LousyPennies-Testbuch

Das Buch übers Geldverdienen mit Journalismus im Netz

Karsten Lohmeyer

Dedication

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Ein buch für alle, die es lesen wollen.

LousyPennies-Testbuch: Das Buch übers Geldverdienen mit Journalismus im Netz
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This electronic book was generated by Anthologize

Acknowledgements

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Besonderer Dank an unsere Familie und den SelfPublishing-Papst

Einleitung

Her mit den Lousy Pennies!

Cents
Hubert Burda hat ihn geprägt, den Satz von den
“Lousy Pennies”, die für Verlage im Internet zu verdienen sind. Doch was für einen Verleger nur Kleingeld ist, reicht vielleicht für guten Journalismus außerhalb von Verlagen. In meinem Blog will ich ergründen, wie Journalisten heute ihren Lebensunterhalt im Netz bestreiten können und wie sich unser Handwerk ändern muss.

Unter @LousyPennies twittere ich auch ab sofort regelmäßig zu diesem Thema.

Auf Facebook findet man mich unter www.facebook.com/LousyPennies.

Warum ich über Lousy Pennies blogge - und was Julia Jäkel, Richard Gutjahr und Stephan Goldmann damit zu tun haben

Manchmal braucht man etwas Leidensdruck, um ein neues Projekt zu beginnen. Tatsächlich trage ich mich schon lange mit dem Gedanken, zusätzlich zu meiner journalistischen Tätigkeit ein Blog aufzusetzen. Schließlich bewege ich mich schon seit 1994 im Netz, gehörte unter anderem 1998 zur Gründungsredaktion von Tomorrow, dem einstmals erfolgreichsten Internet-Magazin. Ich schreibe bisher allerdings mehr über das Netz als in ihm. Und mir fehlte das richtige Thema, denn wenn man bloggt, dann sollte man es auch durchhalten.

Dann sind ein paar Dinge passiert, die mich regelrecht erschüttert haben.

Zuerst kam die Nachricht, dass die Frankfurter Rundschau in die Insolvenz geht. Dann das Aus für die Financial Times Deutschland, für die ich selbst vor über einem Jahrzehnt als freier Mitarbeiter geschrieben habe. 250 Journalisten verlieren allein bei der FTD ihren Job. Auch beim Prinz müssen Dutzende Journalisten gehen.

Ich verfolgte den Aufschrei, der durch die Medienwelt ging. Tolle Analysen von schlauen Leuten. Die meisten kamen zu dem Schluss, die FTD sei deshalb untergegangen, weil sie keine Digital-Strategie gehabt habe. Doch wer die FTD kannte und zum Beispiel Tillmann Prüfers tollen Facebook-Post dazu gelesen hatte, wusste, dass das nur die halbe Wahrheit ist.

Natürlich hatte die FTD eine Digital-Strategie. Doch die kostete einfach zu viel Geld.

Dann las ich das Interview von Gruner-und-Jahr-Managerin Julia Jäkel im Hamburger Abendblatt. Zwei kurze Sätze elektrisierten mich.

Als Jäkel nach der digitalen Strategie, einer reinen Online-Ausgabe der FTD, gefragt wurde, sagte sie folgendes:

So etwas rechnet sich vielleicht mit einem auf Englisch erscheinenden Blatt wie der britischen “Financial Times”, die eine große internationale Community hat. Bei einem deutschen Medium ist das zumindest heute noch nicht darstellbar.

Bei einem deutschen Medium ist das zumindest heute noch nicht darstellbar!

Nicht darstellbar.

Übersetzt heißt das: Ein Großverlag wie Gruner und Jahr ist heute nicht in der Lage, die hohen Kosten, die eine (deutschsprachige) Redaktion verursacht, wieder hereinzuholen. Weder durch Anzeigen noch durch eine Paywall, also eine Bezahlschranke, bei der der Leser entweder für das Gesamtprodukt oder einzelne Artikel zahlt. Die Lousy Pennies reichen nicht, um 250 Journalisten zu bezahlen, die in der Milliarden zählenden Internet-Welt in der Exoten-Sprache Deutsch schreiben. Deutschland ist zu klein. Die Kosten zu hoch.

Also setzt man Hunderte, hochqualifizierte Top-Schreiber frei.

Das hat mich wirklich erschüttert. Ich fragte mich: Wo werden die Kollegen von FR, FTD und Prinz wohl einen Job finden? Wo werden wir Journalisten in Zukunft arbeiten?

Dann traf ich zwei Freunde und Kollegen.

Stephan Goldmann und Richard Gutjahr. Mit Stephan Goldmann habe ich bei der CHIP gearbeitet, mit Richard Gutjahr vor rund 20 Jahren die Schulbank der Deutschen Journalistenschule gedrückt.

Beide sind waschechte Journalisten mit jahrzehntelanger Erfahrung. Beide setzen auf das Internet. Stephan Goldmann hat gerade seinen Job als Chefredakteur bei den CHIP Sonderheften – freiwillig und ohne Druck – gekündigt und konzentriert sich nun auf seine Webseiten (Blogs?) Triathlon-Tipps.de und MyHighlands.de. Richard Gutjahr ist nicht nur BR-Journalist (“Rundschau Nacht”), sondern einer der bekanntesten Blogger Deutschlands – und einer der größten Fans des neuen, digitalen Journalismus. Er inspirierte mich auch zum Titel dieses Blogs.

Ich habe beide gefragt, ob sie von ihren Blogs leben können. Die Antworten sehr kurz zusammengefasst: Nicht allein durch die Bloggerei, aber durch einen Medien-Mix aus klassischen und neuen Medien können sie es. Hinzu kommen Aufträge, die sie über ihre Blogs als Eigenwerbungsplattform erhalten.

Und das hat mir Mut gemacht. Ich glaube tatsächlich, dass es für einen Verlag unendlich schwer ist, mit den Lousy Pennies, die er im Internet heute verdient, hochqualifizierte, festangestellte Redakteure zu bezahlen, ihnen die Technik, den Arbeitsplatz und 30 Tage Urlaub im Jahr zu stellen.

Aber ich glaube auch, dass das Internet einem guten Journalisten genug Möglichkeiten gibt, sich selbst zumindest als eine Marke oder Experte zu positionieren, seinen persönlichen Medienmix zu erweitern – und er damit plötzlich genug (zusätzliche) Lousy Pennies verdienen kann, um ein gutes Leben zu führen (ohne sich journalistisch verbiegen zu müssen, übrigens).

Ein Zeichen dafür war für mich, dass heute große Unternehmen bereits viele Internet-Journalisten (ich nenne sie mal ganz bewusst nicht Blogger) ebenso ernst nehmen, wie etablierte Kollegen aus dem Print-Bereich, siehe auch meinen Beitrag zur Einladung von Bloggern zur TUI-Pressekonferenz in Dubai.

Ich glaube übrigens auch, dass es den Verlagen irgendwann wieder gelingen wird, mehr als nur ein paar Lousy Pennies im Internet zu verdienen (oder einfach nur genug davon). Bis dahin werden aber noch viele klassische Medien das Zeitliche segnen und viele Journalisten gezwungen sein, ihre Berufswahl zu überdenken oder neue Strategien zu finden, um mit ihrem Traumjob Geld zu verdienen.

Genug Stoff also für dieses Blog.

Interviews

Jetzt mal Tacheles statt Theorie-Kamasutra: Wie ein Journalist mit Lousy Pennies gut verdient

Wenn ich hier übers Geldverdienen als Journalist im Netz schreibe, dann ist das so ein bisschen, wie damals vor dem ersten Sex. In der Theorie beherrsche ich das Kamasutra rauf und runter, hab im Kopf schon jede Variante durchgespielt – und halte mich schon jetzt für einen großen Stecher. Praktisch hab ich noch nicht einmal das erste Base erreicht.

