Es gab ein paar winzig kleine Sachen, die nicht mal zur Anekdote reichen. Mittlerweile denke ich, wenn ich mich über jemanden lustig mache und er verklagt mich, dann wäre das eher zu seinem Schaden. Der Papst hat ja auch festgestellt, dass es sich nicht lohnt, die Titanic zu verklagen. Ich hatte früher tatsächlich unglaublich Angst davor, verklagt zu werden und bin überrascht, dass es nicht passiert ist. Ich glaube aber auch, dass ich nicht zu persönlich werde und meine Texte meistens klar als Satire erkennbar sind.
Lieber Stefan, herzlichen Dank für das Interview.
Über Stefan Sichermann
Nach dem Geschichtsstudium entschied sich Stefan Sichermann gegen eine Promotion und für einen Job in einer Werbeagentur. Im Jahr 2008 gründete er nebenbei “Der Postillon” und fing an für das Bildblog zu schreiben. Im April 2011 hing er den Job bei der Agentur an den Nagel, beantragte den Gründungszuschuss bei der Arbeitsagentur und startete hauptberuflich mit seiner Seite, die heute zu den erfolgreichsten Satireseiten gehört.
Karin Hertzer ist eine echte Macherin. Das zeigt sie gerade wieder im Internet: Seit Dezember 2012 ist sie mit ihrer neuen Seite Warm-up & Cool down online – und selten habe ich eine freie Journalistin erlebt, die dabei zielstrebiger ans Werk geht als Karin: Sie hat eine super professionelle WordPress-Seite, Visiten- und Akquise-Karten, Giveaways, Briefpapier und eine selbst produzierte Broschüre.
Alles dreht sich um das Thema, auf das sie sich spezialisiert hat und zu dem sie schon drei Bücher veröffentlicht hat: das Frieren. Für ihren Blog hat sie jetzt noch das Thema Schwitzen hinzugenommen, damit sie rund ums Jahr berichten und Tipps geben kann.
Wir haben uns kennengelernt, als Karin eine Veranstaltung zum Thema “Warum lohnt sich das Bloggen?” für den Journalistinnenbund und die Bücherfrauen in München moderierte und mich dafür als Podiumsgast einlud.
Danach wollte ich unbedingt mehr erfahren und habe Karin deshalb interviewt…
Hallo Karin, sag mal, darf ich eigentlich unseren Lesern Dein Alter verraten?
Naja, sagen wir es mal so: Ich habe studiert, ein Referendariat und ein Volontariat gemacht und bin seit 26 Jahren berufstätig. Aber warum ist das so wichtig?
Ganz einfach: Weil ich immer wieder von Kollegen und Kolleginnen Sätze höre wie “Ach, für das Internet bin ich doch schon viel zu alt. Da verstehe ich doch nichts davon.” Und das sagen auch Kollegen, die noch ein Stück jünger sind…
“Wenn Du eine Idee hast, dann nimm es doch selbst in die Hand.”…ach, das ist so typisch Deutsch. Ich habe als junge Lehrerin zwei Jahre in den USA gelebt und dabei etwas von den Amerikanern gelernt, was mir bis heute hilft: “Wenn du eine Idee hast und es gibt das Projekt noch nicht so, wie du es dir vorstellst, dann nimm es doch selbst in die Hand.“ Genauso war es auch mit Warm-up & Cool-down.
Na ja, nachdem ich mir deinen Web-Auftritt und die vielen Info-Materialien angesehen habe, sieht das für mich aber nicht nach einem Impulsprojekt aus. Das wirkt hochprofessionell.
Das soll es ja auch. Zum einen macht mir das ganze Marketing drumherum richtig Spaß, zum anderen trete ich als Firma viel professioneller auf, wenn ich eine gute Webseite und dazu passendes Briefpapier, eine schöne Mailvorlage, Info-Broschüren und Visitenkarten habe. Dann kommen auch die Firmen ganz anders auf mich zu.
Warum sollen die Firmen auf Dich zukommen?
Karin Hertzer: Warm-up & Cool Down
Das ist mein Geschäftsmodell. Ich möchte mit meiner Webseite Firmen auf mich aufmerksam machen, die sich auf Produkte und Dienstleistungen rund ums Frieren und Schwitzen spezialisiert haben.
Bei meinen Recherchen habe ich in meinem Themenbereich mehr als 100 Firmen gefunden. In den Katalogen, auf der Firmen-Webseite und in der Pressearbeit setzen viele nur auf ihre Produkte, aber kaum auf das Wohlfühlen bei Kälte und Hitze – und im Social Media Bereich könnten sich die meisten Firmen auch noch viel breiter aufstellen.
Und wie verdienst Du dann Dein Geld?
Mit der Beratung von Firmen, mit Texten für Webseiten, Flyer, Broschüren, mit Marketing, Pressearbeit, Online-PR und mit Events.
Events?
Ja, das ist meine Spezialität. Aktuell veranstalte ich einen Chili-Anbauwettbewerb. Dafür habe ich nicht nur 30 Teilnehmer unter meinen Leseren und mit Alexander Hicks und Kati Bülow zwei Chili-Coaches gewonnen, sondern auch 23 Firmen, die Preise gesponsert haben. Das läuft alles wunderbar an und würde auch in größerem Rahmen auf Firmen-Websites funktionieren.
Jetzt kommt die Killer-Frage, die ich selbst auch immer wieder von Kollegen höre: Bist Du eigentlich noch Journalistin?
“Meines Wissens bin ich die einzige Gesundheitsjournalistin in Deutschland, die sich auf das Thema Frieren und Schwitzen spezialisiert hat.” Ja natürlich, ich schreibe regelmäßig Texte für Print- und Onlinemedien und Agenturen, moderiere, übernehme die Text- und Pressearbeit für Ärzte und Therapeuten, arbeite als externe Pressefrau für eine Münchner Klinik und habe zwölf Bücher veröffentlicht.
Dieses Spektrum finde ich spannend und als Selbständige notwendig, um auf die Angebote des Markts flexibel reagieren zu können. Hinzu kommt nun noch meine persönlichen Nische: Meines Wissens bin ich nämlich die einzige Gesundheitsjournalistin in Deutschland, die sich auf die Themen Frieren und Schwitzen spezialisiert hat.
Warum ist das so ein spannendes Thema?
Weil wir alle das kennen. Wenn ich zum Beispiel den ganzen Tag ruhig an meinem Schreibtisch sitze, dann kühle ich aus, weil mein Kreislauf in den Keller geht. Dann möchte ich wissen, wie ich es vermeiden kann, kalte Füße zu bekommen. Im Sommer und bei großem Stress schwitzen wir, da brauchen wir Tipps, wie wir uns abkühlen können.
Über das Thema Frieren habe ich in den vergangenen Jahren drei Bücher bei drei Verlagen veröffentlicht und viel Pressearbeit dazu gemacht. Das Thema Schwitzen kam erst später hinzu. Beides zusammen ist ein riesiges Themenfeld rund ums Wohlfühlen, um Wellness, die Psyche, Chilis, energieeffizientes Bauen, Heizen, Sanieren und um das Wetter..
Warum hast Du jetzt den Schritt ins Internet gemacht?
Info-Broschüre von Karin Hertzer
Nun ich twittere schon seit drei Jahren, bin auch auf Facebook und Google+ unterwegs, habe eine Webseite für meine Angebote als Gesundheitsjournalistin und hatte bisher auch die Seite Bibber-di-bibber.de rund ums Frieren.
Mit dem Umzug auf Warm-up&Cool-down erweitere ich mein Spektrum, das mit meinen Buchveröffentlichungen und Fachartikeln in den letzten fünf Jahren organisch gewachsen ist, und baue mir damit ein zweites, berufliches Standbein auf.
Mir ist natürlich klar, dass das nicht von heute auf morgen funktionieren wird – und damit es von Anfang an professionell ist, habe ich auch Geld für das Design und mein Marketing in die Hand genommen.
Du hast jetzt auch gerade die Google+ Gruppe “Profi-Blogger” gegründet. Warum?
Weil ich finde, dass noch viel mehr Kolleginnen und Kollegen den Schritt ins Internet gehen sollten. Ich wollte eine neue Plattform schaffen, auf der wir uns austauschen können. Journalisten und Blogger sind herzlich eingeladen, sich dort einzubringen.
Wie misst Du deinen Erfolg?
“Die vielen Besucher und ihre Kommentare zeigen mir, dass meine Seite angenommen wird.”Im ersten Schritt über meine Webseite. Im April hatte ich 5422 Besuche auf meiner Seite. Außerdem habe ich nun schon 150 Kommentare inklusive Antworten. Das zeigt mir, dass mein Blog angenommen wird. Bis sich der Erfolg auch in Geld messen lassen wird, vergeht sicher noch ein bisschen Zeit.
Und bis dahin…
…freue ich mich jeden Tag über alles, was ich rund um mein Thema entdecke und verwirklichen kann. Wenn ich für den Blog schreibe – inzwischen nun schon rund 60 Texte –, kann ich frei entscheiden, in welcher Reihenfolge ich die Themen angehe und welche Schwerpunkte ich setze.
Du gehst ja sehr strategisch vor. Was sind denn die nächsten Punkte in Deiner Planung?
Karin Hertzer
Kooperationspartner wie den Energie-Blogger Andreas Kühl und meine Chili-Coaches habe ich ja schon. Es macht unglaublich viel Spaß, das Projekt mit ihnen zusammen voranzubringen. Zukünftig würde ich den Blog aber gern zu zweit machen, weil ich allein nicht mehr alles schaffen kann, was ich mir vorgenommen habe.
Und wie sieht es mit den Lousy Pennies aus?
“Es wäre schön, einen Sponsor zu finden, der bereit ist, das Blog zu finanzieren.” Da wäre es natürlich schön, einen Sponsor zu finden, der bereit ist, den Blog zu finanzieren. Eventuell auch mehrere Werbepartner für die künftigen Events. Da bin ich bereits in der Akquise, freue mich aber natürlich sehr, wenn mich jemand weiter empfiehlt.
Liebe Karin, das werden wir sicher tun. Viel Erfolg noch mit Deinem Projekt!
Klaus Bardenhagen hat es geschafft. Der 36-jährige Taiwanreporter ist der erste Journalist, der auf Krautreporter.de ein Projekt verwirklichen konnte. Insgesamt 2445 Euro kamen durch Crowdsourcing zusammen – was heißt, dass 60 Unterstützer zwischen 10 und 500 Euro spendeten. Damit kann er nun sein Buchprojekt “Formosa! Das ist Taiwan” starten.
Kurz nach dem erfolgreichen Crowdsourcing-Abschluss haben wir ein Interview führen können.
Hallo Klaus, herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Projekt! Wie bist Du denn darauf gekommen, Dein Buch per Crowdfunding auf Krautreporter zu finanzieren?
Nun ja, ich hatte ja schon zwei Bücher auf der Selfpublishing-Plattform Blurb veröffentlicht (Hier sein Gastbeitrag auf Medialdigital.de darüber) und wollte das wieder machen. Nachdem sich aber mein letztes englisch-chinesisches Buch “Taiwan: Snapshots of Democracy in Action” nicht so gut verkauft hat, habe ich mir die Frage gestellt: “Was ist, wenn das keiner will?”
Also hast Du quasi die Crowd gefragt…
Ja. Denn durch das erfolgreiche Projekt weiß ich nun, dass es einen Markt gibt. Ich weiß jetzt, das es Leute gibt, die ein ernsthaftes Interesse an meinem Buch haben und es gedruckt sehen möchten. Das ist ein tolles Gefühl.
Du bist nun sogar der Erste, der es geschafft hat. War das Strategie, ganz früh auf Krautreporter loszulegen?
Nun ja, ich dachte mir, je früher ich dabei bin, umso größer ist die Aufmerksamkeit. Ich habe dann auch schon in der Beta-Phase per E-Mail und Skype direkten Kontakt mit Sebastian Esser aufgenommen, dem Gründer von Krautreporter. Das war eine gute Zusammenarbeit, bei der wir zum Beispiel auch einige kleine Optimierungen an Krautreporter vornehmen konnten.
Formosa! Das ist Taiwan – das neue Buch von Klaus Bardenhagen
Ein anderer “Early Bird”, Julian Heck, ist ja leider gescheitert, er fand nicht genug Spender für sein Projekt. Was war Dein Erfolgsgeheimnis?
Ich glaube nicht, dass man das mit dem Projekt von Julian direkt vergleichen kann, aber ich habe schnell gelernt, dass man sich sehr genaue Gedanken machen muss. Ich glaube, dass man den Leuten auch für den Mindestbeitrag von “nur” 10 Euro schon eine ordentliche Gegenleistung bieten muss.
Was waren Deine Gegenleistungen?
Für 10 Euro gab es etwa meine beiden bisherigen Bücher und das neue Buch als E-Book und PDF-Datei. Die 25-Euro-Spender erhalten zusätzlich das frisch gedruckte Buch frei Haus geliefert. Je höher die Spende wurde, umso wertiger wurde die Gegenleistung – bis zu der Rückseite des Buches als ganzseitige Anzeige für 500 Euro. Tatsächlich fiel mir die Idee mit der Anzeigen-Vermarktung an Geschäftsleute erst in letzter Minute ein, das hat aber das ganze Projekt in die Gewinnzone gebracht. Geschäftsleute können das ja eventuell noch als Betriebsausgaben absetzen.
Das heißt, es hat also jemand die 500 Euro gespendet?
Ja, ein taiwanesischer Geschäftsmann, der in Deutschland lebt. Und ein anderer 300 Euro für eine halbseitige Anzeige im Inneren des Buches. Diese beiden Spenden haben das Buch über die Grenze von 2000 Euro gehoben.
Tschüss Deutschland – ni hao Taiwan!
Gibt es noch andere Erfolgsgeheimnisse?
Du musst sehr gut netzwerken und möglichst viele Zielgruppen ansprechen.
Wen hast Du zum Beispiel angesprochen?
Natürlich alle meine Facebook-Fans/Freunde, Twitter-Follower, Kollegen und Freunde – aber auch alle anderen relevanten Multiplikatoren. Ich habe es zum Beispiel in den Newsletter des Konsulats von Taiwan geschafft.
Wer hat gespendet?
Von den Unterstützern kenn ich etwa ein Drittel persönlich und von einem weiteren Drittel weiß ich, dass es mir auf Facebook folgt. Aber etwa ein Drittel der Namen auf der Liste sagen mir gar nichts.
Was außer freundschaftlicher Verbundenheit hat diese Menschen dazu bewegt, für Dein Buchprojekt zu spenden?
Ich glaube, dass viele in Deutschland lebende Taiwanesen und deutsche Taiwan-Freunde unzufrieden damit sind, dass in Deutschland nur sehr wenig über Taiwan bekannt ist. Es gibt nämlich nur sehr wenige Informationen und zum Beispiel nur zwei Reiseführer. Durch die Schönwetter-Politik zwischen China und Taiwan ist Taiwan seit 2008 auch kaum mehr in den deutschen Medien präsent. Die berichten meist nur, wenn es eine Krise gibt, wir kennen das ja als Medienmacher.
Und wie geht es jetzt weiter mit Deinem Buch?
Ich werde es wieder über Blurb publizieren – und zwar schnell. Ich bin derzeit in Deutschland und möchte die fertig gedruckten Bücher noch persönlich einpacken und an die Spender schicken, bevor ich wieder zurück nach Taiwan fliege. Ich sitze gerade an den Texten und an den passenden Fotos und möchte bis Mitte April fertig sein.
Und dann hat sich die ganze Arbeit gelohnt?
Sicher nicht finanziell. Von 2445 Euro abzüglich 5 Prozent Provision an Krautreporter werde ich nicht reich. Vor allem muss ich davon ja noch alle Exemplare für die Unterstützer aus eigener Tasche bezahlen und verschicken. Ich mach das ja nicht, weil ich davon abhänge. Aber ich weiß schon jetzt, wo das Buch noch gar nicht gedruckt ist, dass ich es verkauft habe und Leser finde, die sich darüber freuen. Das ist doch toll.
Was ist Deine LousyPennies-Strategie? Willst Du bald von Büchern oder digitalen Medien leben können?
Die Reise geht auf alle Fälle dahin. Aber weder mit meinen Büchern noch mit meiner Webseite, Facebook oder Twitter verdiene ich aktuell mehr als ein paar Lousy Pennies, auch wenn ich natürlich verschiedene Monetarisierungswege wie etwa Flattr oder Adsense ausprobiere. Ich bin wie die meisten Journalisten auf längere Sicht noch auf die klassischen Medien angewiesen, für die ich ja auch sehr gerne arbeite. Ich glaube aber auch, dass man gar nicht früh genug in den digitalen Medien starten kann. Wie gut das funktionieren kann, zeigt zum Beispiel der Tech-Blogger Sascha Pallenberg, der wie ich aus Taiwan berichtet und seine Nische gefunden hat, mit der er richtig gutes Geld verdient. Mit Sascha als VJ habe ich bereits mehrere Fernsehbeiträge fürs ZDF gedreht. Für mich bleibt es noch lange eine Mischkalkulation, bei der die klassischen Medien überwiegen.
Lieber Klaus, herzlichen Dank für das Gespräch!
Taiwan: Snapshots od Democracy in Action
Klaus Bardenhagen (36) hat ein Hörfunk- und TV-Volontariat beim NDR absolviert. 2008 kam er für ein dreimonatiges Stipendium erstmals nach Taiwan, 2009 entschied er sich, als freier Journalist auf die Insel zu gehen. Aus Taipeh berichtet er hauptsächlich für Sender wie den Deutschlandfunk und die Deutsche Welle, schreibt aber auch für Zeitungen. Auf seiner Facebook-Seite folgen ihm fast 3000 Menschen, viele aus Taiwan, den USA und auch aus Deutschland. Auf Twitter hat er 1400 Follower. Auf www.taiwanreporter.de stehen seine Arbeitsproben und auf www.intaiwan.de bloggt er über seine Erlebnisse.
Das Bewerbungsvideo von Klaus für Krautreporter:
Formosa! Das ist Taiwan (Buchprojekt) from taiwanreporter on Vimeo.
BJVreport 1/2013
Schon kurz nach dem Start von LousyPennies.de ist der Bayerische Journalistenverband auf uns aufmerksam geworden – und hat gleich in seinem Magazin BJVreport über uns geschrieben.
Jetzt hat Thomas Mrazek ein ausführliches Interview mit mir geführt und für den Lauftext der Titelgeschichte “Paid Content” verarbeitet. Die komplette Ausgabe des BJVreport gibt es als Online-Blätterausgabe und als PDF zum Download kostenlos im Netz, “Unpaid Content” also…
Mit freundlichen Genehmigung von Thomas Mrazek hier nun unser Interview im Wortlaut:
Thomas Mrazek: Wie bist Du auf die Idee gekommen, dass Meta-Blog Lousypennies zu gründen?
Ehrlich gesagt, wollte ich schon lange mit dem Bloggen anfangen. Nur zum Bloggen braucht man ein Thema, das einen persönlich so stark berührt, dass man auch ohne externen Druck – Abgabetermine, Chefredakteure, Auftraggeber – immer weiter schreibt. Mit LousyPennies habe ich mein Thema gefunden. Das letzte bisschen Motivation hat mir ein Vortrag von Richard Gutjahr gegeben, mit dem ich vor 20 Jahren auf der Deutschen Journalistenschule war. Wie er es als Journalist und Blogger geschafft hat, eine Marke im Netz zu werden, ist für mich ein tolles Vorbild. Und als ich dann noch feststellte, dass die Domain lousypennies.de noch verfügbar war, war die Entscheidung gefallen.
Thomas Mrazek: Schön und gut, dass endlich mal einer intensiv darüber nachdenkt, wie wir Medien uns finanzieren könn(t)en, mag mancher sagen und zugleich fragen: Warum verbreitest Du Deine Erkenntnisse, die Du auf diesem Blog publizierst für jedermann, für umsonst?
Ich werde in Aufmerksamkeit bezahlt. In Twitter-Followern. In Facebook-Fans. In Kommentaren auf www.lousypennies.de. Durch Links auf anderen Seiten wie zum Beispiel Bildblog oder turi2. Die spannenden Diskussionen, die Gewissheit, dass ich Themen anspreche, die die Menschen bewegen – das ist unbezahlbar. Und etwas, was man als Print-Journalist eigentlich gar nicht kennt. Und natürlich denken mein Co-Blogger Stephan Goldmann und ich auch über Monetarisierungs-Möglichkeiten nach.
Thomas Mrazek: Du arbeitest seit über 20 Jahren im Medienbereich: Sind Dir in den wenigen Wochen, in welchen Du dieses Blog betreibst schon einige grundlegende Ideen, Erkenntnisse über unseren Beruf und seine Zukunft gekommen?
Eine Gewissheit hat sich verstärkt. Die Gewissheit, dass die Zukunft online ist – und für immer mehr Journalisten nicht im wärmenden Schoß eines Verlages liegt. Aber ganz ehrlich: Manchmal komme ich mir vor wie der Fußballfan, der zuhause im Sofa-Sessel sitzt und meint, der bessere Trainer zu sein. Ich möchte deshalb ganz bewusst keine Empfehlungen für Verlage geben, sondern nur Hinweise für Journalisten-Kollegen, wie man sich in Zukunft sein Auskommen mithilfe des Internets sichern oder ergänzen kann. Ich setze da auch ebenso bewusst auf Gastbeiträge und Interviews mit Kollegen, die da schon etwas weiter sind als ich.
Thomas Mrazek: Du hast mit einem Partner jetzt den Newsletter-Service “Das Tagesbriefing” gegründet, wie sind Deine Erfahrungen damit (die ersten Meldungen waren ja ernüchternd)?
Das Tagesbriefing haben wir mit unserer Firma Hagen+Pollmeier Corporate Publishing gegründet, ich bin dort einer von drei Teilhabern. Dass wir mit dem Newsletter von Beginn an Geld verdienen, war gar nicht eingeplant. Das ist auch unmöglich. Zunächst einmal müssen wir Reichweite aufbauen. Das ist ein hartes Brot, wir kämpfen um jeden einzelnen Newsletter-Abonnenten. Wenn diese Reichweite vorhanden ist, dann können wir auch über die Monetarisierung durch Anzeigenverkauf oder Sponsoring sprechen. Ich rechne frühestens in einem halben Jahr damit. Doch die finanzielle Investition hält sich in Grenzen: Ein paar Hundert Euro fürs Marketing. Aber vier bis fünf Stunden Arbeit pro Tag.
Thomas Mrazek: Würdest Du es freien Kollegen empfehlen, es auch mal mit so einem eigenen Internet-Angebot auszuprobieren (und wenn es nur ein “Beiboot” zu anderen Jobs ist)?
Unbedingt. Und zwar gestern. Außerdem sollte jeder festangestellte Kollege ebenfalls sofort damit anfangen, eigene Inhalte im Netz zu publizieren und eine “Fangemeinde” auf Twitter und eventuell auch Facebook aufzubauen. Denn wir wissen alle sehr genau, dass man schon Morgen auf der Straße stehen kann.
Thomas Mrazek: Was hältst Du von Crowdfunding zur Finanzierung journalistischer Projekte (ich nehme, mal dass Du das noch nicht ausprobieren konntest)?
Prinzipiell finde ich das, was zum Beispiel Krautreporter macht, äußerst spannend und mehr als sympathisch – und bin im Moment tatsächlich sehr am überlegen, ob ich nicht versuchen werde, ein Herzensprojekt per Krautreporter zu finanzieren. Trotzdem bin ich, was die Massentauglichkeit angeht, sehr skeptisch. Ich wünsche den Kollegen aber sehr viel Erfolg damit!
Thomas Mrazek: Würde es sich anbieten, dass Netzökonomie in Zukunft verstärkt in der journalistischen Aus- und Weiterbildung angeboten wird?
Natürlich. Der Wandel unseres Berufsbildes erfordert, dass wir uns in der Ökonomie des Netzes auskennen. Journalistenschüler und Volontäre müssen lernen, wie sie sich eine eigene Marke im Netz aufbauen und diese auch außerhalb von Verlagen gewinnbringend nutzen. Viele tun das aber schon – und viel besser als manche Dozenten. Vielleicht noch ein Beispiel für die Wichtigkeit von journalistischen “Eigenmarken” im Netz: Gerade wurde bekannt, dass Jim Roberts die New York Times verlässt. Er hat 75.000 Twitter-Follower und nimmt sie mit! Mit einer solchen Zahl muss er sich eigentlich keine Gedanken darüber machen, wie er in Zukunft sein Geld verdient, sofern er die Ökonomie des Netzes verstanden hat. Davon gehe ich hier mal aus.
Über Thomas Mrazek
Thomas Mrazek arbeitet als freier Journalist und Dozent in München. Außerdem ist er inhaltlich Verantwortlicher bei Onlinejournalismus.de und betreibt unter www.medien-journalismus.de eine Bookmark-Sammlung zum Thema Journalismus. Seit 2005 leitet er ehrenamtlich den Fachausschuss Online im Bayerischen Journalisten-Verband (BJV), seit 2008 auch den Fachausschuss Online im Deutschen Journalisten-Verband (DJV).
Können Journalisten mit eigenen Angeboten Geld im Internet verdienen? Die Antwort von Florian Treiß (31) ist ein klares “Ja”. Seit März 2011 macht der Diplom-Journalist und ehemalige stellvertretende Chefredakteur von turi2 mobilbranche.de. Und tatsächlich ist er mit dem täglichen News-Aggregator für die Mobilbranche auch noch richtig erfolgreich.
Florian Treiß
Der Journalist Thomas Mrazek hat im “BJV Report” bereits über Florian Treiß geschrieben und mich im Gespräch auf ihn aufmerksam gemacht. Da ich ja mit Tagesbriefing.de gerade ein ähnliches Projekt für die Versicherungsbranche gestartet habe, wollte ich unbedingt mit ihm reden.
Und hier ist unser Interview über sein Erfolgsmodell – und wie er heute, zwei Jahre nach dem Start, mehr als nur ein paar Lousy Pennies mit seiner Idee verdient.
Florian, wie bist Du auf die Idee zu mobilbranche.de gekommen?
Ich habe seit 2007 bei turi2 gearbeitet und dabei gesehen, dass dort das Thema Mobile immer mehr aufpoppte. Wir hatten einfach immer mehr Meldungen zu dem, was die Verlage im mobilen Bereich machten und schrieben immer mehr über Tablets und Smartphones. Dabei hab ich festgestellt, dass hier ein Fachdienst mit einem klaren Nachrichtenfokus fehlt. Ich habe ihn dann im März 2011 mit zwei Wochen Vorlauf als WordPress-Seite gestartet und gesagt: “Es muss von Tag 1 einmal täglich einen Newsletter geben.”
Das hat sofort Lousy Pennies abgeworfen?
Natürlich nicht. Ich musste parallel weiter bei turi2 arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das sah dann so aus: Zuerst Frühdienst bei turi2 von 5:30 Uhr bis 8:15 Uhr. Dann von 9 bis 13 Uhr den eigenen Newsletter schreiben und von 14 bis 17 Uhr wieder turi2. Also 6 Stunden pro Tag turi2 und 4 Stunden mein eigener Dienst. Das ging etwa ein Dreiviertel Jahr so.
Und dann?
Dann stellte sich heraus, dass ich mit mobilbranche.de tatsächlich Geld verdienen konnte. Dann habe ich mein Engagement bei turi2 zunächst herunter gefahren und ab April 2012 nur noch mobilbranche.de gemacht. Also ziemlich genau ein Jahr nach der Gründung.
Hast Du in dieser Zeit auch mal Zeit für eine Pause gehabt?
Maximal 10 Tage, die ich dann mit Freien und helfenden Freunden und Kollegen überbrückt habe.
Und woher kommt Dein Geld?
Mir war vom ersten Tag an klar, dass man schon eine Million Page Impressions im Monat haben muss, um mit Bannerwerbung und Adsense Geld verdienen zu können. Deshalb habe ich von Anfang an auf das Modell täglicher Newsletter und selbst verkaufte Premium-Anzeigen gesetzt. Diese Anzeigen verkaufe ich zu Festpreisen.
Wie machst Du das?
Am Anfang habe ich einfach viele Leute angesprochen, die für Anzeigen in Frage kamen. Irgendwann war es dann aber so weit, dass die Leute zusätzlich auch auf mich zukamen. Denn wenn man etwas gut macht und sich einen Ruf erarbeitet, dann werden die Anzeigenkunden aufmerksam. Dass ich mir einen Namen gemacht habe, war für mich das Mittel zum Erfolg. Und dass mobilbranche.de kein Massenmedium, sondern in einer kleinen Nische mit wenig Konkurrenz tätig ist. Heute buchen sogar große Mediaagenturen bei uns.
mobilbranche.de
Was kosten Anzeigen in Deinem Newsletter?
Eine einzelne Text-Bild-Anzeige im Newsletter kostet 250 Euro. Ich habe jetzt zum 2. Mal die Preise erhöht, um sie an die gestiegene Nachfrage und die gestiegene Reichweite anzupassen.
Welche Reichweite bietest Du dafür?
Aktuell habe ich 4400 Abonnenten. Zum Start waren es rund 750 Abonnenten, die ich aus meinem vorhandenen Netzwerk akquirieren konnte.
Wie gewinnst Du die Abonnenten?
Anfangs habe ich gezielt Manager von Firmen in meiner Zielgruppe identifiziert und ihnen den Newsletter sowie mich selbst in persönlichen Mails vorgestellt. Bald kamen dann Medienkooperationen mit Kongressen und Messen hinzu, wo beispielsweise Flyer von mobilbranche.de auslagen. Außerdem werden heute viele neue Abonnenten durch Mundpropaganda oder Social Media auf mobilbranche.de aufmerksam.
Ich habe in Deiner Stellenanzeige im Newsletter von turi2.de gesehen, dass Du aktuell Mitarbeiter suchst. Warum?
Ich muss mich mehr und mehr um die verlegerischen Dinge kümmern. Ich verstehe mich inzwischen mehr als Online-Verleger und fahre meine redaktionellen Aufgaben herunter. Deshalb besetze ich die Redaktion zunehmend mit freien Mitarbeitern. Ich habe festgestellt, dass Werbeverkauf und Marketing so komplexe Themen sind, dass ich da mehr Zeit investieren muss.
Finanzierst Du Dich allein mit Werbung?
Nicht mehr. Ich habe nämlich festgestellt, dass das Werbegeschäft extrem schwankt. Deshalb habe ich innerhalb von mobilbranche.de noch weitere Erlösquellen identifiziert. So habe ich etwa Ende 2011 ein Networking-Event mit Podiumsdiskussion eingeführt, den so genannten Mobilisten-Talk.
Und das wirft mehr als nur Lousy Pennies ab?
Die ersten beiden Male war es noch ein Zuschussgeschäft. Seit der Ausgabe 3 ist das ein Geschäft, das sich lohnt.
Wie funktioniert hier Dein Geschäftsmodell?
Beim Mobilisten-Talk ist der Eintritt grundsätzlich frei. Ich habe zwei starke Partner im Hintergrund, die mich unterstützen. Hinzu kommen noch kreative Sponsoring-Pakete für den Networking-Teil, z.B. der offizielle “Currywurst-Sponsor” des Abends.” Einen Bericht über den Mobilisten-Talk findest Du hier auf mobilbranche.de.
Ich habe auf deiner Webseite noch ein drittes Geschäftsfeld entdeckt…
Ja, die Seminare, die habe ich ganz neu in diesem Jahr aufgemacht: Ich organisiere Fach-Seminare mit absoluten Top-Referenten. Das kostet dann für Frühbucher 300 Euro und sonst 400 Euro. Im Januar hatten wir das erste Seminar zum Thema “Mobile Payment”. Mit 20 Teilnehmern von vielen renommierten Firmen war es komplett ausgebucht. Das 2. Seminar “App Store Optimization” ist mittlerweile auch ausgebucht. Das Seminarprogramm für das zweite Quartal findest Du hier.
Mal ganz ehrlich: Seminare, Events, Werbeverkauf und Marketing – bist Du da eigentlich noch Journalist?
Nun ja, wenn ich mir mein Kern-Produkt ansehe, halte ich es für sehr journalistisch. Ich gehe da auch gerne noch redaktionell ran, schreibe zum Beispiel die Top-Meldung des Tages und mache alles händisch. Das ist die gute Schule von Peter Turi. Aber ja, ich hatte zum Beispiel letztes Jahr auf der DJV-Tagung “Besser Online” eine große Diskussion darüber, wie das nun bei mir ist mit der Trennung zwischen Redaktion und Werbeverkauf. Dazu sage ich ganz klar: Die Firmen sprechen entweder in der Rolle als Chefredakteur oder als Werbeverkäufer mit mir, das trenne ich.