Tatsächlich geht es wohl vielen meiner Kollegen so: Wir pubertieren und fantasieren bei jeder Gelegenheit über die unendlichen Möglichkeiten, im Netz (ohne Verlage) mit Journalismus Geld zu verdienen. Aber das ist alles Onanie. Und voller Versagensangst. Denn wer hat’s schon wirklich getan?

Martin Goldmann hat’s getan.

Martin Goldmann

Martin Goldmann

Er ist der große Bruder, der weiß, wie’s geht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Martin ist nämlich der große Bruder von Stephan Goldmann, den ich bereits hier erwähnt habe.

Als ich meinen zweiten Post veröffentlicht habe, hat er mich über Facebook angechattet. Das hat er geschrieben:

Mein Kompagnon Markus und ich machen seit 1999 den Tippscout und seit 2004 verdienen wir Kohle damit. Seit etwa 2008 reicht’s für zwei Familien.

Wow, das war jetzt – um im Bild zu bleiben – als hätte mir damals der große Bruder plötzlich den Playboy unter der Matratze vorgekramt (das Internet gab es noch nicht) und mir versprochen, zu erklären, wie das denn nun läuft mit Mann und Frau.

Also musste ich mit Martin reden. Wir Journalisten nennen so etwas ein Interview.

Hier ist es:

“Google ist mein Verleger”

Martin, was genau heißt eigentlich, der Verdienst von Tippscout “reicht für zwei Familien”?

Viele Pennies

Viele Pennies

Ich möchte hier keine konkreten Zahlen nennen. Aber wir nagen nicht am Hungertuch, es können ein paar Tausend Euro pro Monat sein. Mein Kompagnon Markus und ich können wirklich gut davon leben. Ganz ehrlich: Das Ding hat mir 2008 den Arsch gerettet. Ich hatte bis dahin rund 30 Seiten im Monat mit Praxistipps für Medien wie Computerbild und andere Computerzeitschriften geschrieben. Doch dann wurden die Aufträge weniger, die Seitenpreise gingen zurück, Zeitschriften wurden eingestellt. Was die Financial Times Deutschland und andere Tageszeitungen heute erleben, hat die Computerpresse in Teilen bereits hinter sich. Da war es wirklich gut, dass wir bereits 1999 mit Tippscout angefangen haben und 2008 soweit waren, gutes Geld zu verdienen.

Das Geld kommt woher?

Hauptsächlich von Google Adsense. Hinzu kommen Banner- und Display-Anzeigen. Das kann teilweise mehrere Hundert Euro pro Tag bringen.

…aber nur mit entsprechend vielen Seitenbesuchern.

Ja, wir haben bis zu 1,5 Millionen Besuchen pro Monat auf unserer Seite.

Woher kommen die?

Zu 95 Prozent von Google. Tatsächlich war der entscheidende Punkt für uns, als wir im Jahr 2004 erkannt haben, dass man mit Adsense tatsächlich Geld verdienen kann.

Da habt Ihr mit Sicherheit ganz schön viel Aufwand in SEO gesteckt, also die Optimierung Eurer Inhalte für die Google-Suche.

Nein, denn unserer Erfahrung nach würdigt Google journalistisch saubere und hochwertige Inhalte. Wenn der Content gut ist und so nicht schon tausendfach im Netz zu finden ist, muss man sich gar nicht so viele Gedanken machen.

“Bei manchen Journalisten gehen sofort alle Schranken hoch”

Also jetzt mal ehrlich. Ich habe mir Tippscout.de angesehen. Das sieht mir auf den ersten Blick nicht aus, wie ein seriöses, journalistisches Angebot. Eher wie eine jener Content-Farmen, deren einziger Sinn und Zweck es ist, arglose Internet-Nutzer per Suchergebnis anzulocken.

Ich weiß, da gehen bei manchen Journalisten-Kollegen sofort alle Schranken hoch. Aber Tippscout ist ein durch und durch journalistisches Angebot. Wir kommen ja aus der Tipps- & Tricks-Szene und haben jahrelang für Print-Produkte nichts anderes gemacht. Alle unsere Texte sind sauber recherchiert und sauber geschrieben. Bei uns entwickeln keine Algorithmen die Themen, sondern wir entscheiden aufgrund von unserem journalistischem Bauchgefühl. Jeder Artikel von Fremdautoren wird redigiert und auf seine Qualität geprüft, wir machen gute Überschriften – und wir lesen jeden Text gegen. Das ist Nutzwert pur. Die Leute finden bei uns einfach was sie suchen. Und das ist oft recht einfach. Unser aktuell meistgefragter Tipp ist tatsächlich der, der erklärt, wie man ein Ei kocht. Das ist Verbraucherjournalismus.

Thema Schranken hoch. Erlebst Du das oft bei klassischen Journalisten?

Ja, zum Beispiel bei Seminaren, die ich gebe. Da sitzen dann gestandene Journalisten, die unglaubliche Hemmungen haben, sich auf das Internet einzulassen – und Angst, dass was schief gehen könnte. Sie sind Strukturen gewohnt, in denen es immer jemanden gibt, der ihnen sagt, was gut und schlecht ist. Plötzlich sind sie die letzte Instanz vor der Veröffentlichung. Und dann die Angst vor dem Shitstorm, der angeblich hinter jeder Ecke lauert. Diesen unmittelbaren Kontakt mit ihren Lesern sind sie einfach nicht gewohnt.

Was sollen diese Journalisten also tun?

Einfach loslegen, am besten neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit. Sie müssen einen Schritt raus aus der Sicherheit wagen, die ihnen ihr Verlag und ihre Redaktion gibt. Sie müssen Mut haben, sich ausprobieren. Und dann werden sie merken, dass im ersten halben Jahr gar nichts passiert. Aber gib ihnen ein Jahr und dann geht es richtig los. Vielleicht verdienen sie dann 200 bis 300 Euro im Monat nebenbei.

…wenn sie darüber schreiben, wie man rohe Eier richtig kocht?

Wenn sie darüber schreiben, was die Menschen interessiert und im Internet suchen. Das ist tatsächlich in vielen Fällen reiner Nutzwert. Aber das sollte jeder gute Journalist beherrschen: die großen Lesegeschichten mit hartem Nutzwert zu verbinden. So funktioniert auch jede Print-Zeitschrift. Sie wird nicht nur aufgrund der Edelfedern und der investigativen Geschichten gekauft.

“Nimm einen Tippscout und setze ein politisches Blog daneben.”

Wie stellst Du Dir das vor?

Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass ein auf Energiethemen spezialisierter Journalist auf seiner Seite ganz praktische Tipps zum Energiesparen gibt und gleichzeitig ein tolles Hintergrundstück zur Energiewende bringt. Eventuell sogar auf zwei verschiedenen Seiten. Oder nimm einen Tippscout und setz ein politisches Blog daneben. Das eine sorgt für den Lebensunterhalt, das andere für die Reputation. Übrigens ist man da völlig frei in der Themenwahl, denn Google nimmt keinen Einfluss auf den Inhalt der Artikel.

Danke für das Stichwort Google. Da muss man dieser Tage fast übers geplante Leistungsschutzrecht schreiben. Was hältst Du denn davon?

Kann man da einfach entsetztes Schweigen schreiben?

Nein.

Dann sage ich so viel dazu: Das ist der Versuch von Verlagen, ihre Position zu sichern. Denn Journalisten wie ich brauchen sie nicht mehr. Mein Verlag ist Google. Google verschafft mir die Anzeigen. Google verschafft mir die Leser. Google überweist mir jeden Monat mein Geld aufs Konto. Und alles mit dem entscheidenden Vorteil, dass Google meinen Content NICHT für sich haben will. Wenn Du heutige Mitarbeiter-Verträge von Verlagen kennst, weißt Du, dass Du ihnen die komplette Verwertung Deiner Texte überträgst. Mein Fazit: Das Internet braucht Redaktionen. Aber keine Verlage mit einer Anzeigenabteilung, einem Vertrieb und einer Personalabteilung.

Aber Du machst Dich abhängig von Google.

Ja. Die negativen Seiten davon haben wir gespürt, als wir bereits zweimal für mehrere Monate aus dem Index geflogen sind. Aber die Vorteile überwiegen. Wenn Du einmal einen Text geschrieben hast, bringt der Dein ganzes Leben Zinsen. Immer wenn er und die mit ihm verteilten Anzeigen gelesen oder angeklickt werden, erhältst Du Geld – und nicht ein Verlag.

“Werdet multimedial!”

Dein Tipp für die Zukunft für alle Online-Journalisten und die, die es werden wollen?

Werdet auch multimedial. Auf Youtube kann man ebenfalls Lousy Pennies verdienen. Sicher bald noch mehr als heute.

Was plant Ihr für die Zukunft?

Künftig wollen wir deutlicher zeigen, dass zwei Menschen hinter der Seite stecken. Ich denke, so können wir auch dem Eindruck entgegen treten, der Tippscout würde nur seelenlos Tipps publizieren. Mit unseren neu eingeführten Kolumnen haben wir schon den ersten Schritt in diese Richtung unternommen. Aber sich im Netz zu präsentieren fällt vielen schwer, uns auch.

Zum Schluss noch eine Frage, die mich fast ebenso interessiert, wie Dein Verdienst: Wie viel Zeit müsst Ihr denn in etwa aufwenden, um mit Eurer Internet-Seite Eure beiden Familien zu ernähren?

So zwischen 5 und 40 Stunden die Woche. Im Moment so zwei Mannstunden pro Tag. Das Schöne daran: Eine Webseite ist Dir nicht böse, wenn Du mal zwei Wochen nichts einstellst, die Besucher kommen trotzdem und damit auch der Verdienst.

Lieber Martin herzlichen Dank für den Playboy tollen Input!

Matthias Matting: Der SelfPublishing-Papst verrät sein Erfolgsrezept fürs Geldverdienen mit eBooks

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Wer wissen will, ob man als Journalist im Netz Geld verdienen kann, muss nur Matthias Matting fragen. Viele seiner selbst publizierten eBooks sind Bestseller – und das hat sein Leben verändert.

Auf Matthias Matting bin ich nicht etwa auf Amazon.de gestoßen, sondern auf Facebook – wo sein Beitrag Zwei Jahre als Self Publisher – meine Bilanz fleißig geteilt wurde. Seit 2011 hat der Focus-Redakteur 38 eBooks auf diversen Plattformen veröffentlich, Fachbücher wie “Kindle – das inoffizielle Handbuch” und Fiktion wie “Meltworld Shanghai”. Er ist damit der Prototyp des SelfPublishers – ein Autor, der seine Bücher selbst veröffentlicht. Und das meist auf elektronischem Weg.

Seit Anfang des Jahres  bloggt Matthias Matting nun unter www.selfpublisherbibel.de über die Wege und Möglichkeiten, eigene eBooks zu veröffentlichen – und damit Geld zu verdienen.

Hier das Interview mit ihm:

“Für einen Bestseller braucht man ein gutes Buch, ein bisschen Strategie, vor allem aber eine Menge Glück”

In Deinem Blogbeitrag zum zweijährigen Jubiläum Deiner SelfPublishing-Karriere schreibst Du, dass das SelfPublishing Dein Leben verändert hat. Wie meinst Du das? 

“Das Risiko liegt zwar auch bei mir, aber das Potenzial ist größer.”SelfPublishing hat mir zum einen ganz neue Publikationsmöglichkeiten eröffnet. Wenn mich ein Thema interessiert, muss ich mich nicht erst monatelang damit befassen, einen Verlag zu suchen. Das habe ich schon hinter mir: erst die umständlichen Verhandlungen, dann eine lange Schreibphase, dann noch einmal langes Warten auf die Veröffentlichung – und ein Honorar, das sich nicht rechnet, bezieht man es auf die geleistete Arbeitszeit.

Nun recherchiere ich, schreibe und veröffentliche. Das Risiko liegt zwar auch bei mir, aber das Potenzial ist größer. Rein praktisch hat das für mich den Vorteil, dass ich zum Teil von zuhause arbeiten kann – und das liegt zwei Stunden Fahrt von meinem Arbeitgeber entfernt.

Du bist doch Redakteur beim Focus – was sagt denn Dein Arbeitgeber zu Deinem Nebenjob? 

Ich habe seit vergangenem Jahr meine Arbeitszeit reduziert, damit ich mehr Zeit zum Schreiben habe. Mein Chef hat das zwar bedauert, hatte aber auch viel Verständnis dafür, dass ich eine neue Chance auch nutzen wollte.

Ist das überhaupt noch ein Nebenjob? Als Bestseller-Autor mit 38 eBooks verdienst Du doch sicher nicht schlecht?

“Acht deutsche Autoren haben auf Amazon mehr als 100.000 Euro eingenommen. Ich bin auch dabei.”Amazon hat letztens eine KDP-Erfolgsmeldung veröffentlicht, wonach bisher acht deutsche Autoren mehr als 100.000 Euro eingenommen haben. Nun kann man sich ungefähr ausrechnen, wer da dazugehört. Ich bin auch dabei. Das ist natürlich vor Steuern etc.

Ich könnte von den eBooks leben – aber andererseits ist mein Job beim Focus so spannend, dass ich den nicht aufgeben möchte. Wer darf sonst schon alle neuen Gadgets mit als erster testen…

Kannst Du uns verraten, was Du an einem eBook verdienst?

“Ein Midlist-Titel bringt etwa 600 Euro im Monat.”Das ist sehr unterschiedlich. Ein Midlist-Titel, und das ist bei jedem eBook das Ziel, also so zwischen Platz 500 und 1500 im Amazon-Ranking, verkauft um die 10 Exemplare am Tag. Macht bei den typischen 2,99 Euro für den Autor etwa 2 Euro, also 600 Euro im Monat. An Kosten fallen Cover (bei mir i.d.R. 400 Euro) und Lektorat an (abhängig vom Umfang, 4-6 Euro pro 1500 Zeichen).

Die Kosten muss ich vorfinanzieren, sie sollten aber in zwei, drei Monaten wieder drin sein. Ich habe aber auch schon draufgezahlt oder erheblich mehr verdient – das ist schwer vorherzusagen. Garantien gibt es nicht.

Zwei Jahre, 38 Bücher – wie schaffst Du einen solchen Mega-Output? 

“2,99 Euro sehen die Leser für 100 Seiten als fair an.”Zu den 38 eBooks gehören auch Wörterbücher, die habe ich übersetzen lassen, also nicht selbst geschrieben. Dann haben Sach- und Fachbücher im eBook-Bereich meist einen geringeren Umfang. 2,99 Euro sehen die Leser für 100 Seiten als fair an.