Aber Du bist nunmal beides in einer Person. Da könnte die Möglichkeit schon gegeben sein, dass die Trennung verwischt…
Ich habe neulich einen Vortrag von einem Top-Manager der Sunday Times gehört, der über die Affiliate-Links gesprochen hat, mit denen sie ihre Leser direkt aus Rezensionsen in ihren Apps zu Amazon und iTunes führen. Auf die Trennung Werbung Redaktion angesprochen, sagte er: “Das ist Service für den Leser. Der Leser findet es einfach praktisch, wenn sie ein empfohlenes Buch oder eine TV-Serie direkt kaufen können. Übrigens wird es dadurch ja nicht einmal teurer für sie.” Das hat mir eingeleuchtet. Auch wenn ich nur sehr selten auf Affiliate-Links setze, etwa bei Buchempfehlungen.
Welche Ziele hast Du mit Deinem Angebot – journalistisch und geschäftlich?
Nun, ich arbeite daran, ein Verlag 3.0 zu werden – der kein Printerzeugnis hat aber eine breite Wertschöpfungskette. Es geht hier nicht darum, dass man als Journalist nebenher ein bisschen blogt, sondern darum, mit journalistischen Inhalten Geld zu verdienen. Ein Blog ist schön für die Selbstvermarktung und als Visitenkarte. Da fallen ein paar Sachen ab, die wieder zu Einnahmen führen. Aber hier geht es um ein Geschäftsfeld, das ordentliche Gewinne einfährt.
Ok, dann mal Butter bei die Fische. Wie hoch sind Deine Einnahmen?
So viel kann ich sagen: Ich hoffe und glaube sehr daran, dass ich 2013 einen sechsstelligen Umsatz einfahren werde. Da ist die Firma jedenfalls auf dem besten Weg.
Hast Du eigentlich Angst, dass das Leistungsschutzrecht für Angebote wie turi2 und mobilbranche.de gefährlich werden könnte?
So wie ich das Leistungsschutzrecht verstehe, sind Aggregatoren wie turi2 und mobilbranche.de nicht gemeint, da ja unsere Teaser händisch geschrieben werden. Generell finde ich den Gesetzentwurf lächerlich, denn die Verlage haben doch die Möglichkeit, ihre robots.txt entsprechend zu schreiben. Doch dann würde zum Beispiel Focus Online 50 Prozent seines Traffics verlieren.
Was macht denn die Inhalte von mobilbranche.de so einzigartig und so wichtig für Deine Zielgruppe?
Wir sind quasi wie die moderne Presseschau, die die wichtigsten Informationen der Branche kurz und knapp redaktionell zusammen fasst und auf die Quelle verlinkt. Je länger es uns gibt, umso fließender werden allerdings die Grenzen zwischen reinem News-Aggregator und einem echten News-Angebot mit exklusiven Inhalten. Auch wenn uns für eigene Recherchen und investigative Arbeit meist die Zeit und Manpower fehlt, bekommen wir doch zwei- bis dreimal im Monat exklusive Informationen. Da macht man dann schon gerne was draus.
Ist mobilbranche.de ein Vorbild für andere Journalisten, die sich selbständig machen wollen?
Angebote wie mobilbranche.de und turi2 kann man nicht ewig replizieren. Wenn es jetzt jeder machen würde, dann funktioniert es nicht mehr. Aber es gibt sicher noch Branchen, wo es einen Bedarf für einen solchen News-Aggregator gibt.
Was würdest Du Journalisten also heute empfehlen, um ihre Lousy Pennies im Netz zu verdienen?
Ich finde, Journalisten sollten heutzutage verlegerisch denken. Sie müssen sich Gedanken darüber machen, wo die Geschäftsmodelle liegen, mit deren Hilfe man mit journalistischen Inhalten Geld im Internet verdienen kann. Bannerwerbung funktioniert nur in den seltensten Fällen, dafür reicht die Reichweite einfach nicht. Man muss ein Premium-Angebot konzipieren, für das Menschen bereit sind, Geld zu zahlen – ob Anzeigenkunden oder Leser.
Und wenn ich das Modell gefunden habe?
Dann heißt es, einen langen Atem zu haben. Man kann nicht erwarten, dass man vom ersten Tag an Geld verdient. Das kann schon ein Jahr oder mehr dauern. Bis dahin heißt es Reichweite aufbauen und die ersten Fans von seinem Angebot überzeugen. Irgendwann kommen auch die ersten Werbekunden, die dann andere Anzeigenpartner nachziehen. Dann erst beginnt man damit, seine Lousy Pennies zu verdienen – und das irgendwann so, dass es ein echtes Business ist.
Florian, vielen Dank für das Gespräch und die tollen Infos.
Mut haben. Sein eigenes Ding machen und damit Geld verdienen. Seitdem ich LousyPennies gestartet habe, treffe ich immer mehr Menschen, die diesen Schritt bereits erfolgreich getan haben. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt durch oder mithilfe eines journalistischen Internet-Angebots.
Einer von ihnen ist Franz Neumeier. Er war bis 2007 Chefredakteur von “Internet Professionell” und “PC Professionell”, dann von 2007 bis 2009 bei WEKA Chefredakteur des “Internet Magazin”. Als er diesen Job Ende 2009 verlor, machte er sich mit der Kreuzfahrtseite cruisetricks.de selbständig – und erfand sich quasi neu.
Ich bin auf ihn in den Kommentaren zu einem Artikel auf LousyPennies gestoßen und habe mich sehr gefreut, dass er mich in München in Sichtweite der Burda-Zentrale zum Gespräch traf. Und hier ist das Ergebnis:
Franz Neumeier an Bord der Star Flyer
Lieber Franz, es gibt da dieses Bild von Dir: Du im Bugnetz des Segelschiffs Star Flyer, den Laptop auf den Knien. Muss ich mir so Deine Arbeit vorstellen?
Ok, ich gebe zu, das Foto ist gestellt – so arbeite ich nicht wirklich. Aber tatsächlich ermöglicht es mir meine Arbeit, etwa drei Monate im Jahr auf Kreuzfahrtschiffen zu verbringen, den Laptop hab ich immer dabei.
Also knapp zwölf Wochen Urlaub im Jahr?
Nein, Urlaub ist das nicht – auch wenn es natürlich schön ist. Wenn ich auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs bin, wirst Du mich ständig mit der Kamera und dem Notizbuch sehen. Wenn ich das Schiff wieder verlasse, habe ich Zwei- bis Dreitausend Fotos geschossen, war fast überall an Bord und kenne jedes Detail bis hin zu sämtlichen Getränkepreisen in den Bars und Restaurants.
Der rasende Reporter…
Ja. Und dann gibt es immer wieder einige Kollegen, die mir von ihrer Liege am Pool mit dem Cocktail in der Hand zusehen und mitleidig sagen: “Ja, das hab ich früher auch noch getan.” Leider lesen sich dann auch die Texte dieser Kollegen so, als wären sie gar nicht an Bord gewesen.
Das heißt für Dich also, der Online-Journalist liefert heute bessere Arbeit als der Print-Kollege?
Nein, auf keinen Fall. Das ist keine Sache von Online oder Print. Das ist eine Sache von Arbeitsethos. Ich arbeite ja auch noch sehr viel für Print, schreibe viel für verschiedene Zeitungen und Magazine.
…wo wir bei den Lousy Pennies wären. Wie verdienst Du Deine Pennies?
Mit einem Mix aus verschiedenen journalistischen Tätigkeiten. Wie gesagt, schreibe ich ja wie jeder freie Journalist für verschiedene Verlage. Aber immer mehr Einkommen kommt durch cruisetricks.de herein.
Wie viel?
So genau möchte ich das nicht sagen. Aber es wäre genug, um mich als Einzelperson gut zu finanzieren. Da wir eine Familie sind und im teuren München leben, bin ich aber froh, dass meine Frau auch noch verdient.
Kannst Du sagen, wie der Anteil Deiner Webseite an Deinem Einkommen prozentual gesehen ist?
Das schwankt sehr, weil die Print-Aufträge sehr unregelmäßig kommen. Aber es sind immer mindestens 60 Prozent, oft auch mehr. Der Online-Anteil ist in den letzten drei Jahren beständig gewachsen. Und tatsächlich deutlich stabiler als die Print-Einnahmen.
Das führt uns zum Start von cruisetricks.de. Wie wird man denn vom Print-Computer-Journalisten zum Kreuzfahrt-Profi?
Nun ja, bis 2009 war ich Chefredakteur vom “Internet Magazin” und habe als Hobby nebenher die englischsprachige Seite steamboats.org betrieben. Als der Verlag dann meinte, dass ein solches Magazin auch gänzlich ohne Chefredakteur auskommt, habe ich mein Hobby Kreuzfahrten zum Beruf gemacht. Ich habe die Gründer-Förderung der Arbeitsagentur bekommen und konnte sofort mit cruisetricks.de starten.
Das ging so einfach?
Natürlich nicht, jede Seite braucht ihre Anlaufzeit. Aber ich hatte einen genialen Start, denn durch einen Zufall war ich der erste deutsche Journalist, der auf die damals neue “Oasis of the Seas” durfte – das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Meine Frau, die ja auf der Seite mitschreibt und sehr stark in den sozialen Medien aktiv ist, hatte einen Wettbewerb gewonnen und ich durfte mit. Ich konnte fast eine Woche lang jedes Detail des Schiffes begutachten und später darüber berichten. Das nicht nur meiner Webseite einen unglaublichen Schub gebracht, sondern auch einige Zeitungsaufträge. Auch Bilder konnte ich verkaufen.
Wo steht Deine Seite aktuell zahlenmäßig?
Im Januar hatte ich mit 78.000 Besuchern (Visitors) einen neuen Rekord, das brachte insgesamt 273.000 Seitenabrufe (PIs). Davon kamen 58 Prozent über eine Suche, 25 direkt, acht über Links und neun Prozent über meinen RSS-Feed und den Newsletter. Im Moment sieht es so aus, als würde es bei diesen Zahlen bleiben.
Wie wichtig ist der Newsletter für Dich?
Sehr. Ich habe leider viel zu spät angefangen, ihn aufzubauen. Aktuell hat er ungefähr 700 Abonnenten, darunter viele Reisebüros und andere Touristiker. Ich möchte die Zahl der Abos dringend ausbauen, um den Newsletter dann irgendwann mal vermarkten zu können. (Tipps zum Aufbau eines Newsletter-Verteilers findet Ihr hier, Anm. d. Red.)
Stichwort Vermarktung: Woher kommen Deine Einnahmen?
Franz Neumeier
Die Webseite und die Vermarktung von Anzeigenplatz ist für mich das Wichtigste. Gleichzeitig ist die Webseite aber auch das ideale Instrument, um mich selbst als journalistischen Spezialisten für den Bereich Kreuzfahrt zu positionieren – und zwar durch hochwertige und gut recherchierte Inhalte, die sonst keiner hat. Das führt dann dazu, dass ich auf weiteren Kanälen ein Einkommen generieren kann: Als Schreiber für Print-Produkte, durch das Verkaufen von Fotos, durch mein Buch “Der cruisetricks.de Kreuzfahrt-Ratgeber” und als Sprecher oder Moderator bei touristischen Veranstaltungen.
Wie stehst Du zu gesponserten Beiträgen? Also Texten, die von einem Anzeigen-Kunden bezahlt werden.
Das habe ich ein paar Mal ausprobiert, aber ich sehe das sehr zurückhaltend. Wer das macht, der sollte es auf jeden Fall ganz klar kennzeichnen und kommunizieren. Denn das wäre fatal fürs Renommee, wenn man bei einer solchen Schleichwerbung ertappt wird. Ich schreibe auch immer, ob ich für eine Story von einer Reederei eingeladen wurde – und scheue mich auch nicht davor, dennoch etwas Negatives zu schreiben.
Stichwort Renommee: Nehmen Dich die Reedereien inzwischen als gleichwertig zu den traditionellen Print-Journalisten wahr?
Die meisten. Aber es gibt schon noch einige, die mit dem Medium Internet noch nicht viel anfangen können.
Was bedeutet das Medium Internet für Dich?
Zum einen persönliche Freiheit. Ich bin nach Jahren als Angestellter endlich mein eigener Herr und habe enorm an Lebensqualität gewonnen. Ich bin ein weitaus glücklicherer Mensch als früher. Nicht nur, weil ich so viel Zeit an Bord von Kreuzfahrtschiffen verbringen kann, sondern weil ich mir meine Zeit viel besser einteilen kann. Ich bin auch plötzlich zum Hausmann geworden und koche zum Beispiel begeistert.
Und aus journalistischer Sicht?
Ich muss schneller sein als früher. Wenn ich eine Nachricht erhalte, etwa zu einem Unfall auf einem Kreuzfahrtschiff, dann muss ich die sofort rausjagen, sonst werde ich nicht wahr genommen. Mit weiteren Infos kann ich die News ja später noch ergänzen. Man muss da auch strategisch denken: Wenn etwas Großes passiert ist, muss ich damit Online sein, bevor es um 18:45 bei RTL läuft. Denn wenn die Menschen es dort sehen, fangen sie an zu googeln.
Ist das nicht gefährlich, einfach schnell jede News rauszublasen?
Da kommt nun wieder das journalistische Handwerkszeug ins Spiel. Es ist tatsächlich schwerer geworden, die Quellen im Internet zu bewerten. Aber vor allem für einen Journalisten, der sich nicht jeden Tag mit nur einem bestimmten Thema beschäftigt. Ich kenne oft die Quellen und weiß, wo ich nachsehen muss, um sie gegen zu checken. Da bin ich schneller und effektiver als jeder Generalist.
Wie wichtig ist Google-News?
Das ist eine Traffic-Quelle und ich musste es mir hart erarbeiten, dort aufgenommen zu werden. Aber die meisten Leser kommen über eine direkte Google-Suche.
Viel wird ja über suchmaschinenoptimiertes Schreiben gesprochen. Wie nimmst Du das wahr?
Franz Neumeier
Ich glaube, dass Qualität siegt. Aber es gibt schon einen Unterschied zwischen Online- und Print-Texten im Reisebereich. Die klassische Reisereportage hat oft einen romantischen Einstieg und plätschert dann so dahin, ein Online-Text ist wesentlich Fakten-orientierter. Das liegt mir aber, da ich schon immer eher der Fakten-Mensch war. Und tatsächlich macht es mir oft mehr Spaß, Online zu schreiben.
Wie sehen Deine Zukunftspläne für cruisetricks.de aus?
Zum einen hoffe ich, dass sich der Traffic in den nächsten Jahren verdoppelt – das wird sich dann auch gleich auf der Einnahmen-Seite bemerkbar machen. Zum anderen möchte ich meine Seite noch stärker auf mobile Geräte optimieren und anfangen, meinen Newsletter zu vermarkten. Ich werde auch sicher noch einige Bücher als E-Books veröffentlichen.
Und thematisch?
Ich möchte noch stärker in den Datenjournalismus gehen und etwa eine Datenbank für die Getränkepreise auf allen Kreuzfahrtschiffen aufbauen. Das ist tatsächlich ein großes Thema in der Szene und ein wichtiges Argument bei der Entscheidung für eine Reise.
Hast Du auch an einen höheren Bewegtbild-Anteil gedacht? Immerhin sprechen im Moment alle davon, dass Video immer wichtiger werden soll.
Cruisetricks.de: Panoramabild
Ich habe es probiert. Aber ganz ehrlich ist es nicht meine Kernkompetenz – und ich finde, man muss als Einzelkämpfer nicht alles machen. Was ich auf meiner Seite habe, sind sehr aufwändig produzierte 360-Grad-Panorama-Bilder von den Kreuzfahrtschiffen. Das bringt zwar nicht so viel in der Suche, aber wieder beim Renommee. Da die nicht so einfach nachzumachen sind, sind sie etwas, was meine Seite einzigartig macht – mein USP.
Jetzt muss die Frage kommen: Was hältst Du denn vom Leistungsschutzrecht?
Wenig, denn ich habe bis jetzt nicht verstanden, warum hier eine bestimmte Gruppe etwas schützen will, was sie eigentlich gar nicht selbst produziert hat. Denn die Verleger kaufen ihren festen und freien Mitarbeitern mit Knebelverträgen alle Rechte an den von ihnen produzierten Beiträgen ab. Also wird gar nicht die Leistung, sondern nur der Content geschützt. Und auch das verstehe ich nicht: Ich lebe von Google – und die Verlage tun es auch.
Zum Abschluss: Was würdest Du nun allen Journalisten raten, die sich überlegen, ihr Glück im Internet zu versuchen?
Finde Deinen eigenen Weg, der einzigartig ist und kaum zu kopieren. Tue etwas, was Dir Spaß macht – und beginne damit sofort. Online findet sich der Weg durch ständiges Ausprobieren, aus jedem Fehler lernt man und wird besser. Das Internet bietet uns Journalisten eine einzigartige Chance, uns selbst zu positionieren und Einkommen zu generieren. Wichtig ist: Man muss durch Qualität auffallen.
Stefan Aigner – Macher von Regensburg-Digital. Foto: Hubert Lankes
Oben rechts auf seiner Webseite liest man ihn, den bekannten Spruch von Horacio Verbitsky: „Journalism is publishing what someone doesn’t want us to know. The rest is propaganda.“ Und genau nach diesem Leitbild lebt und handelt Stefan Aigner. Er hat sich mit der katholischen Kirche angelegt, dem Möbelriesen XXXLutz, dem Waffenkonzern Diehl, der Partei Die Freiheit und so manchen Granden aus der örtlichen Politik. Dadurch ist der Lokaljournalist mit seiner Internetseite Regensburg-Digital.de überregional bekannt geworden.
Ein journalistischer Erfolg? Ja, unbedingt. Ein finanzieller? Nein, auf keinen Fall. Denn was Stefan Aigner mit seiner 2008 gegründet Seite verdient, kann man getrost Lousy Pennies nennen. Trotzdem macht er weiter.
Hallo Stefan, warum legst Du dich eigentlich so gerne mit Institutionen und Konzernen an?
“Ich schreibe über die Dinge, die in den klassischen Medien sonst kaum vorkommen.”Ganz ehrlich: Ich hab es gar nicht darauf angelegt, auch wenn man es anders vermuten könnte. In allen drei Gerichtsprozessen waren die Angriffe gegen Behauptungen, die ich aufgestellt habe, eigentlich total lächerlich. Im Fall von XXXLutz ging es zum Beispiel um eine klar belegbare Tatsache, wie man an der Aussage des Gerichts „Wahrheit ist grundsätzlich nicht rechtswidrig“ sieht.
Außerdem schreibe ich eben über die Dinge, die in den klassischen Medien sonst kaum vorkommen. XXXLutz ist schließlich ein großer Anzeigenkunde. So etwas muss man dann selber machen.
Haben klassische Medien also eine Schere im Kopf, wenn es um die Belange von Anzeigenkunden geht?
“Über den Streik in der Großbrauerei berichtet keiner.” Ein Beispiel: In Regensburg gibt es eine große Brauerei, die gerade eine Riesenaktion macht, um 5000 Euro für die Reparatur des beschädigten Bruckmandls aufzutreiben. Sie will 1 Cent pro verkaufte Bierflasche spenden. Darüber berichtet jeder. Als es einen großen Streik in der Brauerei gab, bei dem an einem Tag sogar die Bierlieferung ausfiel, stand das in keiner Zeitung und wurde weder im lokalen Fernsehen noch dem lokalen Radio gebracht.
Übrigens werde ich von dieser Brauerei auch nicht zu Pressekonferenzen eingeladen. Hier habe ich neulich von einem Kollegen, der dort war, hören müssen, die relevante Presse sei ja da…
Wie siehst Du deine Relevanz?
Regensburg-Digital ist nach wie vor noch kein Massenmedium, aber es ist kurz davor, dass es in die Breite geht und dass es die Leute auf der Straße kennen. Ich weiß aber sehr genau, dass es alle Stadträte und Bürgermeister lesen. Außerdem wird es am Gericht und an der Uni viel gelesen. In vielen Fällen nimmt auch die lokale Tageszeitung unsere Berichterstattung auf, oder unsere Berichte werden direkt im Stadtrat besprochen.
Es sind also auf jeden Fall relevante Leser da und die Resonanz wird immer besser, auch wenn natürlich die überregionale Aufmerksamkeit nach den Prozessen etwas nachgelassen hat. Wir sind wieder im Tagesgeschäft zurück und schreiben über Bebauungspläne.
Was hat aus Deiner Sicht die Diözese Regensburg, Diehl oder XXXLutz eigentlich bewogen, gegen Aussagen auf Regensburg-Digital zu klagen?
“Wenn da einer kommt und was ins Internet schreibt, was einem nicht passt, klagt man halt.”Ich vermute, dass sie es bis dahin gewohnt waren von den Medien und der Öffentlichkeit mit Glacéhandschuhen angefasst zu werden. Wenn da einer kommt und was ins Internet schreibt, was einem nicht passt, klagt man halt.
Ich glaube, dass das zu einer Zeit passiert ist, als solche Institutionen den Umgang mit dem neuen Medium Internet noch nicht kannten. Heute wird jeder, der ein wenig bei Verstand ist, versuchen, es anders zu lösen.
Übrigens war das auf der anderen Seite genauso: Es brauchte einiges an Unterstützung, damit mir verdi Rechtsschutz gewährte. Heute machen die das für Blogger wie mich ganz selbstverständlich und recht unbürokratisch. Das war der schönste Erfolg aus allen Rechtsstreitigkeiten.
Brauchst Du den Rechtsschutz noch häufig?
Nein, das hat sich wirklich geändert. Ab und zu kriege ich einen Anruf wegen einer Passage oder Formulierung, die so angeblich nicht stimmt. Dann redet man halt drüber. Aber bei ein paar Sachen ist nichts mehr gekommen, obwohl ich gedacht hätte, da könnte was passieren.
Zum Beispiel?
Ich habe über die Regensburger Abmahnkanzlei Uhrmann und ihren Porno-Pranger geschrieben. Obwohl ich ihn Porno-Pranger-Anwalt genannt habe, ist außer ein paar bösen Bemerkungen nichts gekommen. Von Kollegen aus anderen Redaktionen hab ich da anderes gehört.
Die Partei „Die Freiheit“ hat mir aber zwei oder dreimal gedroht und ich musste zweimal mit einem Anwaltsbrief reagieren. Das kostet doch was.
Wie finanzierst Du Dich eigentlich?
Perfektes Timing…
Na ja, das hat der Seite tatsächlich einen gewissen Schub gegeben, auch wenn der Vergleich im Prozess für uns bitter war.
Am Tag der Verhandlung war unsere Story der Aufmacher in der taz. Außerdem habe ich an diesem Tag gefühlt 20 bis 30 Telefoninterviews gegeben. Danach war Regensburg-Digital zumindest bei unseren Kollegen bekannt.
Das hat sich dann zwei Monate später wiederholt, als XXXLutz geklagt hat. Ein Verfahren, dass mit der Aussage des Gerichts endete: „Wahrheit ist nicht rechtswidrig.“
Stichwort „Schub gegeben“: Wie viele Besucher hast Du jetzt auf Regensburg-Digital?
Aktuell haben wir ungefähr 160.000 Page Impressions im Monat. Ich benutze aber nur die WordPress-Statistik, kann also nicht genau sagen, wie viele einzelne Besucher es sind. Ich hätte nichts gegen mehr Klicks. Es ist ja eigentlich keine große Kunst eine Seite zu machen, die Klicks bringt. Aber ich will meine Klicks haben für Dinge, die Arbeit gemacht haben und relevant sind.
Dennoch müsste sich doch mit 160.000 PIs einigermaßen Geld verdienen lassen. Etwa durch Werbung.
“Um die Werbung kümmert sich der Förderverein. Bekomme ich einen Anruf, gebe ich das weiter.”Um die Werbung kümmert sich der Förderverein. Bekomme ich einen Anruf, gebe ich das weiter, denn ich will mit Werbekunden so wenig wie möglich zu tun haben. So können die Werbekunden bei mir keinen Einfluss nehmen. Ich sage immer, dass sie ja von der Seite runter gehen können, wenn es ihnen nicht passt.
Ich habe aber auch Kunden, die zum Beispiel sagen „Das bringt uns gar nichts“, aber trotzdem auf der Seite bleiben, weil sie ihnen gefällt. Andere spenden lieber und wollen nicht mit einer Anzeige auf der Seite erscheinen, weil das angeblich schlecht für ihr Image wäre. Das meiste Geld kommt aber über die Beiträge aus dem Förderverein, an den ich auch meine Rechnungen stelle.
Wie viele Mitglieder hat der Förderverein?
Aktuell dürften es 150 bis 200 sein, von denen jeder im Schnitt sieben Euro im Monat zahlt. Das sind dann die Haupteinnahmen.
Also maximal 1400 Euro im Monat plus Werbung und andere Spenden?
Ja, wenn man alles zusammen rechnet, kommt man auf ungefähr 2500 Euro im Monat. Es gibt ja auch jeden Monat Einzelspenden mit 100 oder 50 Euro.
Kannst Du damit leben?
“Ich liege deutlich unter einem Volontärsgehalt. Das darf man eigentlich gar nicht laut sagen.”Wenn ich Regensburg-Digital komplett alleine machen würde, wäre es für mich alleine vielleicht noch akzeptabel. So aber liege ich deutlich unter einem Volontärsgehalt. Das darf man eigentlich gar nicht laut sagen.
Welche Kosten hast Du noch?
Ich zahle allen meinen Mitarbeitern ein Honorar – und zwar mehr als die Tageszeitung im Nachbarlandkreis: pauschal 40 Euro für einen Artikel inklusive Spesen und Fahrtkosten. Es gibt aber auch noch einigen Autoren, die aus Eigeninteresse bei mir veröffentlichen und nichts dafür verlangen. Etwa Robert Werner, der sich mit der NS-Geschichte von Regensburg beschäftigt.
40 Euro sind ziemlich wenig, wenn man sein Geld mit Schreiben verdienen möchte….
Ja, es geht halt nicht ohne Leute, die Lust zum Schreiben haben. Viele lokale Tageszeitungen leben unter anderem auch von Schülern, Studenten und Rentnern, die froh sind, was veröffentlichen zu können. Auch meine Mitarbeiter schieben schon mal einen unbezahlten Artikel nach, wenn sie es für nötig halten.
Denkst Du darüber nach, wie Du die Erlössituation von Regensburg-Digital verbessern könntest?
“Ich müsste aktiv werden, um weitere Einnahmequellen zu erschließen und Marketing zu betreiben.”Ja, nach fünf Jahren denke ich mir, jetzt müsste eigentlich ein Sprung kommen. Vor allem weil es auf Dauer so nicht weitergeht. Ich müsste also aktiv werden, um weitere Einnahmequellen zu erschließen und Marketing zu betreiben. Aber die Zeit habe ich nicht, die brauche ich für meine normale Arbeit. Sie besteht aus telefonieren, recherchieren und schreiben. Alles andere ist Bürokratie.
Könnte man mehr Mitglieder für den Förderverein werben?
Vielleicht mache ich ja zu wenig Werbung in die Richtung, ich bin ja auch kein Marketing-Mensch. Wenn ich das wäre, könnte ich heute vermutlich aus dem Stand das Doppelte herausholen. Das Potential muss in Regensburg ja höher sein als 200 Leute.
Wie wäre es, wenn die Leute für Deine Seite zahlen würden? Also eine Paid-Content-Strategie.
“Wenn ich eine Bezahlschranke aufbaue und Leser aussperre, verfehle ich das Ziel, warum ich diesen Beruf ergriffen habe.”Ich glaube nicht, dass es in meinem lokalen Raum funktionieren würde. Dazu müsste auch mehr erscheinen auf der Seite. Grundsätzlich habe ich natürlich auch ein Interesse, dass möglichst viele Menschen meine Seite lesen. Das gehört zum Berufsbild dazu. Wenn ich eine Bezahlschranke aufbaue und Leser aussperre, verfehle ich das Ziel, warum ich diesen Beruf ergriffen habe.
Hast Du darüber nachgedacht, Zeitungen mit Artikeln oder Informationen zu beliefern?
Das mache ich bereits kostenlos. Ich erlebe immer wieder, wie Kollegen von anderen Zeitungen die Infos von Regensburg-Digital abgreifen. Aber ich informiere mich natürlich auch durch andere Medien. Aber wahrscheinlich ist es wirklich besser, Kontakte zu Redaktionen zu knüpfen.
Was ist mit Flattr und Paypal-Spenden?
Das zahlt den Server und manchmal auch das Telefon.
Wie stellst Du Dir nun Deine Zukunft mit Regensburg-Digital vor?
Vielleicht werde ich irgendwann in Schönheit sterben. Ich hätte ja nie gedacht, dass das fünf Jahre lang funktioniert. Ich dachte, ich mache das ein halbes Jahr, bis ich was anderes habe. Davon leben ist schwierig, damit leben klappt sehr gut. Ich sehe das Ganze als Projekt, das nach wie vor läuft…
…und zwar die nächsten fünf Jahre?
“Dass die Seite mal zugeschlossen wird, steht nicht zu befürchten.”Schaun mer mal. Ich habe jetzt zum ersten Mal nach eineinhalb Jahren Urlaub genommen, um den Kopf frei zu kriegen. Zuletzt habe ich nur noch funktioniert. Meine Sache wird es definitiv sein, stärker auf die Leserfinanzierung abzuzielen – oder es macht jemand anderes, dem die Bedingungen taugen.
Es gibt ja schon zwei freie Mitarbeiter, die das Zeug haben, Regensburg-Digital später eigenverantwortlich machen. Dass die Seite mal zugeschlossen wird, steht nicht zu befürchten. Da muss ich alle enttäuschen, die das gehofft habe.
Rätst Du mit fünf Jahren Abstand einem jungen Kollegen davon ab, eine Seite wie Regensburg-Digital zu machen?
“Wenn man Spaß an diesem Beruf hat, dann sollte man es unbedingt machen.”Nein, auf keinen Fall. Ich würde immer sagen: Wenn man Spaß an diesem Beruf hat, dann sollte man es unbedingt machen. Es ist ja nicht so, dass ich daran zerbreche. Ich habe nur wenig Geld. Da gibt es gibt Schlimmeres. Irgendeinen Job, wo ich Geld verdiene, finde ich schon. Dass das aber auf Dauer so befriedigend ist, kann mir nicht vorstellen.
Nein, mir gefällt das, was ich mache. Es ist nur manchmal nervig. Zum Beispiel, wenn man sich keine neue Kamera leisten kann.
Würdest Du heute etwas anders machen?
Ich würde vielleicht von Anfang an jemanden ins Boot holen, der etwas von Marketing versteht und auch jemand zweiten für die Redaktion. Die ganze Einzelkämpfergeschichte ist gut und schön, aber am besten hat man jemanden als Sparringspartner, mit dem man nicht so oft einer Meinung ist was die Berichterstattung angeht. So muss ich immer mal Freunde oder Kollegen anrufen und mit denen diskutieren.
Aber egal, wie man es anfängt: Reich wird man damit nicht, das sollte man wissen.
Lieber Stefan, herzlichen Dank für das Interview – und viel Erfolg weiterhin!
Wer Regensburg-Digital unterstützen möchte, kann das über den Paypal-Spendenbutton auf der Seite tun – oder direkt über den Förderverein:
Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
Kontonummer: 63 363
Volksbank Regensburg e. G.,
BLZ: 750 900 00
Über Stefan Aigner
Schon der erste Teil unserer Rechts-Serie mit Medien-Anwalt Prof. Dr. Gero Himmelsbach war extrem lehrreich für uns. Im zweiten Teil des Interviews wollten Stephan und ich genauer wissen, wo bloggende Journalisten aus rechtlicher Sicht besonders aufpassen müssen.
Karsten: Was sind denn eigentlich die größten rechtlichen Fallstricke beim Bloggen?
Ich glaube, dass der 1. Fallstrick zunächst eine oft schizophrene Sicht des Bloggers ist: Einerseits meinen viele Blogger, im Internet müsse man sich doch viel freier bewegen können als im echten Leben. Und anderseits besteht die Angst, wegen irgendwelcher Kleinigkeiten abgemahnt zu werden. Aber tatsächlich sind die rechtlichen Vorgaben im Internet zunächst genau die gleichen wie in der Print-Welt. Das heißt: Der Blogger muss sich an die gleichen Grundsätze halten, an die er sich auch als Print-Journalist halten würde.
Karsten: Vielleicht jetzt mit einem kleinen Unterschied – am Freitag hat der Bundesrat ja das Leistungsschutzrecht für Verlage durchgewunken. Nun haben viele Blogger Sorge, dass bei ihnen bald die Abmahnungen der Verlage ins Haus flattern…
Ich denke, die Sorge ist unbegründet. Blogger sind keine “Aggregatoren” im Sinne der neuen Bestimmung. Wenn Blogger selbst Texte schreiben und darin Ausschnitte aus geschützten Medieninhalten nutzen, kommt es alleine auf das Zitatrecht an. Die neuen Regelungen greifen hier nicht.