Und schließlich bin ich auch ein fleißiger Schreiber. Ich setze mir selbst eine Deadline und schreibe dann stur jeden Tag die zur Einhaltung nötigen Zeichen, oft bis zwei Uhr morgens. Da hilft natürlich, dass die Arbeit in der Redaktion erst um 10 beginnt.

Woher kommen Deine Ideen? 

Ich habe leider zu viele. Schwer zu sagen, warum und woher. Momentan habe ich fünf Projekte im Kopf, die eigentlich alle noch dieses Jahr fertig werden sollen.

Wie und wo veröffentlichst Du Deine Bücher? Und was sind die erfolgreichsten Wege? 

Nach meinen Erfahrungen hat Amazon in Deutschland etwa 70% Marktanteil. So verhalten sich jedenfalls meine Verkaufszahlen. Ich übernehme das Einstellen bei den Anbietern am liebsten selbst. Das funktioniert bei Amazon, Apple, Kobo, Google, Beam. Als Distributoren für nicht direkt erreichbare Plattformen wie Thalia oder Weltbild nutze ich Xinxii.de und Feiyr.com, weil ich da nicht exklusiv gebunden bin.

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Du sprichst in Deinem Blog auch von vielen Anfängerfehlern. Welche sind das? 

Anfänger berücksichtigen oft nicht, wie wichtig die Form ist. Ein eBook, das nicht professionell wirkt, verkauft sich nicht. Ein gutes Cover und ein Lektorat sind Pflicht. Das Cover ist das erste (und oft einzige), was der potenzielle Käufer sieht. Die Leser haben inzwischen gelernt, nach dem Äußeren zu sieben.

Muss ich nicht ein echter Techie sein, um ein eBook zu veröffentlichen? 

Nein, Programme wie Jutoh nehmen mir die Technik ab. Wer Word bedienen kann, kommt auch damit zurecht.

Gibt es Deine Bücher auch gedruckt?  

“Bei Buch-Bloggern haben eBooks noch relativ geringe Chancen, SelfPublishing hat etwas Anrüchiges.”Teilweise. Ich lasse meine Bücher in zwei Fällen drucken: wenn sich das eBook gut verkauft (auf zehn eBook-Käufe kommt meist ein Taschenbuch-Kauf) oder wenn ich Rezensionen von Buch-Bloggern möchte. Die meisten Buch-Blogger gehören erstaunlicherweise zur konservativsten Leser-Klientel, die ich kenne. eBooks haben da noch relativ geringe Chancen, SelfPublishing hat etwas Anrüchiges.

Als SelfPublisher hat man allerdings so gut wie keine Chance, in Buchläden zu erscheinen. Wäre ich Thalia- oder Hugendubel-Chef, würde ich ja ein SelfPublisher-Programm gründen und den Top 20 ein Regal in all meinen Läden anbieten. Das würde viele Self Publisher locken… Und Amazon zeigt ja, dass man als Firma mit denen gutes Geld verdienen kann.

Du bloggst ja auch – warum?

Weil ich sehr gern meine Erfahrungen weitergebe. Die Selfpublisherbibel.de resultiert aus dem (fehlgeschlagenen) Versuch, ein Buch für SelfPublisher via Crowdfunding zu finanzieren. Im Web ist sie nun erfolgreich. Geld verdiene ich damit allerdings nicht, so viel zum Thema Eures Blogs.

Was würdest Du jedem Journalisten heute raten, der darüber nachdenkt, ein eigenes Buch per SelfPublishing zu veröffentlichen?

Anfangen! Heute noch. Die meisten Journalisten haben doch Lieblingsthemen auf Lager, für die sie nicht erst monatelang recherchieren müssen. Das ist ein guter Start.

Meine letzte Frage: Wie wird man zum Bestseller-Autor? Ist das Glück oder Strategie? 

“Für Inhalt und Strategie kann ich sorgen, das Glück kommt von allein.”Für einen Bestseller braucht man ein gutes Buch, ein bisschen Strategie, vor allem aber eine Menge Glück.

Für Inhalt und Strategie kann ich sorgen (dazu gibts auch auf selfpublisherbibel.de nützliche Informationen), das Glück kommt von allein, manchmal, oder eben nicht. Ich hatte es immerhin zweimal… Aber nicht nur Bestseller verdienen Geld, die Midlist wird von vielen unterschätzt.

Lieber Matthias, herzlichen Dank für dieses Gespräch, das mich dazu inspiriert hat, möglichst bald auch mit einem eigenen eBook an den Start zu gehen!

Viele Pennies mit Satire: "Der Postillon" über Geld, Vermarktung und sein Büro im Kinderzimmer

Stefan Sichermann ist der Macher von “Der Postillon” und kann davon gut leben. Ich wollte wissen, wie er so erfolgreich geworden ist und was Journalisten von ihm lernen können.

Stefan Sichermann

Stefan Sichermann

Wer jeden Monat Millionen von Besuchen auf seiner Webseite hat, der muss ja etwas richtig machen. Im Fall von Stefan Sichermann richtig gute Satire. Mit seiner Webseite “Der Postillon” ist er heute auch finanziell erfolgreich – und das macht ihn zum idealen Interviewpartner für Lousy Pennies.

Kurz nach seiner Nominierung für den Grimme Online Award habe ich ihn telefonisch erreicht und über sein Erfolgsmodell ausgequetscht. Und auch wenn nicht jeder Satire kann und satirisch schreiben möchte, finde ich doch, dass Journalisten vieles von Stefan Sichermann und “Der Postillon” lernen können.

“Ich kann ausgezeichnet davon leben”

Hallo Stefan, erstmal herzlichen Glückwunsch zu den Nominierungen für den Webvideopreis und den Grimme Online Award. Beim Grimme Online Award bist Du ja im Bereich Information neben allerlei Journalisten nominiert…

Ja, das hat mich neben der Nominierung selbst am meisten gefreut. Es hätte ja auch Kultur und Unterhaltung sein können. Aber die Nominierungskommission hat auch nicht ganz unrecht. Denn viele meiner Leser erzählen, dass sie einen Gutteil ihrer täglichen Informationen aus dem Postillon beziehen. Erst durch meine Artikel werden sie auf ein Thema aufmerksam und fangen dann an, zu recherchieren.

Das heißt, Du betrachtest Dich als Journalist? 

“Um eine gute Satire schreiben zu können, muss ich arbeiten, wie ein Journalist.”Ich bin kein klassischer Journalist, aber um eine gute Satire schreiben zu können, muss ich arbeiten, wie ein Journalist. Ich recherchiere viel und nutze die Arbeit von Journalisten für meine Beiträge.

Dann lass uns gleich mal über die Lousy Pennies sprechen. In einem Interview hast Du vor einiger Zeit erzählt, dass Du knapp 2000 Euro im Monat machst…

Noch vor zwei Jahren habe ich kaum Geld verdient, vielleicht 100 bis 200 Euro im Monat. Da war ich froh, dass ich den Gründungszuschuss von der Arbeitsagentur hatte und noch 440 Euro im Monat durch meine Arbeit beim Bildblog verdient habe. Als der Gründungszuschuss dann weniger wurde, habe ich glücklicherweise angefangen, genug zu verdienen. Mittlerweile kann ich ausgezeichnet davon leben, möchte aber keine exakten Zahlen verraten.

Wie generierst Du die Einnahmen?

Ich verdiene mein Geld zu 90 Prozent durch Banner-Werbung. Google Adsene ist ein wichtiger Faktor, den ich mit verschieden Werbe-Netzwerken zu meinem persönlichen Werbemenü zusammen gemischt habe. Ich habe aber weder Popups noch anderen Quatsch, nutze keine Affiliate-Links und setze keine Backlinks.