Stephan: Was sind denn dann die wichtigsten Punkte, die ich beachten muss?
Es sind meiner Erfahrung nach vor allem vier Bereiche:
Karsten: Was genau ist nochmal die Schmähkritik?
Hier steht die Diffamierung einer Person im Vordergrund und es findet keine Auseinandersetzung mit einer Sachfrage statt. „Politiker X ist ein fettes Schwein“ wäre so ein Klassiker. Dazu muss man aber sagen: Auch härteste Kritik in Sachfragen ist grundsätzlich durch die Meinungsfreiheit nach Art 5 Abs. 1 des Grundgesetzes geschützt. Du kannst kommentieren und kritisieren – solange Du die Grenze zur Diffamierung nicht überschreitest. Ich glaube aber, dass hier das Risiko einer Rechtsverletzung bei einem ausgebildeten Journalisten minimal ist.
Stephan: Wie sieht es mit den Persönlichkeitsrechten aus?
Das ist schon diffiziler. Denn gerade bei Prominenten ist es oft schwer zu definieren, was noch öffentlich ist und was privat. Gerade bei Personen, die ihr Privatleben sehr stark selbst in die Öffentlichkeit tragen. Prinzipiell kann man sagen, dass immer ein gewisses Risiko gegeben ist, wenn ich nicht über das berufliche Leben der jeweiligen Person schreibe.
Karsten: In dem Zusammenhang kommen wir vielleicht sofort zum Urheberrecht. Wie ist das denn mit den Twitter-Fotos der Stars, die so gerne von diversen Medien und auch Bloggern veröffentlicht werden?
Nun urheberrechtlich ist die Sache klar: Das Bild hat jemand gemacht. Und garantiert nicht der Blogger. Also müsste man eigentlich den Urheber fragen, ob man das Bild verwenden darf und gegebenenfalls ein Honorar zahlen. Dazu kommt das Recht am eigenen Bild der abgebildeten Personen. Da die das meist aber selbst twittern, sehe ich hier nicht so das Problem.
Stephan: Und urheberrechtlich dann auch nicht?
Nun ja, wenn sie wollten, könnten die Stars jederzeit die Medien verklagen, die ihre Twitterbilder ungefragt veröffentlichen. Ob sie das tun, steht auf einem anderen Blatt, denn viele machen das vermutlich mit dem Ziel, in die Medien zu kommen – aber sicher ist das nicht. Natürlich gehen große Medien das Risiko auch notfalls ein.
Karsten: Greift hier nicht das Zitat-Recht?
Wenn Du nur das Foto nimmst, auf keinen Fall. Wenn Du Dich mit dem Foto auseinandersetzt oder – noch besser – einen Screenshot des Tweets zeigst oder einer Webseite, vielleicht. Dann kann es ein zulässiges Bild-Zitat sein. Nach dem Motto: „Schau. Lieber User, das findest Du auf den Seiten von Star X“ – am besten noch mit einem Link zu den Seiten.
Stephan: Wie ist es mit Text-Zitaten? Wie viel kann ich denn zitieren?
Das wird in der Rechtssprechung unterschiedlich gehandhabt – deshalb kann ich das so pauschal nicht beantworten. Nimm mal diesen Text:
„JenaKultur versäumte es, im Vorfeld darüber aufzuklären, dass die Veranstaltung „Beats statt Böller“ laut Aussage einer Sprecherin als „Alternative zu den allseits bekannten Rummtata-Silvesterpartys“ gedacht war. Was für den Veranstalter ein Kommunikationsfehler, bedeutete für viele Partygäste einen verdorbenen Silvesterabend.“ (Quelle: https://jenanews.de/index.php/nachrichtenarchiv/kultur/51-nachrichten/2912-kommentiert-silvester-reinfall-im-volksbad).
Das OLG Jena hat den Text als urheberrechtlich geschützt angesehen. Viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang eine andere Sache, die oft falsch gemacht wird: Abschreiben schützt vor Strafe nicht.
Karsten: Wie meinst Du das?
Wenn man eine unwahre Tatsachenbehauptung oder eine Schmähkritik aus einem anderen Medium weiter verbreitet, schützt mich auch der Verweis auf die Quelle nicht. Ich kann den gleichen Ärger bekommen wie der ursprüngliche Verfasser. Es ist so, als hätte ich die Behauptung selbst aufgestellt.
Stephan: Wie kann ich mich dagegen schützen?
Indem Du mehrere Facetten beleuchtest, also schreibst: Quelle X behauptet dies und jenes, Quelle Y sagt aber das und Quelle Z hat eine ganz andere Information. Also journalistisch abwägen und klar machen, dass es nur eine Information von vielen ist. Dann machst Du Dir die eine Behauptung nicht zu eigen und musst dafür nicht wie für eine eigene Äußerung gerade stehen.
Karsten: Kommen wir zum 4. Punkt: die unwahre Tatsachenbehauptung. Für eine solche kann ich doch eine Gegendarstellung bekommen?
Hierzu muss man zunächst einmal feststellen, ob Deine Internetseite überhaupt ein journalistisch-redaktionell gestaltetes Telemedienangebot nach dem Rundfunkstaatsvertrag ist. Ein Indiz ist, wenn es kontinuierlich geändert und modifiziert wird.
Stephan: Ich finde, wenn wir uns als Journalisten im Netz begreifen, dann müssen wir auch in Kauf nehmen, dass der Rundfunkstaatsvertrag bei unseren Angeboten greift. Was also tun, wenn mir eine Gegendarstellung ins Haus flattert?
Auch das ist wieder eine wirtschaftliche Frage. Lasse ich zu, dass der Gegner die Gegendarstellung einklagt, können hohe Kosten entstehen. Also sollte man es sich wieder gut überlegen und dann die Gegendarstellung ggf. ohne Anerkennung einer Rechtspflicht veröffentlichen.
Karsten: Und die Kostennoten des Anwalts?
Sind auch nicht selbstverständlich. Wenn es wirklich eine unwahre Behauptung war, könnte man der Gegenseite einen Betrag anbieten. 250 Euro könnten in einem solchen Fall fair sein.
Stephan: Worüber müsste ich eigentlich bloggen, wenn ich möglichst schnell abgemahnt werden möchte?
Details über das intime Verhältnis von Günter Jauch und Heidi Klum – das es natürlich nicht gibt!
ACHTUNG: Als besonderen Service für alle LousyPennies-Leser hat Prof.Dr. Gero Himmelsbach einen (kostenlosen) Musterbrief verfasst, mit dem Ihr auf eventuelle Abmahnungen reagieren könnt. Natürlich ohne Gewähr – und in der Hoffnung, dass Ihr ihn nie brauchen werden.
Nächste Woche im dritten Teil unserer Interview-Serie mit Prof. Dr. Gero Himmelsbach: Die besondere rechtliche Situation von Kommentaren.
Über Gero Himmelsbach
Professor Dr. Gero Himmelsbach ist seit 1994 Rechtsanwalt und Mitarbeiter der Sozietät Romatka in München, seit 1998 Partner. Er ist Honorarprofessor für Medienrecht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Autor des Praxis-Handbuches „Beck’sches Mandatshandbuch Wettbewerbsrecht” und Mitherausgeber des Kommentars zum Bayerischen Mediengesetz. Daneben ist Gero Himmelsbach ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift GRUR-Prax (Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht).
Gero Himmelsbach ist seit vielen Jahren in der Aus- und Fortbildung von Journalisten und Juristen tätig – etwa als Referent der Hanns-Seidel-Stiftung und der Bayerischen Akademie für Fernsehen oder als Dozent für Wettbewerbsrecht der BeckAkademie.
Gero Himmelsbach ist u.a. Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Verlagsjustitiare, des PresseClub München e.V./International Press Club of Munich und war 1984 Mitgründer des Vereins „Nachwuchsjournalisten in Bayern (NJB) e.V.“, der junge Journalisten unterstützt.
Medien-Anwalt Prof. Dr. Gero Himmelsbach hat uns in den ersten drei Teilen unserer Interview-Serie schon viel erzählt: Über den richtigen Umgang von (selbständigen) Journalisten mit Abmahnungen, die größten rechtlichen Fallstricke für bloggende Journalisten und die Verantwortung von Journalisten bei Kommentaren auf ihrer Webseite. Mit dem vierten Teil beenden wir nun unsere Interview-Reihe mit den letzten Fragen, die uns noch auf der Seele brannten.
Karsten: Als journalistischer Blogger bewegt man sich im Netz ohne doppelten Boden – also ohne einen finanzstarken Verlag mit starker Rechtsabteilung im Rücken. Was würdest Du uns raten, um möglichst wenige rechtliche Fehler zu begehen?
Nun ja, wenn man auf die Straße geht und dauernd Angst hat überfahren zu werden, dann wird man auch überfahren. Also sollte man zunächst die Angst ablegen. Und dann einfach überlegt vorgehen und die Straßenverkehrsregeln kennen. Ich glaube, dass es viele Blogger gibt, die einfach zu schnell über die Straße laufen und dann von einem Anwaltsauto überfahren werden…
Stephan: Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, mich gegen rechtliche Angriffe zu schützen? Etwa durch eine Rechtsschutz-Versicherung?
Ich bin der Meinung, dass hier die Berufsverbände und Gewerkschaften gefragt sind.Ein normaler Rechtsschutz deckt so etwas gar nicht ab. Es gibt zwar einen speziellen Medien-Rechtsschutz auch für Blogger und Journalisten, aber der ist ziemlich teuer. Ich persönlich bin der Meinung, dass hier die Berufsverbände und Gewerkschaften gefragt sind. Denn diese bieten ihren Mitgliedern ja auch in arbeitsrechtlichen Fragen Rechtsberatung. Ich finde, dass sie hier eine wunderbare Möglichkeit haben, sich bei der wachsenden Klientel der Online-Journalisten zu positionieren.
Karsten: Sollte sich ein Unternehmerjournalist im Internet stärker mit dem Thema Presserecht auseinander setzen?
Ich würde jedem Journalisten empfehlen, ein Seminar über Presserecht zu besuchen. Ja, wenn er nicht ständig mich oder meine Kollegen beschäftigen möchte, unbedingt. Ich würde jedem Journalisten empfehlen, zumindest ein Tagesseminar über Presserecht zu besuchen. Er sollte sich aber sehr genau ansehen, wer es hält – es sollte schon jemand sein, der sich wirklich auskennt.
Stephan: Ein Thema hatten wir bisher noch nicht: Facebook. Und hier wohl vor allem das Urheberrecht an geteilten Inhalten.
Dass man sich als Journalist nicht einfach an allen digitalen Inhalten aus dem Internet bedienen und sie auf Facebook stellen kann, sollte soweit klar sein. Was aber viele nicht wissen, ist, dass sie selbst bei Microstock-Agenturen gekaufte Fotos nicht ohne weiteres auf Facebook verbreiten dürfen…
Karsten: Das steht doch in den Lizenbedingungen…
Ja. Und deshalb kann ich jedem Journalisten immer nur raten, die Lizenzbedingungen aufmerksam durchzulesen. Da steht dann zum Beispiel bei einigen Anbietern auch, dass Fotos nur in einer bestimmten Auflösung bei Facebook verbreitet werden dürfen.
Stephan: Gilt das auch für die Vorschaubilder? Bei Google sind sie ja rechtlich erlaubt.
Sofern die Lizenz des Bildes ungeklärt ist, empfiehlt es sich, das Vorschaubild auf Facebook zu deaktivierenJa, bei Google ist das geklärt. Da Google die Bilder automatisch scannt und anzeigt, ist es rechtlich zulässig. Bei Facebook aber werden die Inhalte manuell von den Nutzern eingestellt. Das gilt auch bei den Vorschaubildern, die Facebook anzeigt, wenn ich einen Link poste. Sofern die Lizenz des Bildes ungeklärt ist, empfiehlt es sich also, das Vorschaubild zu deaktivieren – die Möglichkeit bietet Facebook ja.
Karsten: Und was ist, wenn ein Besucher meiner Seite sie mit Vorschaubild auf Facebook verbreitet?
Dann bist Du aus dem Schneider, wenn Du die Fotos zunächst rechtmäßig genutzt hast. Denn dann hat ja der Nutzer den Verstoß begangen.
Stephan: Ein großes Thema bei Facebook ist ja auch der Datenschutz.
Der Datenschutz ist in allen Bereichen des Internets ein großes Thema, denn ich kann ja alles protokollieren und über jeden Nutzer unzählige Daten sammeln – so auch über Google Analytics und andere Analyse-Tools. Mein Spezialthema ist ja das Presserecht. Gerne vermittle ich Euch für die nächste Serie einen Experten, der im Datenschutzrecht top ist.
Karsten: Lieber Gero, vielen Dank für das Angebot, auf das wir sicher zurück kommen werden – und ganz herzlichen Dank für die vielen wertvollen Informationen.
Die anderen Teile unserer Interview-Serie:
ACHTUNG: Als besonderen Service für alle LousyPennies-Leser hat Prof. Dr. Gero Himmelsbach einen (kostenlosen) Musterbrief verfasst, mit dem Ihr auf eventuelle Abmahnungen reagieren könnt. Natürlich ohne Gewähr – und in der Hoffnung, dass Ihr ihn nie brauchen werden.
Über Gero Himmelsbach
Professor Dr. Gero Himmelsbach ist seit 1994 Rechtsanwalt und Mitarbeiter der Sozietät Romatka in München, seit 1998 Partner. Er ist Honorarprofessor für Medienrecht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Autor des Praxis-Handbuches „Beck’sches Mandatshandbuch Wettbewerbsrecht” und Mitherausgeber des Kommentars zum Bayerischen Mediengesetz. Daneben ist Gero Himmelsbach ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift GRUR-Prax (Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht).
Gero Himmelsbach ist seit vielen Jahren in der Aus- und Fortbildung von Journalisten und Juristen tätig – etwa als Referent der Hanns-Seidel-Stiftung und der Bayerischen Akademie für Fernsehen oder als Dozent für Wettbewerbsrecht der BeckAkademie.
Gero Himmelsbach ist u.a. Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Verlagsjustitiare, des PresseClub München e.V./International Press Club of Munich und war 1984 Mitgründer des Vereins „Nachwuchsjournalisten in Bayern (NJB) e.V.“, der junge Journalisten unterstützt.
Schon zweimal (hier und hier) hat uns Medien-Anwalt Prof. Dr. Gero Himmelsbach nützliche Grundlagen aus der Welt des Medienrechts erzählt. Im dritten Teil unserer Interview-Serie beschäftigen wir uns mit einem für Blogger und Unternehmer-Journalisten besonders spannendem Thema: Kommentare. Denn die gibt es im Print-Business nicht. Im Internet sind sie integraler Bestandteil einer jeden Seite – und bergen nicht wenige Gefahren für bloggende Journalisten, wie wir nun hier erfahren:
Stephan: Lieber Gero, Kommentare sind ein sehr spezielles Thema, das viele Journalisten im Web beschäftigt…
Gero Himmelsbach: Ich finde, Kommentare gehören unbedingt zu einem Blog oder Internet-Angebot dazu. Aus rechtlicher Sicht stellt sich die Frage: Ist der Kommentar eines Nutzers meiner Seite beleidigend oder anderweitig rechtlich relevant? Und: Inwieweit ist der Betreiber für die Kommentare verantwortlich?
Karsten: Inwieweit ist der Betreiber einer Seite denn für die Kommentare verantwortlich?
Wenn der Betreiber die Kommentare moderiert und erst nach einer Prüfung frei schaltet, ist klar, dass er hier eine gewisse Verantwortung hat. Das ist aber im Übrigen bei den Leserbriefen einer Tageszeitung nicht anders: Auch ein Leserbrief darf nicht beleidigend sein.
Karsten: Und wenn die Kommentare ohne Überprüfung automatisch veröffentlicht werden…
Dann ist der Betreiber nicht verpflichtet, sie sofort zu überprüfen. Man ist allerdings verpflichtet, Kommentare zu beseitigen, wenn sie eine Rechtsverletzung beinhalten. Das gilt insbesondere, wenn man darauf hingewiesen wird. Das ist die so genannte Störerhaftung. Als Betreiber des Blogs ist man in diesem Fall „Störer“.
Stephan: Ist es nicht Zensur, wenn ich einmal veröffentlichte Kommentare nachträglich lösche?
Nein, weder im rechtlichen Sinne, wo Zensur allein eine Vorzensur meint, noch anderweitig. Natürlich hat man als Betreiber und Verantwortlicher einer Seite das Recht und auch die Pflicht, auf seiner Seite für Ordnung zu sorgen. Da greift das „Hausrecht“.
Karsten: Nochmal nachgefragt: Du würdest also empfehlen, die Kommentare generell freizuschalten und nur ab und zu mal nachzusehen, ob alle ok sind?
Ich finde, die Kommentarfunktion gehört zum Blog dazu und damit auch die freie Meinungsäußerung von Nutzern des Blogs. Wenn man die Kommentare moderiert, also vor Freischaltung überprüft, dann muss man es mit viel Sachverstand tun. Denn dann ist das Risiko größer, für die Inhalte einstehen zu müssen.
Stephan: Und wenn dann doch rechtlich relevante Kommentare auf meinem Blog stehen?
Ich muss natürlich schon regelmäßig die Kommentare auf solche Fälle überprüfen. Es gibt aber keine rechtliche Vorgabe, was regelmäßig heißt – der Blogger muss also nicht um drei Uhr nachts aufstehen und die Kommentare checken, die um halb drei eingetragen wurden. Aber wenn ich ein Thema einstelle, bei dem ich weiß, dass es zu kritischen Kommentaren kommen könnte, habe ich die Pflicht, aufzupassen, zu beobachten und einzugreifen, wenn Rechtsverstöße passieren.
Stephan: Wie hoch ist das Risiko, aufgrund von Kommentaren eine Abmahnung zu erhalten?
Das schätze ich als relativ gering ein. Natürlich habe ich als Seitenbetreiber eine Sorgfaltspflicht, aber dennoch bin ich für die Beiträge Dritter nur eingeschränkt haftbar. Der BGH hat da übrigens ein nettes „Pingpong-Spiel“ entwickelt …
Karsten: Was heißt das?
Der BGH hat sich überlegt, wie denn die Entscheidung ablaufen muss, ob der Webseitenbetreiber Nutzer generierte Inhalte löscht. Das geht so:
Nächste Woche im vierten Teil unserer Interview-Serie mit Prof. Dr. Gero Himmelsbach: Warum sich jeder Unternehmer-Journalist mit dem Presserecht beschäftigten sollte.
ACHTUNG: Als besonderen Service für alle LousyPennies-Leser hat Prof.Dr. Gero Himmelsbach einen (kostenlosen) Musterbrief verfasst, mit dem Ihr auf eventuelle Abmahnungen reagieren könnt. Natürlich ohne Gewähr – und in der Hoffnung, dass Ihr ihn nie brauchen werden.
Über Gero Himmelsbach
Professor Dr. Gero Himmelsbach ist seit 1994 Rechtsanwalt und Mitarbeiter der Sozietät Romatka in München, seit 1998 Partner. Er ist Honorarprofessor für Medienrecht der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Autor des Praxis-Handbuches „Beck’sches Mandatshandbuch Wettbewerbsrecht” und Mitherausgeber des Kommentars zum Bayerischen Mediengesetz. Daneben ist Gero Himmelsbach ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift GRUR-Prax (Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht).
Gero Himmelsbach ist seit vielen Jahren in der Aus- und Fortbildung von Journalisten und Juristen tätig – etwa als Referent der Hanns-Seidel-Stiftung und der Bayerischen Akademie für Fernsehen oder als Dozent für Wettbewerbsrecht der BeckAkademie.
Gero Himmelsbach ist u.a. Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Verlagsjustitiare, des PresseClub München e.V./International Press Club of Munich und war 1984 Mitgründer des Vereins „Nachwuchsjournalisten in Bayern (NJB) e.V.“, der junge Journalisten unterstützt.
Als ob das Leben als Journalist im Internet nicht schon kompliziert genug wäre, hat es das Leistungsschutzrecht noch komplizierter gemacht. Und auch wenn die Befürworter immer wieder behaupten, dass es sich gar nicht gegen uns kleine Blogger richtet und uns auch unser Anwalt versichert hat, dass das Zitatrecht weiter gilt, finde ich: Vorsicht ist besser als abgemahnt zu werden.
Was da am besten hilft?
Eine Liste mit klaren, rechtsverbindlichen Aussagen verschiedener Seitenbetreiber zum #LSR, die mir genau sagt, was ich wo und wie auf meinen Seiten zitieren kann.
Klare Aussagen gibt es allerdings nur von Seiten, die sich gegen das LSR positioniert haben. Jedenfalls so lange nicht ganz geklärt ist, wie lang Snippets nun sein dürfen bzw. es noch keine konkrete Aussage von Seiten der LSR-Befürworter gibt.
Generell gilt bei allen hier genannten Angeboten: Kurze Zitate und Anrisse (“Snippets”) sind erlaubt – aber keine kompletten Übernahmen.
Hier sind die Aussagen, die wir bisher gefunden haben:
Digitalchef Marcus Schwarze schreibt auf Google+: “Wir freuen uns über Links auf unsere Texte. Wer will, darf dazu gerne und gefahrlos unsere Überschriften und URLs nutzen. ” Und weiter “Auch die Übernahme unserer Vorspänne sehen wir gelassen – mit folgender Einschränkung. Wir bitten darum, am Ende dieser Texte tatsächlich zu uns zu verlinken, nicht einfach nur ohne Link “Quelle: Rhein-Zeitung” zu schreiben – sondern explizit zu der Langfassung unseres Textes.” Quelle
Jochen Wegener, neuer Chefredakteur von Zeit Online, sagt es in einem Blogbeitrag ganz deutlich: “Wir freuen uns, wenn Sie ZEIT ONLINE und DIE ZEIT zitieren.” Laut Wegener dürfen alle Onliner “…kurze Auszüge unserer redaktionellen Texte ohne ausdrückliche Genehmigung wiedergeben, wenn Sie uns als Quelle nennen und direkt zum Originaltext verlinken. Auch die Text-Auszüge, die unsere Content-API ausgibt, können Sie wie bisher verwenden. Gleiches gilt für unsere RSS-Feeds.” Quelle
“Unsere Überschriften und Anrisstexte können wie bisher verwendet werden. Wir werden das Leistungsschutzrecht nicht nutzen, um Links und Zitate zu unterbinden.” Dies gelte auch, so Spiegel Online, wenn man auf seiner Seite mit Werbung Geld verdiene. Quelle
Bei einer Verlinkung auf den eigenen Text gibt sich Sz.de generös: “Drei Sätze plus Überschrift und Vorspann halten wir dabei grundsätzlich für eine gute Grenze, auch wenn das Zitatrecht weniger erlauben sollte.” Und: Aggregatoren wie Rivva dürfen weiter Snippets bringen. Auch die Übernahme der RSS-Feeds ist erlaubt. Quelle
Das Debattenportal erlaubt wie bisher Zitate (mit Quellenangabe) und Snippets mit dem Umfang: Überschrift, Teaser, erster Absatz oder ein entsprechendes Zitat. Quelle Ergänzung in den Kommentaren (s.u,): “Carta “erlaubt” ebenfalls die Übernahme von CC-Texten unter den entsprechenden Bedingungen der Lizenzen.”
Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine stellt klar, “dass Überschriften und Anrisse unserer Artikel wie bisher verwendet werden dürfen. Wir werden das Leistungsschutzrecht nicht nutzen, um Links und Zitate zu unterbinden.” Quelle
Die Überschrift plus Vorspann sind für den Westen als Übernahme (mit Verlinkung) ohne Anfrage okay. Gewerbliche Anbieter müssen eine Anfrage stellen. Quelle
Der Verlag der c’t hat sich früh positioniert: “Wir akzeptieren keine Einschränkungen der Freiheiten und Möglichkeiten des Internet.” Erlaubt sind die Artikelüberschrift und der Anrisstext oder “eine vergleichbare Textlänge”. Quelle
Das Technik-Portal lässt Zitate und Snippets wie bisher zu: “Wir freuen uns über jede Verlinkung, auch mit Snippet, und jedes Zitat.” Quelle
Alle Blogwerk-Publikationen dürfen von Publishern, Aggregatoren oder Bloggern wie bisher zitiert und verlinkt werden. Als Schweizer Unternehmen unterliege man übrigens nicht dem deutschen LSR. Quelle
Timo Friedmann, Chefredakteur von Motor-Talk: “Alle Inhalte von MOTOR-TALK bleiben weiterhin frei zugänglich. Für Google, für andere News-Aggregatoren. Ohne Einschränkungen, ohne Bezahlschranke.” Quelle
Verleger Jakob Augstein legt sich klar fest: “Wir erklären hiermit also noch einmal feierlich, dass wir uns weiterhin über jeden Link und jedes Zitat freuen. Eine Verlinkung des Freitags wird weder einer Erlaubnis bedürfen, noch wird sie je Geld kosten. Auch vor Abmahnungen muss sich niemand fürchten, wenn er uns zitiert.” Quelle
“Wir freuen uns weiterhin über Links zu unseren Inhalten unter Verwendung der Überschrift und eventuell des Einleitungstextes.” Quelle
“Der Text des ersten Absatzes (auch Vorspann oder Teaser genannt) darf bei Verlinkung des Artikels übernommen werden.” Quelle
Nutzer können mit der Artikel-Überschrift und mit dem Vorspann auf einen Artikel auf pcwelt.de verlinken. “Sie dürfen auch gerne aus dem Artikel-Text zitieren und den ersten Absatz übernehmen.” Quelle
Kurze Textpassagen und Snippets sind mit Quellenhinweis erlaubt. “Eine Übernahme der Überschrift und des Teasers ist erlaubt, wenn ein Link zum Artikel auf unserer Seite führt und wir namentlich genannt werden und damit der Urheber des Gedanken kenntlich gemacht wurde.” Quelle
Die Stiftung Warentest erlaubt das Zitieren und Verbreiten per RSS.Feed von von Titel und Vorspann eines Artikels. “Auch das Zitieren kurzer Passagen aus dem Text selbst bleibt gestattet, sofern die übernommen Passage zur Erläuterung des Textes auf test.de erforderlich ist.” Immer die Quelle nennen! Quelle
Vocer erlaubt nicht nur Zitate, Verlinkungen und Snippets im bisherigen Umfang – sondern auch die Komplett-Übernahme von entsprechend gekennzeichneten Texten (CC-Lizenz). Quelle
Auch hier eine klare Aussage (siehe auch Kommentare): “Aggregatoren, Publisher, Blogger und Leser können, wie bisher schon, auch in Zukunft gerne Snippets und Zitate von t3n.de verwenden. Solange sich das Snippet auf die Überschrift und den ersten Absatz beschränkt oder das Zitat eine ähnliche Länge hat: immer gerne.” Quelle
Sobald es klare Aussagen von Befürwortern gibt, werden wir sie hier ebenfalls dokumentieren.
P.S. Eine große Liste – allerdings ohne konkreten Angaben – findet Ihr auch bei Mediainfo.de. Nutzt den Twitter-Hashtag #LSRfrei!
Update am 17. April mit Zeit Online
Lasst uns über Geld reden.
Und zwar ganz konkret über die Lousy Pennies, die man mit etwas Glück, Fleiß und journalistischem Handwerkszeug im Netz verdienen kann.
Denn eine Frage müssen wir uns bei all dem Gelabere rund um den “neuen Journalismus im Internet” immer wieder stellen: Geht das denn? Reicht die Knete um zu leben? Oder sind es wirklich nur armselige, lausige Pennies, die am Ende eines arbeitsreichen Monats übrig bleiben?
Gelten Hubert Burdas geflügelte Worte von den Lousy Pennies auch für einzelne Journalisten, die im Web ihr Glück versuchen?
Meine Antwort: Sie gelten nicht. Lousy Pennies können auch ganz schön üppig sein.
Aber es ist für Journalisten verdammt schwer,
genügend Lousy Pennies im Netz zu verdienen, um nicht zu
verhungern. Viele werden scheitern, einige wenige ein bisschen
hinzuverdienen – und wenige einige sich eine neue,
nachhaltige Lebensgrundlage schaffen.
Die Zahlen, die ich hier nenne, kommen aus verschiedenen Quellen. Viele stammen auch von Bloggern, die man vielleicht nicht als Journalisten bezeichnen kann, deren Geschäftsmodell aber vergleichbar ist mit dem von Journalisten im Netz.
Dieses Geschäftsmodell heißt vereinfacht:
Ich produziere möglichst hochwertigen/interessanten Content (journalistische Inhalte), der dann von einer möglichst großen Leserschaft gelesen wird. Dahinter liegt ein Monetarisierungs-Modell, das meist auf Werbung, bezahltem Content oder Affiliate-Marketing basiert.
Das Ergebnis meiner Recherche:
Am Anfang verdient man erst einmal nichts. Nach etwa einem halben bis einem Jahr gibt es Journalisten/Blogger, die etwa 50 bis 300 Euro im Monat machen. Und wenn es richtig durch die Decke geht, sind mit gut besuchten Angeboten auch mehrere Tausend Euro pro Monat drin – und irgendwann ein richtig gutes Einkommen.
Hier konkrete Zahlen, von denen einige durchaus Mut machen:
Eine Ergänzung vom 30. Januar:
Gerade hat Blogger und Journalist Richard Gutjahr veröffentlicht, was er mit seinem Blog so verdient. Zu seinen Haupteinnahmen per Sponsoring sagt er nichts. Aber durch diverse zusätzliche Kanäle wie Amazon, Flattr, PayPal, YouTube und InstaCanvas, holt er 840 Euro im Jahr rein – bei 1050 Euro Ausgaben. Ich glaube, er könnte bei einer “echten Monetarisierungs-Strategie” deutlich mehr rausholen, das ist aber nicht sein Ziel, wie er schreibt. Er möchte seine Kosten drin haben – und das schafft er. Ich finde aber, jeder, der sich mit der Monetarisierung seines Blogs beschäftigt, sollte diesen Beitrag lesen.
Und hier noch eine Liste, die der bereits erwähnte Peer Wandinger für den Dezember 2012 zusammen gestellt hat. Auf seiner Seite findet Ihr noch deutlich mehr Infos, etwa zu den Einnahmequellen und zur Entwicklung der Einnahmen im Vergleich zu den Vormonaten:
Diese Listen haben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, deshalb freue ich mich über weitere Zahlen und Linktipps in den Kommentaren.
P.S. Mit dem am 9. Januar gestarteten Tagesbriefing
für die Versicherungswirtschaft haben wir bisher stolze 0,69
Cent Euro verdient (inkl. MwSt). Bei ca. 4 bis 5 Stunden
Arbeit pro Tag …
Es gibt Erkenntnisse im Leben eines Journalisten, die uns tief in unserem Selbstbild treffen.
Zum Beispiel, wenn wir jahrelang für ein (Print-)Medium gearbeitet haben und dann plötzlich auf der Straße stehen.
Bis dahin waren wir der Mann (oder die Frau) von der FTD/Westfälischen Rundschau/FR/Prinz…Wir waren die Presse. Wir waren begehrt. Wir wurden hofiert, eingeladen.
Wir waren wichtig.
Und jetzt? Jetzt ziehen wir eine Nummer im Wartesaal der Arbeitsagentur und müssen um Abfindungen bangen. Die Bühne, auf der wir uns präsentiert haben, gibt es nicht mehr. Und damit gibt es uns auch nicht mehr.
Wir sind unwichtig.
Weil wir keine Marke sind.
Zumindest keine eigene – denn wir lebten bis heute vom Markentransfer unseres Mediums und seiner Reichweite.
Warum?
Viele haben sich darauf konzentriert, ein gutes Blatt zu machen – und nicht darauf, sich einen Namen als Edelfeder/Kolumnist zu machen. Sie tun alles für unser Blatt, aber nichts für sich selbst, veröffentlichen nur selten etwas mit eigener Autorenzeile. Auch wenn das ehrbar ist:
Diese Journalisten sind kaum sichtbar.
Nun müssen sie vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben einen Lebenslauf schreiben, für sich selbst werben und sich in Bewerbungsgesprächen beweisen. Ich habe das so erlebt. Viele Kollegen erleben das gerade jetzt in diesem Moment. Ist man sichtbar, werden potentielle neue Arbeitgeber oder Auftraggeber viel schneller aufmerksam.
Genau deshalb sollte jeder Journalist, egal ob fest angestellt oder frei, alles daran setzen, im Internet zu einer Marke zu werden.
Denn das kann uns keiner nehmen. Das hat nur wenig mit Geltungssucht und Selbstverliebtheit zu tun, wie oft kritisiert wird. Es sind handfeste ökonomische Gründe: Als Medienmacher müssen wir die Macht der (neuen) Medien nutzen, um uns bestmöglich zu präsentieren – eben selbst zu vermarkten. Und zwar unabhängig davon, ob wir für Print, TV, Radio oder im Internet tätig sind
Wer mich jetzt noch fragt, warum, dem nenne ich eine Zahl:
Jim Roberts Twitter-Meldung
Das ist die Anzahl der Twitter-Follower, die Jim Roberts in dem Moment hat, in dem ich diesen Beitrag schreibe. Jim Roberts ist eine Marke. Er hat Jahrzehnte für die New York Times gearbeitet, er twitterte unter @nytjim und hat dort seine Follower gesammelt. Nun verlässt er die NYT und hat seinen Account am 30.1. auf @nycjim geändert – aber seine ”Anhängerschaft” behalten. (Anmerkung: In der 1. Version des Artikels hatte ich diese Tatsache so noch nicht aufgenommen und die Twitter-Namen verwechselt – Danke an Heike Rost, die mich über Google+ darauf aufmerksam machte).
Ich bin überzeugt, dass allein dies dafür sorgen wird, dass Jim Roberts sich niemals Sorgen um die Monetarisierung irgendwelcher Projekte machen muss.
Noch ein paar Zahlen:
Diese Zahlen sind Ausdruck dafür, dass es diesen Menschen/Bloggern/Journalisten/Blogs gelungen ist, eine Marke im Internet aufzubauen – und darüber hinaus.
Und das ist wichtig: Denn stimmt die Marke, ist auch die Selbstvermarktung kein Problem – und dann werden die Pennies nicht sehr lange lausig bleiben.
Für den Wert einer solchen “sozialen Marke” gibt es sogar schon ein Messinstrument, den so genannten Klout Score.
Doch wie funktioniert nun dieser Markenaufbau für einen Journalisten?
Mit der richtigen Strategie. Ich habe sie hier Schritt für Schritt aufgeschrieben. So wie ich sie selbst konsequent verfolge, seitdem ich dieses Blog im Dezember 2012 gestartet habe:
Der Klassiker und ein Muss für jeden Journalisten – das Mindeste, was Ihr machen sollt.
Karsten Lohmeyer auf Xing
Tragt Euch in allen verfügbaren Branchen-Profilen und Netzwerken ein – also zum Beispiel die Kress-Köpfe und auf alle Fälle Xing. Bei Xing reicht auch im ersten Schritt ein kostenloses Profil. Nicht schlecht, gerade bei internationaler Tätigkeit, ist auch ein LinkedIn-Profil.
Richtet auch unbedingt ein (privates) Facebook- und Google+Profil ein und fügt alle Informationen ein, die für Eure berufliche Darstellung interessant sind: Ausbildung. Arbeitgeber, Veröffentlichungen, Auszeichnungen, Mitgliedschaften…
Und verlinkt diese Profile untereinander, Google liebt das.
Ganz großartig finde ich auch den Service von Vizify – allerdings braucht Ihr da bereits eine Social Media Präsenz bei Facebook, Twitter & Co.
Und dann:
Vernetzt Euch mit allem und jedem – nur nicht mit Spinnern, Trollen und Spammern.
Denkt bei allem daran: Diese Netzwerke haben eine so hohe Sichtbarkeit in Google, dass Ihr durch sie immer gefunden werdet!
Im Moment könnt Ihr zwar munter interessante Links teilen und Beiträge auf Webseiten/Blogs kommentieren – aber selbst werdet Ihr nur wirklich sichtbar werden, wenn Ihr Euch eine eigene Plattform schafft. Ich meine eine Webseite, auf der Ihr publizieren könnt.
Nennen wir sie mal ein Blog.
WordPress Deutschland
Die beste Lösung, die ich dafür kenne, ist WordPress. Eine kostenlose Blog-Software, die kinderleicht zu bedienen ist und ständig weiter entwickelt wird.
Nehmt auf keinen Fall die allereinfachste Variante, bei der Ihr über ein Webinterface auf WordPress.com eine Seite nach dem Muster WordPress.com/MeinName erstellt wird.
Ihr solltet von Anfang an ein “self hosted” Blog haben. Das heißt, Ihr mietet Euch bei einem Provider wie Strato oder 1und1 einen Webspace und parkt die Seite dort – die Investition von einigen wenigen Euro im Monat sollte es Euch Wert sein.
Wir werden sicher bald in einem der nächsten Praxis-Beiträge auf LousyPennies Schritt für Schritt erklären, wie man ein WordPress Blog einrichtet und aufhübscht.
Das Wichtigste bei einem self hosted Blog ist aber die Domain – die Adresse, unter der Ihr im Netz erreichbar sein wollt. Sie muss entweder für Eurer Thema (siehe Punkt 3) stehen oder Euren Namen wiedergeben. Ich habe mich nicht für Lohmeyer.biz, sondern für LousyPennies.de entschieden – weil es zu 100 Prozent für den Inhalt dieses Blogs steht.
Wenn Ihr Eurer Blog als buntes Sammelsurium Eurer Werke aufziehen wollt, ist das in Ordnung als “Showcase” voller Arbeitsproben.
Besser ist es aber, Ihr schreibt ein spitzes Blog.
Also zu einem bestimmten Themenfeld, von dem Ihr glaubt, dass es genügend Menschen interessieren könnte. Wählt aber auf keinen Fall ein Thema, bei dem Ihr Euch zu jedem Beitrag zwingen müsst. Wählt ein Thema, dass Euch emotional berührt, in dem Ihr Kompetenz aufgebaut habt, indem Ihr glaubt, den Menschen etwas sagen zu können.
Das kann ein Blog über Bio-Nahrung sein, Politik, Sport, Technologie, Netzpolitik – oder Lousy Pennies…
Dieser Inhalt ist das Wichtigste überhaupt – alles andere ist Spielerei. Hier zeigt Ihr Eure journalistische Kompetenz und gewinnt treue Leser!
Impressum-Generator
Als Medienmenschen wisst Ihr, dass ein Impressum unerlässlich ist. Ich empfehle den kostenlosen Impressum-Generator von E-Recht24.
Wart Ihr schonmal auf einer Seite ohne nennenswerte Inhalte? Genau, Ihr wart schnell wieder weg. Also schafft unbedingt erst einmal ein bisschen “Content” auf der Seite, der für Eure Inhalte steht. Wenn jemand diese Seite besucht, muss er danach sagen: “Hier will ich wieder vorbei kommen.”
Jetzt ist es an der Zeit für Twitter und Facebook – die beiden großen Traffic- und Awareness-Lieferanten.
LousyPennies auf Twitter
Wer noch keinen Twitter-Account hat, sollte ihn spätestens jetzt eröffnen, das ist kostenlos und in wenigen Minuten passiert. Wählt dabei am besten einen Namen, der dem Eurer Seite/Eures Blogs entspricht, also etwa @LousyPennies bei diesem Blog. Ihr könnt das Aussehen Eurer Twitter-Seite farblich oder mit Bildern gestalten. Am wichtigsten ist aber ein Profilfoto von Euch und ein kurzer Satz, der beschreibt, wer Ihr seid und was Ihr macht – und auf Eure Homepage verlinkt.
Dann twittert Ihr einfach mal drauf los. Natürlich relevante Inhalte und Links aus Eurem Bereich. Versucht eventuell schonmal durch den persönlichen Bekanntenkreis ein paar Follower aufzubauen.
Und erst dann, wirklich erst dann, fangt Ihr an, anderen Meinungsbildnern zu folgen. Denn sobald Ihr jemandem folgt, wird er eine Benachrichtigung darüber erhalten – und im Idealfall wissen wollen, wer ihm da folgt. Ist diese Person (also Ihr) eine interessante Person mit interessanten Inhalten, wird er sicher ebenfalls auf folgen klicken.
Und ja: Es ist extremst wichtig, gute Follower zu haben. Also echte Meinungsbildner, die durch einen Retweet von Euren Beiträgen einen enormen Besucherstrom auf Eure Seiten lenken können.
LousyPennies auf Facebook
Wer sich nicht mit Gott und der Welt mit seinem privaten Facebook-Account befreunden möchte, der macht eine Facebook-Seite (auch Fanseite) genannt. Die ist kostenlos und in wenigen Minuten erstellt. Auch hier gilt: Erstmal Inhalte produzieren, die Ihr auch teilen könnt. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass man plötzlich “Fans” hat, denn jeder, der hier auf “gefällt mir” klickt, wird laut Facebook zum Fan.
Wichtig: Integriert hier in den Info-Tab unbedingt einen Link zu Eurem Impressum! (Abmahnungen drohen)
Auch zum Thema Facebook-Fanseiten werden wir hier sicher bald noch mehr schreiben.
Natürlich solltet Ihr auf Eurer Seite prominent die Möglichkeit bieten, Euch auf Facebook und Twitter zu folgen. Falls Ihr noch nicht zum Kreis der LousyPennies-Follower gehört, könnt Ihr das übrigens hier und hier nachholen.
Ach ja, vergesst beim Teilen auch Google+ nicht!
Kommentar bei R. Gutjahr
Nun solltet Ihr in Eurem Feld aktiv werden und dabei alle für Euch interessanten Webseiten, Foren, Facebook-Seiten, Twitterer etc. im Auge behalten – und an der Debatte teilnehmen.
Ein interessanter Autor twittert einen Link zu seinem Artikel? Retweeten, hinsurfen und – schlau – kommentieren und auf Facebook teilen. Ihr entdeckt einen relevanten Artikel in in- und ausländischen Medien? Kommentiert twittern und auf Facebook und Google+ teilen.
Jemand postet etwas, das nicht Eurer Meinung entspricht? Gegenhalten. Gerne auch mit einem eigenen Beitrag auf Eurer Seite, den Ihr dann mit einem entsprechenden Hashtag auf Twitter postet.
Zeigt dabei Eure Kompetenz. Seid hart in der Sache, aber niemals verletzend. Denkt immer daran, dass die ganze Welt zusieht – und jedes einzelne Wort von der ganzen Welt gelesen werden kann.
Als Journalist sollte Euch dabei auch bewusst sein, wie schnell es zu einer Gegendarstellung oder Abmahnung kommen kann. Anders als ein so genannter Shitstorm tut das nicht nur weh, sondern kann auch richtig teuer werden.
Der wohl wichtigste Tipp. Im Internet und den sozialen Netzen kann man sich ganz schön selbst verlieren. Vielleicht macht Ihr es wie Doreen Brumme, die sich jeden Tag eine Stunde Zeit für Social-Media-Aktivitäten setzt. Ihr wollte ja schließlich auch noch etwas Geld verdienen.
Ich habe in meinem Leben Tausende Artikel geschrieben oder bearbeitet. Ich habe aber nicht die geringste Ahnung, wie viele davon tatsächlich gelesen wurden – und bei den allerwenigsten habe ich eine echte Reaktion erhalten.
Google Analytics
Im Internet ist das anders. Mithilfe von Analyse-Tools wie Google Analytics weiß ich exakt, wie viele Menschen meine Seite besuchen und welche Artikel sie wie lange betrachten. Ich weiß, wer oder was sie auf meine Seite gebracht hat (Google, Facebook, Twitter, andere Webseiten). Ich erhalte Zustimmung in Form von Twitter-Followern und Facebook-Fans – und in den Kommentaren auf dieser Webseite.
Alles wichtige Zahlen, die mir zeigen, ob ich meinem hier formulierten Ziel näher komme, mich selbst, mein Wissen und meine Fähigkeiten besser als in den vergangenen Jahrzehnten zu präsentieren, näher gekommen bin.
Mit noch nicht mal 250 Twitter-Followern und rund 140 Facebook-Fans seit meinem Start im Dezember 2012 ist noch viel Luft nach oben – wenn Euch dieser Artikel gefallen hat, freue ich mich also über Eure Klicks auf meinen Twitter-Account und meine Facebook-Seite.
Die noch viel zu dürftigen Zahlen mal beiseite gelegt: Der Zuspruch – und Widerspruch – den ich und mein Co-Blogger Stephan Goldmann in den vergangenen Wochen erhalten haben, ist enorm. Unsere Sichtbarkeit in der speziellen Zielgruppe “Medienmacher und Journalisten” ist für mich fühl- und messbar gestiegen.
Und alles, weil wir konsequent die hier dargestellte Strategie verfolgt haben.
Macht Euch auf keinen Fall verrückt und übertreibt es nicht. Diese Strategie verfolgen wir nicht mit eiserner Disziplin, sondern mit ganz viel Herzblut, Engagement und vor allem Spaß am Journalismus und den vielen Möglichkeiten, die das Web uns bietet.
Diesen Spaß wünsche ich allen, die sich durch diesen Beitrag inspiriert fühlen, etwas ähnliches in Ihrem Bereich zu verfolgen.
Und da wären wir wieder bei den Lousy Pennies, die meiner Meinung sowohl On- als auch Offline viel leichter zu erwirtschaften sind, wenn man sich als journalistische Marke im Internet positioniert hat. Karsten Lohmeyer
Die Inhalte dieses Artikel gibt es jetzt auch als Infografik.
Links, die mich inspiriert haben (Recherchequellen):
Andy Bull: “Masterclass 55: How to build your personal brand” Das englischsprachige Vorbild für diesen Artikel, eine wunderbare Schritt-für-Schritt-Anleitung. Danke für den Tipp mit Vizify!
Tobias Gillen: Journalisten: Selbstdarsteller, die Der Artikel, der mich als allererster zu diesem Beitrag inspiriert hat – und, den Tobias Gillen zuvor auch auf seiner eigenen Seite veröffentlicht hat (also hier klicken, für den Traffic zu seiner Seite).
Im Artikel “Schreib! Ein! Blog!” habe ich einige Gründe aufgeführt, die dafür sprechen, dass wir Journalisten ein eigenes Blog oder ein eigenes Web-Magazin aufbauen. Einer davon war, dass wir damit direkt Geld verdienen können – Lousy Pennies eben.
Aber wie denn nun genau?
Man ahnt es vielleicht bereits: Gäbe es einen Königsweg, würde ihn jeder beschreiten. Stattdessen steht dem Journalisten ein ganzes Sammelsurium an Möglichkeiten zur Verfügung, um für seine Beiträge Geld zu kassieren. Und was beim einen funktioniert, geht beim anderen vielleicht gar nicht.
Ich persönlich fahre, wie viele andere Seitenbetreiber, auf meinen Seiten eine Mischung aus verschiedenen Modellen, die ich hier vorstellen möchte. Den richtigen Mix bekommt jeder für sich nur durch konsequentes Ausprobieren aller Möglichkeiten heraus. Denn der Erfolg der einzelnen Methoden hängt sehr von der Art und Weise ab, wie Ihr Eure journalistischen Beiträge im Internet publiziert.
Also los:
Hier die 10 Möglichkeiten, wie Journalisten seriös Geld im Internet verdienen können.
Nein, hier geht es nicht um Auftragsarbeiten für einen Verlag oder für Webseiten-Betreiber. Hier kommen Möglichkeiten, mit deren Hilfe Du für das Lesen der Beiträge Deines Blogs Geld verlangen kannst.
Paywall Plugin tinypass
Das ist die harte Tour: Nur wer zahlt, darf lesen. Quasi wie
früher die Zeitung oder das Magazin auch Geld kostete, verlangst Du
pro Beitrag oder für ein Abonnement eine gewisse Summe. Für
WordPress-Blogs gibt es ein passendes Plugin dazu namens Tinypass. Es unterstützt auch andere
Content-Management Systeme wie Joomla oder Drupal.
Chance: Wenn Du es schaffst, dass ein Leser zahlt,
kassierst Du direkt Geld.
Risiko: Du musst schon verdammt gute Inhalte
anbieten, die derart einzigartig und erstrebenswert sind, dass der
Besucher vor dem Lesen Geld dafür zahlt. Wenn er nicht zufrieden
war, wird er Dir sicher kein zweites Mal Geld geben.
Empfehlung: Auf jeden Fall solltest Du irgendwo freie Beiträge oder Teile davon als Appetit-Happen anbieten. Denn ohne etwas Vorgeschmack kauft kaum einer.
“taz zahl ich” und Flattr
Die freiwillige Variante, quasi ein “taz zahl ich” für Blogs. Wenn der Leser beeindruckt
ist von Deinem Beitrag, kann er den Flattr-Button drücken und Du
verdienst einen geringen Betrag. Natürlich müssen Anbieter und
Leser jeweils ein eigenes Flattr-Konto haben.
Chance: Du hast die Möglichkeit den Leser durch
Deinen Inhalt so zu überzeugen, dass er Dir gerne einen von ihm
gewählten Betrag zahlt.
Risiko: Es gibt nicht viele, die Flattr nutzen.
Meist noch Menschen eines bestimmten Schlags – Blogleser mit
sozialem Gewissen. Manch ein Journalist empfindet das Flattern als
“Betteln”.
Empfehlung: In Nischenblogs (Reise, Sport, etc) sehe ich hier wenig Chancen. Eher in sozialen und journalistischen Angeboten, die brillant analysieren und emotionalisieren. (Wir haben testweise auch einen Flatter-Button in LousyPennies integriert)
Anthologize Plugin
Das machen heute ja auch viele Verlage: Aus alten Artikeln
Sonderhefte zusammenstellen und so Inhalte gebündelt verkaufen.
eBooks oder iZines kann man selbst leicht aus den Inhalten des
Blogs oder aus älteren Artikeln zusammen stellen. Bei WordPress zum
Beispiel durch das Plugin Anthologize. Die Sonderausgaben kannst Du als
Downloads zum Beispiel in einem Shop anbieten. Für Blogs gibt es
dafür WPShopGermany – ein Plugin für WordPress.
Chance: Gutes Geld nach eigener Preisvorstellung
für gebündelte Inhalte. Wenn Du Dein Buch auch noch drucken lässt
(z.B. bei epubli), kannst Du theoretisch auch offline damit Geld
verdienen – und bekommt ein gewisses Renommee als Buchautor
obendrein.
Risiko: Ein eigener Shop ist aufwendig. Auf
Rechtssicherheit achten, sonst kann schnell eine Abmahnung ins Haus
flattern. Außerdem musst Du dem Leser eben Dein Buch oder Magazin
auch gut verkaufen.
Empfehlung: Hier bin ich gerade selbst am testen. Sobald ich mehr weiß, schreibe ich dazu ausführlicher.
Ganz wie im Verlag: Anzeigen neben dem Text positionieren und Geld kassieren. Drei funktionierende Klassiker der Webwelt.
Netzathleten Media
Etwas Geld fließt automatisch, wenn dem Webseiten-Besucher eine
Anzeige präsentiert wird, die nach TKP (Tausender Kontakt-Preis)
abgerechnet wird. Heißt: pro Tausend angezeigter Werbebanner zahlt
Dir der Werbekunde einen Betrag X. Solche Werbung kann man
zum Beispiel über Anbieter wie Adscale unkompliziert einbinden.
Dreht sich Dein Blog um ein bestimmtes Thema, etwa Reise, Sport,
Essen, Gesundheit oder Finanzen, ist ein Vertical Network
vielleicht die bessere Wahl. Vertical Networks bündeln die
Reichweite verschiedener Webseiten zu einem Thema und vermarkten
sie dann zusammen. Solche Vermarkter sind zum Beispiel Netzathleten Media (bietet
nicht nur Sport, sondern auch Food, Health, Business,
Entertainment, etc) oder 4trips.
Chance: Geld fließt garantiert pro Besucher. Wie
viel hängt vom Geschick der Anzeigenverkäufer und der Marktlage
ab.
Risiko: Es hängt an der Reichweite – wie die
Bezeichnung “Tausender Kontakt Preis” schon deutlich macht. Bei
einem guten Vermarkter in einer relevanten Nische, kann das aber
durchaus lukrativ sein. Der Vermarkter langt meist mit bis zu 50
Prozent Beteiligung zu. Zwischendurch kann auch mal unpassende
Werbung erscheinen – Stichwort: Singles.
Empfehlung: Lohnt sich erst, wenn die Webseite einige tausendmal im Monat aufgerufen wird. Dann ist es ein angenehmes Zubrot, das aber nicht immer leicht im Voraus zu kalkulieren ist.
Google Adsense
Cost per Click – kurz CPC – heißt das Modell, das auch
hinter Googles Adsense steckt. Dazu bindest Du Werbeformate
verschiedener Größe ein. Immer wenn ein Besucher auf eine
Adsense-Werbung klickt, bekommst Du einen Betrag. Der variiert von
wenigen Cents bis hin zu einigen Euros.
Hinter Adsense steht ein Bietermodell: Der Inserent gibt ein
CPC-Gebot auf einen Begriff ab – je höher das Gebot, desto eher
erscheint seine Anzeige bei Inhalten und Suchergebnissen zu diesem
Begriff. In umkämpften Branchen können sich die Gebote ziemlich
hoch schaukeln.
Chance: Erprobtes, ausgereiftes Modell. Mit Google
ein sicherer Partner, der zirka 50 Prozent einbehält. Bei guten
Nischen-Themen kann richtig Geld fließen.
Risiko: Bei schlechten Nischen kommt nur wenig
Geld rum.
Empfehlung: Bei mir stellt Adsense das verlässliches Grundrauschen der Monetarisierung dar. Auf jeden Fall testen!
Bezahlter Artikel
Printjournalisten kennen das als “Advertorial”: Eine Agentur
tritt an Dich heran und möchte, dass Du einen Text veröffentlichst,
der ein Produkt bewirbt und meist mit einem Link auf die Webseite
des Sponsors verweist. Diese Texte sind oft schon von der Agentur
geschrieben, manchmal aber bitten sie Dich, dass Du sie selbst
verfasst.
Chance: Sofort ein relativ guter Betrag –
natürlich Verhandlungssache.
Risiko: Nur ein einmaliger Betrag. Kann die Leser
verprellen und auch Google, wenn man es übertreibt.
Empfehlung: Ich mache das nur dann, wenn für meinen Leser tatsächlicher Nutzwert rüberkommt und der Sponsor klar gekennzeichnet ist. Ich schreibe die Texte auch immer selbst. Also: Qualität, die zu meinen Inhalten passt, Transparenz und nicht zu häufig – dann kann man das durchaus machen.
Für Suchmaschinen spielen die eingehenden Links auf eine
Webseite noch immer ein große Rolle. Je mehr Links zum Beispiel auf
einen Shop zeigen, desto höher kann er in der Trefferliste bei
Google erscheinen – ein sehr komplexes Thema, die Darstellung ist
hier bewusst etwas vereinfacht. Um sich also einen Vorteil zu
schaffen, versuchen Agenturen Links einzuholen. Oft wird das mit
den berüchtigten Linktausch-Mails (“Gelegenheit zur
Webverbesserung” u.ä.) versucht. Solche Mails bitte immer sofort
wegschmeißen. Etwas anderes ist es, wenn die Agentur Geld dafür
bietet. Dann kann man sich das schon mal überlegen…
Chance: Wenig Arbeit, viel Geld.
Risiko: Kann Google erzürnen. Vor allem, wenn man
es zu offensichtlich betreibt oder auf Webseiten mit zweifelhaftem
Inhalt verlinkt. Ist schon nah an der “schwarzen Magie” des
Internets.
Empfehlung: Sollte man erst machen, wenn man ein Gefühl für die Preise hat und wenn die eigene Webseite schon gut bei Google etabliert ist. Im Zweifel lieber lassen!
Affiliate bedeutet, dass man zu einer Art Filiale eines Shops oder eines Dienstleisters wird. Das kann lukrativ sein, wenn das Vertrauen der Kunden in den Anbieter stimmt.
Amazon Partnernet
Wenn Du ein bestimmtes Produkt auf der Webseite besprichst,
lohnt sich das Einbinden einen Amazon-Links aus dem Partnerprogramm
des Online-Versenders. Vermittelst Du so einen Kunden, der etwas
bestellt, klingelt bei Dir die Kasse.
Chance: Amazon hat Mega-Vertrauen bei den Kunden.
Und fast jeder im Web ist Kunde.
Risiko: So gut wie keines.
Empfehlung: Nicht nur an Bücher oder Elektronik denken! Ich verkaufe zum Beispiel Fahrradzubehör ganz gut über die Triathlon-Tipps.de. Auch hier auf Transparenz achten.
Affilinet
Ähnlich wie Amazon, aber hier gibt es zum Beispiel auch
Gewinnspiele, die man einbinden oder Tagesgeldkonten, die man
bewerben kann. Gerade im Bereich Finanzwesen sind dicke Einnahmen
möglich. Wenn man den Kunden zum Abschluss bringt, winken oft viele
Euro pro Abschluss.
Chance: Gerade im Bereich Finanzen sind fette
Gewinne möglich.
Risiko: Jemanden zum Abschluss zu bewegen ist
sehr, sehr schwer und hat viel mit Vertrauen zu tun.
Empfehlung: Ganz ehrlich – für meine Seiten hat das nicht funktioniert. Aber ich weiß von einigen, die damit gut Geld verdienen.
Blog mit Sponsor
Richard
Gutjahr hat es vorgemacht: Suche Dir einen Sponsor für Dein
Blog. Schreibst Du vielleicht über Action-Sport, dann tritt an Red
Bull heran.
Chance: Eine feste berechenbare
Einnahmequelle.
Risiko: Bei thematischer Nähe ist die Gefahr groß,
in Konflikt mit dem Sponsor zu kommen, wenn man kritisch berichtet.
Zudem hoher Aufwand, einen Sponsor zu finden. Ich würde mir deshalb
immer die redaktionelle Unabhängigkeit vertraglich zusichern
lassen.
Empfehlung: Lousy Pennies würde das gerne einmal selbst testen. Mögliche Sponsoren bitte melden.
Über den Autor:
Stephan Goldmann ist Co-Blogger bei LousyPennies, erfahrener Technik-Journalist und Verleger-Chefredakteur-Vermarkter-Texter-Programmierer seiner Webseiten MyHighlands.de und Triathlon-Tipps.de.
Schluss mit dem Jammern, seid selbstbewusst und blickt nach vorne. Das rate ich jedem Journalisten, mit dem ich mich zur Zeit unterhalte. Und das sind viele.
Ja, bei Hunderten von Kollegen sieht die Zukunft aktuell ziemlich schwarz aus.
Ja, jeder Journalist muss sich fragen, wie er seinem Beruf morgen noch nachgehen wird – und in welchem Medium.
Aber tatsächlich gibt es – auf lange Sicht – mehr Anlass zur Hoffnung als zur Klage. Dafür sorgt der gleiche Faktor, auf den der Niedergang unserer bisherigen Journalisten-Welt zurückzuführen ist: das Internet.
Wer also weiterhin in einem der schönsten und aufregendsten Berufe der Welt tätig sein möchte, sollte sich sieben kurze Fakten immer wieder ins Gedächtnis rufen, die ich hier aufgeschrieben habe. Ich nenne sie in Anlehnung an die 5 Tibeter mal frech die “7 Tibeter für jeden modernen Journalisten”.
Gute Recherche, journalistische Distanz und eine Top-Schreibe sind für Journalisten heute wichtiger denn je. Denn “alles andere ist nur Geschwätz” (frei nach FAZ-Herausgeber Werner D’Inka).
Unsere Aufgabe als Journalisten im Internet ist klar: Wir müssen uns mit journalistischer Qualität von dieser durch SEO-Spezialisten, Möchtegern-Journalisten und talentlosen Hobby-Schreibern verursachten Geschwätz-Lawine absetzen – und uns dem Wettbewerb mit den vielen guten Schreibern da draußen stellen, die vielleicht gar keine journalistische Ausbildung haben.
Wenn wir das nicht schaffen, haben wir die Berufsbezeichnung Journalist nicht verdient.
“Es ist die geilste Zeit, um Journalist zu werden”, schreibt Daniel Drepper – und ich kann das gar nicht oft genug zitieren.
Das heutige Internet (und übrigens auch so manche Print-/TV-/Radio-Nische) bietet für engagierte und motivierte Journalisten unendlich viele Möglichkeiten, sich journalistisch zu verwirklichen, sich auszuprobieren, neue Arten der Berichterstattung zu entwickeln – und dabei Lousy Pennies zu verdienen.
Tatsächlich bleibt allein die Frage: Auf welche Weise verdient man genug Lousy Pennies, um sich und seine Familie dauerhaft zu ernähren?
Jeder einzelne Journalist, den ich kenne, nutzt heute Wikipedia und Google als Recherchewerkzeuge. Genauso selbstverständlich setzen viele auf Twitter, Facebook und weitere soziale Kanäle als ergänzende Quellen.
Unsere Aufgabe: Das Geschwätz zu filtern, die wirklich wichtigen Inhalte zu kuratieren und die tollen Stories zu erkennen.
Ich bin aber der Meinung: Nur wenn wir selbst aktiv bloggen, twittern und auf Facebook aktiv sind, verstehen wir die neuen Medien in ihrer ganzen Tiefe – und können selbst mit eigenen Stories “Agenda Setting” betreiben.
Nur dann sind wir als Journalisten zukunftsfähig.
Die Definition eines Journalisten setzt die Verbreitung der durch ihn produzierten Inhalte durch ein Massenmedium voraus. Das Internet ist ein Massenmedium – aber nur in die Theorie. Erst wenn eine gewisse kritische Masse die Inhalte des Journalisten auch findet und rezipiert, wird er vom reinen Veröffentlicher zum Journalisten.
Wenn ein Journalist also auf seiner eigenen Seite veröffentlicht, sollte er sich entweder als er selbst oder als sein Projekt positionieren. Allein auf Suchtraffic von Google zu warten, reicht für einen guten Journalisten nicht. Er muss in seinem Themenbereich zur Marke und Instanz für Leser, potenzielle Auftraggeber und natürlich auch den Traffic-Bringer Google werden.
Das geht mit Hilfe guter, journalistischer Inhalte – und zahlreichen sozialen Werkzeugen, die das Internet zur Verfügung stellt.
Und auch wenn Du bei einem Verlag arbeitest: Dich persönlich als Marke zu positionieren, wird für Deinen weiteren Berufsweg immer wichtiger. Es wird Dir helfen, auch nach diesem Job noch mehr als Lousy Pennies zu verdienen.
Das Internet bietet exakt so viele Möglichkeiten zu scheitern, wie erfolgreich zu sein. Vermutlich sind die Möglichkeiten des Scheiterns sogar in der Überzahl.
Aber: Wer es schafft, seine persönliche Zielgruppe mit seinen journalistischen Inhalten zu erreichen und begeistern, der wird erfolgreich sein.
Dazu gehört es aber auch, sich nicht nur mit den Inhalten zu beschäftigen, sondern auch mit der Technik und den (Such-)Mechanismen des Internet.
So traurig es auch ist: Letztendlich läuft alles darauf hinaus, die Lousy Pennies zu verdienen.
Deshalb muss sich jeder Journalist damit auseinander setzen, wie er seine Arbeit finanziert. Das kann natürlich in den Armen einen Verlages sein. Zumindest bis zur nächsten Freisetzungsrunde…
Dennoch sollte jeder einen Plan B haben – und sich jeder freie Journalist bewusst sein, dass das klassische Modell “Journalist bietet Texte an bzw. wird vom Verlag beauftragt” nicht mehr zu 100 Prozent trägt.
Erfolgreich sein heißt deshalb für Journalisten auch, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln, mit dessen Hilfe man seine journalistische Arbeit monetarisiert. Das Kernthema dieser Seite.
Nein, auch morgen ist es nicht zu spät. Aber jetzt ist nicht die Zeit zum Zögern und Zaudern. Ein Scheitern gibt es nicht. Nur ein Ausprobieren und einen großartigen Lernprozess.
Jetzt ist die Zeit, um die Grundlage für Euren künftigen Erfolg zu schaffen. Mit einem kleinen Blog nebenher, einem Twitter-Account oder einem anderen Angebot, das Euch und Eure journalistische Arbeit darstellt.
Und ja, Eure journalistische Zukunft kann weiterhin innerhalb eines Verlages liegen, keine Frage.
Auf alle Fälle aber wird sie ganz eng mit dem Internet verbunden sein.
P.S. Du willst auf dem Laufenden bleiben, was bei LousyPennies so passiert und regelmäßig Tipps und Trick erhalten, wie man Journalismus monetarisieren kann? Dann abonniere doch unseren Newsletter (oben rechts).
“Warum, wir haben doch Twitter und Facebook?” Diese Frage stellte mir Karsten als erstes, als ich mit dem Vorschlag kam: “LousyPennies braucht einen Newsletter”.