Was ist Dir dabei wichtig?

Ich achte sehr darauf, dass ich keine Blinkebanner auf “Der Postillon” habe und gebe Restplätze dann lieber kostenlos an Organisationen wie Amnesty International oder Ärzte ohne Grenzen. Und ich hoffe sehr, dass das dazu führt, dass viele Leute beim Postillon eine Ausnahme beim Adblocker machen.

Wie sieht es mit weiteren Einnahmen aus. Zum Beispiel mit Flattr?

“Jeder der dem Postillon was Gutes tun will, muss nur seinen Adblocker ausmachen.”Das sind tatsächlich Lousy Pennies. Es sind meistens so 200 bis 300 Euro nebenher. Ich freue mich aber sehr darüber, weil es nochmal etwas ganz anderes ist. Es zeigt, dass es nicht wenige gibt, die das Bedürfnis haben, mir durch ihre Spende zu zeigen, dass sie meine Arbeit wertschätzen. Aber ganz ehrlich: Jeder der dem Postillon was Gutes tun will, muss nur seinen Adblocker ausmachen.

Hast Du schonmal daran gedacht, einen professionellen Vermarkter zu engagieren?

Das wäre eine Möglichkeit. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass alle in der Bloglandschaft so furchtbar vermarktet sind. Ich verstehe nicht, wie es zum Beispiel Netzpolitik nicht hinkriegt, obwohl sie sich über Zeit Online vermarkten. Viele aus der Blogger-Szene wollen ja auch keine Anzeigen.

Und Du schon?

“Ich muss überhaupt keine Angst haben, meine Unabhängigkeit zu verlieren.” Ja, denn ich habe die Möglichkeit entweder permanent meine Leser anzubetteln oder ich lasse mich von Anzeigenkunden für eine sehr klare Leistung bezahlen, nämlich Reichweite. Dadurch dass ich keine großen Einzelkunden habe, muss ich dabei überhaupt keine Angst haben, meine Unabhängigkeit zu verlieren. Selbst die, die ich durch den Kakao gezogen habe, schalten durch die automatisierte Lösung Werbung bei mir, ohne es zu wissen. Das macht auch ziemlich frei.

Im April 2013 hattest Du 5.378.304 Seitenaufrufe. Wie wird man als Einzelperson so erfolgreich?

Mit mir selbst unerklärlicher Hartnäckigkeit. Ich habe ja nicht erfolgreich angefangen, sondern ganz furchtbar schlecht. Ich war ein fauler Mensch, aber habe konsequent weiter gemacht und bin irgendwann besser geworden. Ich arbeite seit fast fünf Jahren sehr konstant und die Leser schätzen diese Kontinuität. Ich bin auch im Vergleich zu früher gut geworden.

Woher kommen Deine Besucher?

“Die sozialen Netzwerke sind ein großer Freund der Satire.”Hauptsächlich über Facebook, denn die sozialen Netzwerke sind ein großer Freund der Satire. Es kommt auch viel über Google. Meistens aber wird direkt nach dem Postillon gegoogelt. Ich glaube auch nicht, dass die Nutzer die zum Beispiel nach MILF suchen und zum mir kommen dann lange bleiben. Google Plus macht nur einen winzigen Bruchteil aus, Twitter auch. Aber der Traffic, der über Facebook kommt, ist schon fast bizarr. Meiner Erfahrung nach eignen sich Satireartikel unfassbar gut, um auf Facebook geteilt zu werden. Geteilt wird alles, was lustig ist oder die Leute wütend macht.

So wie Dein bekannter Artikel Linie übertreten: Rekordsprung aus 39 Kilometern Höhe für ungültig erklärt über den Stunt von Felix Baumgartner…

Das war wie eine Lawine. Ein paar Leser haben nicht verstanden, worum es geht und sich aufgeregt, andere sich köstlich amüsiert und es geteilt. Und immer wenn ich dachte, da geht nicht noch mehr, kamen wieder neue Besucher. Das waren unfassbare Zahlen. Insgesamt hatte ich durch den Baumgartner-Artikel an einem Tag so viele Besucher wie sonst in einem Monat – und übrigens auch an einem Tag die Einnahmen eines ganzen Monats.

Wann kommst Du dann überhaupt noch zum Schreiben?

Das ganze Drumherum ist gar nicht so viel Arbeit. Die Vermarktung ist ja weitestgehend automatisiert und kostet mich vielleicht eine halbe Stunde am Tag. Aber natürlich ist Der Postillon ein Vollzeit-Job, da muss man sich keine Illusionen machen. Meine Kernarbeitszeit liegt zwischen 9 und 15 Uhr und ein bisschen mache ich auch am Wochenende.

Also Stress pur?

“Mein Büro ist im Kinderzimmer meiner Tochter.”Nein, überhaupt nicht. Der Postillon gibt mir die größtmögliche persönliche Freiheit. Dank der Einnahmen aus meiner Seite muss ich mir geldtechnisch keinen Stress machen – und habe auch kaum Ausgaben. Ich zahle 10 Dollar im Jahr für die Domain, hinzu kommen die Internetkosten und mein Computer. Und mein Büro ist zuhause im Kinderzimmer meiner Tochter.

Im Kinderzimmer?

Ja, meine Tochter ist gerade ein Jahr alt und braucht noch nicht so viel Platz. Die eine Hälfte ist Kinderzimmer, die andere die Postillon-Redaktion.

Denkst Du darüber nach, weitere Redakteure für den Postillon anzuheuern?

Ja. Durch die verbesserten Einnahmen kann ich jetzt aber auch öfters Texte von freien Mitarbeitern veröffentlichen und angemessen honorieren.

Findet man denn so einfach freie Mitarbeiter, die Satire schreiben können?

Nein, das ist extrem schwer. Aber ich habe inzwischen einen jungen Kollegen gefunden, der in die richtige Richtung geht. Ihn will ich fördern.

Wie kommst Du eigentlich auf deine Themen?

“Am schwierigsten ist die Idee, das Ausgestalten ist dann gelernte Routine.”Durch Überlegen. Ich konsumiere unglaublich viele Nachrichten und lese alle anderen Satireseiten. Ich möchte die Mechaniken verinnerlichen, wie man Satire aufbauen kann. Es gibt so viele Wege – vom Sarkasmus, über die Absurdität bis hin zur Übertreibung. Ich habe auch einen kleinen Vorrat an Not-Texten und halbfertig geschriebenen Artikeln, die ich einsetze, wenn es keine aktuellen Themen gibt oder mir nichts einfällt. Im Idealfall habe ich zwischen 11:30 und 12:30 Uhr entschieden, was geschrieben werden muss und kann es gegen 14 Uhr rauszuhauen. Am schwierigsten ist tatsächlich die Idee, das Ausgestalten ist dann gelernte Routine.

Wie viele Artikel veröffentlichst Du pro Tag?

Werktäglich erscheint ein Hauptartikel, dann dreimal wöchentlich ein Newsticker aus Vorschlägen von Lesern. Der Newsticker ist völlig ungeplant eine echte Crowdgeschichte geworden. Ich suche nur noch die besten Leser-Vorschläge aus. Am Wochenende gibt es dann die Linksammlung und die Sonntagsfrage. Und manchmal veröffentliche ich noch einen Archivartikel.

Auf Lousy Pennies haben wir unseren Lesern empfohlen, zur Marke zu werden. Viele erfolgreiche Blogger haben inzwischen einen echten Promi-Status. Wie siehst Du das?

“Ich möchte als Person nicht prominent sein.” Ich habe überhaupt keine Lust, ein Promi zu sein. Ich gehe auch nicht auf jede Veranstaltung und habe wenig Lust, irgendwo zu sprechen. Ich versuche mich da raus zu halten und möchte als Person nicht prominent sein. Ich mache gerne meine Arbeit hinter dem Rechner und bin heilfroh, dass ich in keiner Weise prominent bin.

Außerdem empfehlen wir immer, mit einer klaren Strategie zu starten…

Ich hatte keinen großen Masterplan, als ich angefangen habe. Aber habe mich natürlich an großen Sachen orientiert. Ich habe mit einer Arbeit begonnen, die ich gar nicht konnte. Ich habe dann so lange gearbeitet, bis ich es konnte. In dieser Zeit habe ich viele Konkurrenten erlebt, die an mir vorbei gezogen sind. Aber die meisten haben irgendwann keine Lust mehr und hören schnell wieder auf. Ich haben einfach konsequent und durchgängig weiter gemacht und mir eine Art Community aufgebaut.

Hast Du heute ein konkretes Ziel?

Ich hoffe, dass Der Postillon noch mehr auf die Spur kommt, etwa mit Postillon-Nachrichten im Fernsehen. Es gibt ja schon die Postillon 24 Nachrichten auf Youtube. Es wäre wirklich cool, wenn der Postillon zu einer Satire-Institution mit einer Art Redaktion wird – mit mir als Chefredakteur.

Was wäre, wenn ein großer Verlag kommt und sagt, er möchte den Postillon kaufen?

Nee, da hätten die schlechte Karten. Es gab eine Phase, wo es schön gewesen wäre, für die Titanic zu arbeiten. Aber heute hätte das keinen Vorteil mehr, ich würde nur Unabhängigkeit verlieren. Es ist eine sehr luxuriöse Position, das jetzt sagen zu können.

Andere haben diesen Schritt aber gemacht…

Ja, zum Beispiel die Huffington Post. Ich finde es lächerlich, was da passiert ist. Die HuffPo war linksliberal und hat davon gelebt, dass sehr viele Blogger frei und kostenlos für sie geschrieben haben. Jetzt schlüpft sie in Deutschland unter die Fittiche von Burda. Ich finde, das passt nicht zusammen und kann mir nicht vorstellen, dass es funktioniert. Ich bin aber gespannt.

Was würdest Du Kollegen aus den Medien empfehlen?

“Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass man Online Geld verdienen kann.”Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass man Online Geld verdienen kann. Ich glaube, die Zeiten sind vorbei, in denen man als Journalist einfach geschrieben und sich an einen Verlag angelehnt hat. Ich kann schwer nachvollziehen, dass sich Journalisten bis heute nicht ums Geld kümmern. Ich sage jetzt nicht, dass man im Internet gefällig und nur für die Anzeigenkunden schreiben muss, aber man sollte sich damit beschäftigen, wie das journalistische Arbeiten und das Geldverdienen zusammenhängen.

Was wäre der erste Schritt?

Ich wundere mich, dass heute nicht jeder Journalist seine eigene Webseite hat und damit anfängt, sich eine Followerschaft aufzubauen. Stattdessen liefern sie sich weiter den Verlagen aus. Ich finde, dass man sich zumindest parallel was aufbauen sollte.

Viele haben dabei Angst vor gerichtlichem Ärger. Ich könnte mir vorstellen, dass Du als Satiremacher schon die eine oder andere Klage am Hals hattest.

Es gab ein paar winzig kleine Sachen, die nicht mal zur Anekdote reichen. Mittlerweile denke ich, wenn ich mich über jemanden lustig mache und er verklagt mich, dann wäre das eher zu seinem Schaden. Der Papst hat ja auch festgestellt, dass es sich nicht lohnt, die Titanic zu verklagen. Ich hatte früher tatsächlich unglaublich Angst davor, verklagt zu werden und bin überrascht, dass es nicht passiert ist. Ich glaube aber auch, dass ich nicht zu persönlich werde und meine Texte meistens klar als Satire erkennbar sind.

Lieber Stefan, herzlichen Dank für das Interview.

Über Stefan Sichermann

Nach dem Geschichtsstudium entschied sich Stefan Sichermann gegen eine Promotion und für einen Job in einer Werbeagentur. Im Jahr 2008 gründete er nebenbei “Der Postillon” und fing an für das Bildblog zu schreiben. Im April 2011 hing er den Job bei der Agentur an den Nagel, beantragte den Gründungszuschuss bei der Arbeitsagentur und startete hauptberuflich mit seiner Seite, die heute zu den erfolgreichsten Satireseiten gehört.

Karin Hertzer: Eine Gesundheits-Journalistin spricht über ihre Online-Strategie

Ihr Thema ist das Frieren und Schwitzen. Dabei geht die Journalistin in und um das Internet so professionell und strategisch vor, dass sicher jeder etwas von ihr lernen kann.

Karin Hertzer ist eine echte Macherin. Das zeigt sie gerade wieder im Internet: Seit Dezember 2012 ist sie mit ihrer neuen Seite Warm-up & Cool down online – und selten habe ich eine freie Journalistin erlebt, die dabei zielstrebiger ans Werk geht als Karin: Sie hat eine super professionelle WordPress-Seite, Visiten- und Akquise-Karten, Giveaways, Briefpapier und eine selbst produzierte Broschüre.

Alles dreht sich um das Thema, auf das sie sich spezialisiert hat und zu dem sie schon drei Bücher veröffentlicht hat: das Frieren. Für ihren Blog hat sie jetzt noch das Thema Schwitzen hinzugenommen, damit sie rund ums Jahr berichten und Tipps geben kann.

Wir haben uns kennengelernt, als Karin eine Veranstaltung zum Thema “Warum lohnt sich das Bloggen?” für den Journalistinnenbund und die Bücherfrauen in München moderierte und mich dafür als Podiumsgast einlud.

Danach wollte ich unbedingt mehr erfahren und habe Karin deshalb interviewt…

InfoBroschuereKarin-Hertzer

“Wenn ich für meinen Blog schreibe, flutscht es ganz anders”

Hallo Karin, sag mal, darf ich eigentlich unseren Lesern Dein Alter verraten?

Naja, sagen wir es mal so: Ich habe studiert, ein Referendariat und ein Volontariat gemacht und bin seit 26 Jahren berufstätig. Aber warum ist das so wichtig?

Ganz einfach: Weil ich immer wieder von Kollegen und Kolleginnen Sätze höre wie “Ach, für das Internet bin ich doch schon viel zu alt. Da verstehe ich doch nichts davon.” Und das sagen auch Kollegen, die noch ein Stück jünger sind…

“Wenn Du eine Idee hast, dann nimm es doch selbst in die Hand.”…ach, das ist so typisch Deutsch. Ich habe als junge Lehrerin zwei Jahre in den USA gelebt und dabei etwas von den Amerikanern gelernt, was mir bis heute hilft: “Wenn du eine Idee hast und es gibt das Projekt noch nicht so, wie du es dir vorstellst, dann nimm es doch selbst in die Hand.“ Genauso war es auch mit Warm-up & Cool-down.

Na ja, nachdem ich mir deinen Web-Auftritt und die vielen Info-Materialien angesehen habe, sieht das für mich aber nicht nach einem Impulsprojekt aus. Das wirkt hochprofessionell.