Nun ja, zum einen wollen wir hier auf LousyPennies wirklich alle Methoden ausprobieren und demonstrieren, wie Journalisten heute mit ihren Lesern im Internet kommunizieren können.
Zum anderen gehört dieses “antiquierte” Instrument tatsächlich zu den effektivsten Möglichkeiten, eine treue Leserschaft dauerhaft zu erreichen. Und genau das sollte das Ziel eines jeden Journalisten sein, der seine LousyPennies im Internet verdienen möchte.
Ich habe Karsten daraufhin erklärt, dass für mich die Newsletter auf meinen journalistischen Angeboten im Netz zu einer Traffic-Quelle geworden sind, auf die ich nicht verzichten möchte. Alle zwei Wochen liefern sie direkt und schnell Besucher, binden meine Stammleser an meine Angebote. Sie ergänzen den Mix aus Google-Suche und Social Media.
Die Wirkung meiner Worte auf den LousyPennies-Gründer seht Ihr hier auf der Seite rechts oben: Wir werden demnächst alle zwei bis vier Wochen einen LousyPennies-Newsletter verschicken – und hoffen, dass Ihr Euch dafür spätestens dann anmeldet, sobald Ihr diesen Artikel gelesen habt.
Wie immer freue ich mich über ergänzende Infos in den Kommentaren.
Du schreibst fantastische Beiträge, denn Du bist Journalist. Aber diese Inhalte sollen auch ihre Leser finden.
Facebook und Co. sind sicher ein Mittel, aber nicht unbedingt zuverlässig. Zu viel rutscht da durch die Timelines. Ein Beispiel: Von den rund 780 MyHighlands-Fans auf Facebook sieht gerade mal ein Drittel regelmäßig Beiträge von mir. Und davon klickt nur ein Bruchteil durch, weil sie gerade in der Arbeit Surfen und jetzt nicht die Zeit für lange Texte haben.
Wenn jedoch jemand auf Deinen Text kommt, ihn liest und er ihm auch noch gefällt, wäre es traurig, wenn Du den selben Social-Media-Kampf um seine Aufmerksamkeit beim nächsten Beitrag erneut führen müsstest.
Besser also: Mach ihn zum Newsletter-Abonnenten.
Newsletter-Abonnenten haben sich bewusst für Deine Inhalte entschieden, nachdem sie diese bereits konsumiert haben. Newsletter-Abonnenten haben Dir dafür sogar ihre Email-Adresse anvertraut. Newsletter-Abonnenten sind auch besser erreichbar. Denn durch das Double-Opt-in-Verfahren ist die Absende-Adresse dem Mailsystem bereits bekannt, so dass sie nicht auf der Spamliste landen sollte. Zudem bleibt Deine Email im Postfach liegen, bis der Empfänger Zeit hat, sich damit zu beschäftigen.
Kurz: Zuverlässiger kannst Du kaum dafür sorgen, dass Deine Inhalte gelesen werden. Newsletter-Abonnenten sind Premiumleser.
Newsletterversand bedeutet natürlich einen Mehraufwand. Und gerade am Anfang kann es sein, dass Du nur für eine handvoll Leute eine Email verfasst. Das kann frustrieren …
Aber sonst spricht nur wenig dagegen. Oder?
Was den Mehraufwand angeht, gibt es gute Webdienste, die einem die Arbeit erleichtern. Zwei stelle ich hier kurz vor.
Mailchimp
Bekannt, zuverlässig, ausgereift – und kostenlos, solange es nicht mehr als 2.000 Abonnenten sind. Mailchimp ist ein Webservice, der den Kundenstamm bei sich verwaltet, dabei sehr schöne Mailvorlagen liefert und beim Anlegen neuer Kampagnen mit einem verständlichen Schritt-für-Schritt-System arbeitet. Es bietet Im- und Export-Funktionen und umfangreichen Online-Support.
Fazit: Ich arbeite ausschließlich mit Mailchimp, da es mir Freiheiten lässt. Für WordPress-Nutzer gibt es übrigens auch ein Mailchimp-Plugin.
Wysija
Noch besser integriert in WordPress ist das Plugin Wysija. Es verwaltet nicht nur den Kundenstamm, sondern kann auch aus den Blogbeiträgen per Drag & Drop direkt einen Newsletter zusammenstellen. Dazu bietet es über 20 verschiedene Themes. Wysija ist ebenfalls kostenlos für bis zu 2.000 Abonnenten.
Fazit: Wer wirklich nur mit WordPress arbeitet, für den lohnt sich Wysija sicherlich.
Die Vorteil sind klar, die technische Plattform steht – und jetzt? Hier einige Tipps.
Zu früh gibt es nicht. Biete das Eintragen für den Newsletter gleich zu Beginn an, auch wenn Du Dein Web-Angebot gerade erst gestartet hast.
Tatsächlich war das Diskussion, die wir kurz bei Lousypennies geführt haben. Sollten wir nicht noch warten, bis mehr Leser durch andere Medien kommen, ehe wir einen Newsletter anbieten? Schließlich haben wir aber festgestellt: Es spricht kein Grund dagegen sofort loszulegen.
Wir haben das Angebot kurzerhand rechts oben in die Spalte
gesetzt. Innerhalb von drei fünf Tagen hatten wir
14 24 Abonnenten.
Ein ganz anständiger Start.
(Übrigens: Wenn Dir der Beitrag gefällt, dann bestelle doch auch den Newsletter. Siehe rechts oben in der Spalte)
Gleich loslegen, aber bitte nicht hirnlos. Über folgende Dinge solltest Du Dir vorher unter anderem Gedanken machen und es für alle Newsletter vereinheitlichen:
“Alle 14 Tage die neusten Beiträge in der Zusammenfassung. Dazu noch ein Exklusiv-Tipp nur für Newsletter-Abonnenten.” – Das ist ein Versprechen, das dem Leser klar macht, was ihn erwartet. Vielleicht findest Du ein ähnliches?
Sag ihm, warum er einen Vorteil hat, wenn er Dir seine Mail-Adresse überlässt. Wenn möglich, schaffe auch noch (berechtigtes) Vertrauen, indem Du versprichst, was nicht passiert: Kein Verkauf der Daten, kein Spam.
Finde einen guten Platz, um für Deinen Newsletter zu werben. Ich habe gute Erfahrung gemacht mit rechts oben im Browserfenster als buntes Dreieck. Aber: Was bei mir funktioniert, muss nicht bei Dir funktionieren.
Wichtig ist nur: Verstecke das Angebot nicht irgendwo.
Sei rechtlich sicher und bleib fair: In jedem Newsletter sollte die Möglichkeit zur Abmeldung aus der Mailing-Liste gegeben sein. Adressen, die Du von woanders bekommst, solltest Du nicht in den Abo-Stamm übertragen.
Die Anmeldung beim Newsletter soll über das Double-Opt-in-Verfahren laufen. Heißt: Das Abo muss durch einen Link aus einer Email heraus nochmal aktiviert werden. Mailchimp und Co. bieten das meist direkt als Service an.
Und Ihr solltet auch eine Datenschutzerklärung aufsetzen. Nutzt dafür einen Generator, wie ihn zum Beispiel Rechtsanwalt Thomas Schwenke anbietet.
Habe ich etwas vergessen? Bitte sage es mir in den Kommentaren.
Ertrinkende greifen nach jedem Strohhalm. Das ist bekannt. Und Journalisten in den heutigen Zeiten auch. Der neueste Strohhalm heißt “Content Marketing”.
Man liest derzeit überall von ihm.
Das US-Portal Mashable fragte jetzt sogar:
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst einmal klären, was denn dieses merkwürdige Content Marketing überhaupt ist: Content Marketing ist ein Hype-Wort, dass zum Beispiel Corporate-Publishing-Agenturen wie Kircher-Burkhardt in diesen Tagen fast mantraartig wiederholen.
Es heißt in letzter Konsequenz nichts anderes, als dass Unternehmen zu Verlagen werden. Während die Industrie in den guten, alten Zeiten darauf angewiesen war, ihre Botschaften per Anzeigen oder PR in die Medien zu bringen, machen sie heute einfach ihre eigenen Medien. Im Netz, im Appstore, im TV, am Kiosk. Statt Werbung verbreiten diese Unternehmen, strategischen Content, der auf den ersten Blick nur wenig mit ihrer Marke zu tun hat – und gerade deshalb so effektiv ist, übrigens auch bei der Google-Suche.
Um mal wieder einen Branchenbegriff los zu werden: Der Trend beim Content Marketing geht weg von dem klassischen “Paid Media” (Anzeigenschaltungen) über “Sponsored Media” (vom Unternehmen klar gekennzeichnet gesponserte Medien) zu “Owned Media” (eigenen Medien).
Und hat man schlaue eigene Medien geschaffen, ist der Weg zu “Earned Media” nicht mehr weit – die soziale Komponente. Denn wer richtig gute, nicht zu werbliche (digitale) Medien macht, der wird in den sozialen Netzen geteilt. Die Inhalte verselbständigen sich, werden Teil der Netzgemeinschaft. Das Unternehmen hat plötzlich eine Reichweite und Glaubwürdigkeit, die vorher nicht bestand – oder vielleicht nur durch eine Berichterstattung in traditionellen Medien erreichbar war.
Tatsächlich entdecken Journalismusforscher rund um den Globus, dass sich die Leser zunehmend von den traditionellen Medien abwenden, weil diese nicht mehr ihre Wünsche erfüllen. Neben Blogs, sozialen Medien und “spitzen” journalistischen Webseiten/Magazinen springt Content Marketing in die Bresche.
Wer sehen möchte, wie so etwas funktioniert, muss sich nur die US-amerikanische Coca Cola Seite ansehen. Oder schaut Euch an, was Red Bull Publishing macht. Jedes mal, wenn ich “Servus in Stadt und Land” sehe, bin ich weg geblasen, wie toll Print heute sein kann, wenn die Kosten keine Rolle spielen. Im Netz wären dann zum Beispiel auch abseits von Verlagen so tolle Stories wie etwa das Snow Fall der New York Times möglich.
Quelle/Copyright: City of Toronto Department of Public Works via Wikimedia/Commons
Denn auch wenn die Unternehmen keine Verlage mehr brauchen, brauchen sie doch Journalisten. So arbeiten auch bei “Servus in Stadt und Land” einige liebe Kolleginnen, die mir aus früheren Stationen bekannt sind. Tatsächlich unterscheidet sich das Heft und seine Redaktion in nichts von einer klassischen Redaktion – nur dass eben ein finanzstarker Energy-Drink-Konzern dahinter steht.
Nun, bei einem Heft der Landlust-Klasse glaube ich das nicht. Hier kann ich mir nur schwer vorstellen, wie sich der Einfluss eines Getränke-Konzerns negativ auf die redaktionelle Unabhängigkeit auswirken kann – die Bäuerin auf Red Bull? Unglaubwürdig!
Schwieriger wäre es aber, wenn Kircher-Burkhardt das für die Allianz aufwändig und mit sehr viel Journalismus produzierten Kundenmagazin “1890″ plötzlich als unabhängiges Finanztest-Magazin positionieren würde. Oder die CDU/CSU/SPD/Linke ein politisches Magazin heraus gäbe, das auf den ersten Blick für den unbefangenen Leser unabhängig wirkt – und ihn dann auf ganz unauffällige Art in die eine oder andere Richtung drängt. Ähnliches kann ich mir mit “ferngesteuerten” Polit-Blogs im Internet vorstellen. Angeblich unabhängig, aber finanziert von einem Auftraggeber mit ebenso dezidierter Absicht wie tiefen Taschen.
Nicht per se. Man muss sich nur mit dem Gedanken anfreunden, dass man beim Content Marketing seine Lousy Pennies nicht mehr von einem klassischen Verlag erhält, sondern von einem Brausehersteller, einem Versicherer, einem Unterhaltungselektronik-Konzern…
Ob das noch der Journalismus der reinen Lehre ist, bleibt dahin gestellt…
Journalistischer Anspruch und Corporate Publishing passen eigentlich hervorragend zusammen, wie ich finde. Wer LousyPennies aufmerksam liest, weiß, dass ich selbst ja einen Großteil meines Lebensunterhalts mit Corporate-Publishing-Projekten (und Content Marketing!) bestreite – und mich im fortwährenden Selbstzweifel frage, ob ich da eigentlich noch Journalist bin.
Deshalb finde ich die Grund-Idee des Content Marketing so spannend:
Journalistisch einwandfreie Geschichte zu produzieren (nein, keine Enthüllungs und Investigativ-Geschichten), die angemessen bezahlt werden und eine begeisterte Leserschaft erreichen.
Das Problem, das ich hier sehe, ist tatsächlich ein Grundlegendes. Denn so schön die Idee klingt und so gewinnbringend sie für beide Seiten sein kann, so sehr weiß jeder Journalist aus dem Corporate Publishing Bereich, dass aller journalistischer Anspruch nichts Wert ist, wenn der Kunde nicht will.
Dort wo Produktmanager herrschen und nicht Journalisten, wird das fertige Produkt nur in den seltensten Fällen urjournalistisch sein.
Warum auch? Irgendwas müssen wir doch auch auf unseren Journalistenschulen und in den Volontariaten gelernt haben, was wir den Produktmanagern und Ingenieuren voraus haben. Ich könnte auch kein Auto bauen und würde nicht erkennen, wenn da ein Zahnrad falsch angeschraubt ist.
Damit der tolle Gedanke des Content Marketing und von Owned Media funktioniert, muss der beauftragte Journalist ganz viel Überzeugungsarbeit leisten. Und der Auftraggeber muss erkennen, dass er mit klassischem werblichen, unternehmenszentrierten Inhalten auf Dauer nicht sonderlich viele Blumentöpfe gewinnen wird. Er muss sich lösen von seinem klassischen Produkt-Proporz-Denken und sich einlassen auf journalistisch-kreative Inhalte – dazu gehört viel Mut und Vertrauen ins sich selbst und den beauftragten Journalisten.
Es muss also die Aufgabe von uns Journalisten sein, Überzeugungsarbeit zu leisten – und in den Unternehmen einen Sinn für gut produzierte Medien zu schaffen. Medien, die genauso funktionieren, wie eine Publikumszeitschrift. Die Geschichten erzählen. Die spannend sind. Die gerne gelesen werden. Die nicht nur schön anzuschauen sind – und durch ihre Glaubwürdigkeit auch dem Unternehmen Glaubwürdigkeit geben, das sie finanziert.
Erst wenn die Unternehmen erkennen, dass sie mit eigenen aber journalistisch unabhängig produzierten Medien tatsächlich mehr erreichen können, als mit stumpfer Eigen-PR, die bei den meisten Lesern sofort im Papierkorb landet, funktioniert der Gedanke des Content Marketing wirklich – und es gibt ein weites Betätigungsfeld für kreative Journalisten.
Quelle/Copyright: City of Toronto Department of Public Works via Wikimedia/Commons
Nun, zumindest hat Content Marketing das Potential, ganz viele Journalisten zu retten – und ihr Leben wieder auf eine solide, finanzielle Basis zu stellen. Dass damit der aufklärerische Journalismus im Sinn der 4. Gewalt im Staate gerettet werden könnte, so wie ihn glücklicherweise noch viele Kollegen verstehen und praktizieren, glaube ich nicht.
Als ich den Link von Mashable auf unserer Facebook-Seite gepostet habe, hat ein Kollege so geantwortet:
Es wird auf eine Mischung hinauslaufen aus Unternehmen und Stiftungen. Die Verlage sind tot.
Meine Meinung ist: Vielleicht wird es einige Verlage erwischen – aber viele haben die Power und die tiefen Taschen, den Medienwandel zu überstehen. Stiftungen sind sicher auch eine Möglichkeit.
Ich freue mich aber auf die vielen schönen Medien in der Offline- und Online-Welt, die entstehen, wenn die Verantwortlichen in den Unternehmen anfangen, ihr Marketing-Budget direkt in die Taschen von kreativen Journalisten zu schaufeln.
Disclaimer: Als Unternehmer-Journalist mit eigenem Corporate Publishing Unternehmen ist Content Marketing für mich persönlich natürlich ein besonders spannendes Feld. Und ein Feld, über das ich nicht nur schreibe, sondern in dem ich auch unternehmerisch aktiv bin und meine LousyPennies verdiene.
Wo ich vom Rücktritt des Papstes erfahren habe? Auf Twitter. Wo ich zum ersten Mal gelesen habe, dass der Bundestag das Leistungsschutzrecht angenommen hat? Auf Twitter. Und wo ich die meisten meiner Lieblingslinks aus der Welt des digitalen Journalismus finde? Natürlich auf Twitter.
Der Web-Kurznachrichtendienst ist für mich zu einer der wichtigsten Informationsquellen überhaupt geworden. Der Blick auf meinen Twitter-Account hat für mich sogar meine tägliche Dosis Spiegel Online auf den zweiten Platz verdrängt. Und all das, obwohl ich mich jahrelang dagegen gewehrt habe und erst seit dem Start von LousyPennies ernsthaft twittere.
Ich gestehe reumütig: Ich habe Facebook für das bessere soziale Netzwerk gehalten, weil man dort deutlich flexibler Inhalte einstellen und teilen kann.
Twitter hat mich nur verwirrt.
Doch spätestens seitdem mein Facebook-Newsstream zugespamt wird mit lustigen Katzen-Hunden-Babybildern, hilft mir Facebook als reines Informationswerkzeug wenig. Vor allem, weil nur die wenigsten meiner Kollegen-Freunde noch beruflich Relevantes posten.
Warum nun aber Twitter?
Die Kernsätze bei Twitter für mich:
Folge den richtigen Leuten!
Werde in deinem Bereich zum Multiplikator oder „Agenda-Setter“!
Nutze Twitter als Recherche- und Kommunikations-Werkzeug!
Lasst mich das aufdröseln:
Warum:
Die richtigen Leute haben die richtigen Informationen. Wenn ich wahllos auf Folgen klicke, mülle ich meine Twitter-Timeline mit unnötigen Tweets voll, die wirklich relevanten Informationen werden darunter begraben. (Und ja, es gibt die Möglichkeit, Listen anzulegen – das ist mir aber zu aufwändig.)
Wer sind diese Leute:
Ich folge prinzipiell allen, die sich professionell mit dem Thema Medienwandel, Medienökonomie und (digitalem) Journalismus beschäftigen. Sehr gerne zum Beispiel Journalismusforschern und journalistischen Vordenkern aus den USA oder UK oder aber junge Journalistenschüler und Innovationsführer aus Deutschland/Österreich/Schweiz. Das heißt für Euch: Folgt den Leuten, die zu den Themen twittern, die für Eure Arbeit interessant sind.
Hier eine spontane Liste von zehn Twitterern, denen ich gerne folge – abseits von Gutjahr, Knüwer, Sixtus und Lobo und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Wie wähle ich aus:
Kenne ich den Twitterer nicht, schaue ich mir meist seine/ihre letzten 5 bis 10 Tweets an. Sehe ich dort belanglose, private Posts, folge ich dem Account nicht. Finde ich tolle Links und relevante Aussagen, klicke ich auf Folgen.
Was bringt es:
Ich erhalte täglich den kuratierten Input von sehr schlauen Leuten aus aller Welt – und zwar in dem Bereich, der mich interessiert. Es ist meine kostenlose, spezialisierte Nachrichten-Redaktion. Sensationell!
P.S. Das Ganze mische ich natürlich mit ein paar Newsseiten aus dem In- und Ausland und weiteren interessanten Twitterern – so dass ich auch einen Papst-Rücktritt mitbekomme.
Warum:
Die Zahl der Menschen, die Dir folgen, weil Sie Dich persönlich kennen, ist begrenzt – und oft nicht dauerhaft zielführend. Wenn Dir relevante oder auch nur interessierte Personen aus Deinem Themenbereich folgen, ist das Gold (=Reichweite) Wert.
Wie geht das:
Schreibe in Deinem professionellen Twitter-Account nur relevante Beiträge. Dabei solltest Du davon ausgehen, dass potentielle Follower ähnlich auswählen, wie von mir in Punkt 1 beschrieben. Mische dabei Links zu eigenen Inhalten mit Retweets. Ab und zu etwas zum Halbprivates und zum Schmunzeln geht aber auch. Beweise hier, dass Du ein professioneller Schreiber bist und News auf den Punkt bringen kannst.
Was sollte man nicht
tun:
Tweets über Deine Gefühlslage und das Wetter solltest Du sparsam einsetzen, auf Katzenbilder (ich habe 3 Katzen!) besser verzichten. Ab und zu mal ein amüsanter Schenkelklopfer, ist aber nicht schlecht. Wie selbsternannte Social-Media-Evangelisten sehr gut wissen, bewirkt der größte “Schmarrn”, wie wir in Bayern sagen, oft die größte Aufmerksamkeit – und viele, viele Retweets.
Aber zu echten „Off-Topics“ würde ich in diesem sehr fokussierten Twitter-Account (wir reden hier vom Twitter-Account Deines Blogs, Deines Online-Magazins) keine Stellung beziehen. Ich hatte zum Beispiel sehr lange überlegt, einen Tweet zu #Aufschrei abzusetzen, habe mich dann aber aus den verschiedensten Gründen dagegen entschieden. Vor allem aber, weil das Thema mit dem sehr spitzen Fokus „Geldverdienen mit Journalismus“ wohl kaum etwas zu tun hatte.
Was bringt es:
Eine Positionierung als Experte in Deinem Themenbereich und eine treue Leserschaft, die „gute“ Tweets von Dir weiter verbreitet (retweeted) und dafür sorgt, dass Dir weitere Menschen folgen. Dies wiederum hilft Dir nicht nur beim Aufbau Deiner journalistischen Marke, sondern bringt den berühmten „Traffic“ auf Deine Seite, der im Endeffekt Grundlage der Monetarisierung ist. Bei der sehr jungen Seite LousyPennies.de zum Beispiel kommt der größte Teil unserer Leser tatsächlich über Twitter.
Warum:
Wie schon gesagt: Nichts verbreitet schneller und effektiver Nachrichten als Twitter. Wer etwas zu sagen hat, tut das heute meist auf Twitter – und ist so die beste und schnellste Informationsquelle für eine Recherche zu (aktuellen) Themen. Als Beispiel wird hier immer wieder gerne die Twitter-Berichterstattung zu den “London Riots” genannt. Von Twitters entscheidender Rolle beim arabischen Frühling will ich hier nicht weiter groß schreiben…
Wie geht das:
Die Twitter-Suche ist schon nicht schlecht, kennt man auch noch den – im Idealfall einheitlichen – Hashtag (Also ein Wort, das mit # gekennzeichnet wurde) zu einem aktuellen Ereignis kann man alle Tweets dazu bequem filtern. Spannend sind auch die “Trending Topics”, die Twitter-Trends, die Dir Twitter auf der Startseite ausgibt. Mit einem Klick auf “Ändern” kannst Du sie für Deine persönlichen Bedürfnisse anpassen und aktuellen Ereignissen folgen. Parallel dazu kannst Du Fragen an die Twitter-Gemeinde oder bestimmte Twitterer stellen und auch einen eigenen Hashtag kreieren.
Was kann man sonst
tun:
Über Twitter lassen sich auch (Recherche-)Gespräche führen und sogar Interview-Fragen stellen. Ich habe das auf den CeBIT Global Conferences probiert, als ich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück per Twitter nach dem Leistungsschutzrecht frage.
Frage an @peersteinbrueck auf den
#cgc13 Wird die
SPD das Leistungsschutzrecht im Bundesrat kippen?
— Karsten Lohmeyer (@LousyPennies) 6.
März 2013
Ich saß zwar im Publikum, weil ich (Disclaimer!) im Auftrag der
Messe von den CGC bloggte, und hätte auch ein Mikro nehmen können –
aber in diesem Fall fand ich es spannender, die Frage per Twitter
zu stellen.
Die Antwort seht Ihr in diesem Video, etwa bei 6:00 Minuten:
Was noch wichtig ist:
Twitter ist nicht nur ein Nachrichtenverbreitungs- sondern auch ein echtes Kommunikationsmedium. Ihr könnt mit ihm öffentlich (per Tweet, Retweet und Antwort-Tweet) und auch nichtöffentlich mit anderen Twitter-Nutzern in Verbindung treten. So erhält man oft sehr wichtigen Input und schlaue Antworten auf komplizierte Fragen, nutzt die so genannte “Follower Power” und findet die eine oder andere neue Story.
Image not foundWer jetzt noch nicht überzeugt ist, sollte sich diese Präsentation ansehen, die Maike Haselmann, Social-Media-Redakteurin bei Spiegel Online, zur Social Media Week in Hamburg verfasst hat. Dank an dieser Stelle an Vocer fürs Einstellen.
Dann gleich noch ein Lesetipp auf Vocer: “Social Media ist Arbeitserleichterung”
Und zum Schluss noch ein Tipp:
Twitter kann am Anfang mit seinen Hashtags (#) und Kommunikationsgepflogenheiten etwas verwirrend sein, ich lerne auch noch täglich dazu. Deshalb lasst Euch Zeit und freundet Euch mit dem Medium am. Eine schöne englischsprachige Infografik zum Twittern findet Ihr hier.
© Sergey Nivens – Fotolia.com
Wir haben bereits darüber geschrieben, warum es für Journalisten sinnvoll sein kann, eine eigene Webseite oder ein Blog zu betreiben. Doch wie starten? Hier einige Anregungen beim Planen und Aufsetzen einer eigenen Webseite.
Man kann natürlich über alles schreiben. Das funktioniert vielleicht – manchmal. Ich bin jedoch eher dafür, ein klares Thema in den Mittelpunkt zu stellen: Politik, Mode, Autos, Triathlon, Reisen … Egal, Hauptsache ein Bereich, zu dem ich wirklich etwas sagen kann und auch sagen will. Weil er mir am Herzen liegt. Das gibt meinem Webauftritt Authentizität und hilft bei der Selbstvermarktung.
Ein klares Thema bringt weitere Annehmlichkeiten mit sich:
einen definierten Leserkreis
Seiten und Domainname lassen sich leichter finden
eine spezifische Vermarktung wird möglich
Wenn das Thema also gefunden ist, bilde ich daraus eine Marke.
Die Marke einer Webseite setzt sich aus zwei Dingen zusammen: Aus einem Namen, der im oberen Bereich und im Titel der Webseite zu sehen ist, und aus der Domain, also der Adresse, unter der die Webseite im Internet zu finden sein wird. Sinnvollerweise sind beide identisch.
Ideen sammeln: Für das Festlegen einer Marke nehme ich mir stets etwas Zeit. Denn: Eine Domain im Nachhinein noch einmal zu ändern ist zwar möglich, aber mit großem Aufwand und oft auch mit Verlusten bei den Besuchszahlen verbunden. Darum lieber jetzt ein bisschen länger darüber sinnieren.
Die Ideen-Tabelle zu MyHighlands.de – inklusive Rechtschreibfehler
Alle Ideen fasse ich in einer Excel-Tabelle zusammen.
Verfügbarkeit prüfen: Anschließend prüfe ich, ob und welche der Domains noch frei sind – für .de-Domains bei denic, für .com und andere schlage ich bei United Domains nach.
Ich vermerke dann in meiner Tabelle, welche meiner Namens-Ideen noch zur Verfügung stehen und welche nicht. Die, die nicht frei sind, rufe ich auf, um zu sehen, ob dort ein aktive Webseite betrieben wird oder ob die Domain nur geparkt ist. Finde ich unter der Adresse eine aktuelle Seite vor, streiche ich die Namens-Idee wieder.
Außerdem schaue ich noch, ob es Webseiten gibt, die ähnlich heißen. Zum Beispiel ob es Lousypennies.com gibt. Falls ja, vermerke ich das zumindest negativ, da es sonst Verwechslungsgefahr gibt.
Für geparkte Domains setze ich einen entsprechenden Vermerk im Excel-Sheet. Geparkt sind die Domains, die zwar jemanden gehören, auf denen aber kein echtes Angebot stattfindet. Der Erwerb lohnt sich dafür vielleicht, wenn der Name wirklich toll ist und der Preis fair. Die verfügbaren Domains bezeichne ich als “frei”. So entsteht langsam eine gute Liste an Ideen für eine Marke.
Marke testen: Bei dem was übrig bleibt, mache ich den 5-Sekunden Test. Ich bitte jeweils einen Bekannten, mir zu helfen, ohne vorher zu verraten worum es geht. Ich halte ihm dann auf einem Blatt Papier nur einen der möglichen Namen für etwa 5 Sekunden unter die Nase, ehe ich ihn wieder verdecke.
Dann frage ich zum Beispiel:
Was stand da?
Woran hast Du dabei als Erstes gedacht?
Wenn das ein Name für eine Webseite wäre: Was glaubst Du, wovon sie handelt?
Die Antworten verwerfen meist den ein oder anderen Namens-Favoriten. Wenn es ganz schlimm kommt, gehe ich sogar zurück in die Ideen-Findungsphase.
Glück gehabt – die Domain ist frei
Aber irgendwann habe ich sie dann, die perfekte Marke. Jetzt also die Domain dazu reservieren. Das kann man einerseits direkt beim Webhoster machen oder bei einer Domain-Agentur, wie die schon erwähnte United Domains.
Die Kosten für eine Domain sind unterschiedlich: Eventuell muss ich sie erst von jemanden abkaufen, dann wird es teurer. Oder aber sie ist frei, dann zahle ich lediglich die geringe Einrichtungsgebühr und monatliche Kosten. Im Falle von Lousypennies.de sind das zum Beispiel zirka 3 Euro pro Monat.
Wenn ich es mir leisten kann, reserviere ich gleich ähnliche Domains mit. Neben triathlon-tipps.de habe ich auch triathlontipps.de, neben myhighlands.de auch my-highlands.de. Und eventuell lohnt es sich auch, die jeweilige .com- oder .de-Domain dazu zu nehmen.
Diesen Punkt kann man aus meiner Sicht kurz halten: WordPress, und fertig!
Ok, etwas ausführlicher vielleicht: Es gibt zwar weitere Content Management Systeme (CMS) wie Joomla, Drupal und auch kleinere Systeme wie CouchCMS. Für WordPress spricht aber einfach die riesige Community, die dahinter steht. Die produziert eifrig Themes (Designs) und Plugins (nützliche Zusatzsoftware), reagiert auf Sicherheitsprobleme blitzschnell und bietet eine ausführliche Dokumentation an. Tipps und Tricks findet man zuhauf dafür im Web.
Besonders angenehm empfinde ich bei WordPress, dass es mich offensiv auf neue Updates hinweist, die ich per Knopfdruck sofort einspielen kann. Seitdem mir ein Joomla-System und auch schon ein OpenX-Server gehackt wurden, weiß ich so einen Service zu schätzen.
Aber vielleicht weiß jemand von Euch ein besseres System? Bitte gerne in den Kommentaren kundtun.
Irgendwo muss die Software ja laufen, ein Server dafür muss her. 1&1, Strato, Hosteurope und Co. bieten ihre Dienste für deutlich unter 10 Euro monatlich an. Ich persönlich aber habe mich von solchen Massenprovidern abgewandt.
Ich will kurz erklären warum: Während eines Urlaubs ohne Internet ging meine Seite für acht Tage nicht mehr. Das konnte ich aber erst im Nachhinein feststellen (Alpenüberquerung mit dem Fahrrad – kein Internet in den Bergen). Der Provider hatte vorsorglich einfach abgestellt, weil er meinte, ein Skript sei nicht in Ordnung. Ich hakte mehrfach nach, was genau los war, aber eine befriedigende Antwort habe ich bis heute nicht erhalten. Meine Konsequenz war schnell und klar: Ich habe gekündigt und die Webseite umgezogen.
Ich wechselte zu einem kleinen Anbieter, der sich genau auf die Pflege von kleinen und mittleren Projekten spezialisiert hat. Er kostet zwar etwas mehr, dafür hatte ich nie wieder ungelöste Probleme. Was ich an Geld investiere, spare ich am Nervenkostüm.
Installationshilfe auf der deutschen WordPress-Webseite
Die Installation von WordPress bei einem Provider läuft übrigens ganz unterschiedlich ab: Einige bieten es als Paket an, das man nur anzuklicken braucht. Bei anderen muss man es installieren, so wie es bei WordPress beschrieben ist. Bei meinem Provider kann ich es ihm auch einfach sagen, und er setzt es für mich auf.
In jedem Fall geht es einfach und schnell.
Jedes WordPress installiert sich mit der gleichen Oberfläche namens “Twentyeleven”. Die tut es auch sehr gut für den Anfang. Doch wenn man ein bestimmtes Thema verfolgt, sollte man das auch in der Oberfläche (englisch: Theme) verdeutlichen. Vielleicht, indem man Fotos mehr in den Mittelpunkt stellt, wie ich es bei MyHighlands.de gerne tue. Oder sich einem magazinigen Anstrich gibt, wie hier bei LousyPennies.
Das Tolle an WordPress: Es gibt Tausende dieser Oberflächen im Web. Das Grausame dabei: Es sind wirklich Tausende! Im Wald aus WordPress-Themes sieht man oft die Bäume nicht. Zufall, dass einer der besten kommerziellen Anbieter in dem Bereich ausgerechnet Themeforest heißt – Designs kosten hier ab 3 Euro aufwärts. Es gibt natürlich auch gratis Themes im Web, zum Beispiel bei WordPress selbst.
Bis man das richtige Theme für die WordPress-Seite gefunden hat, kann es durchaus etwas dauern. Karsten hat sich für LousyPennys sehr lange auf die Suche begeben und mittlerweile haben wir die dritte Oberfläche am Start, mit der wir nun endlich richtig zufrieden sind – für den Augenblick. Gerade am Anfang ist durchaus etwas Zeit dafür, mehrere Themes zu testen und auch die Leser dazu zu befragen.
Tipp: Das neue Theme sollte bereits “responsive” sein. Es sollte auf das Endgerät (PC, iPad, Smartphone) passend ausliefern.
Bevor ich nun den ersten Beitrag veröffentliche, mache ich mir noch Gedanken zur Rubrizierung der Seite. In WordPress stehen mir dazu Kategorien und Schlagworte zur Verfügung. Dabei gilt: Schlagworte verbinden Themen über Kategorien hinweg.
Die Rubriken und Schlagworte sind wichtig, weil sie sowohl dem Leser, als auch den Suchmaschinen helfen, sich auf der Seite zurechtzufinden. Bei einigen Projekten habe ich sofort angefangen zu schreiben und nach einigen Artikeln habe ich dann versucht zusammenzufassen, etc. Meist wuchs dann etwas unlogisches oder ich musste Artikel dort unterbringen, wo sie an sich nur in etwa hingehören.
Wenn man sich die Struktur schon vorher bewusst macht, kann man die Artikel entsprechend planen, arbeitet konzentrierter am Gesamtbild.
Mit Planen meine ich übrigens nicht, dass ich die Rubriken und Tags alle schon blind anlege. Das wären sonst nur leere Versprechen gegenüber dem Besucher. Es reicht, wenn ich sie zunächst im Kopf habe.
Ist das alles erledigt, kann endlich der erste Artikel online gehen.
Deef Pirmasens: “Warum Angst vor Trollen haben? Sie bringen Stimmung in die Bude.”
Manchmal leiste ich mir am Wochenende den Luxus, keine Telefonanrufe anzunehmen. Aber als Deef Pirmasens bei mir anrief, ging ich sofort ran. Denn nicht nur, dass Deef ein guter Freund ist – der Journalist ist auch ein erfolgreicher Blogger und Autor, betreut unter anderem das Blog der BR-Sendung “quer”.
Und als er mir erzählte, dass er auf der kommenden re:publica zusammen mit einer Kollegin von Extra3 ein Panel zum Thema “Kommentare” veranstalten wird, war ich Feuer und Flamme. Ich musste mehr wissen und mit ihm darüber reden, wie man als Journalist mit Kommentaren umgehen sollte – und erhielt von ihm nicht nur tolle Antworten, sondern auch exklusiv vorab für alle LousyPennies-Leser seine Infografiken zur re:publica.
Hallo Deef, warum sind Kommentare so wichtig für einen journalistischen Auftritt im Netz?
Hat eine Seite viele Nutzerkommentare, so ist das der sichtbare Beweis dafür, dass sie gelesen wird und ihre Themen relevant sind. Ohne Kommentare wirkt eine Seite für den Betrachter tot. Außerdem sind Kommentare ein praktischer Rückkanal für den Seitenautor. Nutzer machen ihn auf Fehler oder Missverständnisse aufmerksam und eröffnen andere Blickwinkel.
“Auf Kommentare zu verzichten, bedeutet, Potential zu verschenken.”Schafft man es regelmäßig, Kommentardiskussionen anzuregen und Stammkommentatoren heranzubilden, erhält man nicht nur mehr Klicks, sondern bindet Nutzer auch stärker an das eigene Webangebot. Denn es gibt zwei Hauptgründe, warum Menschen auf eine journalistische Webseite zurückkehren: entweder, weil sie einen neuen Inhalt erwarten oder weil sie sehen wollen, wie die Kommentardiskussion, die sie verfolgen oder in der sie sogar aktiv teilnehmen, weiterentwickelt.
Letzteres ist ein Mehrwert für die Nutzer, den sie in der Diskussion mit anderen selbst herstellen. Darauf zu verzichten, bedeutet, Potential zu verschenken.
Die Kommentartipps von Deef Pirmasens gibt es hier als PDF zum Download.
Was machst Du, um mehr Kommentare zu erhalten?Gibt es dafür nicht Facebook und Twitter?
Auch Facebook, Twitter und in Teilen Google+ sind praktische Rückkanäle, wenn die eigenen Accounts über genügend Reichweite verfügen. Twitter ist allerdings ein flüchtiges Livemedium und durch seine Zeichenbegrenzung nicht für ausführliche Diskussionen geeignet. Auch bei Facebook und Google+ schreiben Menschen eher kurze Kommentare und die Diskussionen rutschen mit den zugehörigen Posts schnell nach “unten” und werden nicht mehr gefunden.
Nutzt man dagegen ein Blog oder eine Webseite mit Kommentarfunktion, kann man ausführliche Diskussionen erleben und selbst bestimmen, wie lange ein Thema “oben” stehen bleibt.
Wie bestimmst Du das?
Das A und O sind die Inhalte. Menschen kommentieren nichts, was sie als beliebig, langweilig oder veraltet wahrnehmen. Wer Kommentare bekommen möchte, will, dass die Nutzer etwas für ihn tun. Dafür muss man einen guten Grund liefern. Menschen kommentieren, wenn ihnen etwas aus der Seele spricht und noch eher, um einer Position zu widersprechen.
Deshalb werden kontroverse, polarisierende und emotionalisierende Themen am umfangreichsten kommentiert. Das ideale Thema ist aktuell und für viele Menschen relevant. Der ideale Inhalt dazu liefert überraschende Neuigkeiten, eloquente Argumentationen, neue Einsichten oder ist herausragend lustig.
Gibt es auch technische Aspekte, die ich bei der Gestaltung meiner Seite beachten muss?
“Die Kommentarfunktion muss ins Auge springen und zum Kommentieren auffordern.”Wichtig sind auch Funktionalität und Design des eigenen Webangebots. Die Kommentarfunktion muss ins Auge springen und zum Kommentieren auffordern. Alles sollte darauf ausgerichtet sein, dass Nutzer die vorhandene Diskussion sehen, bevor sie kommentieren. Es empfiehlt sich die Kommentare in chronologischer Reihenfolge anzuzeigen und das Kommentareingabefeld darunter am Seitenende. Antworten auf einzelne Kommentare sollten möglich sein. Das führt dazu, dass Nutzer nicht nur einen Kommentar zum Inhalt schreiben, sondern auch anderen Kommentatoren antworten, um ihnen zuzustimmen oder zu widersprechen. Das vervielfacht die Kommentarmenge.
Wenn man außerdem Nutzern die Möglichkeit gibt, Email-Benachrichtigungen zu abonnieren, die sie auf Antworten auf ihre Beiträgen aufmerksam machen, werden sie wiederkehren und erneut kommentieren. Wenn eine Diskussion in Gang kommt, schreiben Menschen nicht nur einen Kommentar, in dem alles gesagt ist, sondern fangen an, Ping-Pong zu spielen und dieses Spiel kann bei genügend Teilnehmern über Wochen laufen.
Und wenn das aus dem Ruder läuft, also der berühmte Shitstorm droht?
Echte Shitstorms kommen selten vor. Als unbekannte Privatperson oder nur einer Teilöffentlichkeit bekannter Journalist braucht man davor keine Angst zu haben. “PR- und Marketingleute hypen gerne Shitstorms, damit mehr Menschen den Facebookaccount ihres Kunden besuchen.”PR- und Marketingleute hypen gerne Shitstorms, damit mehr Menschen den Facebookaccount ihres Kunden besuchen, in dem ausnahmsweise mal etwas Interessantes passiert. Sollte man als Journalist doch einmal mit einem Shitstorm konfrontiert werden, so gelten folgende Regeln:
Die beste Versicherung gegen einen Shitstorm ist übrigens ein Blog oder eine Webseite, auf der die Kommentare erst geprüft werden und nicht sofort automatisch online gehen. So kann man Aggression und destruktive Themaverfehlungen schon von vornherein aus der Diskussion heraushalten.
Die Kommentartipps von Deef Pirmasens gibt es hier als PDF zum Download.
Medienrechtsanwalt Gero Himmelsbach hat uns etwas anderes geraten. Er sagte, man solle Kommentare generell frei schalten und erst später kuratieren. Was sagst Du dazu?
Menschen die Kommentare schreiben, wollen sich vor allen Dingen mitteilen. Das Mindeste, was man ihnen bieten sollte ist, jeden Kommentar zu lesen und im Bedarfsfall zu antworten. Wenn man viele Kommentare bekommt und diese unmoderiert sofort online gehen, wird es immer wieder vorkommen, dass man als Administrator nicht jeden in Gänze durchliest. Das ist nicht im Sinne der Nutzer. Deshalb lese ich jeden Kommentar und schalte ihn händisch frei.
Da ich das im Regelfall innerhalb von Minuten tue, müssen die Kommentatoren nicht lange warten und haben durch die Freischaltung keinen Nachteil.
Hinzu kommt die Kontrolle, die ich durch die Prämoderation ausüben kann. Diese mag zwar einzelne aggressive oder destruktive Nutzer einschränken, aber die Gemeinschaft der Kommentatoren profitiert von sachlicheren Diskussionen. Man sollte nicht die Bedürfnisse des Einzelnen überbewerten und sollte auch immer an diejenigen denken, die selbst nicht mitdiskutieren, aber mitlesen. Das ist die Mehrheit und die profitiert ganz erheblich davon, wenn Störer eingeschränkt werden.
Allerdings darf man seine Macht nicht missbrauchen, um unliebsame Meinungen einschränken. Es geht nur darum feindselige Angriffe auf andere Kommentatoren und destruktive Themaverfehlungen zu entfernen. Bei sachlicher Kritik zum Thema bin ich absolut schmerzfrei und schalte sie immer frei.
Was machst Du, wenn einzelne User, die so genannten Trolle, die Unterhaltung stören? Kannst Du ein Beispiel aus Deiner Praxis nennen?
“Ich retweete manchmal einen Trollkommentar und verschaffe ihm damit die gewünschte Öffentlichkeit.”Bei Twitter werden einzelne Angriffe kaum wahrgenommen, weil nur der Angesprochene und die Follower des Angreifers den feindseligen Tweet sehen. So eine Störung kann man also einfach ignorieren. Ich retweete aber manchmal einen Trollkommentar und verschaffe ihm damit die gewünschte Öffentlichkeit. Allerdings kommuniziere ich damit an meine Follower etwas Wertvolleres: Kritik stört mich nicht.
Auf der Facebook-Seite von quer bin ich gelegentlich mit Trollen konfrontiert, die Hetze betreiben oder andere Nutzer angreifen. Dann mache ich einen Screenshot, lösche den Kommentar und schreibe etwas wie “Hallo XY, Unsachlichkeiten lassen wir hier nicht stehen. Wir freuen uns aber über Ihre sachlichen Kommentare.” Damit ist die Situation fast immer befriedet.
Und wenn nicht?
“Trolle können auch Leben in die Bude bringen und durch ihre Polarisierung zu umfangreicheren Diskussionen führen.”Im Wiederholungsfall blockiere ich den Nutzer. quer hat aktuell über 50.000 Facebook-Fans und ich nicht mal 50 blockiert, also weniger als 1 Promille. Nach einer solchen Blockierung kommentierte mal ein anderer Nutzer: “Oh nein, das war mein Lieblingstroll”. Und es stimmt: Trolle können auch Leben in die Bude bringen und durch ihre Polarisierung zu umfangreicheren Diskussionen führen. Deshalb sollte man selten Nutzer blockieren und nur als allerletztes Mittel.
Das gleiche gilt für ein Blog oder eine Webseite mit einer Kommentarfunktion. Hier hat man, wenn man die Kommentare erst prüft und freischaltet, die Möglichkeit Kommentare zu editieren, um Aggression und destruktive Themaverfehlungen zu entfernen. Diese Eingriffe kennzeichne ich transparent und teile so dem jeweiligen Kommentator aber auch allen anderen Mitlesenden mit: andere Meinungen und Kritik, ja – Aggression und Themaverfehlung, nein. Das wirkt.
Die Facebook-Seite von quer
Was tust Du, wenn Du merkst, dass die Unterhaltung einschläft?
Meistens nichts. Wenn ein Thema nicht zündet oder zu Ende diskutiert ist, dann kommt das nächste. In einzelnen Fällen weise ich via Facebook, Twitter und Google+ auf eine spannende Debatte hin und befeuere sie damit erneut. Ab und zu ergeben sich neue Entwicklungen zum diskutierten Thema, auf die ich als Administrator mit einem Kommentar hinweise.
“Was ich niemals mache, ist unter falschem Namen selbst Nutzerkommentare zu schreiben.”Was ich niemals mache und wovon ich abrate, ist unter falschem Namen selbst Nutzerkommentare zu schreiben. Egal ob man das moralisch als legitim oder zweifelhaft bewertet, gilt: den Aufwand, den man in Fake-Kommentare steckt, sollte man besser in die Inhalte investieren. Wenn die Themen zum Kommentieren einladen, braucht man nicht zu tricksen.
Du vergleichst die Kommentarfunktion in Deiner Präsentation für die re:publica mit einem Casino. Warum?
Nüchtern betrachtet, ist es unerheblich, welche Meinung Kommentatoren vertreten – wichtig ist, DASS sie kommentieren. So wie es egal ist, ob Spieler beim Roulette auf Rot oder Schwarz setzen – die Bank gewinnt immer. Natürlich freue ich mich, wenn es mehr Lob als Kritik am Inhalt gibt. Aber ich freue mich mehr über 200 Kommentare mit unterschiedlichen Meinungen als über 20 Lobesmeldungen.
Viel ist ja immer von Netikette die Rede. Was sind die wichtigsten Regeln?
“Diskutiere niemals deine Kommentarrichtlinien oder die Art, wie du moderierst..”Am Wichtigsten sind Sachlichkeit und Themenbezug. Man kann die Kommentarrichtlinien noch weiter ausdifferenzieren, man kann sie positiv und auffordernd formulieren oder als Verbote. Wichtig ist: sie müssen so konkret und nachvollziehbar wie nötig sein und so allgemein, dass sich im Bedarfsfall jeder Eingriff, der zur Versachlichung der Diskussion nötig ist, rechtfertigen lässt.
Und die wichtigste Regel: diskutiere niemals deine Kommentarrichtlinien oder die Art, wie du moderierst. Du bist der Gastgeber, du machst die Regeln. Selbstverständlich müssen sie fair und angemessen sein, sonst vertreibt man seine Gäste.
Das querblog
Plaudere zum Schluss mal aus dem Nähkästchen: Was war Dein merkwürdigster Kommentar-Thread, Dein überraschendster, schlimmster…
“Themen rund um Tiere stellen alles andere in den Schatten.”In der Sendung quer geht es zumeist um Konflikte. Im quer-Blog werden politische und gesellschaftliche Themen umfangreich diskutiert. Das Erstaunliche ist aber, dass Themen rund um Tiere (z.B. das) alles in den Schatten stellen. Sie werden ausführlicher und erbitterter debattiert. Da treffen sachliche Tierschützer auf dogmatische Tierrechtler, Fleischesser auf Veganer, Jäger auf Naturidealisten. Da ist Musik drin.
Der schönste Kommentar vor kurzem lautete verkürzt: “Bei Wikipedia steht über quer, die Sendung richtet sich an ein eher jüngeres Publikum. Da muss ich doch energisch widersprechen: ich bin 71 und ein treuer Seher dieser Sendung. Sie steht für mich auf einer Stufe mit den politischen Satiresendungen Neues aus der Anstalt, heute-show und extra3.”
Lieber Deef, herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Interview!
P.S. An alle Leser: Bitte kommentiert fleißig! ;-)
Deef Pirmasens
Deef Pirmasens studierte Kommunikations- und Medienwissenschaft, Politikwissenschaft und Psychologie an der Universität Leipzig. Heute ist er für Medien in Deutschland und Slowenien als Journalist und Berater tätig, u.a. für das kritische, satirische Magazin quer vom Bayerischen Rundfunk. Bei der re:publica13 in Berlin spricht er am 8. Mai mit einer Kollegin von Extra3 über Kommentardiskussionen bei öffentlich-rechtlichen Netzangeboten. Titel des Vortrags: “Das meld ich dem Rundfunkrat! – Neues aus der öffentlich-rechtlichen Kommentarambulanz”. Die zehn wichtigsten Tipps für mehr und sachlichere Onlinekommentare sind hier zusammengefasst: Zeig ihnen dein Casino und lass sie spielen! Und: Sorge dich nicht, zensiere! (PDF-Download für alle LousyPennies-Leser)
Ihr könnt (und sollt natürlich) Deef hier auf Twitter folgen.
Auch kleine Seiten können gutes Geld verdienen, indem
sie sich großen Partner-Netzwerken anschließen. Hier kommen Tipps
zu Vertical Networks und eine Übersicht deutscher
Anbieter.
Webseite von verticalnetwork.de
“Unter einer halben Million PIs brauchst Du gar nicht anfangen.” – Dieser Satz eines Medienberaters klingt mir heute noch in den Ohren. Er hat Recht: Reichweite ist beim Verkauf von Display-Werbung Voraussetzung. Aber manche Themen bringen es auch nie auf eine halbe Million Seitenaufrufe im Monat – Nischen wie bestimmte Sportarten oder ein ganz spezielles Reisegebiet etwa. Dennoch können das Inhalte sein, die bei einer kleinen Gruppe auf starkes Interesse stößt. Wie also mit geringer Reichweite dennoch Lousypennies verdienen?
Ein Teil (!) der Lösung können vertikale Werbenetzwerke sein: Ein Vermarkter bietet ein Themengebiet an, und darin vereinigt er verschiedene Webseiten als Partner.
Der Vermarkter verkauft dann die gesamte thematische Reichweite an Anzeigenkunden. Und zwar an solche, die für das Anzeigen von Werbung bereits zahlen, also TKP-basiert: Pro tausend Aufrufe der Werbeform, erhält der Vermarkter den Betrag X. Davon behält der einen bestimmten Prozentbetrag (meist die Hälfte) ein, der Rest geht an die Webseiten-Betreiber.
Meine Seite Triathlon-Tipps.de ist zum Beispiel ein Teil des Netzathleten Networks. Neben mir tummeln sich da noch Surfer, Skispringer, Reiter, Fußballer und so weiter. Doch gemeinsam bekommen wir – wenn der Vermarkter erfolgreich arbeitet – thematisch passende Markenwerbung von Puma, Asics, Erima und Co.
Den Kuchen teilen wir auf, und wenn er groß ist, bekommen wir gutes Geld. Bei mir schwanken die Einnahmen durch das Vertical grob zwischen 200 und 500 Euro im Monat. Es gab aber auch schon Hammermonate, wo wesentlich mehr rüberkam.
Der Clou: Die Anzeigen der Vertical-Networks sind meist nicht exklusiv. Man kann also auch weiterhin noch Affiliate-Programme oder Adsense laufen lassen. So addieren sich verschiedene Einnahmequellen zu einem hübschen Sümmchen.
Ein Vorteil gerade für uns Journalisten: Die Vermarktung des Auftritts liegt bei den Vertical Networks ganz klassisch in der Hand von Anzeigen-Verkäufern. So ist Redaktion und Vermarktung wieder getrennt und wir können uns ganz um die Inhalte kümmern.
Bisher habe ich es auch noch nicht erlebt, dass ich in meiner freien Berichterstattung von Anzeigen-Vermarktern im Web beeinträchtigt wurde (kennt Ihr Fälle? Dann bitte einen Kommentar dazu).
Um bei einem Vertical Network zu starten, muss man folgende Schritte gehen.
Bewerben: Zunächst muss man das passende Vertical wählen. Eine Liste solcher Netzwerke habe ich am Ende des Artikels zusammengetragen. Auf deren Webseiten findet man meist einen Link “Partner werden” unter dem man sich bewirbt. Wenn man angenommen wird, prima!
Verpixeln: IVW-Zählpixel des Vermarkters und dessen Logo einbinden. Nur so zählt die IVW auch die gemeinsame Reichweite, mit der der Anzeigenverkäufer dann hausieren geht.
Adtags einbauen: Schließlich baut man noch die Adtags in die eigene Seite ein. Also Code-Schnipseln, die dann wiederum die Werbung einblenden.
Das war es schon. Ab jetzt rollt der Rubel – oder besser der Penny. Allerdings: Eine gewisse Flughöhe sollte man schon erreicht haben, sprich einige Tausend Besucher pro Monat. Und manchmal sind die Betreiber auch wählerisch. So wurde ich wegen thematischer Überschneidung (und vermutlich noch zu wenig Besuchern) mit meiner Reisewebseite MyHighlands.de gerade erst bei einem Vertical abgewiesen. Pech …
Hier kommen einige der wichtigsten Anbieter für Vertical Networks in Deutschland. Für die Vollständigkeit übernehme ich keine Gewähr – und bitte: Sagt mir, welche noch fehlen, dann kann ich sie nachtragen.
Anbieter | Vertical | Kategorie | Visits IVW (Jan 2013) |
glam media | |||
Brash | Männer, Lifestyle, Fashion | 5.083.194 | |
Glam | Frauen, Lifestyle, Fashion | 26.408.969 | |
FantasticZero | Männer, Entertainment | 12.301.008 | |
vertical techmedia | Technik, Männer | 19.276.576 | |
amicella | Lifestyle, Living, Fashion, Stars, Beauty, Food, Kreatives, Familienleben, Sport, Wellness, Gesundheit, Psychologie, Reisen, Politik, Wirtschaft, Umwelt, Kultur | 5.071.318 | |
Define Media GmbH | |||
Best of Home | Wohnen, Haus, Garten | ||
petspot | Haustiere | 3.982.971 | |
MairDumont | |||
Dumont Reiseverlag | Reise, Freizeit, Essen, Trinken, Kunst, Kultur | 5.061.454 | |
4trips.de | Reise | 3.897.297 | |
Discover Outdoor | Outdoor | 3.678.784 | |
4businesstrips.de | Reise, Business | ||
Falk Motors | Auto, Motor | ||
Netzathleten Media | |||
entertainweb | Games, Serien, Gadgets | 12.100.890 | |
GesünderNet | Gesundheit, Wellness | 18.158.764 | |
worlds of food | Esses, Genuss | 5.966.667 | |
Business & More | Geld | 29.600.959 | |
planet of tech | Hardware, Software, Mobile, Unterhaltungselektronik | 20.269.640 | |
Netzathleten | Sport | 19.505.437 | |
Sixx.de | Frauen | 6.829.792 | |
Vertical Network | 35.544.454 | ||
just2guide | Reise | ||
sozene | Ausgehen, Szene | ||
wir lieben filme | Film | ||
Dine & Fine | Esses, Genuss | ||
FinanzHorizonte | Geld | ||
motor & leben | Motor, Lifestyle | ||
places@home | Wohnen | ||
its4families | Familie | ||
Best of Gamers | Games | ||
Schöne Tierwelt | Tiere | ||
Stars & VIPs | Stars |
Möglichst viel Geld mit einer Recherche verdienen? Zweitverwertung ist Teil der Strategie von Verlagen. Da kommen die selben Texte in Sonderhefte, Bücher und auf die Webseiten. Das können Journalisten im Netz auch – oder?
Von den goldenen Zeiten, als Autoren sogar noch 50 Prozent des Honorars für eine Zweitveröffentlichung bekamen, träumen wir heute sicherlich noch. Mittlerweile kaufen die Verlage einen Text quasi mit “total buyout” – könnte man das Urheberrecht in Deutschland übertragen, würden sie auch das noch fordern. Das Prinzip der Zweitverwertung in Verlagen scheint recht gut zu funktionieren.
Und im Netz?
Da sind wir Journalisten mit eigener Plattform ja auch Publisher – Sozusagen Mini-Verleger. Können wir dann mit unseren Inhalten auch noch einmal mehr Geld verdienen durch Zweitverwertung? Zusätzlich zu den klassischen Mitteln der Monetarisierung?
Ganz so einfach wie im Printbereich ist es Online nicht. Den Text an verschiedenen Stellen im Internet zu platzieren erweist sich meist als Schuss ins Knie. Traffic-Vermittler Nummer eins mag das nicht. “Duplicate Content” heißt das bei Google und wird mit Abwertung der Seiten bestraft. Genau das ändert die Spielregeln im Internet gegenüber der Print-Welt. Ein Text muss im Internet möglichst einzigartig bleiben.
Wie aber sollen wir dann im Web zweitverwerten?
Von einigen Ideen berichte ich hier. Ein paar davon waren schon erfolgreich, andere teste ich gerade.
Franz Neumeier beschreibt auf dem Epubli-Blog (Epubli ist ein Selfpublishing-Service), wie er seine Online-Texte gesammelt als Buch herausbringt, und warum das dem Online-Auftritt nicht schadet. Denn mit dem Buch verdient er zusätzlich. Das Zusammentragen der Texte ist zwar noch einmal Aufwand, hilft später aber nicht nur dem Geldbeutel durch Verkaufseinnahmen und VGWort, sondern stärkt auch sein Ansehen als Autor – Stichwort: Markenbildung.
Das MyHighlands-Buch bei Createspace
Neben Epubli gibt es da noch andere Services, die jeweils andere Preise und AGBs haben. Eine sehr gute Übersicht dazu hat Matthias Matting auf seinem Blog selfpublisherbibel.de veröffentlich – hier klicken.
Ich bin gerade dabei einen Reiseführer aus den Inhalten von MyHighlands.de bei Amazons Creatspace zu veröffentlichen. Ich werde berichten, wie es mir ergeht und vor allem, wie viel Geld sich damit machen lässt.
Eine andere Möglichkeiten der Aggregation ist das Herausgeben einer eigenen Zeitschrift, die aus den Inhalten der Webpräsenz besteht – T3N macht das. Gerade bei einer hohen Schlagzahl an Veröffentlichungen kann sich das lohnen.
Allerdings gibt es im Internet noch keine leichte Lösung für das Selbstverlegen von Magazinen, wie es das für Bücher gibt. Eigentlich schade, denn das wäre ja für Verlage mit einem eigenen Vertrieb geradezu ein ideales Zubrot und die ureigene Aufgabe: Inhalte zu Drucken, zu vertreiben und zu vermarkten.
Vielleicht erbarmt sich ja demnächst einer der großen Verlage und bietet ein Selfpublishing-Service für Zeitschriften?
Bis dahin können wir mit Downloadbaren und bezahlten PDFs arbeiten. Für WordPress gibt es etwa den WPShopGermany, der die Möglichkeiten des bezahlten Downloads anbietet. Ein Beispiel von mir für eine solche Aggregation ist das PDF für das Autofahren in Großbritannien. Der Service für den Leser: Er kann es ausdrucken und mit auf die Reise nehmen.
Auf Triathlon-Tipps.de prüfe ich stets, ob eine Geschichte sich auch als Video umsetzen lässt. Falls ja, recherchiere ich für Text und Video gleichermaßen. Das Video nehme ich auf und publiziere es auf Youtube. Dort kann ich es gesondert vermarkten.
Video auf Youtube von Triathlon-Tipps.de
Ergebnis: Fast zwei Drittel meiner Adsense-Einnahmen gehen auf das Konto des großen Videoportals. Tendenz steigend.Kein Wunder, denn Youtube ist mittlerweile die zweitgrößte Suchmaschine hinter Google – aber in einer ganz eigenen Sphäre an Inhalten.
Auch hier wieder angenehmer Nebeneffekt: Man kennt mein Gesicht. So werde ich auf Triathlon-Wettkämpfen mittlerweile angesprochen – und das ist nicht nur gut für das Ego, sondern hilft eben auch sich als Marke zu etablieren.
So ein Video muss gar nicht aufwändig produziert sein. Ein Photoshop-Tutorial etwa kann als simple Aufnahme vom Bildschirm gemacht werden, zum Beispiel mit Apple Quicktime als Software oder einem anderen Screencast-Tool. Anderes kann als Interview mit dem iPhone gefilmt sein oder man spricht einfach in die Kamera des Notebooks.
“Sell the byproduct” heißt eine alte Firmenweisheit. Bei Artikeln aus dem Bereich Reise- oder Autojournalismus können das zum Beispiel selbst aufgenommene Bilder sein.
Auf Fotolia lassen sich Fotos zu Geld machen
Die lassen sich auf Portaklen wie iStock und Fotolia zu Geld machen. Allerdings reden wir hier natürlich von LousyPennies und nicht Big Bucks. Wenn man es regelmäßig konsequent in einer interessanten Nische betreibt, kann es aber auch hier wieder sein, wie immer: Es tröpfelt monatlich was in die Kasse.
Ein Sonderfall für alle, die mit dem Smartphone Fotos aufnehmen: Instagram-Bilder lassen sich nebenbei verkaufen: Richard Gutjahr berichtet darüber in seinem Blog.
Gerade im Bereich Reise bietet sich noch an, einen Kalender zu verkaufen, in dem die spannendsten Bilder abgedruckt sind. Kalender verkaufen sich in der Zeit von Herbst bis in den Frühjahr. Sie zu produzieren ist nicht allzu schwer, die meisten Online-Druckereien bieten dazu auch Druckvorlagen.
Mit meinem MyHighlands-Kalender hat das leidlich funktioniert. Die Webpräsenz hat einfach noch zu wenig Besucher. Dennoch werde ich es nächstes Jahr wieder versuchen.
Ich glaube, dass das nur ein Teil der Möglichkeiten zur Zweitverwertung darstellt. Welche fallen Euch noch ein, welche habt Ihr mehr oder weniger erfolgreich umgesetzt? Bitte lasst es uns in einem Kommentar wissen.
Für meinen kleinen Shop möchte ich auch die Zahlungsmethode Bankeinzug einführen. Das Beantragen ist einfach –doch die neuen Regeln um das SEPA-Lastschriftverfahren sind ein Haufen Blödsinn.
Ich bin Journalist, ich lebe hauptsächlich von meinen Inhalten. Doch ich glaube, dass es wichtig ist, sich Beiboote auf der Webseite zu schaffen, die neben Werbung zusätzlich Geld hereinholen. Derzeit versuche ich mich an einem kleinen Webshop zu meiner Schottland-Seite. Zugegeben: Er läuft noch nicht so recht. Eine These von mir: Es liegt an den Zahlungsmethoden, die ich anbiete.
Ich gehe systematisch vor. Laut einer Bitkom-Umfrage ist das beliebteste Bezahlverfahren die Vorkasse. Check, habe ich. Am zweitliebsten mögen die Käufer Paypal und Co. Check, habe ich. Eine deutsche Eigenheit unter den Zahlungsmethoden im Internet: Das Lastschriftverfahren – umgangssprachlich “Bankeinzug”. Mit 46 Prozent Nutzung liegt er auf Platz drei.
Das will ich meinen Kunden als Möglichkeit nicht mehr vorenthalten. Ich werde also das Lastschriftverfahren beantragen, um es in meinem kleinen Shop anzubieten.
Logisch: Erstmal zur Hausbank, die muss das ja können. Und so vereinbare ich einen Termin mit meiner Sparkasse. Dort staune ich nicht schlecht: Ich werde nicht von einem Mitarbeiter beraten, sondern von zwei. Denn es gibt neue EU-Regeln und dafür braucht es eine zusätzliche Fachfrau.
Hintergrund: Ab Februar 2014 wird es das alte deutsche Lastschriftverfahren nicht mehr geben. Es wir abgelöst von der SEPA-Lastschrift. SEPA heißt “Single European Payment Area”, ist also ein europaweites Verfahren. Das Lastschriftverfahren heißt dann SDD – “SEPA Direct Debit”.
SDD gibt es in zwei Varianten:
Für mich und die meisten von uns wird Variante eins die passende sein.
Seit Beginn des Jahres geben die meisten Banken nur noch das neue SEPA-Lastschriftverfahren frei. Die Mitarbeiter der Sparkasse sind zwar theoretisch geschult, aber wie das so ist: Die Praxis sitzt noch nicht. Und wie sich zeigt, bietet die SEPA-Lastschrift Raum für einen Haufen Probleme und Fragen.