Das soll es ja auch. Zum einen macht mir das ganze Marketing drumherum richtig Spaß, zum anderen trete ich als Firma viel professioneller auf, wenn ich eine gute Webseite und dazu passendes Briefpapier, eine schöne Mailvorlage, Info-Broschüren und Visitenkarten habe. Dann kommen auch die Firmen ganz anders auf mich zu.

Warum sollen die Firmen auf Dich zukommen?

Karin Hertzer: Warm-up & Cool Down

Karin Hertzer: Warm-up & Cool Down

Das ist mein Geschäftsmodell. Ich möchte mit meiner Webseite Firmen auf mich aufmerksam machen, die sich auf Produkte und Dienstleistungen rund ums Frieren und Schwitzen spezialisiert haben.

Bei meinen Recherchen habe ich in meinem Themenbereich mehr als 100 Firmen gefunden. In den Katalogen, auf der Firmen-Webseite und in der Pressearbeit setzen viele nur auf ihre Produkte, aber kaum auf das Wohlfühlen bei Kälte und Hitze – und im Social Media Bereich könnten sich die meisten Firmen auch noch viel breiter aufstellen.

Und wie verdienst Du dann Dein Geld?

Mit der Beratung von Firmen, mit Texten für Webseiten, Flyer, Broschüren, mit Marketing, Pressearbeit, Online-PR und mit Events.

Events?

Ja, das ist meine Spezialität. Aktuell veranstalte ich einen Chili-Anbauwettbewerb. Dafür habe ich nicht nur 30 Teilnehmer unter meinen Leseren und mit Alexander Hicks und Kati Bülow zwei Chili-Coaches gewonnen, sondern auch 23 Firmen, die Preise gesponsert haben. Das läuft alles wunderbar an und würde auch in größerem Rahmen auf Firmen-Websites funktionieren.

Jetzt kommt die Killer-Frage, die ich selbst auch immer wieder von Kollegen höre: Bist Du eigentlich noch Journalistin?

“Meines Wissens bin ich die einzige Gesundheitsjournalistin in Deutschland, die sich auf das Thema Frieren und Schwitzen spezialisiert hat.” Ja natürlich, ich schreibe regelmäßig Texte für Print- und Onlinemedien und Agenturen, moderiere, übernehme die Text- und Pressearbeit für Ärzte und Therapeuten, arbeite als externe Pressefrau für eine Münchner Klinik und habe zwölf Bücher veröffentlicht.

Dieses Spektrum finde ich spannend und als Selbständige notwendig, um auf die Angebote des Markts flexibel reagieren zu können. Hinzu kommt nun noch meine persönlichen Nische: Meines Wissens bin ich nämlich die einzige Gesundheitsjournalistin in Deutschland, die sich auf die Themen Frieren und Schwitzen spezialisiert hat.

Warum ist das so ein spannendes Thema?

Weil wir alle das kennen. Wenn ich zum Beispiel den ganzen Tag ruhig an meinem Schreibtisch sitze, dann kühle ich aus, weil mein Kreislauf in den Keller geht. Dann möchte ich wissen, wie ich es vermeiden kann, kalte Füße zu bekommen. Im Sommer und bei großem Stress schwitzen wir, da brauchen wir Tipps, wie wir uns abkühlen können.

Über das Thema Frieren habe ich in den vergangenen Jahren drei Bücher bei drei Verlagen veröffentlicht und viel Pressearbeit dazu gemacht. Das Thema Schwitzen kam erst später hinzu. Beides zusammen ist ein riesiges Themenfeld rund ums Wohlfühlen, um Wellness, die Psyche, Chilis, energieeffizientes Bauen, Heizen, Sanieren und um das Wetter..

Warum hast Du jetzt den Schritt ins Internet gemacht?

Info-Broschüre von Karin Hertzer

Info-Broschüre von Karin Hertzer

Nun ich twittere schon seit drei Jahren, bin auch auf Facebook und Google+ unterwegs, habe eine Webseite für meine Angebote als Gesundheitsjournalistin und hatte bisher auch die Seite Bibber-di-bibber.de rund ums Frieren.

Mit dem Umzug auf Warm-up&Cool-down erweitere ich mein Spektrum, das mit meinen Buchveröffentlichungen und Fachartikeln in den letzten fünf Jahren organisch gewachsen ist, und baue mir damit ein zweites, berufliches Standbein auf.

Mir ist natürlich klar, dass das nicht von heute auf morgen funktionieren wird – und damit es von Anfang an professionell ist, habe ich auch Geld für das Design und mein Marketing in die Hand genommen.

Du hast jetzt auch gerade die Google+ Gruppe “Profi-Blogger” gegründet. Warum?

Weil ich finde, dass noch viel mehr Kolleginnen und Kollegen den Schritt ins Internet gehen sollten. Ich wollte eine neue Plattform schaffen, auf der wir uns austauschen können. Journalisten und Blogger sind herzlich eingeladen, sich dort einzubringen.

Wie misst Du deinen Erfolg?

“Die vielen Besucher und ihre Kommentare zeigen mir, dass meine Seite angenommen wird.”Im ersten Schritt über meine Webseite. Im April hatte ich 5422 Besuche auf meiner Seite. Außerdem habe ich nun schon 150 Kommentare inklusive Antworten. Das zeigt mir, dass mein Blog angenommen wird. Bis sich der Erfolg auch in Geld messen lassen wird, vergeht sicher noch ein bisschen Zeit.

Und bis dahin…

…freue ich mich jeden Tag über alles, was ich rund um mein Thema entdecke und verwirklichen kann. Wenn ich für den Blog schreibe – inzwischen nun schon rund 60 Texte –, kann ich frei entscheiden, in welcher Reihenfolge ich die Themen angehe und welche Schwerpunkte ich setze.

Du gehst ja sehr strategisch vor. Was sind denn die nächsten Punkte in Deiner Planung?

Karin Hertzer

Karin Hertzer

Kooperationspartner wie den Energie-Blogger Andreas Kühl und meine Chili-Coaches habe ich ja schon. Es macht unglaublich viel Spaß, das Projekt mit ihnen zusammen voranzubringen. Zukünftig würde ich den Blog aber gern zu zweit machen, weil ich allein nicht mehr alles schaffen kann, was ich mir vorgenommen habe.

Und wie sieht es mit den Lousy Pennies aus?

“Es wäre schön, einen Sponsor zu finden, der bereit ist, das Blog zu finanzieren.”  Da wäre es natürlich schön, einen Sponsor zu finden, der bereit ist, den Blog zu finanzieren. Eventuell auch mehrere Werbepartner für die künftigen Events. Da bin ich bereits in der Akquise, freue mich aber natürlich sehr, wenn mich jemand weiter empfiehlt.

Liebe Karin, das werden wir sicher tun. Viel Erfolg noch mit Deinem Projekt!

Der erste Krautreporter erzählt: Taiwanreporter Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen hat es geschafft. Der 36-jährige Taiwanreporter ist der erste Journalist, der auf Krautreporter.de ein Projekt verwirklichen konnte. Insgesamt 2445 Euro kamen durch Crowdsourcing zusammen – was heißt, dass 60 Unterstützer zwischen 10 und 500 Euro spendeten. Damit kann er nun sein Buchprojekt “Formosa! Das ist Taiwan” starten.

Kurz nach dem erfolgreichen Crowdsourcing-Abschluss haben wir ein Interview führen können.

“Für erfolgreiches Crowdsourcing muss man eine ordentliche Gegenleistung bieten”

Hallo Klaus, herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Projekt! Wie bist Du denn darauf gekommen, Dein Buch per Crowdfunding auf Krautreporter zu finanzieren?