Bisher geht das so: Ein Kunde kauft etwas, gibt mir seine Kontonummer und damit auch elektronisch das Einverständnis zum Abbuchen. Er hat natürlich das Recht zurückzubuchen, wenn das missbräuchlich erfolgt. Simpel.
Beim neuen Verfahren klingt das so: “Der Einzug einer SEPA-Lastschrift setzt ein gültiges papierbehaftetes Mandat voraus.” – Laut Bestimmung muss also eine schriftliche (Fax, Brief) Einwilligung des Kunden vorliegen. Natürlich ein völlig unbrauchbares Reglement in Zeiten des Internets. Man denke nur, Amazon müsste für seine Abbuchungen jeweils schriftlich anfragen.
Der Workaround: Man bucht ohne schriftliches Mandat des Kunden ab. Dann darf dieser allerdings 13 Monate lang wieder zurückbuchen. Bei schriftlichem Mandat hätte er das Recht nur acht Wochen lang. Risiko so oder so komplett bei mir.
Noch nicht genug: Eine Abbuchung muss eine Vorankündigung auf ein bestimmtes Datum haben. Dieses Datum muss zwei Wochen im Voraus angekündigt werden.
Konkret muss ich also folgendes tun: Nach der Bestellung des Kunden schicke ich ihm eine Rechnung, eine Ankündigung, dass ich am Tag X das Geld abbuchen möchte und ein Mandat, das er ausfüllt und mir schriftlich zukommen lässt (ja: bei JEDEM Einkauf wieder). Dann muss ich bei der Bank mit Vorlauf von fünf Arbeitstagen den Bankeinzug einrichten. Der Kunde darf dann noch zwei Monate lang das Geld wieder zurückholen.
Kurz und gut: Geschäfte mit Bankeinzug dauern so mindestens zwei Wochen, bis sie über die Bühne gegangen sind.
Bin ich der Einzige, dem das in Zeiten des Internets als völlig realitätsfern erscheint? Wenn es sich SO durchsetzt, wird bald kein Shop mehr Lastschrift anbieten. Es wäre der Tod des Bankeinzugs, wie wir ihn kennen.
Ich mache trotzdem weiter. Ganz nach Anweisung meiner Bank in drei Schritten.
Gläubiger-ID-Antrag
Ich brauche eine Gläubiger-ID. Die bekomme ich durch ein Online-Formular bei der Bundesbank. Alles was ich dazu brauche: Die Nummer meines Personalausweises. Dann geht es los mit den Formularen unter https://extranet.bundesbank.de/scp/
Nicht schwer, man will nur Name, Adresse, Perso-Nummer – fertig.
Nach ein paar Stunden bekomme ich eine Mail zugesandt, in der ein Bestätigungslink steckt. Den soll ich innerhalb von zehn Tagen drücken – ich mach es gleich. Wieder einige Stunden später kommt ein PDF mit der Gläubiger-ID darin. Das war einfach.
Die Gläubiger-ID ist übrigens 18 Zeichen lang, beginnend mit einem Länderkürzel wie “DE”.
Da in meinem Fall die Mitarbeiter der Bank schon im Bild waren, musste ich Ihnen nur noch die Gläubiger-ID zukommen lassen.
Bei anderen Banken kann es sein, dass es offizielle Formulare zum Beantragen gibt.
Wichtiges Detail: Ich hatte bei der Sparkasse schon vorher ein Geschäftskonto. Je nach Bank kann es sein, dass so ein Konto Pflicht ist. Bei meiner Kreisparkasse wäre es aber wohl auch mit dem Privatgiro gegangen.
SEPA-Lastschrift Antrag
Es dauert zwei Tage, dann liegt mir der Vertrag zum SEPA-Lastschriftverfahren vor und eine Änderung der Online-Nutzungsbedingungen für mein Konto. Ich unterschreibe beides und schicke es zurück. Das war einfach.
Ab jetzt kann ich Bankeinzug … wie es mir damit in der Praxis ergeht, das erzähle ich beim nächsten Mal.
PS: Einen recht herzlichen Dank an die beiden Mitarbeiter der Kreissparkasse München, die mich so liebenswürdig und geduldig beraten haben. Guter Service, danke!
Rund um das Ende der FTD gab es ja unendlich viel zu lesen im Netz. Zwei Schnipsel aber haben meine Aufmerksamkeit erregt:
Dieser Antwort-Tweet vom FTD-Twitter-Account der FTD an @fatzemuchs:
@fatzemuchs hat also getwittert: “Wer twittert da jetzt noch?” Und @ftd_de antwortete: “Die Redaktion der #FTD! Weder Verlag noch Krisen stürzen dieses Kollektiv.”
Und dann kam ein Endlich-Frei-Schreiben des Branchenverbandes Freischreiber, in dem die lieben Freischreiber-Kollegen die Journalisten der FTD im Freien-Dasein begrüßen.
Nun, ich glaube Folgendes:
Erstens bleibt vielen FTD-Schreibern leider gar nicht viel anderes übrig, als es frei zu versuchen. 250 Wirtschafts-Journalisten werden meines Wissens nach gerade nicht unbedingt gebraucht. Wer nun zum ersten Mal mit dem freien Journalistenleben konfrontiert ist, kann sicher Unterstützung durch die Freischreiber gebrauchen.
Zweitens ist der amüsante und vermutlich auch sehr ironisch
gemeinte Tweet mit dem Kollektiv wirklich süß anrührend
und erinnert mich an die Redaktionen einiger der inzwischen
eingestellten Titel, für die ich arbeiten durfte. Wir waren auch
Kollektive, gingen durch dick und dünn… und haben uns dann
doch in alle Winde zerstreut. Man sieht sich dann ab und zu auf
Ehemaligen-Treffen oder auf Facebook. Die Chefredakteure – und auch
das ist im Fall der FTD nur reine Spekulation, da ich die Herren
nicht kenne – werden wieder bei anderen Medien Chefredakteure oder
sind plötzlich Kommunikationschef bei einem großen
Unternehmen. (Nachtrag vom 15.2.: turi2 berichtet heute, dass
Ex-FTD-Chefredakteur Steffen Klusmann Vize beim
Stern werden soll.)
Nun aber zu meinem eigentlichen Punkt. Einem gut gemeinten, vielleicht ein bisschen naiven Rat. Ich würde mich zunächst den Freischreibern anschließen und den Wirtschaftsjournalisten empfehlen, es mit der Selbständigkeit zu versuchen. Denn einen festen Job werden viele im Journalismus trotz Top-Qualifikationen nicht bekommen. ”Ein Großteil der Kollegen wird keinen Job mehr im Journalismus finden”, sagt FTD-Betriebsratsmitglied Matthias Schulz laut Newsroom.
Also die Selbständigkeit. Aber bitte nicht als Einzelkämpfer! Sondern als Kollektiv mit einem eigenen Projekt im Internet. Denn wenn es da tatsächlich einen harten Kern eines eingeschworenen FTD-Kollektivs gibt, dann sollte er sich nicht in alle Winde zerstreuen, dann sollte man weiter gemeinsam durch dick und dünn gehen.
Dann sollten diese Journalisten ihre – hoffentlich auch angemessenen – Abfindungen in ihre Zukunft investieren. Sie sollten den Mut haben, das GUJ-Geld nehmen und damit ein investigatives, kritisches, spannendes Wirtschaftsportal im Internet aufziehen, für dessen Inhalte man gerne einen Lousy Penny oder sogar mehr bezahlt. Mit so frechen Texten wie in der FTD, mit dem gleichen Biss und der gleichen Kreativität.
Vielleicht sollten sie sich da ein Beispiel an dem Portal von Mr. Dax, Dirk Müller, nehmen. Aber bitte nicht gleich Millionen in die Programmierung stecken wie ein großer Verlag, sondern frei verfügbare Open-Source-Angebote nehmen! Und wenn es Ihnen irgendwie gelänge, den Traffic von FTD auf Ihre Seite zu leiten, wäre das schon die halbe Miete.
Natürlich wird diese Webseite nicht sofort Geld abwerfen. Und genau da sind wir wieder bei dem Brief der Freischreiber. Ich glaube nämlich, dass ein solches Portal perfekt in das Portfolio von freien Journalisten passt. Sie können dann weiterhin jeder für sich für klassische Print- und Online-Medien schreiben und sich vielleicht schon bald mit ihrem eigenen Ding ein Online-Zubrot verdienen, ohne dabei alle Rechte für immer und ewig an die Verlage abtreten.
Wir wir werden mit Genuss jeden morgen erstmal zum
Finanzkollektiv surfen. Und dort wird es dann – ganz leise – in der
Kasse klingeln.
Aber womit Sie auch immer in Zukunft Ihre Pennies verdienen, liebe
Kollegen von der FTD, ich wünsche Ihnen von Herzen, dass es
weiterhin im Beruf des Journalisten sein wird.
P.S. Ich kann mir leider nicht vorstellen, dass eine solche Webseite mehr als 3 bis 10 Journalisten ernähren könnte, also bleiben noch 240 bis 247 Journalisten, die sich ihre Zukunft ebenfalls zimmern müssen.
Anmerkung: Ich habe den Artikel am 12. Februar 2012 nach der Berichterstattung über die stockenden Gespräche zwischen Betriebsrat und Gruner und Jahr minimal aktualisiert.
Gute Vorsätze halten bekanntlich nicht lange. Dennoch habe ich mir zum Jahreswechsel fünf ganz konkrete Aufgaben gestellt, die ich 2013 angehen möchte – und die vielleicht auch anderen Journalisten als Richtschnur dienen könnten. Denn ich bin überzeugt davon, dass sie die Grundlage bilden für meine nächsten 25 Jahre in unserem Beruf, der sich immer vom eigentlichen Berufsbild des Journalisten immer mehr zu “irgendwas mit Medien” wandelt.
Jahrelang habe ich mich in Redaktionen regelrecht verkrochen. Mir da draußen beim Leser einen Namen zu machen, war mir nicht wichtig. Wichtig war die gute Story, der gute Text, die gemeinsame Arbeit mit den Kollegen an dem journalistischen Gesamtpaket, das dann als Zeitschrift am Kiosk lag. Das war ein Fehler.
Wer in den Medien heute mehr als Lousy Pennies verdienen möchte, muss mehr als je zuvor zum Selbstdarsteller werden. Als Medienmacher muss man sich bei potentiellen Kunden (Verlage, Firmen, Agenturen…) ebenso bekannt machen wie beim Leser.
Schon bald werden wir nicht mehr an unseren Lebensläufen und Arbeitsproben gemessen, sondern an der Zahl der Visits auf unseren Webseiten, den Followern auf Twitter und den Fans bei Facebook. Einen schönen Artikel von Tobias Gillen über die Gründe und die Möglichkeiten zum journalistischen Selbstdarsteller zu werden, lesen Sie hier bei den Netzpiloten. Und ganz ehrlich: Dieses Blog ist (natürlich) für mich der erste Schritt dorthin.
Das Honorar, das man heute als freier Journalist
Tagelöhner bei einer Tageszeitung, einem Magazin oder einem
Online-Portal selbst für einen gut recherchierten und mit Herzblut
geschriebenen Artikel erhält, darf getrost als Lousy Pennies
bezeichnet werden. Gleichzeitig nehmen die Auftraggeber in fast
allen Fällen gleich die ganze Hand: die kompletten
Verwertungsrechte auch fürs Internet.
Daher werde ich 2013 mindestens ein Internet-Projekt starten, mit dem ich auf lange Frist (in 3 bis 4 Jahren) Geld verdienen möchte. Und das nachhaltig. Nachhaltig heißt, dass ein einmal geschriebener Artikel auf immer und ewig mein (geistiges) Eigentum bleibt und durch eine entsprechende Monetarisierung auch immer ein paar Lousy Pennies bringen wird.
Einen interessanten Beitrag zu den Monetarisierungs-Möglichkeiten für (journalistische) Inhalte im Web finden Sie hier. Der Autor Peer Wandiger gibt an, dass er mit seiner Seite 3000 bis 4000 Euro im Monat verdient.
Das Internet ist nur das eine. Der persönliche Kontakt das andere. Nicht umsonst gibt es unzählige Xing-Partys und weitere Veranstaltungen, bei denen sich die online vernetzten Menschen in der realen Welt treffen. Also werde ich mich wieder öfter von meinem Schreibtisch weg bewegen und an den interessanten Veranstaltungen teilnehmen, die ich Online entdecke. Ich werde meine Freunde, Bekannten und Kollegen wieder vermehrt in der realen Welt treffen statt nur auf Facebook. Ich möchte auch viele Menschen persönlich kennelernen, die ich bisher vielleicht nur aus Mediendiensten oder gar nicht kenne.
20 Jahre journalistische Erfahrung haben mich gelehrt: Die besten Jobs und Aufträge bekommt man durch sein persönliches Netzwerk – das hat auch die Internet-Welt nicht verändert.
Der Mix macht es. Wer sich als selbständiger Unternehmer (nichts anderes sind freie Journalisten) nur auf einen einzigen Auftrag verlässt, wird bald verlassen sein. Oder wie geht es jetzt den Kollegen, die als freie Mitarbeiter hauptsächlich für die FTD, den Prinz, die dapd oder die Frankfurter Rundschau geschrieben haben. Abfindung? Arbeitslosengeld? Fehlanzeige. Die einzige Chance, sich gegen solche Ausfälle abzusichern heißt Diversifizierung. Das Risiko auf viele Standbeine verteilen, also einen festen Stamm von Auftraggebern aufbauen. Fällt einer aus, ist das nicht so schlimm.
Für mich heißt das: Wir werden für unser Corporate-Publishing-Unternehmen weiter versuchen, Aufträge zu generieren – und eigene Medien-Projekte im Internet und der Offline-Welt starten, die uns unabhängig von Auftraggebern machen. Dass das mit unternehmerischen Risiko und der Möglichkeit zu scheitern verbunden ist, ist mir klar. Das macht aber auch den Reiz aus.
Ich bilde mir ein, jeden Arbeitsschritt zu kennen, der nötig ist, um eine Zeitschrift an den Kiosk zu bringen. Doch auch wenn ich nach einigen Jahren Übung in der Lage bin, eine professionell wirkende WordPress-Seite aufzusetzen und mich auch in den sozialen Medien bewege, halte ich mich in der Internet-Welt noch immer für ein Baby.
Mein wichtigstes Ziel für 2013 ist es deshalb zu lernen. Ich möchte das technische Wissen und das Know-How aufbauen, das nötig ist, um den Medienwandel erfolgreich zu meistern. Ich möchte lernen, wie man im Netz eine (treue) Leserschaft aufbaut, wie man eine Seite so gestaltet, dass sie sowohl dem Leser als auch Google gefällt, welche journalistischen Inhalte funktionieren – und wie man mit den berühmten Lousy Pennies von Hubert Burda genug Geld verdient, um in Zukunft finanziell unabhängiger zu sein.
Von meinen Fortschritten, meinem Scheitern, meinen Irrtümern und Erfolgen werde ich auf diesem Blog immer wieder berichten. Ich würde mich freuen, wenn mich viele Leser auf dem Weg in ein spannendes Jahr 2013 begleiten – und freue ich besonders über Feedback in den Kommentaren.
Warum nur ernte ich immer diesen schrägen Blick, wenn ich freien oder angestellten Kollegen sage: “Schreib ein Blog”? Liegt es daran, dass Journalisten immer noch glauben, ein Blog sei “doch nicht Gescheites”? Ist es sehr wohl: Dein eigenes Blog bringt Dir nur Vorteile
Jeder Journalist sollte heute seine eigenen, regelmäßig gepflegten Auftritt im Internet haben. Denn …
Es sind Menschen wie Stefan Niggemeier und sein BildBlog, Richard Gutjahr, Markus Beckedahl und viele andere, die im Augenblick den innovativen und kritischen Journalismus betreiben. Erfolgreich. In einem Blog.
Diese Art Journalismus ist in einem Verlag gar nicht möglich. Dort würde die Verwurstungsmaschine (“Die Headline muss knackiger”, “so können wir das nicht schreiben”, “der Aufhänger muss anders”) hinter dem Journalisten am Ende ein Werk herausbringen, das entweder an Biss verloren hat oder mit künstlicher Aufregung versehen wäre.
Blogger sind unabhängiger als die meisten Journalisten, die nach dem Motto arbeiten: “Die Hand, die die Hand füttert, die mich füttert, beiße ich nicht.”
Das ist das Kuschelige an einer Redaktion: Wenn es hart auf hart kommt, ist der Autor nur selten wirklich dran. Da steht ja noch der V.i.S.d.P davor – meist der Chefredakteur. Und die Rechtsabteilung. Und der Geldbeutel des Verlages.
Fehler haben aber sowieso nur wenige Chancen. Denn die Maschine hinter dem Redakteur – das Archiv, der Textchef, der Chefredakteur, die Schlussredaktion – prüft gleich noch Fakten, Namen, Internetadressen.
Eigenverantwortung? Minimal. Zurücklehnen, nächster Artikel.
In einem Blog stehst Du für Deine Geschichte gerade. Für jeden Rechtschreibfehler, für jeden Namensdreher, für jeden Fakt. Egal ob das jetzt ein Service-Artikel in einem Nischenblog oder eine politische Enthüllung in einem politischen Blog ist.
Das Tolle daran: Es sind nicht Verlag oder Redaktion, die dann den Ruhm für eine gelungene Geschichte einheimsen. Der gehört Dir ganz alleine.
Durch diese Verantwortung – im Positiven wie im Negativen – wirst Du noch sorgfältiger und genauer recherchieren und schreiben. Eben das tun, was ein Journalisten ausmachen sollte.
Ob Schreiben Kunst oder Handwerk ist egal. Übung macht in beiden Fällen den Meister. Also ran ans Werk. Blogs bieten nämlich die Möglichkeit den Zwängen zu entfliehen. Journalisten können hier andere Stilformen austesten. Nachrichten-Redakteure können sich in Tipps & Tricks versuchen, Praxis-Redakteure in Glossen – Hauptsache anders.
Journalisten, selbst wenn sie noch in Lohn und Brot stehen, sollten auf jeden Fall anfangen sich eine eigene Webpräsenz aufzubauen. Nicht nur, weil man hier abseits des Verlagslebens eigene Erfahrungen sammelt, sondern auch weil das Blog morgen schon der Rettungsanker sein kann. Ist wie Bausparen: Heute anfangen, nach ein paar Jahren die Früchte genießen und sicherer leben.
Die Chance, dass Du Dir eine eigene Leserschaft aufbaust, die Dir folgt, Dich liest und vielleicht auch für Dich etwas bezahlt, sollte sich niemand entgehen lassen.
Selbst wenn das Blog nicht nicht direkt Geld bringt: Die Erfahrung, die Dir ein gut geführtes Blog bietet, hilft Dir später dabei einen Job zu finden. Hier kannst Du nicht nur aktuelle Artikel ungefiltert präsentieren, sondern auch frühere, gedruckte Artikel als Referenz zeigen.
… oder kennt Ihr welche?
König Artus’ Tafelrunde versammelt sich um den Heiligen Gral, 14. Jhdt. [Public domain], via Wikimedia Commons
Jetzt ist sie wieder da, die Diskussion: Ist ein Journalist noch ein Journalist, wenn er damit beginnt, persönlich Anzeigen zu verkaufen und mit Sponsoren zu verhandeln? Auf Facebook und Google+ ist sie aufgebrandet, nachdem ich das Interview mit Florian Treiß veröffentlicht habe. Der Macher von mobilbranche.de sagt: Journalisten müssen unternehmerisch denken, mehr zum Verleger der eigenen Inhalte werden. Florian ist der festen Überzeugung, Werbung und Redaktion trennen zu können, obwohl er Anzeigenverkäufer und Chefredakteur in einer Person ist.
Viele Journalistenkollegen sehen das nicht so, zitieren unter anderem den Pressekodex, der Folgendes vorschreibt:
Ziffer 7 – Trennung von Werbung und Redaktion
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.
Ich finde das sehr ehrbar und richtig.
Andererseits glaube ich auch, dass es für einen Unternehmer-Journalisten im Netz zumindest in der Gründungsphase oft gar nicht möglich ist, Anzeigen und Redaktion personell zu trennen. Dafür sind die Pennies zu lausig.
“Was sollen wir Lokalblogger denn zu Beginn machen, wenn wir (noch) keine Anzeigenverkäufer einstellen können?”, fragt etwa Julian Heck auf unserer Facebook-Seite.
Meine persönliche Meinung: Uns ausgebildete Journalisten unterscheidet von vielen “Wald-und-Wiesen-Bloggern” und Google-Fängern unter anderem, dass wir den Pressekodex kennen und als Instanz anerkennen. Zumindest sollte das so sein – denn da wären wir wieder beim Stichwort Transparenz, Qualität und journalistische Werte.
Aber schauen wir uns doch mal an, wie es aktuell in der Verlagslandschaft aussieht. Dazu habe ich vor einiger Zeit bereits einen Beitrag geschrieben, der etwas untergegangen ist, sich aber mit dem Thema beschäftigt, ob denn die meisten Verlage heute überhaupt noch so unabhängig sind, wie es der Pressekodex fordert. Hier kommt er mit einigen aktuellen Anpassungen versehen neu:
Wenn man die Diskussion um Journalismus im Netz verfolgt, dann wird man ganz schnell mit einem Totschlagargument konfrontiert: Nur die deutschen (Groß)Verleger garantieren die journalistische Unabhängigkeit. Das hört sich toll an. Es stimmt nur leider viel zu selten.
Die Wahrheit ist: Längst haben Anzeigenkunden und PR-Agenturen mehr Macht über die gedruckt und Online veröffentlichte Meinung in Deutschland, als manche Verleger und Journalisten zugeben möchten. Das weiß jeder Journalist und jeder, der ein Watchblog wie das Bildblog regelmäßig liest.
Gemeinsame Meetings von Redaktion, Anzeigenleitung und Anzeigenkunden sind in deutschen Redaktionen inzwischen an der Tagesordnung, mancher Chefredakteur ist mehr mit der Landschaftspflege bei den lieben Kunden beschäftigt, als mit der Tagesproduktion.
Eine der wichtigsten Aufgaben von Journalisten ist es heute, eine “redaktionelles Umfeld” für die hartumkämpften Anzeigen zu schaffen, die den Fortbestand des jeweiligen Mediums/Arbeitgebers garantieren.
Da ist jeder Journalist gefordert, sich wenigstens noch ein kleines bisschen Unabhängigkeit und journalistische Distanz zu bewahren. Großen Respekt für jeden, der dies durchhält!
Ich würde das nicht verallgemeinern. Denn tatsächlich
gibt es noch genügend Redaktionen in Deutschland, die ich für
weitgehend unkorrumpierbar halte. Die jüngst verschiedene
FTD gehörte dazu. Auch wenn der investigative und kritische
Anspruch in der Blogger- und Online-Journalisten-Szene weit
verbreitet sein mag und es viele einige tolle
Ansätze und Erfolgsbeispiele gibt, schätze ich es doch sehr, wenn
Verlage ihren Journalisten den Rückhalt und die
(rechtliche/finanzielle) Sicherheit geben, die man manchmal für
eine unbequeme Story braucht. Ich habe das selbst erleben dürfen.
Die Gründung von Investigativ-Ressorts für
Print und Online ist grandios.
Aber zurück zum Totschlagargument: Bin ich als selbständiger Journalist ohne Verlag, der mein Gehalt bezahlt, im Netz nicht besonders korrumpierbar? Muss ich nicht kreative Wege finden, um Einnahmen zu generieren, die mich meine Miete bezahlen lassen?
Vielleicht.
Zumindest wenn ich in klassischen Verlagskategorien denke. Denn die Lousy Pennies, die ich mit Google Adsense und automatisch ausgegebenen Display-Anzeigen verdiene, reichen selten aus. Für einen Verlag.
Das zwingt viele Verlage mit unkorrumpierbar-journalistischem Anspruch dazu, ihre Onlineangebote querzusubventionieren und über Paywalls oder andere Erlösmodelle nachzudenken.
Wähle ich aber als Journalist für mein eigenes Angebot im Netz zum Beispiel Google Adsense oder einen beliebigen anderen Werbeanbieter, der seine Anzeigen automatisch gesteuert ausgibt, erhalte ich mir nicht nur meine journalistische Unabhängigkeit sondern auch meine ökonomische. Vorausgesetzt, ich schaffe es, dass ausreichend Leser meine Seite besuchen… Vielleicht kombiniere ich das noch mit einem Bezahlmodell wie Flattr oder Crowdfunding oder finde einen Sponsor, der sich nicht in die redaktionellen Inhalte einmischt.
Ich sehe Google als Datenkrake sehr kritisch und glaube schon lange nicht mehr an das zuckersüße Google-Leitbild “Dont be evil”. Aber weder die Suchmaschine Google noch der Anzeigenlieferant Google korrumpieren mich aktiv. Google ist es egal, was ich schreibe und welche Tendenz ich dabei zeige. Das gilt für die Suche, die bekanntlich bis zu 95 Prozent der Besucher (Traffic) bringt, wie für die Anzeigen, die passend zum Inhalt meiner Seite ausgegeben werden. Google wird zu meinem Verlag.
Wenn jemand nach den in meinem Artikel verwendeten Keywords sucht, wird Google meine Seite (hoffentlich auf der ersten Ergebnisseite) anzeigen. Ich korrumpiere mich damit quasi selbst, indem ich mich dafür entscheide, nur über etwas zu schreiben, was garantiert gesucht wird – und statt rein journalistisch nur noch suchmaschinenoptimiert schreibe. In der SEO-Szene kursieren da immer bestimmte “Buzz Words”, die gerade besonders beliebt sind. Am besten gefiel mir persönlich vor einiger Zeit das Wort “Nabelschnurblut”.
Ob ich nun über Nabelschnurblut schreibe oder ich mich aus wirtschaftlicher Not oder reinem Gewinnstreben heraus zusätzlich von einem Kunden/Sponsor für gefällige Beiträge bezahlen lasse, ist allein meine Gewissens-Entscheidung. Und mein Risiko. Denn auch das ist das Netz: Unglaublich transparent und effektiv im Aufdecken von kleinen und größeren Schummeleien. Das musste ein Herr zu Guttenberg schmerzhaft feststellen und jetzt auch Frau Schavan. Ein Journalist, der seine Leser bewusst und nachgewiesenermaßen versucht hat zu manipulieren, wird es daher in Zukunft schwer haben.
Doch absolute Unabhängigkeit ist schwer. So wird man mit einer schnellen Recherche im Netz (und auf dieser Seite) feststellen, dass auch ich schon lange nicht mehr komplett unabhängig bin. Wie sollte ich das auch sein, als Teilhaber einer Agentur, die mit viel Herzblut sowohl Publikumszeitschriften als auch Unternehmensmedien produziert? Damit zahle ich meine Miete, das macht auch richtig Spaß. Alle Kunden stellen wir aber auf unserer Webseite transparent dar.
Vielleicht ist heute journalistische Unabhängigkeit nur noch zu erreichen, wenn wir eine Art neues Mäzenatentum oder zu einem stiftungsfinanzierten Journalismus finden – ich weiß es nicht…
Noch ein Frage zum Schluss:
Was glaubt Ihr, wie viele unserer freien (Print-)Kollegen sich mit dem Verfassen von Pressemitteilungen und ähnlichen PR-Aufträgen ein (anonymes) Zubrot verdienen müssen, weil sie von den Lousy Pennies, die heute von Verlagen für (print-)journalistische Beiträge gezahlt werden, nicht mehr leben können? Oder auch aus anderen Gründen?
Der Rausschmiss der Spiegel-Chefredakteure zeigt es mal wieder: Das Verhältnis zwischen Print und Online ist in vielen deutschen Redaktionen alles andere als gut. ”Die verdienen doch gar kein Geld”, sagen viele Print-Kollegen vor allem bei Medien, deren Online-Ableger, anders als Spiegel Online, noch keinen Gewinn abwerfen. “Die sind doch von gestern und bald tot”, keifen die Onliner zurück. Jede Seite meint, alles besser zu wissen, als die andere.
All das erinnert mich an … Eltern und ihre Kinder. Denn nichts anderes, sind viele Print- und Online-Redaktionen.
Und genauso wie Eltern und Kinder im wahren Leben haben sie einen Generationenvertrag geschlossen.
Dieser – schwierige – Generationenvertrag sieht so aus:
In der Anfangszeit des Internet waren die Online-Redaktionen Babies, die noch nicht einmal alleine laufen konnten. Die Print-Redaktionen mussten sie füttern, wickeln und bei jedem kleinen Schritt unterstützen.
Dann lernten die Kleinen langsam auf eigenen Beinen zu stehen. Doch während Mama und Papa das Geld verdienten, tollten und spielten sie herum, probierten sich aus, fielen hin und rappelten sich wieder auf.
Doch irgendwann fingen sie an, mit den ersten Jobs neben der Schule eigenes Geld zu verdienen.
Mama und Papa Print sahen einiges mit Stolz. Und viel mit Skepsis. Denn Manches, was die Kleinen da ausprobierten, war ihnen nicht wirklich geheuer. Auch die neue Jugendsprache klang fremd: Keywordoptimierung, Page Impressions, Visits, SEM, SEO…
Bald schon herrschte an den Tischen einiger Haushalte eisiges Schweigen.
Heute sind die Onliner im Teeangeralter oder den frühen 20ern, während ihre Print-Eltern langsam grauer werden und gebückter gehen. Der Onkel aus Hamburg ist viel zu früh verstorben, die Tante aus Frankfurt liegt auf der Intensivstation.
Aber immer noch verdienen Mama und Papa den Hauptteil des Geldes. Ok, Mama arbeitet nur noch Teilzeit und Papa fragt sich, ob er die nächste Entlassungswelle übersteht. Doch selbst wenn das Online-Kind inzwischen neben dem Studium arbeitet und eigenes Geld verdient, braucht es die monatliche Überweisung der Eltern noch zum Leben.
Die Frage, die uns jetzt bewegen sollte:
Wie geht es weiter, wenn Mama und Papa in Rente gehen?
Nun dann sollte der Generationenvertrag greifen. Und zwar nicht so, wie es sich einmal Konrad Adenauer vorgestellt hat, sondern so, wie es schon immer gelebt wurde: Jetzt muss das Kind für die Eltern sorgen.
Das kann es aber oft nur, wenn es die beste Ausbildung erhalten hat und früh gefördert wurde.
Im Klartext:
Ich bin überzeugt, dass die
meisten Print-Redaktionen noch über Jahre ihre Online-Ableger
alimentieren müssen. Zukünftig aber werden die Einnahmen
größtenteils Online/Digital generiert werden. Und irgendwann muss
und wird Online Print subventionieren – oder alle zusammen müssen
kleinere Brötchen backen.
Was aber ist, wenn das Familienleben nicht glücklich war? Wenn das Kind kontinuierlich gedemütigt und herabgewürdigt wurde? Und wenn es nicht die beste Ausbildung für einen tollen Job erhalten hat?
Um da wieder zu den aktuellen Ereignissen zurück zu kommen: Ich denke, dass die Mitarbeiter KG des Spiegel sehr gut beraten wäre, ihre Online-Kollegen ganz schnell als gleichberechtigte Partner wahrzunehmen. Denn das Kind beginnt bereits, ihnen über den Kopf zu wachsen. Es ist selbstbewusst geworden und weiß, was es leisten kann.
Auch der große Print-Spiegel altert – und, wie ich persönlich finde, keinesfalls in Würde.
Die Eigentümer des Spiegel müssen erkennen, dass sie jetzt die Weichen stellen. Nicht für die nächsten 2 oder 3 Jahre, sondern für die nächsten Jahrzehnte. Sie müssen erkennen, welchen Schatz die Online-Kollegen mit einer der wenigen wirklich funktionierenden Verlagsangeboten im Netz geschaffen haben und sie als gleichwertige Partner anerkennen.
Nur eine angemessene Print-Online-Strategie wird sicherstellen, dass auch die künftigen Mitglieder der Mitarbeiter KG beim Spiegel angemessen verdienen. Und zwar mehr als nur Lousy Pennies.
Ähnlich sieht es meiner Meinung nach bei vielen Verlagshäusern in Deutschland aus. Gerade angesichts sinkender Print-Erlöse und fehlender Internet-Monetarisierung müssen sie weiter schlau in ihre Online-Produkte investieren.
Aber das ist nur meine persönliche Meinung…
Ich bin der Bad Guy hier oben“ – so stellte sich Thomas Koch diese Woche in Berlin vor. Auf dem Podium beim Jour Fixe des Forum Medien und Entwicklung in Berlin saßen neben Koch der FAZ-Herausgeber Werner D’Inka, der Journalist Klaus Jürgen Schmidt und ich.
Und ich musste Herrn Koch widersprechen.
In den guten alten Tagen hätten wir Journalisten den erfahrenen Media-Manager („Medienpersönlichkeit 2008“) vielleicht als bösen Buben gesehen – heute ist er ein weißer Ritter.
Denn Thomas Koch bringt das Geld.
Nicht direkt. Aber mit dem von ihm und MICT-International-Gründer Klaas Glenewinkel ins Leben gerufenen Plural Media Services erklärt er jungen Medien in der noch nicht entwickelten Welt, wie das Anzeigen- und Vermarktungsbusiness funktioniert.
Ich würde nicht sagen, dass er mit seiner Arbeit sofort Waffengleichheit zwischen den wirtschaftlich unerfahrenen Journalisten der arabischen Welt und den Media-Managern von Multimilliarden-Konzernen schafft. Aber er erklärt die Spielregeln und verrät so manchen Monetarisierungs-Trick (z.B. kostenpflichtige Anrufe bei Call-In-Sendungen im Radio statt kostenloser Rückrufe durch die Redaktion).
Er hilft den Medienmachern, ihr Potenzial in der Werbewirtschaft zu erkennen. Er sorgt manchmal dafür, dass der eine oder andere Journalist zum ersten Mal in seinem Leben so etwas wie ein Gehalt erhält.
Nach der Diskussion beherrschte mich nur ein Gedanke:
Warum zum Teufel macht Koch das in der dritten Welt – und nicht in Deutschland?
Denn tatsächlich entwickelt sich hier vor unseren Augen gerade ein journalistisches Prekariat, dessen Angehörige zwar voller Ideale und Engagement sind – ihre Taschen aber sind leer.
Auch Deutschland ist zum Entwicklungsland geworden!
Zumindest in Sachen Medienfinanzierung…
Graphical Recording der Podiumsdiskussion
Wenn ich davon schreibe, denke ich da an so ambitionierte Projekte, wie zum Beispiel das Weiterstadtnetz von Julian Heck oder HH-Mittendrin von Isabella David, die wir hier auf LousyPennies schon vorgestellt haben. Sie alle sind meiner Meinung nach – mehr oder weniger – auf dem gleichen Stand, wie die Medien in der dritten Welt:
Junge engagierte Journalisten hängen sich rein, verdienen aber im Höchstfall nur ein paar Lousy Pennies, die vielleicht die Serverkosten decken, aber nicht viel mehr.
Thomas Koch
Ihnen fehlt in vielen Fällen wie vielen, vielen anderen das Know-How und natürlich auch die Manpower, um die notwendigen Anzeigen für ihre Projekte zu akquirieren.
Denn dass Werbung oder ein anderes Finanzierungsmodell notwendig ist, um Medien zu finanzieren, bestritt auch in Berlin fast niemand auf dem Podium. Die FAZ etwa, so verriet uns Werner D’Inka, holt etwa 50 Prozent ihrer Einnahmen durch den reinen Verkauf herein – der Rest muss auf anderen Wegen in die Kasse finden.
Was heißt das also für die neue deutsche Medienlandschaft mit ihren vielen idealistischen Start-Up-Projekten?
Ein weiteres Stichwort, das in diesem Zusammenhang fiel, war die Diversifikation der Geldgeber. Je mehr man von einem Geldgeber abhängig ist, umso schwieriger wird die Sache mit der journalistischen Unabhängigkeit. Das ist in der dritten Welt genauso, wie bei uns.
Ich jedenfalls freue mich schon auf das nächste Treffen mit Thomas Koch, der mir dann hoffentlich erklären wird, wie ich auf Augenhöhe mit Geldgebern/Anzeigenkunden für LousyPennies verhandeln kann.
Da ich mich nicht selbst fotografieren
konnte, seht Ihr hier die Podiumsdiskussion “Was kann Kultur?”
Mit: Aino Laberenz, Constanza Macras, Christian Römer, Jay
Rutledge, Gebrüder Teichmann, Tom Tykwer
Moderation: Matthias Spielkamp
…und warum wir heute im Internet die Fälschung aufdecken würden.
Am 25. April 2013 ist es 30 Jahre her, dass der “Stern”-Reporter Heidemann in einer Pressekonferenz in Hamburg die vermeintlichen Hitler-Tagebücher in die Kameras hielt. Was für ein Coup, was für ein Medien-Echo … was für ein Katastrophe. *
30 Jahre Hitler-Tagebücher, und man sollte meinen, die Verlage und Medienmacher hätten daraus die richtigen Schlüsse gezogen. Dass deren Redakteure nun wieder genauer recherchieren dürfen, sich nicht durch Druck und überschäumende Emotionen (und Geldgier) zu einer übertriebenen Geschichte verleiten lassen.
Kurz: Dass sie der journalistischen Anforderung gerecht werden dürfen.
Die gute Nachricht: Für einige ist das wirklich besser geworden. Die schlechte: Für viele nicht.
Kannst Du Dir folgende Szene vorstellen? Die Moderatorin eines investigativen TV-Magazins sagt: “Guten Tag, heute haben wir die Sendung um eine Viertelstunde gekürzt, da wir zu wenige skandalöse Themen gefunden haben.” – Unwahrscheinlich, nicht wahr?
Bild aus ZDF Doku “Jahrhundertfälschung: Hitlers Tagebücher”
Ob gedruckt oder gesendet, klassische Medien geben stets eine Größe vor, eine Seitenzahl, eine Sendezeit. Die muss gefüllt werden – und zwar so, dass sich die Ausgaben dafür lohnen. Journalistische Produkte müssen auf den Punkt kommen, starke Emotion erzeugen und so eine hohe Reichweite erzielen. Zugespitzt… nein, überspitzt.
Das ist keine journalistische Entscheidung mehr.
Es ist eine kaufmännische.
Der Fall “Leiharbeiter bei Amazon” ist ein aktuelles Beispiel für solch eine Überspitzung. Im Kern wohl wahr, wurde der Beitrag verschärft, bis er die nötige Emotion erzeugte. Sauber war das dann nicht mehr.
Das lässt sich heute leicht sagen. Die Frage ist nur: Hätten wir es denn unter Druck anders gemacht? Hätten wir dem Chefredakteur, dem CvD oder einem anderen Vorgesetzten die Stirn geboten? Hätten wir es verantwortet, dass die Geschichte durch Unaufgeregtheit weniger Zuschauer erreicht und im Zweifelsfall auch weniger Geld wert ist?
Wir Journalisten sind Mütter und Väter, haben finanzielle Verpflichtungen – kurz: wir sind Menschen und man kann Druck auf uns ausüben. Es verwundert kaum, wenn sich jetzt herausstellt, dass die “innere Pressefreiheit” stark abnimmt.
Auf der anderen Seite finden wir Konsumenten, die im Großen und Ganzen (aber eben nicht alle. Das ist die Chance daran!) weder nachfragen, noch differenzieren. Eine Geschichte muss über eine bestimmte Reizschwelle kommen, um sich zu verbreiten. Eine reißerische Headline gelesen – und schon auf “Teilen” geklickt. Das ist alles.
Lieber Hyperventilation als Information.
Ein nichtjournalistisches Beispiel dazu: Auf Facebook kursierte am 9. April ein Bild von Peter Brabeck-Lethmate, dem Präsidenten von Nestlé. Darauf ein angebliches Zitat von ihm: „Zugang zu Wasser sollte kein öffentliches Recht sein.“ Es erhob sich der übliche Shitstorm auf Facebook. Übelste Drohungen … nur wenige kamen auf die Idee, einmal die Wahrheit des Zitats zu prüfen oder die Aussagen Brabecks in Zusammenhang zu stellen.
Hitlertagebücher?
Da würde heute ein Facebook-Foto mit kurzem Text reichen, schon wäre halb Deutschland von deren Existenz überzeugt – und ganz schnell hätte sich ein schöner Twitter-Hashtag gefunden.
Hier kommt die gute Seite: Wir Selbstpublizisten müssen uns weder dem Druck der Masse, noch dem Druck der Medienmaschine beugen. Kein Chefredakteur, kein CVD, kein Verleger im Nacken. Wir können uns Zeit nehmen, wenn wir wollen. Können Geschichten um der Geschichten Willen schreiben. Uns um Themen links und rechts der großen Quoten kümmern. Das Internet macht uns unabhängiger.
Wir können wieder Lust am guten Journalismus finden.
Wir müssen nicht auf der Welle der kreisenden Erregung mitreiten, wir können der Wellenbrecher sein, der – dann eben etwas später – mit der relativierenden, sauberen Geschichte daherkommt. Auch das erhält Aufmerksamkeit. Vielleicht nicht beim Massenpublikum, aber bei denen, die nach sauberen Geschichten lächzen. All diejenigen, die von den Massenmedien links liegen gelassen werden. Und die gibt es.
30 Jahre Hitlertagebücher?
Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte: Heute würden Journalisten (und Blogger und Crowdsourcer) aus dem Web den Skandal aufdecken.
Warum?
Weil viele von uns kritischer denken und schneller agieren können/dürfen. Denn die meisten großen Medienhäuser würden erst einmal den Hype mitreiten um den Traffic abzusahnen und nichts zu verpassen.
Derweil können wir schon kritisch nachhaken. Das ist unsere Chance. Das macht Onlinejournalismus auch als Selbstpublizisten zu echtem Qualitätsjournalismus.
* Wer die Geschichte von den Hitler-Tagebüchern nicht kennt, dem sei die ZDF-Doku “Jahrhundertfälschung: Hitlers Tagebücher” ans Herz gelegt.
Lieber Sascha Lobo, *
ich habe Deinen Artikel gelesen und Du hast nicht Recht. Jedenfalls nicht ganz. Ich will Dir sagen, warum.
Zuerst war ich ganz auf Deiner Schiene, habe auf mich gesehen: Ich Versager. Aber das ist ein Reflex, den habe ich noch so drinnen, von damals, als ich evangelischer Konfirmand war.
Brav das Köpfchen beugen, die Schuld bei mir suchen, mich in Sack und Asche kleiden? Alter: Nicht mehr! Vielleicht haben wir irgendwie versagt, aber dieses Eingeständnis lenkt den Blick auf uns und weg von denen, die SCHULD am Leistungsschutzrecht haben, und die damit eiskalt durchkommen und sich nur ins Fäustchen lachen, wenn wir jetzt das Versagen bei uns suchen.
Reden wir also lieber über Schuld. Wer hat sie denn nun?
1. Die Verlage: Deren Schuld beginnt schon Anfang des Jahrtausends. Seitdem nämlich haben sie das Internet zu einer Kloake aus Titten, Abofallen und perverser Kriminalität stilisiert – kurz zu einem Abbild ihrer eigenen Boulevardblätter.
Noch ehe das “Kind mit dem Geburtsfehler” erwachsen werden durfte, um zu beweisen, was in ihm steckt, hatte es seine Unschuld gegenüber der älteren Generation verloren. Seitdem ist für unsere Mütter das Internet irgendwie böse – aber sicher nicht wichtig für die Zukunft Deutschlands. Unsere Eltern sind für das Internet die verlorene Generation.
Auf dem so bereiteten Boden fiel es ihnen nur allzu leicht das LSR vorzubereiten. Es erzeugte bestenfalls Häme bei unseren Eltern, am ehesten aber doch schlichtes Desinteresse.
2. Die sogenannten Qualitätjournalisten: Oh Gott, ich kann diesen widerlichen Begriff nicht mehr hören. Er versucht doch glatt das Bild von lauter Bob Woodwards und Carl Bernsteins zu zeichnen. Die Sache ist nur die: Die beiden genannten haben eine Geschichte lange recherchiert, haben sich mit Zentren der Macht angelegt und die Story teils gegen Widerstände aus dem eigenen Verlag durchbringen müssen – sie haben etwas riskiert!
Die, die immer das Wort vom hehren Qualitätsjournalisten führen, die auf Blogger verächtlich herabblicken, die haben gar nichts riskiert! Nichts! Obwohl ich kaum einen Redakteur kenne, der das LSR gutheißt (schon gar nicht bei den Online-Medien der Verlagshäuser), hat keiner den Mut aufgebracht, seinem Chefredakteur zu sagen: Komm, wir bringen das. Wir gehen gegen Springer vor. Wir müssen das mal erzählen.
Stattdessen haben die Redaktionen das Thema entweder protegiert (Leyendecker!) oder totgeschwiegen bis es zu spät war. Die halbherzige Berichterstattung jetzt zum Schluss, war Konzession an die Netzgemeinde, in der Hoffnung ein bisschen Buzz mit abzusahnen. Nichts weiter.
3. Die Politker: Ich sage es ganz offen, mich hat schockiert, wie pervertiert das politische System in Deutschland ist. Das ist meine Naivität. Aber die Schuld liegt dennoch nicht bei mir, sondern bei denen, die den kleinen hoffnungsfrohen Demokraten in mir gestern getötet haben. Besonders die SPD und Peer Steinbrück haben mich enttäuscht. Wie schizo muss man sein, etwas, wie das LSR öffentlich schlecht zu finden, und es dennoch als Opposition durchzuwinken?
Hier! Das sind die Schuldigen. Nicht wir. Nicht die Netzgemeinde. Die hat sich organisiert, war sich selten so einig. Du, Sascha Lobo, schreibst: “es wäre unsere Aufgabe gewesen, es zu erklären und die Erklärung zu verbreiten”. Nein, das wäre die Aufgabe aller Verlage, Journalisten und Politiker gewesen, zu thematisieren und zu analysieren, es über alle Medien zu verbreiten. Dafür sind sie unter anderem da. Und das deutlich zu sagen und mit dem Finger darauf zu zeigen, #aufzuschreien, das sollten wir jetzt tun. Nicht das Versagen bei uns suchen.
Noch eins zu meiner Mutter: Selbst wenn ich es geschafft hätte ihr es zu erklären (wer kann das LSR eigentlich überhaupt erklären?), gibt es einen simplen Grund, warum sie nicht motiviert dagegen aufgestanden wäre: Es betrifft sie schlicht nicht. Es betrifft dieses Netz, und das ist irgendwie voller Titten, Abofallen und Kriminalität, nicht wahr?
* Gott, wie hoffe ich, dass alleine diese Ansprache unglaublich viele Tweets und Likes bringt …
“Ich bin Journalist.” Das ist meine Antwort, wenn mich jemand nach meinem Beruf fragt. Meistens bekomme ich dann bewundernd aufgerissene Augen zu sehen und höre ein “Oh, das ist ja spannend.”
Vermutlich haben meine Gesprächspartner in diesem Moment ein Bild von mir vor Augen, wie ich mit Splitterschutzweste und im Kugelhagel in Gaza oder Afghanistan aufregende Kriegsgeschichten recherchiere – oder ganz investigativ den nächsten Skandal rund um Politiker/ Banker/ Versicherungsvertreter/ Industrielle/ Stars/ Lebensmittelproduzenten aufdecke.
Tja, so ungefähr hatte ich mir auch das Leben als Journalist auch vorgestellt, als ich mich als 14-Jähriger für diesen Beruf entschied. Doch heute ist meine letzte investigative Geschichte schon ziemlich lange her, bin ich weit davon entfernt, ein Bob Woodward zu sein. Viel – aber nicht alles – von meinem jugendlichen Idealismus ist Pragmatismus gewichen.
Immer häufiger stelle ich mir deshalb die Frage:
Bin ich eigentlich noch Journalist?
Das letzte mal, als ich die Kommentare zu Stephan Goldmanns LousyPenny-Beitrag über “richtigen Journalismus” verfolgt habe.
Nun ja, schauen wir mal, was die gefühlt von deutschen Journalisten am häufigsten genutzte Quelle sagt, die Wikipedia:
Ein Journalist [ʒʊrnaˈlɪst] ist jemand, der sich „hauptberuflich an der Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Massenmedien beteiligt“ (Definition des Deutscher Journalisten-Verbandes).
Beschäftigen wir uns also zunächst damit, was heute eigentlich
ein Massenmedium ist. Ist eine Internet-Seite eigentlich schon in
dem Moment ein Massenmedium, in dem sie Online geht? Immerhin hat
sie ja eine technische Reichweite von einigen Milliarden, auch wenn
sie vielleicht nur aus Mitleid von meinem engsten Freundeskreis
aufgerufen wird. Oder ist eine Spezial-Zeitschrift mit vielleicht
3.000 Lesern Käufern bereits ein Massenmedium? Oder
doch lieber ein Blog, der auf 50.000 Besuche (visits) im Monat
kommt?
Man sieht, es ist schwieriger geworden…
Man lernt außerdem in der Wikipedia, dass die Berufsbezeichnung Journalist gesetzlich nicht geschützt ist. Jeder kann sich Journalist nennen, der in einem (Massen-)Medium, gleich welcher Art, etwas veröffentlicht – ganz ohne Journalistenschule, Studium oder Volontariat.
Für mich bedeutet das im Umkehrschluss, dass jeder, der sich Journalist, nennt, alles dafür tun sollte, zumindest seinem persönlichen Bild eines Journalisten zu entsprechen. Und natürlich gibt es neben dem wichtigen Selbstverständnis eines Journalisten eine Reihe von Fertigkeiten, die man als Journalist beherrschen sollte – ebenso wie es viele Tätigkeiten gibt, die urjournalistisch sind.
Beschäftigen wir uns nun mal konkret mit den Projekten, mit denen ich mich aktuell hauptberuflich beschäftige. Denn zum einen will ich ja der Frage nachgehen, ob ich mich noch Journalist nennen darf – zum anderen glaube ich, dass viele Kollegen einen ähnlichen Mix nutzen, um ihre Lousy Pennies zu verdienen. Zumindest sofern sie sich nicht in einer bis zur nächsten Freisetzungsrunde “sicheren” Festanstellung bei einem Verlag befinden.
So sieht es also aktuell bei mir aus:
All das unter dem Dach der Firma, die ich mit zwei Kollegen aus alten Milchstraßen-Tagen betreibe.
Macht mich das zum Journalisten?
Ich bin mir nicht mehr ganz sicher.
Aber ich gestehe: Tief in meinem Herzen bin ich Journalist und werde es immer bleiben.
Als Journalist habe ich die ganze Welt gesehen und wahnsinnig viele interessante Menschen getroffen. Bereits als 21-Jähriger konnte ich für den Focus investigativ arbeiten – Danke dafür an Uli Baur, der mir das zugetraut hat. Bei Tomorrow habe ich das neue Medium Internet fast von Anfang an begleiten dürfen und konnte sogar – auf Einladung von Apple – Steve Jobs in San Francisco und Tokio live bei seinen berühmten Keynotes erleben. Ähnliches habe ich bei allen weiteren Arbeit- und Auftraggebern erlebt und tue es bis heute.
Kein Wunder also, dass Journalist für mich der schönste Beruf der Welt ist.
Und ja, bei allem was ich tue, um meine Lousy Pennies zu verdienen, setze ich ureigenste Werkzeuge und Fertigkeiten des Journalismus ein:
Recherche auch über die Wikipedia hinaus, sogar mit dem Telefon. Interview-Techniken. Nutzen der verschiedenen journalistischen Stilformen. Das Denken in Stories (irgendjemand aus dem Corporate-Bereich hat dafür auch den Begriff Storytelling geprägt) und Artikel-Aufbau. Quellen checken und ein gesundes Misstrauen bei allem, was einem so erzählt wird. Die Auswahl von Bildern, die den Leser gefangen nehmen – und und und…
Ob ich nun wirklich noch Journalist im Sinne der “reinen Lehre” bin, weiß ich nicht. Vermutlich wäre “Medienmacher” eine bessere Bezeichnung.
Doch wenn Ihr mich jetzt fragen würdet, was ich von Beruf bin, würde ich immer wieder antworten:
Journalist.
Nehmt Ihr mir das noch ab?
Ich probier’s mal so: Ein Facebook-Like heißt ja. Und ich freue mich sehr auf Eure Meinung in den Kommentaren.
Es ist immer traurig, wenn ein ambitioniertes Projekt baden geht. Julian Heck hat das gerade erlebt. Der 22-jährige Student macht mit sehr viel Herzblut das lokale Portal Weiterstadtnetz. Jetzt wollte er ein Printmagazin herausbringen und die nötigen 2000 Euro per Crowdfunding auf Krautreporter finanzieren. Das hat nicht geklappt.
In seinem Gastbeitrag schildert er die Hintergründe und seine Gedanken.
von Julian Heck
Julian Heck
Wir haben 839 Euro gespendet bekommen, aber erhalten nichts. Wir wollten ein Printmagazin machen, aber machen es nicht. Das ist das Crowdfunding-Prinzip. Es war ein Experiment, welches als gescheitert abgeheftet wird. Mehr nicht? Doch, wir nehmen aus dem Crowdfunding-Experiment einiges mit – wenn auch nicht das erhoffte Geld für das Magazin.
Fangen wir von vorne an. Unser Plan war es, zu unserem einjährigen Bestehen Mitte März ein Printmagazin (zunächst einmalig) zu veröffentlichen, welches kostenlos an alle Haushalte verteilt werden sollte. Die Themen sollten nicht tagesaktuell sein, sondern auch noch zwei oder drei Wochen später nett zu lesen sein, ohne an Aktualität verloren zu haben. Das Magazin sollte Reportagen, Porträts, Interviews und ausführliche Berichte, Kommentare und mehr beinhalten. Es sollte ein Magazin sein, welches man in Ruhe lesen kann – abseits vom schnelllebigen Internet und tagesaktuellen Geschehen.
Neben den Arbeitskosten kommen bei diesem Format vor allem Druckkosten hinzu. Wie also finanzieren? Über Anzeigen natürlich. Doch für ein neues, einmalig erscheinendes Magazin genug Anzeigen zu finden, das ist keine leichte Aufgabe. Die Idee vom Crowdfunding war geboren. Warum nicht probieren, die Masse (crowd) an der Finanzierung zu beteiligen? Zeitlich passend kam hinzu, dass eine neue Crowdfunding-Plattform an den Start ging (Krautreporter), die speziell auf journalistische Projekte fokussierte. Die Entscheidung war gefallen. Das Experiment Crowdfunding sollte beginnen. Innerhalb von vier Wochen mussten 1.500 Euro zusammenkommen, um das Geld zu erhalten und investieren zu können. Es galt das Prinzip alles oder nichts.
Grund 1: Projekt
Nach zahlreichen Fragen haben wir nach dem Start der Finanzierungsphase eine Grafik entworfen, die den Ablauf beim Crowdfunding erklärt.
Ein weiterer Aspekt ist das Thema Print. Wir sind der Meinung, dass Print und Online gut harmonieren können und dass Print sinnvoll sein kann, wenn ein gutes Konzept dahinter steckt. Unser Magazin sollte kein Ersatz zum Online-Produkt sein, sondern es ergänzen und mit Entschleunigung auftrumpfen. Vielleicht ist Print aber einfach nicht mehr gewollt. Vielleicht sind unsere Leser auch schlichtweg zufrieden mit unserem Online-Angebot, weswegen ein Printprodukt für unnötig empfunden wird (was uns natürlich schmeicheln würde).
Grund 2: Crowdfunding
Mal ehrlich: Wie viele Weiterstädter kennen den Begriff “Crowdfunding”? Ohne es empirisch nachweisen zu können, kann man von einem ganz kleinen Bruchteil ausgehen. Crowdfunding ist in Deutschland eine relativ neue Erscheinung und hat die lokale Ebene noch lange nicht durchdrungen. Die Folgen: Crowdfunding ist erst einmal zu erläutern. Was heißt das? Wie läuft so etwas ab? Was passiert, wenn es klappt oder nicht klappt? Wohin muss ich das Geld überweisen? Ist das eine einmalige Spende oder eine regelmäßige Angelegenheit? Ist die Online-Überweisung überhaupt sicher? Brauche ich ein PayPal-Konto? Was hat das mit den Prämien auf sich?
Dies sind nur einige Fragen, die uns während der 28 Tage begegnet sind. Ein Großteil der Unterstützer wollte nochmal genau wissen, wie sie das jetzt machen müssen. Einige haben uns mitgeteilt, dass sie keine Zeit gefunden haben, sich näher damit zu beschäftigen. Und viele sind höchstwahrscheinlich mehrmals über den Begriff gestolpert, haben ihn aber mangels Kenntnis, Motivation oder Zeit ignoriert. Es kann nicht belegt werden, aber wir glauben, dass dieses Problem eine große Rolle gespielt hat und eine wichtige Ursache für das Scheitern war.
Während der Finanzierungsphase haben wir als Ansporn eine Prämie speziell für Weiterstädter hinzugefügt.
Nachteile sind aber ebenfalls nicht zu verschweigen: Die geringe Projektanzahl verhinderte, dass “Surfer” durch Zufall auf das ein oder andere (und unser) Projekt stießen, wie es beispielsweise bei Startnext hätte sein können. Außerdem – und daran arbeiten die Macher von Krautreporter – ist das Bezahlsystem noch zu optimieren, welches aufgrund der Anfangsphase noch nicht so ausgereift und vielfältig ist. Alles in allem möchten wir Krautreporter aber auf gar keinen Fall eine Mitschuld am Scheitern geben! Allen Journalisten, die planen, ein Projekt mit Crowdfunding (mit) zu finanzieren, können wir Krautreporter wärmstens empfehlen.
Crowdfunding ist auf jeden Fall einen Versuch wert – auch im Lokalen – und wir würden es jederzeit wieder probieren (unter Beachtung oben genannter innerer und äußerer Faktoren). Wir möchten allen 36 Unterstützern für Ihre Bereitschaft, das Projekt gemeinsam zu stemmen, bedanken! Wir machen weiter – online und ohne Magazin, aber mit der gleichen Motivation und mindestens so hoher Innovationsbereitschaft.
Anmerkung: Dieser Artikel von Julian Heck ist zuerst hier erschienen.
Twitter ist schon ein fantastisches Medium für uns Journalisten – denn über den Kurznachrichtendienst bin ich kurz nach dem Start von LousyPennies auf Isabella David und ihr Projekt HH-Mittendrin aufmerksam geworden.
Isabella David, Chefredakteurin von HH-Mittendrin
Seit Anfang September 2012 betreibt Isabella mit einem kleinen Redaktionsteam aus Studenten und angehenden Journalistinnen und Journalisten das Online-Nachrichtenmagazin über den Bezirk Hamburg-Mitte.
Zeitungsforscher Horst Röper sagt, ja, die “Vielfaltsreserve Internet” sei die einzige Hoffnung für den Lokaljournalismus im Land. Deshalb war ich gespannt, was Isabella aus der Welt dieser Vielfaltsreserve berichten würde. (Karsten)
HH-Mittendrin
Am Anfang stand die Unzufriedenheit. Die Frustration begann direkt vor der eigenen Haustür. Billstedt, der Stadtteil in dem ich wohne, liegt weit im Osten Hamburgs. Hier leben fast 70.000 Menschen und doch gibt es keine eigene Lokalzeitung. Die Berichterstattung in den großen Hamburger Medien beschränkt sich leider allzu oft auf die zugespitzte Beschreibung eines Problembezirks. „Killstedt“ nannte das Hamburger Abendblatt den Stadtteil einmal liebevoll.
Abseits vom Hamburger Abendblatt und der BILD Hamburg (beides Springer Verlag) und der Morgenpost (MoPo Verlag) gibt es in Hamburg kaum noch Lokalzeitungen.
HH-Mittendrin-Redaktionsmitglieder: Anja-Katharina Riesterer, Isabella David, Signe Heins, Dominik Brück (v.l.)
Für viele Stadtteile muss das ElbeWochenblatt diese Lücke füllen. Das Springer-Wochenblatt variiert in der Qualität von Stadtteil zu Stadtteil sehr stark und bleibt eben ein Anzeigenblatt. Die lokale Berichterstattung – gerade auch über politische Themen – kann damit nicht ersetzt werden. Mitten in dieser Wüste des Lokaljournalismus entstand die Idee etwas eigenes auf die Beine zu stellen.
Von Anfang an stellten wir uns den Menschen bei Terminen nicht als Blogger vor, sondern als Redakteure vom Nachrichtenmagazin Mittendrin. Heute – fünf Monate später – bin ich mir immer noch sicher, dass dies der richtige Weg war, um von den Menschen ernst genommen zu werden.
Die Reaktionen der Menschen waren sehr unterschiedlich. Viele haben uns sofort mit offenen Armen empfangen und freuten sich, dass nun auch über kleine Ereignisse im Bezirk berichtet wird. Oft mussten wir erklären, dass es uns wirklich nur online gibt. Viele Menschen sind beeindruckt, dass es Journalistinnen und Journalisten gibt, die sich Zeit nehmen.
Nirgendwo ist das so wichtig wie im Lokaljournalismus. Das Feingefühl und die ständige Gratwanderung zwischen der notwendigen Nähe und der Professionalität sind die wichtigsten Pfeiler dieser Arbeit.
Lokaljournalistin Isabella David bei der Arbeit
Und es zahlt sich aus: Unsere Artikel werden gedruckt und ausgelegt, in den örtlichen Schaukasten des Bürgervereins gehängt, weiterverbreitet und in selbst produzierten Stadtteilblättern wieder veröffentlicht. Die Ausführlichkeit unserer Artikel wird gelobt und auch, dass wir am Ball bleiben und nach einiger Zeit mal wieder nachhaken.
Besonders oft hören wir von unseren Leserinnen und Lesern, dass sie unseren Texten unsere Leidenschaft und die Freude am Schreiben anmerken. Die Menschen vertrauen uns. Sie kommen mit Geschichten auf uns zu oder geben uns vertrauliche Informationen.
Lokaljournalismus mit dem iPhone
Beginne ich nach nun fünf Monaten Arbeit zu resümieren, so kann ich manchmal selbst kaum glauben, was wir in dieser Zeit erreichen konnten. Und das obwohl sich niemand von uns Vollzeit dem Projekt widmen konnte. Das zeigt mir, wie viel Potential noch in der Sache steckt.
Auch in fünf Monaten können wir für uns schon einige Erfolge verbuchen. Meine Redakteurinnen und Redakteure haben sich immer besonders gefreut, wenn wir eine Geschichte vor dem Abendblatt hatten.
HH-Mittendrin Artikel
Mich spornt es besonders an, dass ich Menschen, die anfangs skeptisch gegenüber dem Magazin waren, von uns überzeugen konnte. Das gilt nicht nur für die Menschen aus den Stadtteilen, sondern auch für die Bezirkspolitik.
Wir haben von Anfang an keinen Kuscheljournalismus betrieben. Unsere ersten Artikel im Bereich der Bezirkspolitik wurden als ziemlich kritisch wahrgenommen. Mittlerweile ist es selbstverständlich, dass wir nicht nur darüber berichten, was gut läuft, sondern gerade auch Hintergründe recherchieren, nachfragen und kritisieren.
Wir haben uns bereits nach fünf Monaten ein Netzwerk aufgebaut, das ich nicht wieder missen möchte. Selbst wenn wir irgendwann nicht mehr mit der Seite weiter machen können, waren all die gesammelten Erfahrungen und aufgebauten Kontakte keinesfalls umsonst.
Dominik Brück, stv. Chefredaketeur von HH-Mittendrin
Trotz all dieser Erfolge haben wir bisher noch keinen „Lousy Penny“ mit unserem Magazin verdient. Es liegt mir am Herzen, meine Redakteurinnen und Redakteure so schnell wie möglich bezahlen zu können.
Deshalb und, weil wir die Zukunft der lokalen Berichterstattung im Digitalen sehen, beschäftigen wir uns derzeit mit möglichen Ansätzen der Finanzierung. Unser Anzeigenangebot wollen wir vor allem lokalen Unternehmen und Geschäften anbieten.
Die Anzeigenakquise stellt dabei eine besondere Herausforderung dar, da die meisten lokalen Geschäfte bisher nur ganz klassisch auf Papier im Wochenblatt werben. Darüber hinaus soll es bald die Möglichkeit geben, unsere Autorinnen und Autoren durch Micropayment zu unterstützen. Auch soll es einen allgemeinen Spendenbutton für das gesamte Nachrichtenmagazin geben.
Zudem arbeiten wir daran, wie wir auch Crowdfunding, beispielsweise über Krautreporter, für uns nutzen können.
Wir hätten nie gedacht, dass wir mit unserer Idee solche Wellen schlagen können. Wir stehen dennoch noch ganz am Anfang und haben noch längst nicht alle Möglichkeiten der digitalen Lokalberichterstattung ausgeschöpft. Mein Redaktionsteam und ich freuen uns aber darauf, diese Herausforderung anzunehmen und werden uns von ein paar fehlenden Pennies bis auf weiteres nicht abschrecken lassen.
Anja-Katharina Riesterer, Signe Heins, Isabella David, Dominik Brück (v.l.)
Über die Autorin:
Isabella David ist Politik-Studentin in Hamburg und Chefredakteurin bei www.hh-mittendrin.de.
Fotos: Jonas Walzberg
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