Nun ja, ich hatte ja schon zwei Bücher auf der Selfpublishing-Plattform Blurb veröffentlicht (Hier sein Gastbeitrag auf Medialdigital.de darüber) und wollte das wieder machen. Nachdem sich aber mein letztes englisch-chinesisches Buch “Taiwan: Snapshots of Democracy in Action” nicht so gut verkauft hat, habe ich mir die Frage gestellt: “Was ist, wenn das keiner will?”

Also hast Du quasi die Crowd gefragt…

Ja. Denn durch das erfolgreiche Projekt weiß ich nun, dass es einen Markt gibt. Ich weiß jetzt, das es Leute gibt, die ein ernsthaftes Interesse an meinem Buch haben und es gedruckt sehen möchten. Das ist ein tolles Gefühl.

Du bist nun sogar der Erste, der es geschafft hat. War das Strategie, ganz früh auf Krautreporter loszulegen?

Nun ja, ich dachte mir, je früher ich dabei bin, umso größer ist die Aufmerksamkeit. Ich habe dann auch schon in der Beta-Phase per E-Mail und Skype direkten Kontakt mit Sebastian Esser aufgenommen, dem Gründer von Krautreporter. Das war eine gute Zusammenarbeit, bei der wir zum Beispiel auch einige kleine Optimierungen an Krautreporter vornehmen konnten.

Formosa! Das ist Taiwan

Formosa! Das ist Taiwan – das neue Buch von Klaus Bardenhagen

Ein anderer “Early Bird”, Julian Heck, ist ja leider gescheitert, er fand nicht genug Spender für sein Projekt. Was war Dein Erfolgsgeheimnis?

Ich glaube nicht, dass man das mit dem Projekt von Julian direkt vergleichen kann, aber ich habe schnell gelernt, dass man sich sehr genaue Gedanken machen muss. Ich glaube, dass man den Leuten auch für den Mindestbeitrag von “nur” 10 Euro schon eine ordentliche Gegenleistung bieten muss.

Was waren Deine Gegenleistungen?

Für 10 Euro gab es etwa meine beiden bisherigen Bücher und das neue Buch als E-Book und PDF-Datei. Die 25-Euro-Spender erhalten zusätzlich das frisch gedruckte Buch frei Haus geliefert. Je höher die Spende wurde, umso wertiger wurde die Gegenleistung – bis zu der Rückseite des Buches als ganzseitige Anzeige für 500 Euro. Tatsächlich fiel mir die Idee mit der Anzeigen-Vermarktung an Geschäftsleute erst in letzter Minute ein, das hat aber das ganze Projekt in die Gewinnzone gebracht. Geschäftsleute können das ja eventuell noch als Betriebsausgaben absetzen.

Das heißt, es hat also jemand die 500 Euro gespendet?

Ja, ein taiwanesischer Geschäftsmann, der in Deutschland lebt. Und ein anderer 300 Euro für eine halbseitige Anzeige im Inneren des Buches. Diese beiden Spenden haben das Buch über die Grenze von 2000 Euro gehoben.

Netzwerken und viele Zielgruppen ansprechen

Tschüss Deutschland – ni hao Taiwan

Tschüss Deutschland – ni hao Taiwan!

Gibt es noch andere Erfolgsgeheimnisse?

Du musst sehr gut netzwerken und möglichst viele Zielgruppen ansprechen.

Wen hast Du zum Beispiel angesprochen?

Natürlich alle meine Facebook-Fans/Freunde, Twitter-Follower, Kollegen und Freunde – aber auch alle anderen relevanten Multiplikatoren. Ich habe es zum Beispiel in den Newsletter des Konsulats von Taiwan geschafft.

Wer hat gespendet?

Von den Unterstützern kenn ich etwa ein Drittel persönlich und von einem weiteren Drittel weiß ich, dass es mir auf Facebook folgt. Aber etwa ein Drittel der Namen auf der Liste sagen mir gar nichts.

Was außer freundschaftlicher Verbundenheit hat diese Menschen dazu bewegt, für Dein Buchprojekt zu spenden?

Ich glaube, dass viele in Deutschland lebende Taiwanesen und deutsche Taiwan-Freunde unzufrieden damit sind, dass in Deutschland nur sehr wenig über Taiwan bekannt ist. Es gibt nämlich nur sehr wenige Informationen und zum Beispiel nur zwei Reiseführer. Durch die Schönwetter-Politik zwischen China und Taiwan ist Taiwan seit 2008 auch kaum mehr in den deutschen Medien präsent. Die berichten meist nur, wenn es eine Krise gibt, wir kennen das ja als Medienmacher.

“Mitte April möchte ich fertig sein”

Und wie geht es jetzt weiter mit Deinem Buch?

Ich werde es wieder über Blurb publizieren – und zwar schnell. Ich bin derzeit in Deutschland und möchte die fertig gedruckten Bücher noch persönlich einpacken und an die Spender schicken, bevor ich wieder zurück nach Taiwan fliege. Ich sitze gerade an den Texten und an den passenden Fotos und möchte bis Mitte April fertig sein.

Und dann hat sich die ganze Arbeit gelohnt?

Sicher nicht finanziell. Von 2445 Euro abzüglich 5 Prozent Provision an Krautreporter werde ich nicht reich. Vor allem muss ich davon ja noch alle Exemplare für die Unterstützer aus eigener Tasche bezahlen und verschicken. Ich mach das ja nicht, weil ich davon abhänge. Aber ich weiß schon jetzt, wo das Buch noch gar nicht gedruckt ist, dass ich es verkauft habe und Leser finde, die sich darüber freuen. Das ist doch toll.

Was ist Deine LousyPennies-Strategie? Willst Du bald von Büchern oder digitalen Medien leben können?

Die Reise geht auf alle Fälle dahin. Aber weder mit meinen Büchern noch mit meiner Webseite, Facebook oder Twitter verdiene ich aktuell mehr als ein paar Lousy Pennies, auch wenn ich natürlich verschiedene Monetarisierungswege wie etwa Flattr oder Adsense ausprobiere. Ich bin wie die meisten Journalisten auf längere Sicht noch auf die klassischen Medien angewiesen, für die ich ja auch sehr gerne arbeite. Ich glaube aber auch, dass man gar nicht früh genug in den digitalen Medien starten kann. Wie gut das funktionieren kann, zeigt zum Beispiel der Tech-Blogger Sascha Pallenberg, der wie ich aus Taiwan berichtet und seine Nische gefunden hat, mit der er richtig gutes Geld verdient. Mit Sascha als VJ habe ich bereits mehrere Fernsehbeiträge fürs ZDF gedreht. Für mich bleibt es noch lange eine Mischkalkulation, bei der die klassischen Medien überwiegen.

Lieber Klaus, herzlichen Dank für das Gespräch!

Taiwan: Snapshots od Democracy in Action

Taiwan: Snapshots od Democracy in Action

Über Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen (36) hat ein Hörfunk- und TV-Volontariat beim NDR absolviert. 2008 kam er für ein dreimonatiges Stipendium erstmals nach Taiwan, 2009 entschied er sich, als freier Journalist auf die Insel zu gehen. Aus Taipeh berichtet er hauptsächlich für Sender wie den Deutschlandfunk und die Deutsche Welle, schreibt aber auch für Zeitungen. Auf seiner Facebook-Seite folgen ihm fast 3000 Menschen, viele aus Taiwan, den USA und auch aus Deutschland. Auf Twitter hat er 1400 Follower. Auf www.taiwanreporter.de stehen seine Arbeitsproben und auf www.intaiwan.de bloggt er über seine Erlebnisse.

Das Bewerbungsvideo von Klaus für Krautreporter: